1917 lässt sich Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. In der folgenden Zeit entstehen vor allem Gebirgslandschaften und Darstellungen des ländlichen Lebens. In der Schweiz gewinnt Kirchner Freude an der Gestaltung seiner bäuerlichen Umwelt. Sie wird zum wichtigen Bildgegenstand in seinem Schaffen der 1920er und 1930er Jahre. Auch findet er hier in den 1920er Jahren wieder zur Technik des Zeichnens mit farbigen Kreiden zurück, die er bereits in den frühen Zeichnungen seiner Zeit in Dresden benutzt hatte. Mit sicherem, kraftvollem Strich schildert er das dörfliche Leben der Bauern. Kirchner hat seine Zeichnungen immer als eigenständige Werke gesehen, die in ihrer Wirkung Werken in anderen Medien gleichgestellt sind. Diese Arbeit ist ganz Zeichnung, sehr spontan zu Papier gebracht, wie fast alle Arbeiten dieser Zeit; frisch in der Wirkung und keinem Kalkül einer Komposition unterworfen, genauso wie Kirchner es immer wollte. Bewusst und pointiert setzt er die Akzente durch die Verwendung reduzierter Farbigkeit.

Der rückseitig mit Farbkreide gezeichnete Bauernkopf zeigt in seiner alla prima in Farbe gesetzten Zeichnung die große Könnerschaft in Ernst Ludwig Kirchners Zeichenkunst. Kirchner verzichtet auf die Vorzeichnung und entwickelt allein aus der Farbe heraus die Figur.[EH]