Auktion: 535 / Evening Sale mit Sammlung Hermann Gerlinger am 09.12.2022 in München Lot 29

 

29
Günther Förg
Untitled, 1993.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 162.500

(inklusive Aufgeld)
Untitled. 1993.
Acryl auf Leinwand.
Links oben signiert und datiert. 195 x 160 cm (76,7 x 62,9 in).

• Aus der kleinen Werkreihe der grau-schwarz-weißen Farbfelder.
• Selten. Bisher wurden erst zwei weitere Arbeiten dieser Werkreihe auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Schönes Beispiel für Förgs meisterliches Spiel mit der Adaption kunsthistorischer Traditionen von Paul Klee bis hin zu Blinky Palermo und Cy Twombly.
• Förg verleiht der reduzierten Komposition allein durch die sanft nuancierte Farbmodulation und den sichtbaren Pinselduktus ein malerisches Inkarnat.
• Großformatige Farbfelder befinden sich in zahlreichen internationalen Museen, wie u. a. dem Museum of Modern Art, New York, dem Städel Museum, Frankfurt a. Main, dem Stedelijk Museum, Amsterdam, und dem San Francisco Museum of Art
.

Wir danken Herrn Michael Neff vom Estate Günther Förg für die freundliche Bestätigung der Authentizität dieser Arbeit. Das Gemälde ist im Archiv unter der Nummer "WVF.93.B.0716" verzeichnet.

PROVENIENZ: Luhring Augustine Gallery, New York (direkt vom Künstler erworben).
Privatsammlung (1993 vom Vorgenannten erworben -2021).

"Es heißt immer, dass graue Bilder nicht farbige Bilder sind. Im Gegenteil! Grau kann eine starke Farbigkeit entwickeln."
Günther Förg, zit. nach: Kunst Heute Nr.18, Köln 1997, S. 57.

Günther Förgs Werk ist eine Hingabe an den Eigenwert der Farbe, der unablässige Versuch, ihr Eigenleben und ihren schier unendlichen Variationsreichtum durch immer neue Kombinationen herauszuarbeiten. Seine Malerei bringt das scheinbar Unvereinbare nahezu mühelos auf der Leinwand zusammen, sie vereint Elemente der konkreten Kunst mit gestischen Elementen: Geometrische Strenge trifft auf expressive Spontaneität, ein kalkuliertes System auf die spontane Intuition des Farbauftrages. Förgs Gemälden gehen bis in die 1980er Jahre maximal grobe Konstruktionsskizzen voraus, er lässt seine Arbeiten stets aus nur einer einzigen Malschicht entstehen. Förgs Malerei muss auf einen Schlag gelingen, in einem Zug muss das Bildereignis in nur einer Malschicht realisiert werden. Förgs Malerei sucht dabei stilistisch die Auseinandersetzung mit anderen Künstlern. Neben Einflüssen der abstrakten Vorkriegsmoderne, des Konstruktivismus und Suprematismus spielt dabei in den 1970er Jahren das Schaffen des früh verstorbenen Blinky Palermo für den Kunststudenten Förg eine prägende Rolle. Später dann tritt das amerikanische Action- und Color-Field-Painting als reiche Inspirationsquelle hinzu. Förg adaptiert und transformiert Gesehenes, macht auf diese Weise in farblicher oder formaler Hinsicht immer wieder neuartige Impulse für sein eigenes, facettenreiches Werk nutzbar. In unserer großformatigen Arbeit "Untitled" (1993) spielt Förg souverän mit der kunsthistorischen Tradition der Gitterbilder und kombiniert diese formale Struktur mit seinem gestischen Farbauftrag und der Farbpalette seiner berühmten grauen Bilder. Während seiner Akademiezeit in den 1970er Jahren beginnt Förg in unablässiger Konsequenz wöchentlich graue Bilder zu malen, bei denen er schwarze Farbe auf eine grundierte Leinwand gibt und mit einem Schwamm zu einer grauen Struktur vermalt. "Die Bilder entstanden wie auf einer Schultafel. Es blieb ja auch eine Ähnlichkeit. So habe ich von Anfang an gearbeitet, was ja im nachhinein etwas komisch ist. Man kommt an die Akademie und hat dann eine gewisse Freiheit vor Augen [..] und ich habe mich dann gleich in eine Art Unfreiheit begeben, indem ich jede Woche ein graues Bild gemalt habe." (G. Förg, zit. nach: Kunst Heute Nr.18, Köln 1997, S. 20) Teils strukturiert er diese grauen Bilder dann in den 1980er Jahren auch mit gewischten, nahezu monochromen Gitterstrukturen, die er dann – angeregt durch das kleinformatige abstrakte Schaffen Paul Klees – in der kleinen, 1993 entstandenen Werkfolge zu großformatigen, mehrfarbigen Karostrukturen aus schwarzen, weißen und grauen Feldern weiterentwickelt. Formal verarbeitet diese Werkfolge, zu der auch unser großformatiges Gemälde zählt, Einflüsse von Paul Klee bis hin zum früh verstorbenen Blinky Palermo, während die reduzierte Farbwahl zudem Vorläufer in den grauen Gemälden Cy Twomblys hat. Allen Gemälden Günther Förgs gemeinsam ist die nuancierte, vibrierende Farbgebung, die er einmal folgendermaßen beschrieben hat: "Technisch ist es so, dass ich mit dem Pinsel in die nächste Farbe reingehe, so das ich von selbst nicht etwas Monotones in die Palette bekomme, sondern eine Art von Reichtum." (G. Förg, zit. nach: G. Förg im Gespräch mit Siegfried Gohr, Köln 1997, S. 43).
2014 präsentierte das Museum Brandhorst, München, eine erste postume Werkübersicht des Künstlers. Im Jahr 2018 folgte dann die Retrospektive "Günther Förg. A Fragile Beauty", die im Stedelijk Museum, Amsterdam, und im Dallas Museum of Art zu sehen war. Förgs Gemälde befinden sich in zahlreichen internationalen Museumssammlungen, darunter das Museum of Modern Art, New York, und die Pinakothek der Moderne, München. [JS]



29
Günther Förg
Untitled, 1993.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 162.500

(inklusive Aufgeld)