201
Wassily Kandinsky
Reiter (Arabische Reiter), 1905.
Tempera auf dunkelgrauem Karton
Schätzung:
€ 150.000 Ergebnis:
€ 225.000 (inklusive Aufgeld)
Reiter (Arabische Reiter). 1905.
Tempera auf dunkelgrauem Karton.
Barnett 167. Kandinsky Hauskatalog, Farbige Zeichnungen "84, Reiter/Chev. arabes". Links unten signiert. Verso signiert und betitelt "Reiter" sowie bezeichnet "No 84". Auf der Rahmenrückwand signiert (minimal beschnitten) und betitelt "Arabische Reiter / Chevaliers arabes" sowie mit der Technikangabe "Tempera" bezeichnet. Dort zudem von fremder Hand bezeichnet "Fantasia" und "No 84". 41,7 x 57,7 cm (16,4 x 22,7 in), Blattgröße.
Das Motiv verwendet Kandinsky auch in einem gleichnamigen Holzschnitt (Roethel 44). [CH].
• Von der gemeinsamen Tunesienreise mit Gabriele Münter inspirierte Darstellung einer märchenhaften arabischen Szene.
• Beeindruckende, frühe Ausstellungshistorie.
• Im Entstehungsjahr vor 116 Jahren bereits erstmals ausgestellt und publiziert.
• Vergleichbare Werke befinden sich u. a. in den Sammlungen der Solomon R. Guggenheim Foundation, New York, des Centre Pompidou, Paris, und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München.
PROVENIENZ: Der Sturm, Berlin.
Gummesons Konsthandel, Stockholm (1916).
Sammlung Thore Lindberg (bis 1930, auf der Rahmenrückwand mit einem typografisch bezeichneten Etikett).
Sammlung Ada Lindberg (bis 1944, auf der Rahmenrückwand mit einem handschriftlichen Vermerk).
Privatsammlung Schweden (1944-1981).
Privatsammlung Süddeutschland (1982 erworben, Karl und Faber, 26.11.1982, Los 826).
Seitdem in Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: Salon d'Automne. 3e Exposition, Grand Palais des Champs-Elysées, Paris, 18.10.-25.11.1905.
Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld, Februar 1906.
K. Hof, Frankfurt am Main, April 1906.
Neue Künstler-Vereinigung, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Mai 1906.
Kunstausstellung, Galerie Wertheim, Berlin, Oktober bis November 1906.
Kandinsky. Oljemålninger och Grafik (kuratiert von "Der Sturm"), Gummesons Konsthandel, Stockholm, ab 1.2.1916, Kat.-Nr. 14.
Zweite Ausstellung Christiania. Kandinsky und Gabriele Münter, Permanent Kunstutstilling C. W. Blomquist, Christiania (Oslo), April bis Juni 1916.
Kandinsky and Sweden. Malmö 1914 - Stockholm 1916, Konsthall, Malmö, 21.10.-10.12.1989; Moderna Museet, Stockholm, 26.12.1989-18.2.1990, Kat.-Nr. 63 (mit Abb., auf der Rahmenrückwand verso mit dem Ausstellungsetikett).
LITERATUR: G. B. Rossi, Kandinsky. L'Italia Industriale Artistica, Rome, Juli/August 1905, S. 6 (mit Abb.).
Der Sturm, Kandinsky 1901-13 (Sturm Album), Berlin 1913, S. 25 (mit Abb.).
Will Grohmann, Wassily Kandinsky. Life and Work, New York 1958, S. 343.
Hans Konrad Roethel, Kandinsky. Das graphische Werk, Köln 1970, S. 88f.
Donald E. Gordon, Modern Art Exhibitions 1900-1916, München 1974, Bd. 2, S. 169.
Jonathan D. Fineberg, Kandinsky in Paris 1906-1907, Ann Arbor/Michigan 1984, S. 53, 79 u. 124.
Stockholms Auktionsverk, Stockholm, 26.-28.4.1982 (mit Farbabb.).
Karl und Faber, München, 161. Auktion, Kunst Alter und Neuer Meister, 26.11.1982, Los 826 (mit Farbabb., Tafel 14).
Vivian Endicott Barnett, in: Ausst.-Kat. Kandinsky and Sweden, Konsthall Malmö, 1989, S. 75f., 101 u. 103.
Vivian Endicott Barnett, Kandinsky. Werkverzeichnis der Aquarelle, Bd. I (1900-1921), München 1992, Kat.-Nr. 167 (mit Abb.).
Tempera auf dunkelgrauem Karton.
Barnett 167. Kandinsky Hauskatalog, Farbige Zeichnungen "84, Reiter/Chev. arabes". Links unten signiert. Verso signiert und betitelt "Reiter" sowie bezeichnet "No 84". Auf der Rahmenrückwand signiert (minimal beschnitten) und betitelt "Arabische Reiter / Chevaliers arabes" sowie mit der Technikangabe "Tempera" bezeichnet. Dort zudem von fremder Hand bezeichnet "Fantasia" und "No 84". 41,7 x 57,7 cm (16,4 x 22,7 in), Blattgröße.
Das Motiv verwendet Kandinsky auch in einem gleichnamigen Holzschnitt (Roethel 44). [CH].
• Von der gemeinsamen Tunesienreise mit Gabriele Münter inspirierte Darstellung einer märchenhaften arabischen Szene.
• Beeindruckende, frühe Ausstellungshistorie.
• Im Entstehungsjahr vor 116 Jahren bereits erstmals ausgestellt und publiziert.
• Vergleichbare Werke befinden sich u. a. in den Sammlungen der Solomon R. Guggenheim Foundation, New York, des Centre Pompidou, Paris, und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München.
PROVENIENZ: Der Sturm, Berlin.
Gummesons Konsthandel, Stockholm (1916).
Sammlung Thore Lindberg (bis 1930, auf der Rahmenrückwand mit einem typografisch bezeichneten Etikett).
Sammlung Ada Lindberg (bis 1944, auf der Rahmenrückwand mit einem handschriftlichen Vermerk).
Privatsammlung Schweden (1944-1981).
Privatsammlung Süddeutschland (1982 erworben, Karl und Faber, 26.11.1982, Los 826).
Seitdem in Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: Salon d'Automne. 3e Exposition, Grand Palais des Champs-Elysées, Paris, 18.10.-25.11.1905.
Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld, Februar 1906.
K. Hof, Frankfurt am Main, April 1906.
Neue Künstler-Vereinigung, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Mai 1906.
Kunstausstellung, Galerie Wertheim, Berlin, Oktober bis November 1906.
Kandinsky. Oljemålninger och Grafik (kuratiert von "Der Sturm"), Gummesons Konsthandel, Stockholm, ab 1.2.1916, Kat.-Nr. 14.
Zweite Ausstellung Christiania. Kandinsky und Gabriele Münter, Permanent Kunstutstilling C. W. Blomquist, Christiania (Oslo), April bis Juni 1916.
Kandinsky and Sweden. Malmö 1914 - Stockholm 1916, Konsthall, Malmö, 21.10.-10.12.1989; Moderna Museet, Stockholm, 26.12.1989-18.2.1990, Kat.-Nr. 63 (mit Abb., auf der Rahmenrückwand verso mit dem Ausstellungsetikett).
LITERATUR: G. B. Rossi, Kandinsky. L'Italia Industriale Artistica, Rome, Juli/August 1905, S. 6 (mit Abb.).
Der Sturm, Kandinsky 1901-13 (Sturm Album), Berlin 1913, S. 25 (mit Abb.).
Will Grohmann, Wassily Kandinsky. Life and Work, New York 1958, S. 343.
Hans Konrad Roethel, Kandinsky. Das graphische Werk, Köln 1970, S. 88f.
Donald E. Gordon, Modern Art Exhibitions 1900-1916, München 1974, Bd. 2, S. 169.
Jonathan D. Fineberg, Kandinsky in Paris 1906-1907, Ann Arbor/Michigan 1984, S. 53, 79 u. 124.
Stockholms Auktionsverk, Stockholm, 26.-28.4.1982 (mit Farbabb.).
Karl und Faber, München, 161. Auktion, Kunst Alter und Neuer Meister, 26.11.1982, Los 826 (mit Farbabb., Tafel 14).
Vivian Endicott Barnett, in: Ausst.-Kat. Kandinsky and Sweden, Konsthall Malmö, 1989, S. 75f., 101 u. 103.
Vivian Endicott Barnett, Kandinsky. Werkverzeichnis der Aquarelle, Bd. I (1900-1921), München 1992, Kat.-Nr. 167 (mit Abb.).
Kandinsky beweist stets große Neugierde für alle Arten von technischer Erfassung und ergründet künstlerische Verfahren neben Palette, Pinsel und Leinwand. Zwischen 1904 und 1907 experimentiert er, wie Gabriele Münter berichtet, immer wieder mit dunklem Karton, auf dem er auch "fotografische und farbtechnische Versuche" ausprobiere, – Kandinsky somit ein analoges Verfahren der Fotografie hier mit Temperamalerei auf grauem Papier simuliert? Dass Kandinsky die vielfältigen Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks in der Fotografie erkennt, mag sicher auch mit seiner damals geliebten Partnerin Gabriele Münter zu tun haben, die er im Frühjahr 1902 in München kennenlernt und die dieses Medium bereits intensiv nutzt während ihrer Reise durch die USA um die Jahrhundertwende. Anfang Dezember 1904 brechen Kandinsky und Münter zu einer mehrmonatigen Reise nach Tunis auf, von der sie erst im April 1905 über Italien nach München zurückkehren.
Von den vielen Fotografien, die im Winter 1905 in Tunis entstehen, bearbeiten Münter und Kandinsky einzelne Motive als mögliche Bildvorlagen, die Kandinsky wie hier auch in Temperamalerei umsetzt. Ein mehrtägiger Karnevalsumzug in der Neustadt von Tunis Anfang März 1905 hat es den beiden 'Touristen' angetan und Kandinsky inspiriert, eine Reihe Temperarbeiten mit dem Motiv "Arabische Reiter" vor einer wie hier in der Ferne liegenden Architekturkulisse auf den dunkelgrauen Grund der getönten Pappe zu übertragen. Der vielseitige Einsatz von Weißhöhungen lassen ein buntfunkelndes Bild entstehen mit schneidigen, durch weiße Turbane verhüllte Reiter auf mit bunten Tüchern geschmückten Rössern. Kandinsky ist sichtlich fasziniert von dem Effekt, wie in deckender, hellerer Farbe gemalte Objekte aus dem Dunkel des Grundes herausleuchten und von der Umgebung isoliert unwirklich wirken, durch die Umkehrung des Hell-Dunkel-Kontrasts die dargestellte Welt rätselhafter und geheimnisvoller erscheint. Gleichsam eine Umkehrung des Sichtbaren auf einem fotografischen Negativ, auf dem die beleuchteten Flächen dunkel erscheinen. Durch die Umkehrung des Hell-Dunkel-Kontrasts wirkt die dargestellte Welt rätselhafter und geheimnisvoller.
Natürlich vermeidet Kandinsky eine direkte Übertragung des Gesehenen und Fotografierten in seine Bilderwelt, die sich hier noch deutlich aus dem Dekorativen speist, um nicht zuletzt eine lyrisch-symbolistische Ausdrucksform zu erreichen. Auch spielt Kandinskys zu einem romantischen Historismus Sich-hingezogen-Fühlen eine Rolle, wenn er hier die in der Fotografie paradierenden Reiter in ein wildes Galopprennen vor den Mauern der Stadt verwandelt, wie es uns Gemälde mit Pferderennen von Edgar Degas erzählen. Für ihn, den strengen Theoretiker, ist es wichtig, sich von der Wirklichkeit zu distanzieren und die Möglichkeit auszuloten, diese in einer Welt des Märchens zu schildern.
Die "Arabischen Reiter" erreichen noch im Jahr der Entstehung eine breite Öffentlichkeit: Kandinsky schickt das Bild 1905 zum Salon d'Automne nach Paris. Im Frühjahr 1906 sind die "Arabischen Reiter" in Krefeld, Frankfurt und Karlsruhe zu sehen und anschließend in der Berliner Galerie Wertheim ausgestellt. Abgebildet sind die "Arabischen Reiter" in dem berühmten Album "Kandinsky 1901-1913", das Herwarth Walden in seinem Verlag "Der Sturm" mit autobiografischem Rückblick publiziert. Er ist es auch, der das Werk 1916 an die Kunsthandlung Gummesons in Stockholm vermittelt. Im Februar und März 1916 zeigt Gummesons zunächst eine Kandinsky- und in direktem Anschluss eine Münter-Ausstellung, die mit einer gemeinsamen Broschüre beworben wird und ein großer Publikumserfolg ist. [MvL]
Von den vielen Fotografien, die im Winter 1905 in Tunis entstehen, bearbeiten Münter und Kandinsky einzelne Motive als mögliche Bildvorlagen, die Kandinsky wie hier auch in Temperamalerei umsetzt. Ein mehrtägiger Karnevalsumzug in der Neustadt von Tunis Anfang März 1905 hat es den beiden 'Touristen' angetan und Kandinsky inspiriert, eine Reihe Temperarbeiten mit dem Motiv "Arabische Reiter" vor einer wie hier in der Ferne liegenden Architekturkulisse auf den dunkelgrauen Grund der getönten Pappe zu übertragen. Der vielseitige Einsatz von Weißhöhungen lassen ein buntfunkelndes Bild entstehen mit schneidigen, durch weiße Turbane verhüllte Reiter auf mit bunten Tüchern geschmückten Rössern. Kandinsky ist sichtlich fasziniert von dem Effekt, wie in deckender, hellerer Farbe gemalte Objekte aus dem Dunkel des Grundes herausleuchten und von der Umgebung isoliert unwirklich wirken, durch die Umkehrung des Hell-Dunkel-Kontrasts die dargestellte Welt rätselhafter und geheimnisvoller erscheint. Gleichsam eine Umkehrung des Sichtbaren auf einem fotografischen Negativ, auf dem die beleuchteten Flächen dunkel erscheinen. Durch die Umkehrung des Hell-Dunkel-Kontrasts wirkt die dargestellte Welt rätselhafter und geheimnisvoller.
Natürlich vermeidet Kandinsky eine direkte Übertragung des Gesehenen und Fotografierten in seine Bilderwelt, die sich hier noch deutlich aus dem Dekorativen speist, um nicht zuletzt eine lyrisch-symbolistische Ausdrucksform zu erreichen. Auch spielt Kandinskys zu einem romantischen Historismus Sich-hingezogen-Fühlen eine Rolle, wenn er hier die in der Fotografie paradierenden Reiter in ein wildes Galopprennen vor den Mauern der Stadt verwandelt, wie es uns Gemälde mit Pferderennen von Edgar Degas erzählen. Für ihn, den strengen Theoretiker, ist es wichtig, sich von der Wirklichkeit zu distanzieren und die Möglichkeit auszuloten, diese in einer Welt des Märchens zu schildern.
Die "Arabischen Reiter" erreichen noch im Jahr der Entstehung eine breite Öffentlichkeit: Kandinsky schickt das Bild 1905 zum Salon d'Automne nach Paris. Im Frühjahr 1906 sind die "Arabischen Reiter" in Krefeld, Frankfurt und Karlsruhe zu sehen und anschließend in der Berliner Galerie Wertheim ausgestellt. Abgebildet sind die "Arabischen Reiter" in dem berühmten Album "Kandinsky 1901-1913", das Herwarth Walden in seinem Verlag "Der Sturm" mit autobiografischem Rückblick publiziert. Er ist es auch, der das Werk 1916 an die Kunsthandlung Gummesons in Stockholm vermittelt. Im Februar und März 1916 zeigt Gummesons zunächst eine Kandinsky- und in direktem Anschluss eine Münter-Ausstellung, die mit einer gemeinsamen Broschüre beworben wird und ein großer Publikumserfolg ist. [MvL]
201
Wassily Kandinsky
Reiter (Arabische Reiter), 1905.
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