Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 18

 

18
Katharina Grosse
Ohne Titel, 2008.
Acryl und Sand auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 279.400

(inklusive Aufgeld)
Ohne Titel. 2008.
Acryl und Sand auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und mit der Werknummer "2008/ 1006 L". Ca. 393 x 500 cm (154,7 x 196,8 in).

• Imposante großformatige Arbeit von leuchtender Farbigkeit.
• Die Verwendung von Sand erzeugt eine besondere haptische Komponente und faszinierende Tiefenwirkung.
• Im Entstehungsjahr ist die Künstlerin u. a. in einer Ausstellung im Museum of Modern Art in New York vertreten.
• Katharina Grosse hat die Malerei durch ihre innovativen Techniken und ihre Herangehensweise an die Farbe wegweisend verändert
.

PROVENIENZ: Galerie Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien.
Privatsammlung Deutschland (seit 2008, direkt von der Vorgenannten erworben).

Grosses Malerei entsteht nicht nur auf Papier, auf Leinwänden und anderen tradierten Bildträgern, sondern auch auf meterlangen Stoffkonstruktionen, Gegenständen, Böden, Erdaufschüttungen, Rasenflächen, Wänden und Fassaden. Auf diese Weise nimmt sie ganze Räume und Örtlichkeiten ein, die sich durch ihr künstlerisches Eingreifen in überdimensionale Installationen verwandeln. Mit ebendiesen überbordenden, sich in alle Himmelsrichtungen und auf die umliegende Architektur ausbreitenden Farbflächen, mit diesen ungewöhnlichen Farbträgern, insbesondere aber mit ihrer unkonventionellen Art des Farbauftrags stellt die Künstlerin seit Jahren die herkömmliche Definition des tradierten Mediums der Malerei in Frage. Sie arbeitet in großen Dimensionen. Bei der Sydney-Biennale 1998 sprüht Grosse Farbe erstmals direkt auf architektonische Strukturen. In der viel besprochenen Ausstellung in Berlins Kunstmuseum Hamburger Bahnhof 2020/21 wurden plastische Gebilde aus Styropor aufgetürmt, über die sich die Farbflächen ziehen, diese kriechen über den Boden weiter nach draußen und nehmen auch die Außenwelt in Besitz. Durch architektonische Aufbauten oder die vorhandene Architektur kreiert Grosse ihre überdimensionalen Farbwelten. Bei ihren Leinwandbildern arbeitet sie ebenfalls gern in großen Formaten, wie die vorliegende Arbeit zeigt. Die Räumlichkeit jedoch in diesem 2-D-Medium erreicht sie durch technische Kniffe im Farbauftrag. Dies ist ähnlich spannend wie ihre imposanten Farbinstallationen. Die Farben, die Hauptakteure ihrer Kunst, erscheinen in verschiedenen Aggregatzuständen mal durch den Pinsel strukturiert, mal lasierend durchschimmernd, mal hingehaucht wie ein Nebel oder krustig aufgeworfen. Die Farbstrukturen scheinen über die Leinwand zu wachsen, durch die Leinwand hindurchzubrechen und den Bildraum für sich zu erobern. Man wird beim Betrachten gefangen genommen von der Magie der oszillierenden Farbwelt der Katharina Grosse. Die Vereinnahmung der Betrachter:innen durch das Werk wird dadurch verstärkt, dass das Bild unabgeschlossen, nach allen Bildseiten offen und fortsetzbar ist – die Ausdehnung des Farbkörpers über das eigentliche Bildformat scheint möglich. Es entstehen Farbräume, die unendlich zu sein scheinen. Grosses Malerei ist im Grunde stets eine Übermalung. Die überlagernden Farbstrukturen, die sie durch das Arbeiten in Schichten und mit Schablonen ereicht, erzeugen eine räumliche Tiefe. In der vorliegenden Arbeit von 2008 erzeugt sie einen 3-D-Effekt, in dem sie ihrer Malerei eine haptische Komponente hinzufügt und Sand auf die Leinwand aufträgt, diesen mit Farbpigmenten einfärbt. So schweben Farbschollen über das dynamisch bewegte Liniennetz. Grosses nähe zur Graffitikunst ist hier besonders gut sichtbar. Nicht nur der Farbauftrag an sich, sondern auch die dadurch resultierende linienartige Farbstruktur erinnert stark an diese junge Kunstform. Ihre Malerei hat eine expansive Kraft und bringt Bildräume hervor, die anders sind als die Räume unserer alltäglichen dreidimensionalen Welt. Katharina Grosse hat die Malerei durch ihre innovativen Techniken und ihre Herangehensweise an die Farbe wegweisend verändert und in der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst ein markantes Zeichen gesetzt. [SM]



18
Katharina Grosse
Ohne Titel, 2008.
Acryl und Sand auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 279.400

(inklusive Aufgeld)