Auktion: 527 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.06.2022 in München Lot 364

 

364
Karl Hagemeister
Seeufer bei Ferch, 1895.
Mischtechnik, Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 50.000

(inklusive Aufgeld)
Seeufer bei Ferch. 1895.
Mischtechnik, Öl auf Leinwand.
Warmt G 315. Rechts unten signiert und datiert. Verso auf der Leinwand mit Widmung "Prof. Hagemeister an Frl. Spinde". 74 x 60 cm (29,1 x 23,6 in).

PROVENIENZ: Martha Spinde, Haushälterin des Künstlers, Werder a. d. Havel (als Geschenk direkt vom Künstler erhalten, verso mit der Widmung).
Weick Antiquitäten, Berlin.
Privatsammlung Berlin (um 1978 bei Vorgenanntem erworben).

AUSSTELLUNG: Karl Hagemeister. "..das Licht, das ewig wechselt". Landschaftsmalerei des deutschen Impressionismus, Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte, 8.2.-5.7.2020, S. 188, Nr. 107 (m. Abb.).

LITERATUR: Peter Paret, Die Berliner Secession: moderne Kunst und ihre Feinde im Kaiserlichen Deutschland, Berlin 1981 (Abb. Taf. 19).
Irmgard Wirth, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990 (Abb. Taf. 76).
Hendrikje Warmt, Karl Hagemeister. In Reflexion der Stille, Berlin 2016 (Abb. S. 139).

Eine besondere Qualität der Wasserlandschaften Karl Hagemeisters ist der Zugang, den diese den Betrachter:innen eröffnen: In einem oft selbst verschwimmenden, dunstigen Farbraum ermöglichen sie ein Sich-Versenken in die Landschaft und so das Nachempfinden des Gefühls, das auch Hagemeister vor der ruhenden Natur bewegt. Die Nachbildung und Veräußerung dieses Gefühls stellt seinen innersten Antrieb der kreativen Tätigkeit dar. Hagemeister hatte sich nach dem Studium in Weimar, Aufenthalten in Paris und Jahren des Reisens schließlich in den 1880er Jahren in Ferch am havelländischen Schwielowsee niedergelassen. Von der immer schneller wachsenden nahegelegenen Hauptstadt des Kaiserreichs, die für so viele Künstler das Emblem der Moderne darstellt, hält er sich fern, um sich gänzlich in die sanfte und geheimnisvolle Landschaft, durchzogen von Flüssen und Seen, zu versenken. Er lebt allein, nur für die Natur und die Malerei, und verschmilzt mit der Landschaft, löst sich in ihr auf, atmet sie ein und malerisch gleichsam wieder aus. So besitzen seine Gemälde stets etwas Ruhend-Geheimnisvolles, Unergründliches, genauso wie die unklaren Konturen, die sich auflösenden und ineinander übergehenden Formen, die von einem bewegten Hauch leicht und beseelt erscheinen. Eine schwebende Atmosphäre, hervorgerufen durch die Stille der menschenleeren Natur, die Kühle des Wassers und das sanfte Rauschen der Schilfblätter verleihen seinen Werken jene kontemplative Wirkung, die sie so erholsam für Auge und Geist werden lassen. Eingehüllt in Wasser, Luft und Licht werden auch die Betrachtenden Teil einer Empfindung „vom bewegten Athem der Natur, von der bewegten Stimmung über und zwischen den Dingen, vom seelischen Element der Natur“, der der Mensch nicht gegenübersteht, sondern in deren belebten Organismus er selbst eingeschlossen ist (Hagemeister, Tagebuchaufzeichnungen, zit. nach: Hendrikje Warmt, Karl Hagemeister. Reflexion der Stille, Berlin 2016, S. 142). [KT]



364
Karl Hagemeister
Seeufer bei Ferch, 1895.
Mischtechnik, Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 50.000

(inklusive Aufgeld)