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Hocker (Karyatide)
Holz mit Bemalung in Weiß, Schwarz und Rot. Yor...
Schätzung:
€ 2.000 Ergebnis:
€ 13.750 (inklusive Aufgeld)
Hocker (Karyatide).
Holz mit Bemalung in Weiß, Schwarz und Rot. Yoruba, Nigeria.
Höhe: 38,5 cm (15,1 in).
PROVENIENZ:
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032).
AUSSTELLUNG:
Inspiration des Fremden. Die Brücke-Maler und die außereuropäische Kunst, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 13.11.2016-29.1.2017, Kat.-Nr. 15 (m. Abb., S. 43).
LITERATUR:
Heinz Spielmann (Hrsg.), Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 439, Kat.-Nr. I (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 417, SHG-Nr. 899 (m. Abb.).
Holz mit Bemalung in Weiß, Schwarz und Rot. Yoruba, Nigeria.
Höhe: 38,5 cm (15,1 in).
PROVENIENZ:
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032).
AUSSTELLUNG:
Inspiration des Fremden. Die Brücke-Maler und die außereuropäische Kunst, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 13.11.2016-29.1.2017, Kat.-Nr. 15 (m. Abb., S. 43).
LITERATUR:
Heinz Spielmann (Hrsg.), Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 439, Kat.-Nr. I (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 417, SHG-Nr. 899 (m. Abb.).
Ende des 19. Jahrhunderts errichtet der Reichskanzler Otto von Bismarck deutsche Protektorate in Südwestafrika, Kamerun, Togo und Deutsch-Ostafrika. Beamte, Reisende, Händler und Missionare bringen zahlreiche Kunst- und Kultobjekte aus den Kolonien nach Deutschland. Zur gleichen Zeit werden auch ethnografische Museen in Deutschland gegründet, so in Dresden, Leipzig, Berlin und Hamburg. Und es gründen sich Handlungen, etwa das Handelshaus Gustav Umlauff in Hamburg, die mit Naturalien und Ethnographica handeln. Die Völkerkundemuseen dienen zur Ausstellung und Repräsentation von Artefakten und Kulturgegenständen nicht europäischer Kulturen, neben Afrika, Süd-und Lateinamerikas, sowie Ozeanien. Die Bestände wachsen in kürzester Zeit rapide an. In überfüllten Vitrinen werden Masken, Figuren, Hocker, Tabakspfeifen, aber auch Waffen, Musikinstrumente und Kleidung präsentiert. Bei der Ankunft der Objekte wird ihre Bedeutung zumeist nicht inhärent mitgeliefert. Erst im Völkerkundemuseum schreibt man ihnen Inhalte zu, welche den Besuchern, so auch den Brücke-Künstlern, vermittelt werden. Dieser neu Typus Völkerkundemuseum um 1900 löst eine besondere Faszination und Neugier aus. Diese musealen Schausammlungen, noch weit entfernt von einer objektiven, wissenschaftlich fundierten Präsentation, sind für viele Künstler oft die ersten Berührungspunkte mit außereuropäischen Kunstwerken. So entdeckte beispielsweise Pablo Picasso im Musée d'Ethnographie im Pariser Trocadéro-Palais Kunst aus Afrika, die ihn maßgeblich zu einem seiner frühen Hauptwerke anregt, den „Demoiselles d'Avignon“ aus dem Jahr 1907. In gleicher Weise sind die Brücke-Künstler von der Sammlung im Dresdner Völkerkundemuseum fasziniert. Die Brücke-Künstler betrachten die Objekte aber nicht nur in den Museen, sondern sammeln sie auch selbst. Fasziniert von der unmittelbaren Ausdruckskraft der Formensprache dieser Objekte entdecken sie für ihr Werk eine neue Ästhetik, die sie in ihren teils radikalen Form- und Bildfindungen umsetzen. Erhaltene Dokumente erzählen von der Entdeckung der außereuropäischen Kunst im Kreise der Brücke. Ernst Ludwig Kirchner schreibt um 1910 mehrerer Briefe und Postkarten an Erich Heckel und berichtet von seinen Entdeckungen im Völkerkundemuseum und illustriert Skizzen etwa nach afrikanischen Skulpturen. Seine Zeichnung der ozeanischen Palaubalken zeigen, wie sehr das Thema Kirchner beschäftigte und er Heckel auf seine ‚Entdeckung‘ hinwiest. Kirchner studiert die Artefakte nicht nur vor den Originalen, sondern auch anhand von Publikation mit Bildtafeln, die sich in den Skizzenbücher Kirchners wie Notizen spiegeln. Skizzen dieser Art von Heckel haben sich nicht erhalten. Auch wurde seine Sammlung von Büchern, im Gegensatz zu der Kirchners, die zahlreichen Titel zur Kunst der Kulturen der Welt beinhaltete, durch Bombentreffer 1943 seines Ateliers in Berlin vollständig zerstört.
Dieser Hocker in Form einer Karyatide, stammt aus dem heutigen, westafrikanischen Nigeria, wo das Volk der Yoruba lebt. Eine kniende, unbekleidete Frau stemmt über dem Kopf eine dicke Holzplatte, den runden Sitz; ihre physische Anstrengung wird gemildert und abgefangen mit zwei Stützen, die von den Schultern bis zum Boden reichen. Die expressionistisch grob aus dem Holz gehauene und mit einfachem Strich-Ornament versehene Figur war gefasst, Reste von weißer, roter und schwarzer Bemalung sind noch sichtbar. Mit der Ästhetik exotischer Skulpturen haben die Künstler der Brücke zu ihrer Zeit den bisherigen Kanon der Kunst erweitert und zum ersten Mal ernst genommen. Dieses Vorgehen spiegelt sich in der Sammlung Hermann Gerlinger wider. [MvL]
Dieser Hocker in Form einer Karyatide, stammt aus dem heutigen, westafrikanischen Nigeria, wo das Volk der Yoruba lebt. Eine kniende, unbekleidete Frau stemmt über dem Kopf eine dicke Holzplatte, den runden Sitz; ihre physische Anstrengung wird gemildert und abgefangen mit zwei Stützen, die von den Schultern bis zum Boden reichen. Die expressionistisch grob aus dem Holz gehauene und mit einfachem Strich-Ornament versehene Figur war gefasst, Reste von weißer, roter und schwarzer Bemalung sind noch sichtbar. Mit der Ästhetik exotischer Skulpturen haben die Künstler der Brücke zu ihrer Zeit den bisherigen Kanon der Kunst erweitert und zum ersten Mal ernst genommen. Dieses Vorgehen spiegelt sich in der Sammlung Hermann Gerlinger wider. [MvL]
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