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19
Karl Schmidt-Rottluff
Rote Düne, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 800.000 Ergebnis:
€ 1.945.000 (inklusive Aufgeld)
Rote Düne. 1913.
Öl auf Leinwand.
Grohmann S. 258/286. Am rechten Rand unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen erneut signiert sowie betitelt „Rote Düne“ und bezeichnet. 65 x 74,5 cm (25,5 x 29,3 in).
[KT].
• Besonderes Glanzlicht der Sammlung Hermann Gerlinger.
• Eine lebensbejahende Vitalität und Unmittelbarkeit von Sonne, Wind und Wasser auf nackter Haut.
• Meisterwerk im Schaffen Karl Schmidt-Rottluffs.
• Gemälde des Künstlers in dieser herausragenden Qualität befinden sich weltweit fast ausschließlich in Museumsbesitz.
• Bereits ein Jahr nach seiner Entstehung im führenden Museum für zeitgenössische Kunst, dem Museum Folkwang in Hagen, ausgestellt.
• „Rote Düne“ ist das monumentalste und im formalen Ausdruck am klarsten formulierte Gemälde dieser Aktbilder von 1913.
Das Werk ist im Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, Berlin, dokumentiert.
PROVENIENZ: Sammlung Felix Weise, Halle (spätestens 1927 bis mindestens 1948).
Ruprecht Weise, Bruchsal (direkt vom Vorgenannten erhalten, 1956).
Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt a. Main/Hofheim (Taunus) (spätestens 1958 bis mindestens 1968).
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).
AUSSTELLUNG: Karl Schmidt-Rottluff, Museum Folkwang, Hagen, März 1914.
Karl Schmidt-Rottluff, Gemälde [Erste Einzelausstellung], Kunstverein Jena, Juli 1914, Nr. 12.
Kollektionen: Schmidt-Rottluff / Alexander Kanoldt / F.A. Weinzheimer / L.L. Wulf. Plastiken, Galerie Fritz Gurlitt, Berlin, 16.4.-10.5.1914, Nr. 27.
Sonderausstellung Schmidt-Rottluff, Galerie Ferdinand Möller, Berlin-Schöneberg, Dez. 1919-März 1920.
Karl Schmidt-Rottluff – Negerkunst, Kestner-Gesellschaft Hannover, 25.4.-30.5.1920, Kat.-Nr. 21.
Wohl Galerie Commeter, Hamburg, Einzelausstellung Schmidt-Rottluff, 1921 (auf dem Schmuckrahmen mit dem Etikettfragment).
Galerie Ernst Arnold, Dresden, April 1927, Kat.-Nr. 6 (m. Abb. S. 12).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale, Oktober 1948.
Brücke 1905-1913, eine Künstlergemeinschaft des Expressionismus, Museum Folkwang, Essen, 12.10.-14.12.1958, Nr. 165.
Moderne Malerei aus Frankfurter Kunstbesitz, Frankfurt 1963, Nr. 127 (m. Abb., u. Titelabb.).
Karl Schmidt-Rottluff, Gemälde, Aquarelle, Graphik, Kunstverein Hannover/Museum Folkwang, Essen/Frankfurter Kunstverein/Akademie der Künste, Berlin, 17.11.1963-5.7.1964, Nr. 40.
Karl Schmidt-Rottluff. Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, 29.8.-5.10.1968, Frankfurt a. Main, Kat.-Nr. 2.
Deutsche Malerei 1890-1918, Eremitage Leningrad, 25.5.-2.7.1978; Puschkin-Museum, Moskau, 12.7.-27.8.1978; Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt a. Main, 14.9.-12.11.1978, Nr. 78 (m. Abb.).
Karl Schmidt-Rottluff zum 100. Geburtstag, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig, 3.6.-12.8.1984, Kat.-Nr. 20 (m. Abb.).
Karl Schmidt-Rottluff, Retrospektive, Kunsthalle Bremen, 16.6.-10.9.1989; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 27.9.-3.12.1989, Kat.-Nr. 129 (m. SW-Abb., Farbtaf. 54).
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Die Brücke und die Moderne, 1904-1914, Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 17.10.2004-23.1.2005, Kat.-Nr. 142 (m. Abb.).
Im Rhythmus der Natur: Landschaftsmalerei der "Brücke". Meisterwerke der Sammlung Hermann Gerlinger, Städtische Galerie, Ravensburg, 28.10.2006-28.1.2007, S. 104 (m. Abb.).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 31 (m. Abb.).
Unmittelbar und unverfälscht. Die "Brücke"-Maler und ihre Motive, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 13.10.2013- Juni 2014 (ohne Kat.).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Brückenschlag: Gerlinger – Buchheim!, Buchheim Museum, Bernried, 28.10.2017-25.2.2018, S. 13, 192-193 (m. Abb.).
Schmidt-Rottluff. Form, Farbe, Ausdruck!, Buchheim Museum, Bernried, 29.9.2018-3.2.2019, S. 196-197 (m. Abb.).
Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler, Brücke-Museum Berlin, 16.11.-15.3.2020; Buchheim Museum, Bernried, 28.3.-5.7.2020, S. 435 (m. Abb.).
Brücke und Blauer Reiter, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 21.11.2021-27.2.2022; Kunstsammlungen Chemnitz, 27.3.-26.6.2022; Buchheim Museum, Bernried, 16.7.-13.11.2022, S. 169 (m. Abb.).
LITERATUR: Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Deutsches Kunstarchiv, NL Arnold/Gutbier, Galerie, I,B-183 -1927_2a, 3c.
Botho Graef, Besprechung der Ausstellung von Karl Schmidt-Rottluff, Jenaische Zeitung, 29.7.1914, 2. Blatt, S. 2.
Wilhelm Reinhold Valentiner, Karl Schmidt-Rottluff, Leipzig 1920, Abb. 6.
Will Grohmann, Karl Schmidt-Rottluff, Stuttgart 1956, S. 72, 258 (m. Abb.), 286.
Gerhard Wietek, Karl Schmidt-Rottluff: Bilder aus Nidden, Stuttgart 1963, S. 17.
Eberhard Roters, Galerie Ferdinand Möller: die Geschichte einer Galerie für Moderne Kunst in Deutschland, 1917-1956, Berlin 1984, S. 43.
Gunther Thiem, Armin Zweite (Hrsg.), Karl Schmidt-Rottluff, Retrospektive, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen / Städtische Galerie im Lenbachhaus München, München 1989, S. 84f.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 366f., SHG-Nr. 609 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 66f., SHG-Nr. 120 (m. Abb.).
Katja Schneider (Hrsg.), Moderne und Gegenwart. Das Kunstmuseum in Halle, München 2008, S. 113 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Gemeinsames Ziel und eigene Wege. Die "Brücke" und ihr Nachwirken, München 2009, S. 35, Abb. 1.
Sigrid Bertuleit (Hrsg.), Meisterwerke der Portraitkunst, aus dem Gesamtbestand der bedeutenden Privatsammlung der Kunst des 19. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, Schweinfurt 2010, S. 29.
Hans-Jürgen Lechtreck, Mario-Andreas von Lüttichau (Hrsg.), Karl Schmidt-Rottluff, Haus und Bäume, 1912, Ausst.-Kat. Museum Folkwang, Essen, Berlin 2012, S. 45, 48, Abb. 33.
Edition Logika (Hrsg.), Kunstmuseum Moritzburg, Halle (Saale), Malerei der Moderne, 1900 bis 1945, München 2017, Abb. S. 17 (Ausstellungsansicht Kunstmuseum Moritzburg 1948).
„Aus inneren Notwendigkeiten erwächst das Bild: eine Empfindung in ihrer stärksten Kraft wird in Farben und Linien festgebannt. [..] In den Menschen, die blütengleich aus dem Waldesdunkel auftauchen, sich am Meeresstrande ergehen, lebt dieselbe gesammelte Kraft. [..] Wer den Zugang in diese Welt findet, wird hingerissen und überwältigt, aber er spürt auch das Befreiende, über alles persönliche Hinausführende, das großer Kunst eignet.“
Dr. Rosa Schapire, in: Sonder-Ausstellung Schmidt-Rottluff, Neue Kunst Hans Goltz, München, Juli 1917.
„Aber ich möchte es [das Erotische] loslösen von der Flüchtigkeit des Erlebnisses, gewissermaßen eine Beziehung herstellen zwischen dem kosmischen und dem irdischen Augenblick. Vielleicht kann man sagen, es ist eine ins Transzendentale gesteigerte Erotik.“
Schmidt-Rottluff im Dezember 1913 an Gustav Schiefler.
Öl auf Leinwand.
Grohmann S. 258/286. Am rechten Rand unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen erneut signiert sowie betitelt „Rote Düne“ und bezeichnet. 65 x 74,5 cm (25,5 x 29,3 in).
[KT].
• Besonderes Glanzlicht der Sammlung Hermann Gerlinger.
• Eine lebensbejahende Vitalität und Unmittelbarkeit von Sonne, Wind und Wasser auf nackter Haut.
• Meisterwerk im Schaffen Karl Schmidt-Rottluffs.
• Gemälde des Künstlers in dieser herausragenden Qualität befinden sich weltweit fast ausschließlich in Museumsbesitz.
• Bereits ein Jahr nach seiner Entstehung im führenden Museum für zeitgenössische Kunst, dem Museum Folkwang in Hagen, ausgestellt.
• „Rote Düne“ ist das monumentalste und im formalen Ausdruck am klarsten formulierte Gemälde dieser Aktbilder von 1913.
Das Werk ist im Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, Berlin, dokumentiert.
PROVENIENZ: Sammlung Felix Weise, Halle (spätestens 1927 bis mindestens 1948).
Ruprecht Weise, Bruchsal (direkt vom Vorgenannten erhalten, 1956).
Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt a. Main/Hofheim (Taunus) (spätestens 1958 bis mindestens 1968).
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).
AUSSTELLUNG: Karl Schmidt-Rottluff, Museum Folkwang, Hagen, März 1914.
Karl Schmidt-Rottluff, Gemälde [Erste Einzelausstellung], Kunstverein Jena, Juli 1914, Nr. 12.
Kollektionen: Schmidt-Rottluff / Alexander Kanoldt / F.A. Weinzheimer / L.L. Wulf. Plastiken, Galerie Fritz Gurlitt, Berlin, 16.4.-10.5.1914, Nr. 27.
Sonderausstellung Schmidt-Rottluff, Galerie Ferdinand Möller, Berlin-Schöneberg, Dez. 1919-März 1920.
Karl Schmidt-Rottluff – Negerkunst, Kestner-Gesellschaft Hannover, 25.4.-30.5.1920, Kat.-Nr. 21.
Wohl Galerie Commeter, Hamburg, Einzelausstellung Schmidt-Rottluff, 1921 (auf dem Schmuckrahmen mit dem Etikettfragment).
Galerie Ernst Arnold, Dresden, April 1927, Kat.-Nr. 6 (m. Abb. S. 12).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale, Oktober 1948.
Brücke 1905-1913, eine Künstlergemeinschaft des Expressionismus, Museum Folkwang, Essen, 12.10.-14.12.1958, Nr. 165.
Moderne Malerei aus Frankfurter Kunstbesitz, Frankfurt 1963, Nr. 127 (m. Abb., u. Titelabb.).
Karl Schmidt-Rottluff, Gemälde, Aquarelle, Graphik, Kunstverein Hannover/Museum Folkwang, Essen/Frankfurter Kunstverein/Akademie der Künste, Berlin, 17.11.1963-5.7.1964, Nr. 40.
Karl Schmidt-Rottluff. Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, 29.8.-5.10.1968, Frankfurt a. Main, Kat.-Nr. 2.
Deutsche Malerei 1890-1918, Eremitage Leningrad, 25.5.-2.7.1978; Puschkin-Museum, Moskau, 12.7.-27.8.1978; Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt a. Main, 14.9.-12.11.1978, Nr. 78 (m. Abb.).
Karl Schmidt-Rottluff zum 100. Geburtstag, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig, 3.6.-12.8.1984, Kat.-Nr. 20 (m. Abb.).
Karl Schmidt-Rottluff, Retrospektive, Kunsthalle Bremen, 16.6.-10.9.1989; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 27.9.-3.12.1989, Kat.-Nr. 129 (m. SW-Abb., Farbtaf. 54).
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Die Brücke und die Moderne, 1904-1914, Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 17.10.2004-23.1.2005, Kat.-Nr. 142 (m. Abb.).
Im Rhythmus der Natur: Landschaftsmalerei der "Brücke". Meisterwerke der Sammlung Hermann Gerlinger, Städtische Galerie, Ravensburg, 28.10.2006-28.1.2007, S. 104 (m. Abb.).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 31 (m. Abb.).
Unmittelbar und unverfälscht. Die "Brücke"-Maler und ihre Motive, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 13.10.2013- Juni 2014 (ohne Kat.).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Brückenschlag: Gerlinger – Buchheim!, Buchheim Museum, Bernried, 28.10.2017-25.2.2018, S. 13, 192-193 (m. Abb.).
Schmidt-Rottluff. Form, Farbe, Ausdruck!, Buchheim Museum, Bernried, 29.9.2018-3.2.2019, S. 196-197 (m. Abb.).
Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler, Brücke-Museum Berlin, 16.11.-15.3.2020; Buchheim Museum, Bernried, 28.3.-5.7.2020, S. 435 (m. Abb.).
Brücke und Blauer Reiter, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 21.11.2021-27.2.2022; Kunstsammlungen Chemnitz, 27.3.-26.6.2022; Buchheim Museum, Bernried, 16.7.-13.11.2022, S. 169 (m. Abb.).
LITERATUR: Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Deutsches Kunstarchiv, NL Arnold/Gutbier, Galerie, I,B-183 -1927_2a, 3c.
Botho Graef, Besprechung der Ausstellung von Karl Schmidt-Rottluff, Jenaische Zeitung, 29.7.1914, 2. Blatt, S. 2.
Wilhelm Reinhold Valentiner, Karl Schmidt-Rottluff, Leipzig 1920, Abb. 6.
Will Grohmann, Karl Schmidt-Rottluff, Stuttgart 1956, S. 72, 258 (m. Abb.), 286.
Gerhard Wietek, Karl Schmidt-Rottluff: Bilder aus Nidden, Stuttgart 1963, S. 17.
Eberhard Roters, Galerie Ferdinand Möller: die Geschichte einer Galerie für Moderne Kunst in Deutschland, 1917-1956, Berlin 1984, S. 43.
Gunther Thiem, Armin Zweite (Hrsg.), Karl Schmidt-Rottluff, Retrospektive, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen / Städtische Galerie im Lenbachhaus München, München 1989, S. 84f.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 366f., SHG-Nr. 609 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 66f., SHG-Nr. 120 (m. Abb.).
Katja Schneider (Hrsg.), Moderne und Gegenwart. Das Kunstmuseum in Halle, München 2008, S. 113 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Gemeinsames Ziel und eigene Wege. Die "Brücke" und ihr Nachwirken, München 2009, S. 35, Abb. 1.
Sigrid Bertuleit (Hrsg.), Meisterwerke der Portraitkunst, aus dem Gesamtbestand der bedeutenden Privatsammlung der Kunst des 19. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, Schweinfurt 2010, S. 29.
Hans-Jürgen Lechtreck, Mario-Andreas von Lüttichau (Hrsg.), Karl Schmidt-Rottluff, Haus und Bäume, 1912, Ausst.-Kat. Museum Folkwang, Essen, Berlin 2012, S. 45, 48, Abb. 33.
Edition Logika (Hrsg.), Kunstmuseum Moritzburg, Halle (Saale), Malerei der Moderne, 1900 bis 1945, München 2017, Abb. S. 17 (Ausstellungsansicht Kunstmuseum Moritzburg 1948).
„Aus inneren Notwendigkeiten erwächst das Bild: eine Empfindung in ihrer stärksten Kraft wird in Farben und Linien festgebannt. [..] In den Menschen, die blütengleich aus dem Waldesdunkel auftauchen, sich am Meeresstrande ergehen, lebt dieselbe gesammelte Kraft. [..] Wer den Zugang in diese Welt findet, wird hingerissen und überwältigt, aber er spürt auch das Befreiende, über alles persönliche Hinausführende, das großer Kunst eignet.“
Dr. Rosa Schapire, in: Sonder-Ausstellung Schmidt-Rottluff, Neue Kunst Hans Goltz, München, Juli 1917.
„Aber ich möchte es [das Erotische] loslösen von der Flüchtigkeit des Erlebnisses, gewissermaßen eine Beziehung herstellen zwischen dem kosmischen und dem irdischen Augenblick. Vielleicht kann man sagen, es ist eine ins Transzendentale gesteigerte Erotik.“
Schmidt-Rottluff im Dezember 1913 an Gustav Schiefler.
Brüche und Aufbrüche
Das Jahr 1913 markiert einerseits einen entscheidenden Wendepunkt in der Laufbahn Schmidt-Rottluffs, lässt aber auch Kontinuitäten künstlerisch weiterbestehen. Wesentlich zu seiner Ausformung als Künstler und der Festigung seiner formalen Ausdrucksmittel hatten die Jahre der "Brücke"-Gemeinschaft seit ihrer Gründung in Dresden 1905 beigetragen. Der mittlerweile fast 30-jährige Künstler verfügt 1913 über starke eigenständige Positionen – genauso wie die anderen Mitglieder. Insbesondere die Veröffentlichung der ganz eigenen Ansichten Ernst Ludwig Kirchners und dessen Führungsansprüche in der "Brücke"-Chronik bewirken letztlich die Auflösung am 27. Mai 1913. Weiter leben allerdings die Motive, besonders dem Akt kommt weiter eine große Bedeutung zu. Vor allem die sommerlichen Aufenthalte an den Moritzburger Teichen bei Dresden hatten in der Hochphase der Gruppe um 1909/10 zu einer wahren Fülle an Gemälden mit Akten und Badenden geführt, bevor die Mitglieder nach und nach schließlich 1911 nach Berlin übersiedeln. Die Aktmalerei in der freien Natur erlaubte damals bereits ein Erleben und Studieren von Körperlichkeit, die akademische Posen und großbürgerliche Moralvorstellungen hinter sich ließ. Eine lebensbejahende Vitalität und Unmittelbarkeit von Sonne, Wind und Wasser auf nackter Haut ist in diesen Gemälden bereits deutlich spürbar und positioniert sich deutlich gegen die mondänen Motive des Impressionismus. Mit der Übersiedelung in die Großstadt Berlin gelangen auch andere Themen in den Fokus. Nach der Auflösung sucht sich jeder Künstler einen eigenen Sommeraufenthalt, Kirchner und Müller auf Fehmarn, Heckel in Osterholz.
Nidden – "Eine merkwürdige Gegend, das!"
Wenige Tage nach der Auflösung der "Brücke" reist Schmidt-Rottluff nach Nidden auf der Kurischen Nehrung und beginnt einen Aufenthalt, der als zentraler und ertragreicher Schaffensabschnitt gelten darf. Der kleine abgelegene Fischerort an der Ostsee hatte 1909 bereits Pechstein angezogen; seiner Empfehlung folgt Schmidt-Rottluff, jedoch ohne den Künstlerkollegen. Schmidt-Rottluff bezieht Quartier in dem bereits von Pechstein bewohnten Gasthaus des Fischers Martin Sakuth, eines der letzten Häuser des Dorfes am Hafen und in direkter Nähe zu den gigantischen Wanderdünen und schroffen Kiefernwäldern, die die Landschaft so besonders machen. Bizarr und fremd muss diese anmuten, so schreibt schon Wilhelm von Humboldt 1809: "Die Kurische Nehrung ist so merkwürdig, dass man sie eigentlich ebensogut als Spanien und Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen soll." (zit. nach: Gerhard Wietek, Bilder aus Nidden, Stuttgart 1963, S. 28). In dieser "merkwürdigen Gegend", wie Schmidt-Rottluff im Mai 1913 schreibt, entsteht eine Gruppe von 30 Gemälden, einige Zeichnungen und Holzschnitte, die sich durch ihre Geschlossenheit auszeichnen. Besonders dem Akt widmet er einen Großteil seines dortigen Schaffens, was Pechstein zufolge in dieser menschenleeren Gegen auf der Seeseite, unbeobachtet von Spaziergängern und Touristen gut möglich war. Deutlich erkennbar wird in den Werken dieses Jahres das ausdrucksstarke Selbstbewusstsein, das der Künstler mittlerweile erlangt hat.
Körper in den Dünen
Schmidt-Rottluff wählt für die Serie von Aktbildern, die in den riesigen, menschenleeren Dünen von Nidden entstehen, Formate, die sich ans Quadrat annähern, als ob sich darin eine neue Ruhe, Ausgeglichenheit und Festigkeit kundtun sollten. Selbstgewählte Bildtitel, klar und archaisch reduziert wie Chiffren, konzentrieren das Erlebnis des Aufenthaltes: "Sommer" (Sprengel Museum, Hannover) und "Rote Düne" bergen Licht und Wärme dieser Monate. Dabei ist "Rote Düne" das monumentalste und im formalen Ausdruck am klarsten formulierte Gemälde dieser Aktbilder von 1913. Reduziert auf lediglich zwei Figuren, beanspruchen diese mehr und mehr Raum gegenüber der Landschaft und scheinen sich übergroß im Vordergrund vor der Dünenlandschaft zu positionieren. Die rechte Figur scheint kaum mehr ins Bild zu passen und drängt sich nach vorne an den Bildrand, an die Betrachter:innen heran, was diese durch eine solche Perspektivwahl fast Teil der Szene werden lässt. Das Blau des Himmels ist in die obersten Ecken zurückgedrängt, alles ist Sand, Licht und Wärme, darin eingebettet menschliche Körper. Das Rot des Sommers ergießt sich über Landschaft und Körper, lediglich getrennt durch die schwarz-grünen Linien der Konturen, die die Figuren ausformulieren, nicht als Volumina, sondern statuarisch und in ihren tektonischen Bewegungen die Flächigkeit und Schroffheit des Holzschnitts anklingen lassend. Akademischen, idealschönen Posen wird in den ungewöhnlichen Positionen der Figuren eine Absage erteilt. Statt dessen wird eine neue Körperästhetik geschaffen: gebückt und kauernd die eine Figur, daneben emporwachsend, sich drehend die andere. In der Momenthaftigkeit dieser Übergangsbewegungen liegt durch die Kompaktheit der Flächen dennoch statuenhafte Monumentalität. Daneben beruht die Wirkung des Gemäldes auf dem intensivsten Kontrast der Komplementärfarben Rot und Grün, die Schmidt-Rottluff jedoch moduliert, aufhellt und in andere Farbspektren bewegt: weißliche Nuancen in den Dünen, ockerfarbene Töne in der rechten Figur, grünlich-schwarzes Haar, rote Untermalungen im zackigen Grün. Die grobe Leinwand verleiht der Oberfläche im Dialog mit dem lockeren, scheinbar unpräzisen Farbauftrag zudem den Eindruck der Unmittelbarkeit und haptischer, sandiger Rauheit.
Ursprüngliche Nacktheit
Die menschliche Figur und das Studium des menschlichen Körpers dient in der Kunst immer wieder dem Anlass wesentlicher Neupositionierungen. Sie sind Ausdruck des Körperverständnisses, der Proportionen, dem Umgang mit Nacktheit, Sexualität und Erotik. Gerade im ausklingenden 19. Jahrhundert löst sich der Akt mehr und mehr von seinen mythologischen Vorbildern der Nymphen und Göttinnen, allen voran die Darstellungen der Venus. Die Nacktheit steigt vom Olymp und wird als Teil allgemeiner menschlicher Existenz enttabuisiert und zugleich entsexualisiert. Cézanne, dessen "Grandes Baigneuses" 1909 in der Berliner Secession, weitere Werke 1912 in der Kölner Sonderbund-Ausstellung zu sehen waren, nutzt die Körper in der Natur für formale Experimente. Gauguin wird 1910 in der Dresdner Galerie Arnold zeitgleich mit einer "Brücke"-Ausstellung präsentiert, weitere Ausstellungen folgen 1911 bei Fritz Gurlitt in Berlin und ebenfalls 1912 in Köln. Besonders Pechstein ist fasziniert von den farbintensiven Gemälden aus Tahiti und der schweren Ruhe der voluminösen Körper, deren Nacktheit von Ursprünglichkeit und Natürlichkeit gekennzeichnet ist. Pechstein entschließt sich 1914 zu einem eigenen Aufenthalt auf der Insel Palau, Teil der deutschen Kolonialgebiete der Südsee. Seine eigene Südsee findet Schmidt-Rottluff jedoch bereits auf der entlegenen Halbinsel in der Ostsee. Seine Badenden und Akte entspringen gleichermaßen einer Vorstellung, in der Körper und Natur bzw. Natürlichkeit eins werden. Wie organische Gewächse aus den Dünen präsentiert er die weiblichen Figuren ohne individuelle Merkmale und lässt ihre Körper so zu Symbolen dieses Verständnisses werden: "Aber ich möchte es [das Erotische] loslösen von der Flüchtigkeit des Erlebnisses, gewissermaßen eine Beziehung herstellen zwischen dem kosmischen und dem irdischen Augenblick. Vielleicht kann man sagen, es ist eine ins Transzendentale gesteigerte Erotik." (an Gustav Schiefler, Dez. 1913, zit. nach: Gunter Thiem, Die Verwandlungen der Venus, Schmidt-Rottluffs Aktzeichnungen 1909-1913, München/Berlin 2003, S. 113).
Primitivismus und Kultbilder
Die Beschäftigung mit dem Akt erreicht im Werk von Schmidt-Rottluff in den Jahren 1913/14 ihren Höhepunkt, vor allem durch die Reihe der in Nidden entstandenen Gemälde. Formal gelangt er hier zu einer Autonomie, in der sich neue, selbstgewählte Inspirationen deutlich abzeichnen. Die Formensprache und die geheimnisvolle Aura kultischer Wirkmächtigkeit afrikanischer Plastik fasziniert den Künstler, der spätestens 1912 über eine eigene kleine Sammlung verfügt. Zuvor boten die völkerkundlichen Museen in Dresden, Leipzig und Berlin Anschauungsmaterial. Die archaisch anmutenden, oftmals geometrischen und abstrahierten Formen fügen seiner Malerei eine weitere Dimension hinzu. In dem Werk "Roten Düne" erreicht Schmidt-Rottluff schließlich jene ikonenhafte Wirkung und innere Kraft, die die außereuropäischen Plastiken so fesselnd macht. Angezogen von dem lodernden Rot der kreatürlichen Wesen im Bild, bleibt das Auge gebannt daran hängen. Das Gemälde sorgt für begeisterte Reaktionen bei seiner erstmaligen Ausstellung im Kunstverein Jena im Juli 1914. Botho Graef, zur Zeit Professor für Kunstgeschichte an der dortigen Universität und früher Unterstützer der "Brücke"-Künstler, widmet der Ausstellung noch am 29. Juli eine lobende Erwähnung und Ankaufsempfehlung für die "Rote Düne". Die Korrespondenz zwischen dem Geschäftsführer Eberhard Grisebach und Schmidt-Rottluff ebbt jedoch ab, als die Situation mit den sich überschlagenden internationalen Kriegserklärungen Ende Juli/Anfang August zusehends ungewisser wird.
Weitere Aktbilder aus der Niddener Werkgruppe befinden sich heute in bedeutenden Sammlungen, darunter "Akte im Schilf", Staatsgalerie Stuttgart, "Badende" im Los Angeles County Museum of Art, sowie "Drei rote Akte" in der Nationalgalerie Berlin. Dieses letztgenannte war das erste Werk, das 1949 nach der Teilung Berlins für die im Westen unter der Leitung von Adolf Jannasch neu gegründete "Galerie des 20. Jahrhunderts" erworben wurde; es trägt demnach die Inventarnummer 1. In der Werkgruppe jedoch bildet "Rote Düne" in der vollendeten Konzentration und Reduktion unbestritten den bedeutenden Höhepunkt als 'Urbild' kraftvoller weiblicher Körper im Einklang mit der Natur. [KT]
Das Jahr 1913 markiert einerseits einen entscheidenden Wendepunkt in der Laufbahn Schmidt-Rottluffs, lässt aber auch Kontinuitäten künstlerisch weiterbestehen. Wesentlich zu seiner Ausformung als Künstler und der Festigung seiner formalen Ausdrucksmittel hatten die Jahre der "Brücke"-Gemeinschaft seit ihrer Gründung in Dresden 1905 beigetragen. Der mittlerweile fast 30-jährige Künstler verfügt 1913 über starke eigenständige Positionen – genauso wie die anderen Mitglieder. Insbesondere die Veröffentlichung der ganz eigenen Ansichten Ernst Ludwig Kirchners und dessen Führungsansprüche in der "Brücke"-Chronik bewirken letztlich die Auflösung am 27. Mai 1913. Weiter leben allerdings die Motive, besonders dem Akt kommt weiter eine große Bedeutung zu. Vor allem die sommerlichen Aufenthalte an den Moritzburger Teichen bei Dresden hatten in der Hochphase der Gruppe um 1909/10 zu einer wahren Fülle an Gemälden mit Akten und Badenden geführt, bevor die Mitglieder nach und nach schließlich 1911 nach Berlin übersiedeln. Die Aktmalerei in der freien Natur erlaubte damals bereits ein Erleben und Studieren von Körperlichkeit, die akademische Posen und großbürgerliche Moralvorstellungen hinter sich ließ. Eine lebensbejahende Vitalität und Unmittelbarkeit von Sonne, Wind und Wasser auf nackter Haut ist in diesen Gemälden bereits deutlich spürbar und positioniert sich deutlich gegen die mondänen Motive des Impressionismus. Mit der Übersiedelung in die Großstadt Berlin gelangen auch andere Themen in den Fokus. Nach der Auflösung sucht sich jeder Künstler einen eigenen Sommeraufenthalt, Kirchner und Müller auf Fehmarn, Heckel in Osterholz.
Nidden – "Eine merkwürdige Gegend, das!"
Wenige Tage nach der Auflösung der "Brücke" reist Schmidt-Rottluff nach Nidden auf der Kurischen Nehrung und beginnt einen Aufenthalt, der als zentraler und ertragreicher Schaffensabschnitt gelten darf. Der kleine abgelegene Fischerort an der Ostsee hatte 1909 bereits Pechstein angezogen; seiner Empfehlung folgt Schmidt-Rottluff, jedoch ohne den Künstlerkollegen. Schmidt-Rottluff bezieht Quartier in dem bereits von Pechstein bewohnten Gasthaus des Fischers Martin Sakuth, eines der letzten Häuser des Dorfes am Hafen und in direkter Nähe zu den gigantischen Wanderdünen und schroffen Kiefernwäldern, die die Landschaft so besonders machen. Bizarr und fremd muss diese anmuten, so schreibt schon Wilhelm von Humboldt 1809: "Die Kurische Nehrung ist so merkwürdig, dass man sie eigentlich ebensogut als Spanien und Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen soll." (zit. nach: Gerhard Wietek, Bilder aus Nidden, Stuttgart 1963, S. 28). In dieser "merkwürdigen Gegend", wie Schmidt-Rottluff im Mai 1913 schreibt, entsteht eine Gruppe von 30 Gemälden, einige Zeichnungen und Holzschnitte, die sich durch ihre Geschlossenheit auszeichnen. Besonders dem Akt widmet er einen Großteil seines dortigen Schaffens, was Pechstein zufolge in dieser menschenleeren Gegen auf der Seeseite, unbeobachtet von Spaziergängern und Touristen gut möglich war. Deutlich erkennbar wird in den Werken dieses Jahres das ausdrucksstarke Selbstbewusstsein, das der Künstler mittlerweile erlangt hat.
Körper in den Dünen
Schmidt-Rottluff wählt für die Serie von Aktbildern, die in den riesigen, menschenleeren Dünen von Nidden entstehen, Formate, die sich ans Quadrat annähern, als ob sich darin eine neue Ruhe, Ausgeglichenheit und Festigkeit kundtun sollten. Selbstgewählte Bildtitel, klar und archaisch reduziert wie Chiffren, konzentrieren das Erlebnis des Aufenthaltes: "Sommer" (Sprengel Museum, Hannover) und "Rote Düne" bergen Licht und Wärme dieser Monate. Dabei ist "Rote Düne" das monumentalste und im formalen Ausdruck am klarsten formulierte Gemälde dieser Aktbilder von 1913. Reduziert auf lediglich zwei Figuren, beanspruchen diese mehr und mehr Raum gegenüber der Landschaft und scheinen sich übergroß im Vordergrund vor der Dünenlandschaft zu positionieren. Die rechte Figur scheint kaum mehr ins Bild zu passen und drängt sich nach vorne an den Bildrand, an die Betrachter:innen heran, was diese durch eine solche Perspektivwahl fast Teil der Szene werden lässt. Das Blau des Himmels ist in die obersten Ecken zurückgedrängt, alles ist Sand, Licht und Wärme, darin eingebettet menschliche Körper. Das Rot des Sommers ergießt sich über Landschaft und Körper, lediglich getrennt durch die schwarz-grünen Linien der Konturen, die die Figuren ausformulieren, nicht als Volumina, sondern statuarisch und in ihren tektonischen Bewegungen die Flächigkeit und Schroffheit des Holzschnitts anklingen lassend. Akademischen, idealschönen Posen wird in den ungewöhnlichen Positionen der Figuren eine Absage erteilt. Statt dessen wird eine neue Körperästhetik geschaffen: gebückt und kauernd die eine Figur, daneben emporwachsend, sich drehend die andere. In der Momenthaftigkeit dieser Übergangsbewegungen liegt durch die Kompaktheit der Flächen dennoch statuenhafte Monumentalität. Daneben beruht die Wirkung des Gemäldes auf dem intensivsten Kontrast der Komplementärfarben Rot und Grün, die Schmidt-Rottluff jedoch moduliert, aufhellt und in andere Farbspektren bewegt: weißliche Nuancen in den Dünen, ockerfarbene Töne in der rechten Figur, grünlich-schwarzes Haar, rote Untermalungen im zackigen Grün. Die grobe Leinwand verleiht der Oberfläche im Dialog mit dem lockeren, scheinbar unpräzisen Farbauftrag zudem den Eindruck der Unmittelbarkeit und haptischer, sandiger Rauheit.
Ursprüngliche Nacktheit
Die menschliche Figur und das Studium des menschlichen Körpers dient in der Kunst immer wieder dem Anlass wesentlicher Neupositionierungen. Sie sind Ausdruck des Körperverständnisses, der Proportionen, dem Umgang mit Nacktheit, Sexualität und Erotik. Gerade im ausklingenden 19. Jahrhundert löst sich der Akt mehr und mehr von seinen mythologischen Vorbildern der Nymphen und Göttinnen, allen voran die Darstellungen der Venus. Die Nacktheit steigt vom Olymp und wird als Teil allgemeiner menschlicher Existenz enttabuisiert und zugleich entsexualisiert. Cézanne, dessen "Grandes Baigneuses" 1909 in der Berliner Secession, weitere Werke 1912 in der Kölner Sonderbund-Ausstellung zu sehen waren, nutzt die Körper in der Natur für formale Experimente. Gauguin wird 1910 in der Dresdner Galerie Arnold zeitgleich mit einer "Brücke"-Ausstellung präsentiert, weitere Ausstellungen folgen 1911 bei Fritz Gurlitt in Berlin und ebenfalls 1912 in Köln. Besonders Pechstein ist fasziniert von den farbintensiven Gemälden aus Tahiti und der schweren Ruhe der voluminösen Körper, deren Nacktheit von Ursprünglichkeit und Natürlichkeit gekennzeichnet ist. Pechstein entschließt sich 1914 zu einem eigenen Aufenthalt auf der Insel Palau, Teil der deutschen Kolonialgebiete der Südsee. Seine eigene Südsee findet Schmidt-Rottluff jedoch bereits auf der entlegenen Halbinsel in der Ostsee. Seine Badenden und Akte entspringen gleichermaßen einer Vorstellung, in der Körper und Natur bzw. Natürlichkeit eins werden. Wie organische Gewächse aus den Dünen präsentiert er die weiblichen Figuren ohne individuelle Merkmale und lässt ihre Körper so zu Symbolen dieses Verständnisses werden: "Aber ich möchte es [das Erotische] loslösen von der Flüchtigkeit des Erlebnisses, gewissermaßen eine Beziehung herstellen zwischen dem kosmischen und dem irdischen Augenblick. Vielleicht kann man sagen, es ist eine ins Transzendentale gesteigerte Erotik." (an Gustav Schiefler, Dez. 1913, zit. nach: Gunter Thiem, Die Verwandlungen der Venus, Schmidt-Rottluffs Aktzeichnungen 1909-1913, München/Berlin 2003, S. 113).
Primitivismus und Kultbilder
Die Beschäftigung mit dem Akt erreicht im Werk von Schmidt-Rottluff in den Jahren 1913/14 ihren Höhepunkt, vor allem durch die Reihe der in Nidden entstandenen Gemälde. Formal gelangt er hier zu einer Autonomie, in der sich neue, selbstgewählte Inspirationen deutlich abzeichnen. Die Formensprache und die geheimnisvolle Aura kultischer Wirkmächtigkeit afrikanischer Plastik fasziniert den Künstler, der spätestens 1912 über eine eigene kleine Sammlung verfügt. Zuvor boten die völkerkundlichen Museen in Dresden, Leipzig und Berlin Anschauungsmaterial. Die archaisch anmutenden, oftmals geometrischen und abstrahierten Formen fügen seiner Malerei eine weitere Dimension hinzu. In dem Werk "Roten Düne" erreicht Schmidt-Rottluff schließlich jene ikonenhafte Wirkung und innere Kraft, die die außereuropäischen Plastiken so fesselnd macht. Angezogen von dem lodernden Rot der kreatürlichen Wesen im Bild, bleibt das Auge gebannt daran hängen. Das Gemälde sorgt für begeisterte Reaktionen bei seiner erstmaligen Ausstellung im Kunstverein Jena im Juli 1914. Botho Graef, zur Zeit Professor für Kunstgeschichte an der dortigen Universität und früher Unterstützer der "Brücke"-Künstler, widmet der Ausstellung noch am 29. Juli eine lobende Erwähnung und Ankaufsempfehlung für die "Rote Düne". Die Korrespondenz zwischen dem Geschäftsführer Eberhard Grisebach und Schmidt-Rottluff ebbt jedoch ab, als die Situation mit den sich überschlagenden internationalen Kriegserklärungen Ende Juli/Anfang August zusehends ungewisser wird.
Weitere Aktbilder aus der Niddener Werkgruppe befinden sich heute in bedeutenden Sammlungen, darunter "Akte im Schilf", Staatsgalerie Stuttgart, "Badende" im Los Angeles County Museum of Art, sowie "Drei rote Akte" in der Nationalgalerie Berlin. Dieses letztgenannte war das erste Werk, das 1949 nach der Teilung Berlins für die im Westen unter der Leitung von Adolf Jannasch neu gegründete "Galerie des 20. Jahrhunderts" erworben wurde; es trägt demnach die Inventarnummer 1. In der Werkgruppe jedoch bildet "Rote Düne" in der vollendeten Konzentration und Reduktion unbestritten den bedeutenden Höhepunkt als 'Urbild' kraftvoller weiblicher Körper im Einklang mit der Natur. [KT]
19
Karl Schmidt-Rottluff
Rote Düne, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 800.000 Ergebnis:
€ 1.945.000 (inklusive Aufgeld)
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