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Georges Braque
Nature morte au pot jaune, 1945/1962.
Öl auf Rupfen, auf Leinwand
Schätzung:
€ 220.000 Ergebnis:
€ 312.500 (inklusive Aufgeld)
Nature morte au pot jaune. 1945/1962.
Öl auf Rupfen, auf Leinwand.
Unten links, fast mittig signiert. Verso auf dem Keilrahmen wohl von fremder Hand bezeichnet "127". 65,5 x 80,8 cm (25,7 x 31,8 in).
• Eine Fotografie zeigt das Werk rückseitig im Atelier des Künstlers.
• Braque verbildlicht seinen ganz individuellen, künstlerisch-abstrahierenden Blick auf das Interieur seines Ateliers in Varengeville.
• Mit der Farbwahl, der außergewöhnlichen Perspektive und der zum schillernden Hauptmotiv erhobenen Karaffe entsteht ein Werk von großer Modernität.
• Farbenfrohe Helligkeit und pastose Dunkelheit ordnen die Räumlichkeit des Stilllebens.
• Als Sujet dominiert das Stillleben das gesamte Œuvre des Künstlers. In ihnen findet Braque zu einer ganz eigenen, unverwechselbaren Bild- und Formensprache.
PROVENIENZ: Galerie Maeght, Paris (zwischen 1962 und 1966 direkt vom Künstler).
Perls Galleries, New York (1968 vom Vorgenannten erworben, verso auf dem Keilrahmen mit dem zum Teil handschriftlich bezeichneten Galerieetikett).
Privatsammlung Europa (1999 erworben, Christie's, 10.11.1999, Los 643).
AUSSTELLUNG: Georges Braque. Derniers messages, Galerie Maeght (kuratiert in Zusammenarbeit mit Claude Laurens), Paris 1967, Kat.-Nr. 3 (dort mit der Datierung "1945", verso auf dem Keilrahmen mit dem zum Teil handschriftlich bezeichneten Galerieetikett).
LITERATUR: Christie's, New York, 9226. Auktion, 20th Century Art (Day Sale), 10.11.1999, Los 643 (mit Farbabb., verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
"Without having striven for it, I do in fact end by changing the meaning of objects and giving them a pictorial significance which is adequate to their new life. When I paint a vase, it is not with the intention of painting a utensil capable of holding water. It is for quite another reason. Objects are recreated for a new purpose: in this case, that of playing a part in a picture. Once an object has been integrated into a picture, it accepts a new density and at the same time becomes universal."
Georges Braque, zit. nach: Douglas Cooper, Braque. The Great Years, Chicago 1972, S. 111.
Öl auf Rupfen, auf Leinwand.
Unten links, fast mittig signiert. Verso auf dem Keilrahmen wohl von fremder Hand bezeichnet "127". 65,5 x 80,8 cm (25,7 x 31,8 in).
• Eine Fotografie zeigt das Werk rückseitig im Atelier des Künstlers.
• Braque verbildlicht seinen ganz individuellen, künstlerisch-abstrahierenden Blick auf das Interieur seines Ateliers in Varengeville.
• Mit der Farbwahl, der außergewöhnlichen Perspektive und der zum schillernden Hauptmotiv erhobenen Karaffe entsteht ein Werk von großer Modernität.
• Farbenfrohe Helligkeit und pastose Dunkelheit ordnen die Räumlichkeit des Stilllebens.
• Als Sujet dominiert das Stillleben das gesamte Œuvre des Künstlers. In ihnen findet Braque zu einer ganz eigenen, unverwechselbaren Bild- und Formensprache.
PROVENIENZ: Galerie Maeght, Paris (zwischen 1962 und 1966 direkt vom Künstler).
Perls Galleries, New York (1968 vom Vorgenannten erworben, verso auf dem Keilrahmen mit dem zum Teil handschriftlich bezeichneten Galerieetikett).
Privatsammlung Europa (1999 erworben, Christie's, 10.11.1999, Los 643).
AUSSTELLUNG: Georges Braque. Derniers messages, Galerie Maeght (kuratiert in Zusammenarbeit mit Claude Laurens), Paris 1967, Kat.-Nr. 3 (dort mit der Datierung "1945", verso auf dem Keilrahmen mit dem zum Teil handschriftlich bezeichneten Galerieetikett).
LITERATUR: Christie's, New York, 9226. Auktion, 20th Century Art (Day Sale), 10.11.1999, Los 643 (mit Farbabb., verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
"Without having striven for it, I do in fact end by changing the meaning of objects and giving them a pictorial significance which is adequate to their new life. When I paint a vase, it is not with the intention of painting a utensil capable of holding water. It is for quite another reason. Objects are recreated for a new purpose: in this case, that of playing a part in a picture. Once an object has been integrated into a picture, it accepts a new density and at the same time becomes universal."
Georges Braque, zit. nach: Douglas Cooper, Braque. The Great Years, Chicago 1972, S. 111.
Das Stillleben als Dreh- und Angelpunkt im Œuvre Georges Braques
Das tradierte Sujet des Stilllebens spielt bereits in den früheren kubistischen und fauvistischen Gemälden Georges Braques eine besonders wichtige Rolle und bleibt in höchst unterschiedlicher Gestalt und Ausführung über seine verschiedenen Entwicklungen und Schaffensphasen bis in sein Spätwerk der 1940er und 1950er Jahre hinein als das für ihn besonders charakteristische Sujet präsent.
Für Braque eröffnet das Stillleben die Möglichkeit einer fortwährenden, allgegenwärtigen Beschäftigung mit der menschlichen Wahrnehmung von Räumlichkeit und Perspektive und mit den Darstellungsmöglichkeiten von im Interieur platzierten, ganz persönlichen Alltagsgegenständen und Möbeln in seinem Atelier, die sich tatsächlich in einer Vielzahl in seinen Stillleben wiederfinden. Dabei geht es Braque nicht um eine realistische Wiedergabe der Objekte, sondern vielmehr um die räumliche Verankerung und die formale Beziehung der Dinge zueinander sowie seinen eigenen Blick auf die ihn täglich umgebenden Gegenstände. Der Künstler geht sogar noch ein Stück weiter, wenn er behauptet, dass die Dinge nur in ihrer Beziehung zueinander existieren: "Die Dinge existieren für mich nur insofern, als zwischen ihnen oder zwischen ihnen und mir eine Beziehung besteht. Wenn man diese Harmonie erlangt, erreicht man eine Art intellektuelle Nichtexistenz - was ich nur als einen Zustand des Friedens beschreiben kann, der alles möglich und richtig macht. Das Leben wird dann zu einer immerwährenden Offenbarung. Das ist wahre Poesie." (übersetzt und zit. nach: John Richardson, Georges Braque, London 1959, S. 27). Braques Stillleben überschreiten damit eine gewisse Grenze: Sie zeigen keinen real existierenden Raum, sondern im Grunde einen Geisteszustand.
Rückblickend urteilt Braque 1962: "These paintings of interiors represented a tremendous immersion in myself. [..] As I painted them I was gripped by a kind of jubilation. [..] The objects faded away, leaving me the imprint, the echo of their poetic relationships. They no longer existed. My work was enlightened and it enlightened me. Everything became simple and full of meaning." (Georges Braque 1962 in einem Brief an André Verdet, zit. nach: Golding/Bowness/Monod-Fontaine, London 1997, S. 74).
Farbe, Form und Raum: Ein Meisterwerk aus dem eindrucksvollen Spätwerk des Künstlers
Das hier angebotene Werk "Nature morte au pot jaune", das Braque zwischen 1945 und 1962 fertigstellt, zeigt sich den Betrachtenden als einnehmendes Beispiel seines reiferen, beeindruckenden Spätwerks während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Als die Deutsche Wehrmacht 1940 erstmals Teile Frankreichs besetzt, lebt Braque noch in Varengeville in der Normandie. In der darauffolgenden unsicheren und ereignisreichen Zeit zieht es den Künstler zunächst in die Nähe von Limoges und später in die Pyrenäen, bevor er sich in ein kleines Atelier in Paris zurückzieht. Erst nach der Befreiung durch die Alliierten 1944 kehrt er in die Normandie zurück. Obwohl Braque bereits seit den 1930er Jahren auf erste größere Erfolge zurückblicken kann, wird Braque erst in diesen Jahren ab etwa 1940 die seinem beeindruckenden Schaffen wirklich angemessene Wertschätzung und internationale Anerkennung zuteil, u. a. 1962 mit der umfassenden retrospektiven Ausstellung im Louvre in Paris, was vor ihm noch keinem lebenden Künstler gelungen war. Man erkennt ihn damals endlich als einen der bedeutendsten lebenden Maler Frankreichs an. Heute befinden sich seine Arbeiten in den bedeutendsten internationalen Sammlungen, die späteren Arbeiten bspw. im Museum of Modern Art und im Metropolitan Museum of Art, New York, im Louvre und im Centre Pompidou, Paris.
Bereits Ende der 1920er Jahre findet ein erneutes Umdenken im Schaffen Georges Braques statt. Er entfernt sich von den an der Natur orientierten Darstellungen dieser Jahre und fokussiert sich in seinen Werken stattdessen vielmehr auf den formalen bildlichen Aufbau seiner Kompositionen, die nun – wie auch die hier angebotene Arbeit – oftmals eine gewisse räumliche Tiefe erhalten, ein Interieur, das den Bildraum des Stilllebens um eine dritte Dimension erweitert und den dargestellten Objekten, wie auch dem hier die Darstellung domininierenden, außergewöhnlich geformten Gefäß, Raum gibt.
Der runde, ausladende Tisch ragt ein Stück weit in den Hintergrund hinein, den Braque mit mehreren zu geometrischen Quadraten reduzierten gerahmten Bildern ausschmückt und zugleich strukturiert. Auch das kräftige Schwarz, das Braque schon in den früheren Stillleben der 1920er Jahre verwendet, betont die Tiefe der vielschichtigen und perspektivisch originellen Komposition, ebenso wie die besonders kontrastreiche, divergierende Farbpalette, die in bunter Farbigkeit und zurückhaltenden Grau-Braun-Grün-Modulationen Vorder- und Hintergrund noch zusätzlich voneinander trennt.
Auch die Farbpalette des Künstlers wandelt sich in diesen Jahren, verlässt ein Stück weit die bis dahin so charakteristischen dunklen, erdigen und grau-schwarzen Tonalitäten und wird nun von deutlich leuchtkräftigeren, klaren, starken Farben aufgebrochen. Die in unserer Arbeit mutig und expressiv, zum Teil pastos auf die Leinwand gebrachte Farbe zeigt diese Dualität der für Braque so typischen zurückhaltenden Nuancen in Grau, Schwarz, Braun und Ocker sowie der Leuchtkraft des hier verwendeten ins Limettengrün changierenden Zitronengelb und einem mal rosigen, mal dunkleren Violett.
Für immer festgehalten: "Nature morte au pot jaune" und Georges Braque im Atelier
Nach Entstehung der hier angebotenen Arbeit wird das Werk, mit der Schauseite zur Wand gedreht, auf mehreren Fotografien des damals sehr erfolgreichen amerikanischen Fotografen Sanford Roth (1906-1962) neben Georges Braque im Atelier abgelichtet. Roth war Ende der 1940er Jahre von den Vereinigten Staaten nach Frankreich immigriert und macht sich in den darauffolgenden Jahren mit fotografischen Porträts bspw. von Pablo Picasso, James Dean, Elizabeth Taylor, Jean Cocteau und Colette einen Namen, die später u. a. in den Zeitschriften Vogue, People, Elle, Harper's Bazaar und Paris Match publiziert werden. Die Fotografien des Atelierbesuchs bei Georges Braque, auf denen die Rückseite unseres Stilllebens eindeutig festgehalten wurde, befinden sich heute zusammen mit mehreren tausend Fotografien Sanford Roths in der Sammlung des Los Angeles County Museum of Art.
Ähnlich wie Paul Cézanne oder Giorgio Morandi gelingt es Braque, sich das Sujet des Stilllebens ganz und gar zu eigen zu machen. Das hier angebotene Gemälde zeigt den Künstler nicht nur auf dem Höhepunkt seiner Karriere, sondern auch auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Schaffenskraft.
In seiner hier offenbar gewordenen leidenschaftlichen Erforschung der formalen Eigenschaften und Möglichkeiten von Malerei, der Verwendung mutiger, leuchtender Farben und der gekonnten Zergliederung des Bildraumes enthält die Arbeit deutliche Hinweise auf eine reflektierte Weiterentwicklung der bereits in den früheren Stillleben der kubistischen und fauvistischen Schaffensphasen entwickelten, individuellen Charakteristiken seiner Kunst. Doch aufgrund der Absage an die naturalistische Darstellung und der so deutlichen Fokussierung auf Form, Farbe, Komposition sowie der erfolgreichen Übersetzung der ihn umgebenden, realen Welt in eine zweidemensionale, wenngleich nicht weniger greifbare, haptisch reizvolle und zutiefst poetische malerische Sprache handelt es sich hier nicht nur um ein wunderbares Beispiel für die majestätischen Interieurs seines Spätwerks, sondern um ein darüber hinausragendes Werk von farbstarker Opulenz und außergewöhnlicher visueller Präsenz. [CH]
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Georges Braque
Nature morte au pot jaune, 1945/1962.
Öl auf Rupfen, auf Leinwand
Schätzung:
€ 220.000 Ergebnis:
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