Rahmenbild
Weitere Abbildung
Weitere Abbildung
67
Egon Schiele
Selbstporträt, 1913.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 250.000 (inklusive Aufgeld)
Selbstporträt. 1913.
Bleistiftzeichnung.
Kallir Nachtrag D 1425a. Rechts unten signiert und datiert. Verso mit dem Nachlassstempel. Auf chamoisfarbenem Velin. 45,7 x 28,7 cm (17,9 x 11,2 in), Blattgröße.
• Meisterhafte Zeichnung mit sicherer, präziser Linienführung.
• Doppeltes Selbstbildnis: Schiele stellt sich in zwei unterschiedlichen Posen dar.
• In den letzten zehn Jahren wurden nur sieben weitere Selbstporträts auf Papier auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Seit über 40 Jahren Teil derselben Privatsammlung.
PROVENIENZ:
Aus dem Nachlass des Künstlers (verso mit dem Nachlassstempel).
Serge Sabarsky, New York.
Privatsammlung Süddeutschland (seit den 1970er Jahren).
Seitdem in Familienbesitz.
LITERATUR:
Jane Kallir, Egon Schiele. The Complete Works, New York 1998, Nachtrag, S. 672, Kat.-Nr. 1425a (m. Abb.).
"Wenn ich mich ganz sehe, werde ich mich selbst sehen müssen, selbst auch wissen, was ich will, was nicht nur vorgeht in mir, sondern wie weit ich die Fähigkeit habe, zu schauen, welche Mittel mein sind, aus welchen rätselhaften Substanzen ich zusammengesetzt bin, aus wie viel von dem mehr, was ich erkenne, was ich an mir selbst erkannt habe bis jetzt."
Egon Schiele in einem Brief an Oskar Reichel, September 1911, zit: nach: Egon Schiele Jahrbuch, Bd. I, Wien 2011, S. 121.
Bleistiftzeichnung.
Kallir Nachtrag D 1425a. Rechts unten signiert und datiert. Verso mit dem Nachlassstempel. Auf chamoisfarbenem Velin. 45,7 x 28,7 cm (17,9 x 11,2 in), Blattgröße.
• Meisterhafte Zeichnung mit sicherer, präziser Linienführung.
• Doppeltes Selbstbildnis: Schiele stellt sich in zwei unterschiedlichen Posen dar.
• In den letzten zehn Jahren wurden nur sieben weitere Selbstporträts auf Papier auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Seit über 40 Jahren Teil derselben Privatsammlung.
PROVENIENZ:
Aus dem Nachlass des Künstlers (verso mit dem Nachlassstempel).
Serge Sabarsky, New York.
Privatsammlung Süddeutschland (seit den 1970er Jahren).
Seitdem in Familienbesitz.
LITERATUR:
Jane Kallir, Egon Schiele. The Complete Works, New York 1998, Nachtrag, S. 672, Kat.-Nr. 1425a (m. Abb.).
"Wenn ich mich ganz sehe, werde ich mich selbst sehen müssen, selbst auch wissen, was ich will, was nicht nur vorgeht in mir, sondern wie weit ich die Fähigkeit habe, zu schauen, welche Mittel mein sind, aus welchen rätselhaften Substanzen ich zusammengesetzt bin, aus wie viel von dem mehr, was ich erkenne, was ich an mir selbst erkannt habe bis jetzt."
Egon Schiele in einem Brief an Oskar Reichel, September 1911, zit: nach: Egon Schiele Jahrbuch, Bd. I, Wien 2011, S. 121.
Seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Stil, eine eindeutig österreichische Form des Expressionismus, findet der junge Egon Schiele bereits ab 1910. 1909 hatte er die Wiener Akademie der bildenden Künste nach nur zwei Jahren Studium wieder verlassen und in Auflehnung gegen die dort gelehrten konservativen künstlerischen Auffassungen zusammen mit ehemaligen Komilitonen die "Neukunstgruppe" gegründet.
Schieles Werke, seine provozierenden, oftmals grotesken Akte und eigenwilligen Selbstporträts sind für seine Zeit symptomatisch und wegweisend zugleich. Mit seinem Schaffen findet Schiele "auf der Ebene der bildenden Kunst visuelle Analogien für jene in Philosophie, Psychologie, Literatur und Theater in Wien um 1900 so vielgestaltig thematisierte Krise des Individuums" (www.leopoldmuseum.org/de/sammlung/egon-schiele). Die damalige Wiener Bevölkerung ist geprägt von der Zerrissenheit der Menschen, die in der damals viertgrößten Stadt der Welt mit harten Gegensätzen und sich drastisch wandelnden Verhältnissen zu kämpfen haben. So erleben sie die politischen Spannungen vor dem Ersten Weltkrieg, den Verlust ihrer Vergangenheit im Zuge der Industrialisierung und zunehmenden Technisierung und die sozial, politisch und ökonomisch ungewiss erscheinende Zukunft, die Doppelmoral einer einerseits in der konservativen Kaiserzeit stehengebliebenen und nun mit den in Kunst und Wissenschaft thematisierten Tabuthemen zu Sexualität und Psyche konfrontierten Gesellschaft sowie ein sich bspw. mit dem Schaffen von Otto Wagner oder Adolf Loos verändernden und von der k. u. k. Monarchie gänzlich loslösenden ästhetischen Empfinden. Schieles Werke und insbesondere seine Selbstporträts mit verdrehten Gliedmaßen, aufgerissenen Augen und Mündern, ins Extrem gestreckten und gezerrten Haltungen und Proportionen sind Ausdruck des damals empfundenen Kontrollverlusts sowie der Existenzkrise des Individuums. Dies zeigt sich auch in der hier angebotenen Zeichnung sowohl im Gesichtsausdruck, dem offen stehenden Mund und der stark nach links gedrehten Haltung des größeren Selbstporträts als auch in dem fast zornigen Blick des seltsam verkrümmten kleineren Selbstbildnisses.
Ab 1910 bis zu seinem viel zu frühen Tod 1918 mit nur 28 Jahren setzt sich Schiele in seinen Selbstporträts nahezu manisch-obsessiv nicht nur mit den so extremen, zum Teil völlig deformierten Körperhaltungen und Posen, sondern eben insbesondere auch mit seiner eigenen Psyche auseinander. In dieser Reflexion der eigenen Existenz und ihrer Widersprüche sowie in der Erkundung der menschlichen wie auch seiner eigenen Sexualität als künstlerische Inspiration entstehen in diesen Jahren Darstellungen mit übersteigerten, zum Teil hässlichen, manchmal gar verstörenden Mimiken, Grimassen und Gestiken, die sicherlich u. a. durch die Überlegungen und Publikationen Sigmund Freuds zur Psychoanalyse, Schieles eigenen inneren, mentalen Kämpfe und den geistigen Abstieg seines schon 1906 von der Syphilis in den Wahnsinn getriebenen und sodann verstorbenen Vaters angeregt werden. Sein auf die Figur, den Akt und das Selbstbildnis fokussiertes Œuvre fungiert so als von Schiele radikalisierte und dramatisierte seelische Stimmungsschilderung, die ihn schließlich zu einer der prägendsten, schillerndsten und wohl interessantesten Figuren der Wiener Moderne machen sollte. [CH]
Schieles Werke, seine provozierenden, oftmals grotesken Akte und eigenwilligen Selbstporträts sind für seine Zeit symptomatisch und wegweisend zugleich. Mit seinem Schaffen findet Schiele "auf der Ebene der bildenden Kunst visuelle Analogien für jene in Philosophie, Psychologie, Literatur und Theater in Wien um 1900 so vielgestaltig thematisierte Krise des Individuums" (www.leopoldmuseum.org/de/sammlung/egon-schiele). Die damalige Wiener Bevölkerung ist geprägt von der Zerrissenheit der Menschen, die in der damals viertgrößten Stadt der Welt mit harten Gegensätzen und sich drastisch wandelnden Verhältnissen zu kämpfen haben. So erleben sie die politischen Spannungen vor dem Ersten Weltkrieg, den Verlust ihrer Vergangenheit im Zuge der Industrialisierung und zunehmenden Technisierung und die sozial, politisch und ökonomisch ungewiss erscheinende Zukunft, die Doppelmoral einer einerseits in der konservativen Kaiserzeit stehengebliebenen und nun mit den in Kunst und Wissenschaft thematisierten Tabuthemen zu Sexualität und Psyche konfrontierten Gesellschaft sowie ein sich bspw. mit dem Schaffen von Otto Wagner oder Adolf Loos verändernden und von der k. u. k. Monarchie gänzlich loslösenden ästhetischen Empfinden. Schieles Werke und insbesondere seine Selbstporträts mit verdrehten Gliedmaßen, aufgerissenen Augen und Mündern, ins Extrem gestreckten und gezerrten Haltungen und Proportionen sind Ausdruck des damals empfundenen Kontrollverlusts sowie der Existenzkrise des Individuums. Dies zeigt sich auch in der hier angebotenen Zeichnung sowohl im Gesichtsausdruck, dem offen stehenden Mund und der stark nach links gedrehten Haltung des größeren Selbstporträts als auch in dem fast zornigen Blick des seltsam verkrümmten kleineren Selbstbildnisses.
Ab 1910 bis zu seinem viel zu frühen Tod 1918 mit nur 28 Jahren setzt sich Schiele in seinen Selbstporträts nahezu manisch-obsessiv nicht nur mit den so extremen, zum Teil völlig deformierten Körperhaltungen und Posen, sondern eben insbesondere auch mit seiner eigenen Psyche auseinander. In dieser Reflexion der eigenen Existenz und ihrer Widersprüche sowie in der Erkundung der menschlichen wie auch seiner eigenen Sexualität als künstlerische Inspiration entstehen in diesen Jahren Darstellungen mit übersteigerten, zum Teil hässlichen, manchmal gar verstörenden Mimiken, Grimassen und Gestiken, die sicherlich u. a. durch die Überlegungen und Publikationen Sigmund Freuds zur Psychoanalyse, Schieles eigenen inneren, mentalen Kämpfe und den geistigen Abstieg seines schon 1906 von der Syphilis in den Wahnsinn getriebenen und sodann verstorbenen Vaters angeregt werden. Sein auf die Figur, den Akt und das Selbstbildnis fokussiertes Œuvre fungiert so als von Schiele radikalisierte und dramatisierte seelische Stimmungsschilderung, die ihn schließlich zu einer der prägendsten, schillerndsten und wohl interessantesten Figuren der Wiener Moderne machen sollte. [CH]
67
Egon Schiele
Selbstporträt, 1913.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 250.000 (inklusive Aufgeld)
Ihre Lieblingskünstler im Blick!
- Neue Angebote sofort per E-Mail erhalten
- Exklusive Informationen zu kommenden Auktionen und Veranstaltungen
- Kostenlos und unverbindlich