Auktion: 532 / 19th Century Art am 10.12.2022 in München Lot 335

 

335
Friedrich von Amerling
Bildnis eines Mädchens, 1839.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 112.500

(inklusive Aufgeld)
Bildnis eines Mädchens. 1839.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten mit eingeritzter Signatur und datiert. Verso auf dem Keilrahmen mit altem handschriftlich bezeichnetem Etikett sowie nummeriert "2734". 45,5 x 38 cm (17,9 x 14,9 in).

• Amerling ist neben Waldmüller einer der technisch virtuosesten Porträtisten der Wiener Gesellschaft.
• Seine Darstellungen und Typen sind prägend für eine romantisch-biedermeierliche Schönheitengalerie.
• Bildnisse aus seiner Hand befinden sich in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München, dem Belvedere und dem Kunsthistorischen Museum, Wien sowie der Alten Nationalgalerie, Berlin
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Wien/USA (seit mindestens drei Generationen in Familienbesitz).

Neben Ferdinand von Waldmüller gehört Friedrich von Amerling zu den bedeutendsten Porträtmalern des Habsburgischen Österreichischen Kaiserreichs. Seine Ausbildung beginnt er 1815 an der Akademie der Künste in Wien, anschließend folgen einige Jahre an der Akademie in Prag. Künstlerische Bildungsreisen führen ihn nach London, Paris und Rom, während derer er sich mit der Kunst bedeutender schulprägender Meister wie Thomas Lawrence oder Horace Vernet auseinandersetzt, als auch mit dem für das malerische Curriculum unerlässlichen Antikenstudium, Diese ausgedehnte Reisetätigkeit führt ihn im Laufe seines Lebens außerdem nach Spanien, erneut nach England, nach Griechenland, Skandinavien bis ans Nordkap und schließlich 1886 nach Ägypten und Palästina. Kurz vor der Entstehung unseres Bildnisses reist er nach Italien, in die Niederlande und 1839 nach München. Zu dieser Zeit ist er bereits einer der gefragtesten Porträtisten des Großbürgertums und des Hochadels, zu seinen bedeutendsten Werken gehört das Porträt von Franz I. im Kaiserornat (1821, Kunsthistorisches Museum, Wien), das durch die ungewöhnlich lebensnahe Pose und die präzise modellierte Stofflichkeit der Gewandung und der juwelengeschmückten Reichsinsignien einzigartigen Stellenwert im Œuvre besitzt. Das bis dato teuerste versteigerte Gemälde aus seiner Hand, "Mädchen mit Strohhut" (1835, The Princely collection, Liechtenstein, Vaduz/Wien), zählt jedoch zu den Bildnissen schöner Unbekannter. Für solche Bildnisse stehen ihm oft Schönheiten aus Musik und Theater Modell, die ihm für Typenporträts wie die Morgenländerin oder "Lautenspielerin" ihr Gesicht leihen (1828, Belvedere, Wien). Von der gleichen technischen Raffinesse in den Details wie den glänzenden Seidenbändern, den zarten Rosen im geflochtenen Haar, dem transparent schimmernden Porzellanteint und den rosigen Wangen bis zum dunkelrot samtenen Kleid mit dem puffigen Fellkragen ist das Bildnis dieses jungen Mädchens, dessen Physiognomie ganz der unschuldigen Lieblichkeit des von Amerling bevorzugten Frauentypus entspricht. Vor dem dunkel gehaltenen Hintergrund verstärkt sich der Effekt der akribisch geschilderten Stofflichkeit und der Lichteffekte, mit denen Amerling hier den Idealtypus einer naiv-unberührten, mit romantisch-verklärtem, leicht abwesenden Blick dargestellten jungen Schönheit entwirft. [KT]



335
Friedrich von Amerling
Bildnis eines Mädchens, 1839.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 112.500

(inklusive Aufgeld)