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50
Georg Baselitz
Hofteich, 1975.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 700.000 Ergebnis:
€ 1.045.000 (inklusive Aufgeld)
Hofteich. 1975.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert, datiert "75 Nov Dez" und betitelt. 200 x 161 cm (78,7 x 63,3 in).
• Im Entstehungsjahr vertritt Georg Baselitz Deutschland auf der XIII. Biennale von São Paulo.
• Der Wald gehört in den 1960er und 1970er Jahren zu den wichtigsten Motiven des Künstlers – mit „Der Wald auf dem Kopf“ (Museum Ludwig, Köln) dreht er erstmals die Darstellung um 180 Grad.
• Die vertraute, nicht mehr erreichbare Landschaft seiner Kindheit, die er 1975 ausschließlich malt, stärkt seine einzigartige künstlerische Stimme.
• Das Centre Pompidou in Paris widmete Georg Baselitz jüngst (Oktober 2021 bis März 2022) eine umfassende Retrospektive.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
Die vorliegende Arbeit ist im Archiv Georg Baselitz, München, verzeichnet. Wir danken dem Archiv für die freundliche Auskunft.
PROVENIENZ: Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg.
Privatsammlung Süddeutschland (seit 1986, direkt vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Georg Baselitz. Bäume, Wiener Secession, Wien, 15.10.-23.11.1986, Kat.-Nr. 17 (m. Abb. S. 41).
German Art – Aspekte deutscher Kunst 1964-1994, Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg, Juli/August 1994.
LITERATUR: Richard Calvocoressi, Georg Baselitz: Deconstructing Memory, 2021, S. 169.
„Die Landschaft, die ich kenne, kann Modell werden. Die, die ich lediglich sehe, nicht.“
Georg Baselitz, zit. nach: Interview mit Heinz Peter Schwerfel, in: Detlev Gretenkort, Georg Baselitz, Gesammelte Schriften und Interviews, München 2011, S. 185.
„Der Gegenstand drückt gar nichts aus. Die Malerei ist kein Mittel zum Zweck. Im Gegenteil, die Malerei ist autonom. Und ich sagte mir: Wenn das der Fall ist, dann muss ich alles nehmen, was bisher Gegenstand der Malerei war – die Landschaft, das Porträt, den Akt, zum Beispiel – und es auf den Kopf stellen. Das ist der beste Weg, um die Darstellung vom Inhalt zu befreien.“
Zit. nach: Franz Dahlem, Georg Baselitz, Köln 1990, S. 88.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert, datiert "75 Nov Dez" und betitelt. 200 x 161 cm (78,7 x 63,3 in).
• Im Entstehungsjahr vertritt Georg Baselitz Deutschland auf der XIII. Biennale von São Paulo.
• Der Wald gehört in den 1960er und 1970er Jahren zu den wichtigsten Motiven des Künstlers – mit „Der Wald auf dem Kopf“ (Museum Ludwig, Köln) dreht er erstmals die Darstellung um 180 Grad.
• Die vertraute, nicht mehr erreichbare Landschaft seiner Kindheit, die er 1975 ausschließlich malt, stärkt seine einzigartige künstlerische Stimme.
• Das Centre Pompidou in Paris widmete Georg Baselitz jüngst (Oktober 2021 bis März 2022) eine umfassende Retrospektive.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
Die vorliegende Arbeit ist im Archiv Georg Baselitz, München, verzeichnet. Wir danken dem Archiv für die freundliche Auskunft.
PROVENIENZ: Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg.
Privatsammlung Süddeutschland (seit 1986, direkt vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Georg Baselitz. Bäume, Wiener Secession, Wien, 15.10.-23.11.1986, Kat.-Nr. 17 (m. Abb. S. 41).
German Art – Aspekte deutscher Kunst 1964-1994, Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg, Juli/August 1994.
LITERATUR: Richard Calvocoressi, Georg Baselitz: Deconstructing Memory, 2021, S. 169.
„Die Landschaft, die ich kenne, kann Modell werden. Die, die ich lediglich sehe, nicht.“
Georg Baselitz, zit. nach: Interview mit Heinz Peter Schwerfel, in: Detlev Gretenkort, Georg Baselitz, Gesammelte Schriften und Interviews, München 2011, S. 185.
„Der Gegenstand drückt gar nichts aus. Die Malerei ist kein Mittel zum Zweck. Im Gegenteil, die Malerei ist autonom. Und ich sagte mir: Wenn das der Fall ist, dann muss ich alles nehmen, was bisher Gegenstand der Malerei war – die Landschaft, das Porträt, den Akt, zum Beispiel – und es auf den Kopf stellen. Das ist der beste Weg, um die Darstellung vom Inhalt zu befreien.“
Zit. nach: Franz Dahlem, Georg Baselitz, Köln 1990, S. 88.
Georg Baselitz gilt als einer der wichtigsten Künstler der deutschen Gegenwartskunst. Einer gestisch expressiven, figurativen Malerei verhaftet, zeugen seine Arbeiten mit ihren unterschiedlichen Ansätzen und Motiven von großer Varianz. In seinem Werk gelingt es ihm, kunsthistorische Traditionen zu zitieren und diese gleichzeitig vollkommen hinter sich zu lassen wie auch fortzuschreiben. Georg Baselitz wird im Jahr vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geboren und wächst im Schatten der schrecklichen Ereignisse des Krieges auf. Sein Malerei-Studium beginnt er zunächst in Ost-Berlin, 1957–1962 setzt Baselitz seine Ausbildung an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg fort. Einer seiner Lehrer wird Hann Trier. Er wird 1958 Staatsbürger der BRD und durch den Mauerbau 1961 bleibt ihm die alte Heimat verwehrt. Eine bewegte deutsche Biografie.
In einer Phase intensiver Experimente setzt sich Baselitz mit seiner eigenen nationalen und künstlerischen Identität auseinander. Die Themen deutsche Identität, Geschichte und kollektives Gedächtnis ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Mit seinen Arbeiten will Baselitz gegen festgelegte Kategorien und Regelmäßigkeiten verstoßen, seine Malerei richtet sich gegen die gängigen Vorstellungen von Kunst. 1963 werden in der Galerie Werner & Katz in Berlin die beiden Gemälde "Die große Nacht im Eimer" und "Der nackte Mann", die einen Skandal auslösen, von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Ein anhängiges Verfahren wegen Pornografie wird 1965 eingestellt. 1969 entsteht das erste Gemälde, in welchem der Künstler das Motiv auf den Kopf stellt. Dieser progressive Schritt, der schließlich zu Baselitz’ künstlerischem Markenzeichen wird und ihm einen festen Platz in der Kunstgeschichte der deutschen Nachkriegsmoderne sichert, gleicht einem malerischen Befreiungsakt.
Der Wald als Teil der deutschen Identität
Vor allem dem nordischen Menschen wird eine tiefe Verbundenheit mit dem Wald nachgesagt. Der Wald wird besungen, bedichtet und malerisch festgehalten, als Sehnsuchtsort, als Ort der Stille, des Rückzugs und der Kraft. In höherem Maße hat die Romantik diese Verbundenheit besonders der deutschen Identität mit dem Wald geprägt. Im Katalog der Baselitz-Ausstellung in London 2007 wird Elias Canetti hierzu zitiert: "In keiner modernen Nation der Welt ist der Geist der Identifikation mit dem Wald [Waldgefühl] so lebendig geblieben" (E. Canetti, zit. in: N. Rosenthal (Hrsg.), Georg Baselitz, Ausst.-Kat. Royal Academy of Arts, London 2007, S. 121). In seinem Werk hat sich Georg Baselitz nicht nur intensiv mit der deutschen Geschichte, der Frage der Identität und seiner eigenen Biografie auseinandergesetzt, sondern das Erbe der Kunstgeschichte darüber hinaus stets in sein Bilddenken eingebunden. Sein Onkel Wilhelm macht ihn auf den Maler des 19. Jahrhunderts Ferdinand von Rayski aufmerksam. Er nimmt ihn mit in die Galerie Neue Meister in Dresden, wo er Werke des Künstlers im Original sieht. "Mein Onkel [ein Pfarrer in Dresden] [..] zeigte mir die Museen in Dresden und erzählte mir von der Kunstgeschichte. Er war der erste, der mir Bilder von Ferdinand von Rayski gezeigt hat." (Georg Baselitz, zit. in: Detlev Gretenkort (Hrsg.), Georg Baselitz: Collected Writings and Interviews, London 2010, S. 153). Einerseits repräsentieren Rayskis Wälder eine bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende naturalistische Maltradition, andererseits kristallisierten sich in Rayskis sächsischen Landschaften Orte der Kindheit heraus, die für Baselitz nach seiner Übersiedlung nach West-Berlin und durch den Bau der Berliner Mauer 1961 unzugänglich wurden. Caspar David Friedrichs Malerei ist für Baselitz eine weitere, wichtige Orientierung. Friedrich konstruiert Landschaften und idealisiert die tatsächlichen Gegebenheiten: „Eine Landschaft ist ein Seelenzustand. Der Mensch soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht“. Dieses radikale Umdenken ist für Baselitz, dem es um die Landschaft seiner Erinnerung geht, von entscheidender Bedeutung und Grund für eine lebenslange Auseinandersetzung.
1975 kaufen Georg Baselitz und Elke das Schloss Derneburg, eine von Wasser umgebene historische Anlage in Niedersachsen. Das ganze Jahr hindurch, selbst bei seinem Aufenthalt in New York, malt Baselitz ausschließlich die sächsischen Landschaften seiner Kindheit. "Hofteich" von 1975 ist ein herausragendes Beispiel für Baselitz’ Landschaftsbilder der 1970er Jahre. Mit den traditionellen Regeln der Bildperspektive wird gebrochen, indem er den Wald auf den Kopf stellt und eine alternative Darstellungsweise entwickelt: Er verzerrt die Landschaft durch die Ausrichtung auf der Leinwand und erschüttert damit unsere Seherfahrungen. Aus der Bildtradition der Romantik und dem vertrauten Motiv der Kindheit entwickelt Baselitz seine bahnbrechende Bildsprache, die sich zwischen Realismus und Abstraktion einordnet.
Das Vertraute wird zum Modell
Je einfacher und vertrauter die Motive für den Künstler sind, umso besser kann er sich voller Intensität der Form und Farbe widmen. Das Vertraute wird zum sicheren Fundament, um Neues, Bahnbrechendes zu wagen. Seit den 1970er Jahren setzt Baselitz Geste, Farbe und Materialität ein, um seinen Werken ein neues Gefühl von Rohheit, Direktheit und struktureller Dimension zu verleihen. Die Farbe wird frei und unmittelbar auf die Leinwand gebracht. Nach einer Phase der Fingermalerei, die seine Bildsprache filigraner machte, wird sein Malstil wieder kräftiger und eindringlicher. Er greift wieder verstärkt zum Pinsel, den er in leidenschaftlicher Gestik und starkem Duktus über die Leinwand führt. Man spürt die Emotionalität, mit der er sich an der Landschaft seiner Kindheit regelrecht abarbeitet. Dabei gewinnt die Malerei an Eigenwert, den Betrachter:innen wird die physische Handlung des Malens vor Augen geführt. Es sind Laufspuren, Kratzspuren durch Pinselgriffe, Fingerspuren und breite Pinselstriche sichtbar. So bildet sich ein Dickicht aus Farben in Form von nahansichtig wiedergegebenem Gebüsch und Bäumen. Die Komposition wird nicht vom Bildrand begrenzt, sie ist frei mit weiß gebliebenem Rand in Szene gesetzt und das Medium Malerei kann spürbar werden. Eine seiner frühen Landschaftsdarstellungen, "Fingermalerei – Birken" aus dem Jahr 1972, ist noch im Entstehungsjahr auf der documenta 5 ausgestellt. Die Resonanz war überwältigend und man spürte, dass das auf den ersten Blick so harmlose und zutiefst deutsche Motiv des Waldes in der Lage ist, ein neues Kapitel der Malerei zu öffnen. Baselitz findet zu einer Zeit, als die amerikanische Pop-Art und das in Frankreich verwurzelte Informel die Szene dominieren, einen neuen Weg der gegenständlichen Kunst, die fern jeglicher Ideologie ihre malerische Kraft entfaltet. [SM]
In einer Phase intensiver Experimente setzt sich Baselitz mit seiner eigenen nationalen und künstlerischen Identität auseinander. Die Themen deutsche Identität, Geschichte und kollektives Gedächtnis ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Mit seinen Arbeiten will Baselitz gegen festgelegte Kategorien und Regelmäßigkeiten verstoßen, seine Malerei richtet sich gegen die gängigen Vorstellungen von Kunst. 1963 werden in der Galerie Werner & Katz in Berlin die beiden Gemälde "Die große Nacht im Eimer" und "Der nackte Mann", die einen Skandal auslösen, von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Ein anhängiges Verfahren wegen Pornografie wird 1965 eingestellt. 1969 entsteht das erste Gemälde, in welchem der Künstler das Motiv auf den Kopf stellt. Dieser progressive Schritt, der schließlich zu Baselitz’ künstlerischem Markenzeichen wird und ihm einen festen Platz in der Kunstgeschichte der deutschen Nachkriegsmoderne sichert, gleicht einem malerischen Befreiungsakt.
Der Wald als Teil der deutschen Identität
Vor allem dem nordischen Menschen wird eine tiefe Verbundenheit mit dem Wald nachgesagt. Der Wald wird besungen, bedichtet und malerisch festgehalten, als Sehnsuchtsort, als Ort der Stille, des Rückzugs und der Kraft. In höherem Maße hat die Romantik diese Verbundenheit besonders der deutschen Identität mit dem Wald geprägt. Im Katalog der Baselitz-Ausstellung in London 2007 wird Elias Canetti hierzu zitiert: "In keiner modernen Nation der Welt ist der Geist der Identifikation mit dem Wald [Waldgefühl] so lebendig geblieben" (E. Canetti, zit. in: N. Rosenthal (Hrsg.), Georg Baselitz, Ausst.-Kat. Royal Academy of Arts, London 2007, S. 121). In seinem Werk hat sich Georg Baselitz nicht nur intensiv mit der deutschen Geschichte, der Frage der Identität und seiner eigenen Biografie auseinandergesetzt, sondern das Erbe der Kunstgeschichte darüber hinaus stets in sein Bilddenken eingebunden. Sein Onkel Wilhelm macht ihn auf den Maler des 19. Jahrhunderts Ferdinand von Rayski aufmerksam. Er nimmt ihn mit in die Galerie Neue Meister in Dresden, wo er Werke des Künstlers im Original sieht. "Mein Onkel [ein Pfarrer in Dresden] [..] zeigte mir die Museen in Dresden und erzählte mir von der Kunstgeschichte. Er war der erste, der mir Bilder von Ferdinand von Rayski gezeigt hat." (Georg Baselitz, zit. in: Detlev Gretenkort (Hrsg.), Georg Baselitz: Collected Writings and Interviews, London 2010, S. 153). Einerseits repräsentieren Rayskis Wälder eine bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende naturalistische Maltradition, andererseits kristallisierten sich in Rayskis sächsischen Landschaften Orte der Kindheit heraus, die für Baselitz nach seiner Übersiedlung nach West-Berlin und durch den Bau der Berliner Mauer 1961 unzugänglich wurden. Caspar David Friedrichs Malerei ist für Baselitz eine weitere, wichtige Orientierung. Friedrich konstruiert Landschaften und idealisiert die tatsächlichen Gegebenheiten: „Eine Landschaft ist ein Seelenzustand. Der Mensch soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht“. Dieses radikale Umdenken ist für Baselitz, dem es um die Landschaft seiner Erinnerung geht, von entscheidender Bedeutung und Grund für eine lebenslange Auseinandersetzung.
1975 kaufen Georg Baselitz und Elke das Schloss Derneburg, eine von Wasser umgebene historische Anlage in Niedersachsen. Das ganze Jahr hindurch, selbst bei seinem Aufenthalt in New York, malt Baselitz ausschließlich die sächsischen Landschaften seiner Kindheit. "Hofteich" von 1975 ist ein herausragendes Beispiel für Baselitz’ Landschaftsbilder der 1970er Jahre. Mit den traditionellen Regeln der Bildperspektive wird gebrochen, indem er den Wald auf den Kopf stellt und eine alternative Darstellungsweise entwickelt: Er verzerrt die Landschaft durch die Ausrichtung auf der Leinwand und erschüttert damit unsere Seherfahrungen. Aus der Bildtradition der Romantik und dem vertrauten Motiv der Kindheit entwickelt Baselitz seine bahnbrechende Bildsprache, die sich zwischen Realismus und Abstraktion einordnet.
Das Vertraute wird zum Modell
Je einfacher und vertrauter die Motive für den Künstler sind, umso besser kann er sich voller Intensität der Form und Farbe widmen. Das Vertraute wird zum sicheren Fundament, um Neues, Bahnbrechendes zu wagen. Seit den 1970er Jahren setzt Baselitz Geste, Farbe und Materialität ein, um seinen Werken ein neues Gefühl von Rohheit, Direktheit und struktureller Dimension zu verleihen. Die Farbe wird frei und unmittelbar auf die Leinwand gebracht. Nach einer Phase der Fingermalerei, die seine Bildsprache filigraner machte, wird sein Malstil wieder kräftiger und eindringlicher. Er greift wieder verstärkt zum Pinsel, den er in leidenschaftlicher Gestik und starkem Duktus über die Leinwand führt. Man spürt die Emotionalität, mit der er sich an der Landschaft seiner Kindheit regelrecht abarbeitet. Dabei gewinnt die Malerei an Eigenwert, den Betrachter:innen wird die physische Handlung des Malens vor Augen geführt. Es sind Laufspuren, Kratzspuren durch Pinselgriffe, Fingerspuren und breite Pinselstriche sichtbar. So bildet sich ein Dickicht aus Farben in Form von nahansichtig wiedergegebenem Gebüsch und Bäumen. Die Komposition wird nicht vom Bildrand begrenzt, sie ist frei mit weiß gebliebenem Rand in Szene gesetzt und das Medium Malerei kann spürbar werden. Eine seiner frühen Landschaftsdarstellungen, "Fingermalerei – Birken" aus dem Jahr 1972, ist noch im Entstehungsjahr auf der documenta 5 ausgestellt. Die Resonanz war überwältigend und man spürte, dass das auf den ersten Blick so harmlose und zutiefst deutsche Motiv des Waldes in der Lage ist, ein neues Kapitel der Malerei zu öffnen. Baselitz findet zu einer Zeit, als die amerikanische Pop-Art und das in Frankreich verwurzelte Informel die Szene dominieren, einen neuen Weg der gegenständlichen Kunst, die fern jeglicher Ideologie ihre malerische Kraft entfaltet. [SM]
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