147
Katharina Grosse
Ohne Titel, 1989.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000 Ergebnis:
€ 112.500 (inklusive Aufgeld)
Ohne Titel. 1989.
Öl auf Leinwand.
Verso zweifach signiert und datiert sowie mit der Künstleradresse und unleserlich bezeichnet. 160 x 200 cm (62,9 x 78,7 in).
[SM].
• Die Herstellung dieses frühen Bildes zeigt bereits einen körperlich intensiven, nachvollziehbaren Prozess.
• Katharina Grosse arbeitet von Beginn an mit großen Bildformaten, architektonische Situationen stets fest im Blick.
• Ihr spezifischer Farbauftrag wird hier schon zur Methode.
• Arbeiten der Künstlerin vom Beginn ihrer Karriere kommen äußerst selten auf den internationalen Auktionsmarkt.
PROVENIENZ: Privatsammlung (seit 1991, direkt bei der Künstlerin erworben).
Öl auf Leinwand.
Verso zweifach signiert und datiert sowie mit der Künstleradresse und unleserlich bezeichnet. 160 x 200 cm (62,9 x 78,7 in).
[SM].
• Die Herstellung dieses frühen Bildes zeigt bereits einen körperlich intensiven, nachvollziehbaren Prozess.
• Katharina Grosse arbeitet von Beginn an mit großen Bildformaten, architektonische Situationen stets fest im Blick.
• Ihr spezifischer Farbauftrag wird hier schon zur Methode.
• Arbeiten der Künstlerin vom Beginn ihrer Karriere kommen äußerst selten auf den internationalen Auktionsmarkt.
PROVENIENZ: Privatsammlung (seit 1991, direkt bei der Künstlerin erworben).
FARBE ABSOLUT. KATHARINA GROSSE. GOTTHARD GRAUBNER, so der Titel einer Ausstellung 2019 im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg. Die international gefeierte Malerin Katharina Grosse (1961 in Freiburg i. Breisgau geboren) trifft auf die legendären "Farbraumkörper" Gotthard Graubners (1930–2013), er ist ihr Lehrer an der Düsseldorfer Akademie in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Ausgangspunkt beider Künstler ist die Überzeugung von der überzeitlichen, existenziellen Kraft der Farbe, die sich unmittelbar auf die Betrachtenden überträgt und physisch erlebbar wird, wie dies schon erstaunlich überzeugend und kräftig mit dieser Leinwand aus dem Jahr 1989 nachzuvollziehen ist. Noch an der Akademie unterscheidet die Künstlerin deutlich die Farben, ‚grundiert‘ die feste Leinwand ein zweites Mal mit leuchtenden Farbfeldern in Blau, Gelb und Rot, übermalt sie lasurartig mit in Schwarz nebeneinandergesetzten, heftig gesetzten Pinselzügen und lässt den Bildgrund hindurchschimmern. Das in großzügigen Auf- und Ab- oder in Horizontalbewegungen und verschieden deckenden Schichten aufgetragene Schwarz ist wie ein Film, wie ein Schleier, der auf dem Untergrund liegt und dennoch eine Mischung von verschiedenfarbigen Zonen freigibt. Die Pinselzüge, hier plastisch hervorgehoben, werden zu verfügbaren Elementen ihrer Malerei, spezifische Überlagerungen ermöglichen eine horizontale und vertikale Orientierung, sei es wie hier bei einer aufgespannten Leinwand oder vielleicht zehn Jahre später bei besprühten Wandflächen. Das Phänomen des Übermalens scheint für Katharina Grosse von Beginn an ein Faszinosum gewesen zu sein, und dies nicht erst seit ihre Malerei architektonische Dimensionen zur Geltung bringt. So überträgt sie mit dem Pinsel die Körperbewegung auf ihre Malerei, eine Tafelmalerei, die somit eine gegenständliche Form einnimmt, der Betrachter einer eigenen Realität der Farbe begegnet. "Ich habe ein halbes Jahr bei Ulrike Rosenbach Performance studiert. Als ich zur Malerei zurückkehrte, war mir bewusster, was der Körper vor der Leinwand tut, bevor er Spuren darauf hinterlässt", so Katharina Grosse erklärend, was ihre Malerei für uns so mitreisend und dynamisierend wirken lässt (zit. nach: Ausst.-Kat. Farbe absolut. Katharina Grosse. Gotthard Graubner, Küppersmühle Duisburg, 2019, S. 81). Die Herstellung eines Bildes ist für die Künstlerin schon damals ein körperlich intensiver und nachvollziehbarer Prozess.
Ihr Entschluss, ihre Malerei als eine derart avancierte Position der Geschichte der Moderne voranzustellen, basiert ähnlich wie bei Gotthard Graubner auf der Wertschätzung, mit welcher dieser Künstler der Malerei begegnet, wie er mit dem Medium umgeht, einen illusionistischen, nicht hierarchisch gesehenen Raum mit diesen malerischen Positionen zu belegen. Alles scheint einer Malordnung unterworfen und untergeordnet zu sein, überlagert mit neuen, fremden Tönen, mit denen die Künstlerin ihre Tafelbilder charakterisiert. "Ich fand damals, sein [Graubners] Austarieren der Farbbeziehungen sei sehr raffiniert und schlau. Er sprach davon, zu seinen Emotionen und Empfindungen zu stehen. Was mich beeindruckte, war seine Selbstzentrierung. Was er über Malerei sagte, war wirklich das, was er durch Erfahrung herausgefunden hatte. Bei ihm gab es kein kopiertes Wissen, keine geliehene Theorie", so die Künstlerin in einem Interview mit der Kuratorin Corinne Diserens über ihren Lehrer (ebd., S. 77).
Katharina Grosses spezifischer Farbauftrag wird hier schon zur Methode. Die Richtungsimpulse des Pinsels treten deutlich hervor, dessen Züge sich horizontal und vertikal überlagern. Aber noch sind die dramatisch gesetzten Pinselzüge in dem Format der Leinwand, auf der begrenzten Malfläche gezügelt – und öffnen dennoch mit ihrer expansiven Kraft Bildräume. "Graubner achtete sehr genau auf das, was sich während des Malakts entfaltete, und darauf, diese Beobachtungen direkt zu nutzen. Es war inspirierend zu sehen, wie er seine besondere Bildform dadurch erlangte" (ebd., S. 79). Während die Spraymalerei einer Tendenz zur Auflösung der Grenzen sowohl zwischen malerischen Elementen als auch zwischen Trägerstrukturen entspricht, folgen die Pinselzüge in früheren Arbeiten den horizontalen und vertikalen Begrenzungen des Bildträgers, die auch den elementaren Richtungen des Raumes entsprechen. In folgerichtigem Bruch mit dieser Regel kommen später auch diagonale und gerundete Farbbahnen hinzu, die schließlich aufgelöst und in anderen als den geometrischen Hauptrichtungen von ihr organisiert werden können. Katharina Grosse arbeitet von Beginn an mit großen Bildformaten, die architektonischen Situationen stets fest im Blick. Somit erscheint die Entscheidung für die Sprühpistole Ende der 1990er Jahre nur folgerichtig: eine besondere Auffassung von Malerei, Bild und Ort, die sich in unserem Bild aus dem Jahr 1989 bereits vehement ankündigt. [MvL]
Ihr Entschluss, ihre Malerei als eine derart avancierte Position der Geschichte der Moderne voranzustellen, basiert ähnlich wie bei Gotthard Graubner auf der Wertschätzung, mit welcher dieser Künstler der Malerei begegnet, wie er mit dem Medium umgeht, einen illusionistischen, nicht hierarchisch gesehenen Raum mit diesen malerischen Positionen zu belegen. Alles scheint einer Malordnung unterworfen und untergeordnet zu sein, überlagert mit neuen, fremden Tönen, mit denen die Künstlerin ihre Tafelbilder charakterisiert. "Ich fand damals, sein [Graubners] Austarieren der Farbbeziehungen sei sehr raffiniert und schlau. Er sprach davon, zu seinen Emotionen und Empfindungen zu stehen. Was mich beeindruckte, war seine Selbstzentrierung. Was er über Malerei sagte, war wirklich das, was er durch Erfahrung herausgefunden hatte. Bei ihm gab es kein kopiertes Wissen, keine geliehene Theorie", so die Künstlerin in einem Interview mit der Kuratorin Corinne Diserens über ihren Lehrer (ebd., S. 77).
Katharina Grosses spezifischer Farbauftrag wird hier schon zur Methode. Die Richtungsimpulse des Pinsels treten deutlich hervor, dessen Züge sich horizontal und vertikal überlagern. Aber noch sind die dramatisch gesetzten Pinselzüge in dem Format der Leinwand, auf der begrenzten Malfläche gezügelt – und öffnen dennoch mit ihrer expansiven Kraft Bildräume. "Graubner achtete sehr genau auf das, was sich während des Malakts entfaltete, und darauf, diese Beobachtungen direkt zu nutzen. Es war inspirierend zu sehen, wie er seine besondere Bildform dadurch erlangte" (ebd., S. 79). Während die Spraymalerei einer Tendenz zur Auflösung der Grenzen sowohl zwischen malerischen Elementen als auch zwischen Trägerstrukturen entspricht, folgen die Pinselzüge in früheren Arbeiten den horizontalen und vertikalen Begrenzungen des Bildträgers, die auch den elementaren Richtungen des Raumes entsprechen. In folgerichtigem Bruch mit dieser Regel kommen später auch diagonale und gerundete Farbbahnen hinzu, die schließlich aufgelöst und in anderen als den geometrischen Hauptrichtungen von ihr organisiert werden können. Katharina Grosse arbeitet von Beginn an mit großen Bildformaten, die architektonischen Situationen stets fest im Blick. Somit erscheint die Entscheidung für die Sprühpistole Ende der 1990er Jahre nur folgerichtig: eine besondere Auffassung von Malerei, Bild und Ort, die sich in unserem Bild aus dem Jahr 1989 bereits vehement ankündigt. [MvL]
147
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Ohne Titel, 1989.
Öl auf Leinwand
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