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Ernst Ludwig Kirchner
Wintermondnacht – Längmatte bei Monduntergang, 1919.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 250.000 Ergebnis:
€ 625.000 (inklusive Aufgeld)
Wintermondnacht – Längmatte bei Monduntergang. 1919.
Farbholzschnitt.
Dube 390. Gercken 958 1. b. (von 2). Signiert und bezeichnet "Eigendruck". Eines von bisher 12 bekannten Exemplaren. Auf Blottingpapier. 30,7 x 29,5 cm (12 x 11,6 in). Papier: 54,2 x 39,2 cm (21,3 x 15,4 in).
In einem Brief an Nele van de Velde vom 20. Januar 1919 ist das Motiv als Skizze in Feder und farbigen Kreiden festgehalten. Nach dieser Skizze entsteht neben dem Holzschnitt auch das Gemälde "Wintermondlandschaft", 1919 (Gordon 558, Institute of Arts, Detroit).
• Einer der bedeutendsten Farbholzschnitte seiner Schweizer Schaffenszeit, von Kirchner selbst abgezogen.
• Bisher wurden erst zwei Abzüge auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Von 12 bekannten Exemplaren befinden sich 6 in öffentlichen Sammlungen, u. a. im Kunstmuseum Basel, im Museum of Modern Art in New York, im Städel Museum in Frankfurt und im Museum Folkwang, Essen.
• Von gemäldehafter Wirkung, die Farbe liegt satt und reliefartig auf dem Papier.
• Exemplarisch fasst dieser Holzschnitt Kirchners Vorstellung seiner Schweizer Bergwelt zusammen.
Das vorliegende Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.
PROVENIENZ:
Privatsammlung.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032, 1991 aus dem Nachlass des Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG:
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina, Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 178, S. 276f. (m. Abb.).
Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 28.10.2017-25.2.2018, S. 314 (m. Farbabb.).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Ferner in Auswahl (jeweils ein anderes Exemplar):
Ernst Ludwig Kirchner. Bildwirkerei und Graphik, Kestner Museum Hannover, Januar/Februar 1955, Kat.-Nr. 43.
Ernst Ludwig Kirchner, Graphische Sammlung, Staatsgalerie Stuttgart, 14.6.-31.8.1980, Kat.-Nr. 230.
Ernst Ludwig Kirchner. Davoser Werke 1917-1923, Kirchner Museum, Davos, 17.12.1988-2.4.1989, Kat.-Nr. 32, 33.
Ernst Ludwig Kirchner. Bergleben. Die frühen Davoser Jahre 1917-1926, Kunstmuseum Basel, 27.9.2003-4.1.2004, Kat.-Nr. 63, 64.
LITERATUR:
In Auswahl:
Lothar-Günther Buchheim, Graphik des deutschen Expressionismus, Feldafing 1959, S. 33 (anderes Exemplar).
Karl August Reiser, Deutsche Graphik von Leibl bis zur Gegenwart, Reutlingen 1964, S. 81 (anderes Exemplar).
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke, Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 269, SHG-Nr. 392 (m. Farbabb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke, Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 348, SHG-Nr. 780 (m. Farbabb.).
Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim! Museumsführer durch die "Brücke"-Sammlungen von Hermann Gerlinger und Lothar-Günther Buchheim, Feldafing 2017, S. 314ff. (m. Abb., S. 315).
"Heute früh vor Sonnenaufgang war ein herrlicher Monduntergang, die Berge ganz blau, der Himmel rötlich violett mit rosa Wölckchen und der gelbe sichelnde Mond. Es war einfach toll schön, aber wahnsinnig kalt. Oh wenn man das malen könnte."
E. L. Kirchner in einem Brief an Nele van de Velde, 20. Januar 1919.
Farbholzschnitt.
Dube 390. Gercken 958 1. b. (von 2). Signiert und bezeichnet "Eigendruck". Eines von bisher 12 bekannten Exemplaren. Auf Blottingpapier. 30,7 x 29,5 cm (12 x 11,6 in). Papier: 54,2 x 39,2 cm (21,3 x 15,4 in).
In einem Brief an Nele van de Velde vom 20. Januar 1919 ist das Motiv als Skizze in Feder und farbigen Kreiden festgehalten. Nach dieser Skizze entsteht neben dem Holzschnitt auch das Gemälde "Wintermondlandschaft", 1919 (Gordon 558, Institute of Arts, Detroit).
• Einer der bedeutendsten Farbholzschnitte seiner Schweizer Schaffenszeit, von Kirchner selbst abgezogen.
• Bisher wurden erst zwei Abzüge auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Von 12 bekannten Exemplaren befinden sich 6 in öffentlichen Sammlungen, u. a. im Kunstmuseum Basel, im Museum of Modern Art in New York, im Städel Museum in Frankfurt und im Museum Folkwang, Essen.
• Von gemäldehafter Wirkung, die Farbe liegt satt und reliefartig auf dem Papier.
• Exemplarisch fasst dieser Holzschnitt Kirchners Vorstellung seiner Schweizer Bergwelt zusammen.
Das vorliegende Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.
PROVENIENZ:
Privatsammlung.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032, 1991 aus dem Nachlass des Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG:
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina, Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 178, S. 276f. (m. Abb.).
Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 28.10.2017-25.2.2018, S. 314 (m. Farbabb.).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Ferner in Auswahl (jeweils ein anderes Exemplar):
Ernst Ludwig Kirchner. Bildwirkerei und Graphik, Kestner Museum Hannover, Januar/Februar 1955, Kat.-Nr. 43.
Ernst Ludwig Kirchner, Graphische Sammlung, Staatsgalerie Stuttgart, 14.6.-31.8.1980, Kat.-Nr. 230.
Ernst Ludwig Kirchner. Davoser Werke 1917-1923, Kirchner Museum, Davos, 17.12.1988-2.4.1989, Kat.-Nr. 32, 33.
Ernst Ludwig Kirchner. Bergleben. Die frühen Davoser Jahre 1917-1926, Kunstmuseum Basel, 27.9.2003-4.1.2004, Kat.-Nr. 63, 64.
LITERATUR:
In Auswahl:
Lothar-Günther Buchheim, Graphik des deutschen Expressionismus, Feldafing 1959, S. 33 (anderes Exemplar).
Karl August Reiser, Deutsche Graphik von Leibl bis zur Gegenwart, Reutlingen 1964, S. 81 (anderes Exemplar).
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke, Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 269, SHG-Nr. 392 (m. Farbabb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke, Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 348, SHG-Nr. 780 (m. Farbabb.).
Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim! Museumsführer durch die "Brücke"-Sammlungen von Hermann Gerlinger und Lothar-Günther Buchheim, Feldafing 2017, S. 314ff. (m. Abb., S. 315).
"Heute früh vor Sonnenaufgang war ein herrlicher Monduntergang, die Berge ganz blau, der Himmel rötlich violett mit rosa Wölckchen und der gelbe sichelnde Mond. Es war einfach toll schön, aber wahnsinnig kalt. Oh wenn man das malen könnte."
E. L. Kirchner in einem Brief an Nele van de Velde, 20. Januar 1919.
In der Schweiz beginnt die dritte Stilperiode Ernst Ludwig Kirchners. 1917 lässt sich der Künstler, von den Kriegserlebnissen gezeichnet, zunächst in Frauenkirch bei Davos nieder. Bald verlässt er jedoch den städtischen Kurort und zieht sich in die Einsamkeit der Berge zurück. Im Juni und August 1917 mietet er sich in einer Hütte auf der Stafelalp, oberhalb von Davos ein. Hier entstehen die ersten Zeichnungen und Holzschnitte von Gebirgslandschaften und nach Motiven aus dem Leben der Bergbauern. Das unmittelbare Erlebnis der Berge soll von nun an im Mittelpunkt seiner Kunst stehen. Der Eindruck der Schweizer Alpen führt bei Kirchner nicht nur zu seelischer Stabilisierung, sondern auch zu erneuter Kreativität. Die Schweiz war als kurzfristiger Zufluchtsort gedacht, wird aber schnell zur neuen Heimat und Motor für eine neue Schaffensperiode in seinem Œuvre. Bereits im darauffolgenden Jahr mietet er das Haus "In den Lärchen", das er als Sommersitz behält. 1921 siedelt seine Lebensgefährtin Erna Schilling endgültig in die Schweiz über und 1923 ziehen beide in ihr neues Haus auf dem Wildboden bei Frauenkirch. Trotz seiner psychischen Belastung und teilweise auftretenden Lähmungen ist die erste Zeit in Davos äußerst produktiv. Jeder einzelne Lebensort ist so mit einer Vielzahl von Arbeiten verbunden, auch die Vielseitigkeit der eingesetzten Medien ist erstaunlich: Neben zum Teil recht großen Ölgemälden entstehen Serien von Holzschnitten und Radierungen, Aquarelle und Zeichnungen bis hin zu lebensgroßen Holzskulpturen. Kirchner beginnt mit Schnitzarbeiten, fertigt Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände aller Art, schnitzt Hocker, Stühle, Bettgestelle und Schalen, überträgt Bildentwürfe in großflächige Holzreliefs und auch Teppiche nach Kirchner’schen Motiven werden gewebt.
Im Januar 1919 lässt Kirchner seine Druckerpresse von Berlin nach Davos transportieren. Der Schweizer Zollbehörde erkärt er, es handele sich um Umzugsgut: "Die Presse dient zur Herstellung von Handdrucken für Holzschnitte, sie soll mir die Arbeit, die ich trotz meiner schweren Krankheit noch machen kann, etwas erleichtern." (zit. nach Ausst.-Kat. Ernst Ludwig Kirchner. Davoser Werke 1917-1923, Kirchner Museum, Davos, 1988/89, S. 88). So beginnt er in der Abgeschiedenheit der Schweizer Berge wieder an farbigen Holzschnitten zu arbeiten. Im Medium des Holzschnitts leisten die Expressionisten Herausragendes: Sie erheben diese Technik, die im Laufe des 19. Jahrhunderts fast zur Reproduktionstechnik verkommen war, auf eine neue künstlerische Ebene. Ernst Ludwig Kirchner sieht, wie seine Malerkollegen der "Brücke", im Holzschnitt eine der ursprünglichsten grafischen Techniken, die aufgrund der Sprödigkeit des Holzes eine besondere Schwierigkeit für die Bearbeitung aufweist. Kirchner nutzt diese vom Material bedingte Beschränkung im formalen Ausdruck auf geniale Weise. In der Komprimierung des Formalen erreicht er eine Ausdrucksstärke des Bildnerischen, die bis dahin in dieser Technik unbekannt ist. Der bereits oben zitierte Brief an Nele van de Velde vom 20. Januar 1919 wird begleitet von einer Farbstiftzeichnung, die das spätere Ölgemälde (Gordon 558) und den Farbholzschnitt spiegelverkehrt vorwegnimmt. Kurz nach der Entstehung des Gemäldes wird das Motiv in einem aufwändigen Verfahren mit mehreren, teils zerteilten Stöcken in einen farbigen Holzschnitt übersetzt. Durch das Übereinanderdrucken der einzelnen Farben in unterschiedlichen Nuancen und in variierender Reihenfolge entstehen zwölf einzigartige Abzüge dieses Motivs. Zum Teil sind die Farben so pastos abgezogen, dass sich in ihren Rändern hochstehende Grate bilden. Die Darstellung ist genau nach der Natur geschaffen. Der Blick geht aus dem Fenster des Erdgeschosses des Hauses "In den Lärchen" talabwärts. Hinter den Lärchen links erkennt man die markante Kulisse des Altein, den Abschluss des Tales bildet das Tinzenhorn. Aus der unmittelbaren Naturerfahrung einer kalten, klaren Winternacht entsteht der furiose Farbholzschnitt "Wintermondnacht". In expressivem Kolorit übersetzt Kirchner das Naturschauspiel in kristallin scharfe Linien und gelangt damit zu einem Höhepunkt seines grafischen Schaffens. [SM]
Im Januar 1919 lässt Kirchner seine Druckerpresse von Berlin nach Davos transportieren. Der Schweizer Zollbehörde erkärt er, es handele sich um Umzugsgut: "Die Presse dient zur Herstellung von Handdrucken für Holzschnitte, sie soll mir die Arbeit, die ich trotz meiner schweren Krankheit noch machen kann, etwas erleichtern." (zit. nach Ausst.-Kat. Ernst Ludwig Kirchner. Davoser Werke 1917-1923, Kirchner Museum, Davos, 1988/89, S. 88). So beginnt er in der Abgeschiedenheit der Schweizer Berge wieder an farbigen Holzschnitten zu arbeiten. Im Medium des Holzschnitts leisten die Expressionisten Herausragendes: Sie erheben diese Technik, die im Laufe des 19. Jahrhunderts fast zur Reproduktionstechnik verkommen war, auf eine neue künstlerische Ebene. Ernst Ludwig Kirchner sieht, wie seine Malerkollegen der "Brücke", im Holzschnitt eine der ursprünglichsten grafischen Techniken, die aufgrund der Sprödigkeit des Holzes eine besondere Schwierigkeit für die Bearbeitung aufweist. Kirchner nutzt diese vom Material bedingte Beschränkung im formalen Ausdruck auf geniale Weise. In der Komprimierung des Formalen erreicht er eine Ausdrucksstärke des Bildnerischen, die bis dahin in dieser Technik unbekannt ist. Der bereits oben zitierte Brief an Nele van de Velde vom 20. Januar 1919 wird begleitet von einer Farbstiftzeichnung, die das spätere Ölgemälde (Gordon 558) und den Farbholzschnitt spiegelverkehrt vorwegnimmt. Kurz nach der Entstehung des Gemäldes wird das Motiv in einem aufwändigen Verfahren mit mehreren, teils zerteilten Stöcken in einen farbigen Holzschnitt übersetzt. Durch das Übereinanderdrucken der einzelnen Farben in unterschiedlichen Nuancen und in variierender Reihenfolge entstehen zwölf einzigartige Abzüge dieses Motivs. Zum Teil sind die Farben so pastos abgezogen, dass sich in ihren Rändern hochstehende Grate bilden. Die Darstellung ist genau nach der Natur geschaffen. Der Blick geht aus dem Fenster des Erdgeschosses des Hauses "In den Lärchen" talabwärts. Hinter den Lärchen links erkennt man die markante Kulisse des Altein, den Abschluss des Tales bildet das Tinzenhorn. Aus der unmittelbaren Naturerfahrung einer kalten, klaren Winternacht entsteht der furiose Farbholzschnitt "Wintermondnacht". In expressivem Kolorit übersetzt Kirchner das Naturschauspiel in kristallin scharfe Linien und gelangt damit zu einem Höhepunkt seines grafischen Schaffens. [SM]
39
Ernst Ludwig Kirchner
Wintermondnacht – Längmatte bei Monduntergang, 1919.
Farbholzschnitt
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