Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 97

 

97
Joannis Avramidis
Große Trias, 1970.
Bronze
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 237.500

(inklusive Aufgeld)
Große Trias. 1970.
Bronze.
Am Fuß der Figur mit dem Namenszug und der Datierung. Unikat. Höhe: 320 cm (125,9 in).
Sockel Durchmesser: 145 cm (57 in).

• Unikat.
• Größte jemals auf dem internationalen Auktionsmarkt angebotene Bronze.
• Die menschliche Figur ist der Maßstab seiner abstrakten Figuration.
• Das Leopoldmuseum in Wien widmet dem Künstler 2017 eine umfangreiche Werkschau
.

Wir danken dem Atelier Avramidis, Wien für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ:
Galerie Brusberg, Hannover.
Firmensammlung BEB Erdgas und Erdöl GmbH & Co. KG, Hannover (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG:
XII. Biennale, Middelheim Antwerpen, 1973.

"Wenn ich anders geartet gewesen wäre und mich am Zeitgeschehen orientiert hätte, wäre ich sicher nicht zu dieser Arbeit gekommen. Dann wäre ich ein Mitläufer."
Joannis Avramidis, zit. nach: Michael Semff, Joannis Avramidis. Skulpturen und Zeichnungen, München 2005, S. 309.

Avramidis wird im heutigen Georgien geboren, seine Eltern gehören zur griechischen Minderheit im Land. 17 Jahre ist er alt und mitten in der Ausbildung an der Kunstschule in seiner Geburtsstadt Batumi, als sein Vater vom stalinistischen Regime in Haft genommen wird und dort umkommt. Die Mutter flieht mit den Kindern zurück nach Griechenland, zuerst Athen, später Mazedonien. 1943 – Griechenland ist von den Deutschen besetzt – wird Avramidis als Zwangsarbeiter nach Österreich verschleppt. Er bleibt in Wien und beginnt nach dem Krieg ein Studium der Malerei, ehe er bei Fritz Wotruba, einem der bedeutendsten Bildhauer Österreichs, zum skulpturalen Schaffen findet. Nach rascher in- und ausländischer Anerkennung übernimmt er schließlich von 1968 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1992 eine Professur für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Avramidis pflegt stets seine griechischen Wurzeln und bezeichnet sich selbst als Helene. So klingen die Einflüsse der griechischen Antike auch in seinem eigenen künstlerischen Schaffen wieder. Charakteristisch für sein Werk werden säulenartige Standfiguren, die an klassische antike Skulpturen wie die Hera von Samos erinnern. Die "Große Trias" von 1970 ist ein imposantes Beispiel für Joannis Avramidis' unverwechselbare bildhauerische Praxis. Die aus dunkel patinierter Bronze gegossene, über drei Meter hohe Säulenfigur besteht aus sanft anschwellenden zylindrischen Formen, die an die Rundungen des menschlichen Körpers erinnern. Sie gehen organisch ineinander über und fächern sich nach außen auf, als würden sie mehrere Körper zu einem abstrakten Totem verdichten. Es handelt sich um eine stilisierte, entindividualisierte Erscheinung, die weniger eine Silhouette als vielmehr den inneren Raum des Körpers widerspiegelt. Ihre Gestaltung ist das Ergebnis immer neuer Variationen, mit denen Avramidis, ausgehend von präzisen zeichnerischen Vorarbeiten, die Möglichkeiten weiterer Reduzierung und Komprimierung des menschlichen Körpers durchspielt. Durch diese Reduktion auf das Wesentliche, von dem nichts mehr weggenommen und zu dem nichts mehr hinzugefügt werden kann, gewinnen seine Skulpturen ihre beeindruckende Strenge, ihre Kraft und ihren Rhythmus. Die zahlreichen Ausstellungen und Beteiligungen an der documenta (1964 und 1977) in Kassel und der Biennale von Venedig (1962), die zahlreichen Werke im öffentlichen Raum sowie zahlreiche Preise und Auszeichnungen zeugen von der weitreichenden Wertschätzung seines künstlerischen Schaffens. [SM]



97
Joannis Avramidis
Große Trias, 1970.
Bronze
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 237.500

(inklusive Aufgeld)