237
Cy Twombly
Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio), 1967.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 250.000 Ergebnis:
€ 600.000 (inklusive Aufgeld)
Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio). 1967.
Bleistiftzeichnung.
Del Roscio B. 4, 181. Verso signiert, datiert und betitelt. Auf Velin von Fabriano (mit Wasserzeichen). 48,6 x 66 cm (19,1 x 25,9 in), Blattgröße.
• Aus der wichtigsten Schaffensphase zwischen 1966–1971, in der auch die "Blackboard Paintings" entstehen.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Aus der Sammlung des namhaften Sammlers und Verlegers Lothar Schirmer.
• Motiv des Ausstellungsplakats der Galleria La Tartaruga 1968.
PROVENIENZ: Galleria La Tartaruga, Rom.
Galerie Tanit, München.
Privatsammlung München (direkt vom Vorgenannten).
Sammlung Lothar Schirmer, München.
AUSSTELLUNG: Cy Twombly, Galleria La Tartaruga, Rom, 26.2.1968.
Von Beuys bis Cindy Sherman. Sammlung Lothar Schirmer, Kunsthalle Bremen; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 1999.
Cy Twombly im Lindenau-Museum, Altenburg. Photographien, Druckgraphiken, Zeichnungen. Gerhard-Altenbourg-Preis 2008, 24.5.-30.8.2009 (mit Abb.).
LITERATUR: Nicola Del Roscio (Hrsg.), The Essential Cy Twombly, London 2014, S. 40.
"Once, someone rang the bell of Cy's apartment in Rome and there was an eighteen-year-old German in short Lederhosen. He had come down on a spring holiday on a bus from Germany with his pocket full of money from tips he made by delivering couture tailored clothes to clients of his mother. He wished to buy a drawing by Cy. Lothar Schirmer was his name, and later he became one of the best publishers of books on art."
Nicola Del Roscio, Cy Twombly. Drawings, Catalogue Raisonné, V. 4, S. 12.
Bleistiftzeichnung.
Del Roscio B. 4, 181. Verso signiert, datiert und betitelt. Auf Velin von Fabriano (mit Wasserzeichen). 48,6 x 66 cm (19,1 x 25,9 in), Blattgröße.
• Aus der wichtigsten Schaffensphase zwischen 1966–1971, in der auch die "Blackboard Paintings" entstehen.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Aus der Sammlung des namhaften Sammlers und Verlegers Lothar Schirmer.
• Motiv des Ausstellungsplakats der Galleria La Tartaruga 1968.
PROVENIENZ: Galleria La Tartaruga, Rom.
Galerie Tanit, München.
Privatsammlung München (direkt vom Vorgenannten).
Sammlung Lothar Schirmer, München.
AUSSTELLUNG: Cy Twombly, Galleria La Tartaruga, Rom, 26.2.1968.
Von Beuys bis Cindy Sherman. Sammlung Lothar Schirmer, Kunsthalle Bremen; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 1999.
Cy Twombly im Lindenau-Museum, Altenburg. Photographien, Druckgraphiken, Zeichnungen. Gerhard-Altenbourg-Preis 2008, 24.5.-30.8.2009 (mit Abb.).
LITERATUR: Nicola Del Roscio (Hrsg.), The Essential Cy Twombly, London 2014, S. 40.
"Once, someone rang the bell of Cy's apartment in Rome and there was an eighteen-year-old German in short Lederhosen. He had come down on a spring holiday on a bus from Germany with his pocket full of money from tips he made by delivering couture tailored clothes to clients of his mother. He wished to buy a drawing by Cy. Lothar Schirmer was his name, and later he became one of the best publishers of books on art."
Nicola Del Roscio, Cy Twombly. Drawings, Catalogue Raisonné, V. 4, S. 12.
Skripturale Malerei voll konzentrierter, kreativer Energie
Cy Twomblys Werk "Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)" vereint die Paradigmen von Text und Bild mit faszinierender Wirkung und ruft aus einer Welle spiralförmiger Linien visuelle Poesie hervor. Zwischen der Subjektivität der Geste und den wiederholten Bewegungen einer mechanischen Übung oszillierend, scheinen Twomblys zarte Bleistiftlinien von konzentrierter und kreativer Energie zu vibrieren. Ähnlich wie eine Handschrift ist das Motiv formelhaft, aber nicht mechanisch.
Die kräftigen grauen Linien, die sich rhythmisch und gleichmäßig über die Oberfläche ziehen, bleiben getrennt, wie Sätze, die über eine Seite geschrieben wurden. Die Linien bauen sich in einem Crescendo links oben beginnend auf. Zuerst dicht der Schreibrichtung folgend entwickeln sie sich nach rechts unten in lockerere, raumgreifende Spiralen. Es ist eine augenscheinliche Geste des Schreibens, ein grafischer Code, der aber die Möglichkeit des Lesens negiert. Die Werke, die zwischen 1966 und 1971 entstehen und seine berühmtesten werden, zeichnen sich durch eine deutliche Abkehr von der Farbe und eine Rückeroberung der reinen Linie aus. Sie sind in der Regel in einer reduzierten Farbpalette von Weiß und Schiefergrau gehalten und werden nach ihrer Ähnlichkeit mit den Tafeln im Klassenzimmer "Blackboard Paintings" genannt. Die Zeichnung "Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)", die ebenfalls während dieser fünfjährigen Schaffenszeit der "Blackboard Paintings" entsteht, weist dieselben rätselhaften, aktivierten Schleifen auf, die die Gemälde der Serie charakterisieren, verlagert aber die "Schreib"-Oberfläche von einer Tafel auf eine Notizbuchseite. Nachdem er 1966 mit dieser Werkserie begonnen hatte, erreichte Twombly ab 1969 seine künstlerische Hochzeit. Gemälde aus diesen Jahren befinden sich in bedeutenden Institutionen wie der National Gallery of Art, Washington, D.C., dem Musuem of Modern Art, New York und dem Kunstmuseum Basel. Twomblys "Kritzeleien" zeichnen sich durch eine intensive Unmittelbarkeit aus. Der helle Bildgrund des Papiers ist ein bewusster Teil der Komposition, dennoch bleibt die Linie das bestimmende Element. Das willkürlich wirkende Liniengeflecht ist stets unter der Kontrolle des Künstlers, wobei er nicht nur die Größe oder die Anzahl der Spiralformen, sondern auch den Druck und die Sensibilität hinter der Ausführung jedes Strichs meditativ berücksichtigt. In diesem Sinne verbindet "Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)" auf elegante Weise die unterschwellige Mystik des surrealistischen Automatismus mit der Überzeugung des abstrakten Expressionismus von der individuellen Persönlichkeit und der gestischen Intentionalität jedes Zeichens.
Cy Twombly – ein Künstler zwischen den Welten
Verschiedenste Inspirationsquellen aus Kunst- und Kulturgeschichte, Natur und Wissenschaft liegen seinem vielfältigen Gesamtwerk zugrunde. Für die Entwicklung seiner wegweisenden Spiralbilder macht sich Twombly ein strenges, formelhaftes Verfahren aus dem 19. Jahrhundert zu eigen, das sich eng an die Palmer-Methode des Handschriftunterrichts an amerikanischen Grundschulen anlehnt, die auch Twombly beigebracht wurde. Palmer lehnte das Prinzip ab, dass der Schreiber die Form seiner Schrift mit geistiger Kontrolle bewusst steuert. Bei seiner Methode werden die Bewegungen des Schreibgeräts nicht durch Fingerbewegungen gelenkt, sondern von den Armmuskeln, aus der Schulter heraus, ausgeführt. Dabei werden die richtigen Muskelbewegungen in hartem Drill so lange trainiert, bis sie völlig automatisch ablaufen, wie beim Training eines Athleten. Es war eine tägliche Übung, die oft von einem Lehrer begleitet wurde, der die Zeit stoppte. Das Motiv ähnelt also diesen Übungen, überträgt aber geschickt diese grundlegende körperliche Bewegung in eine malerische. Eine weitere Inspirationsquelle ist die reiche italienische Kunstgeschichte. 1957 siedelt Cy Twombly nach Rom über und schwelgt in dem mannigfaltigen Repertoir der italienischen Kunst, die einen großen Einfluss auf sein Werk haben wird. Er ist sein Leben lang fasziniert von Leonardo da Vincis anatomischen und wissenschaftlichen Zeichnungen, die sowohl grafisch als auch abstrakt sind. Er schöpft aus beiden Welten, dem "jungen" Amerika, seinem Geburtsland, und seiner Wahlheimat, dem "alten" Europa und dabei insbesondere Italien. Er ist stetig auf der Suche nach den Ursprüngen der europäischen Kunst und Kultur, die in seinen Werken anklingen und die mythische Qualität seiner Kunst ausmachen. Sein langjähriger Assistent Nicola Del Roscio formuliert es so: "Cy Twombly benefitted from the fact that he lived on both shores of the Atlantic and, in particular, on the Mediterranean. That made him not only an American or European artist but bestowed upon him one of the rarest gifts: the possibility to continuously renew his art in a creative way up until the end of his life." (zit. nach: Nicola Del Roscio, Cy Twombly. Drawings, Catalogue Raisonné, V. 4, S. 10).
Exemplarische Zeichnung aus der wichtigen Schaffenszeit 1966–1971
Die Zeichnung "Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)" wird ein Jahr nach der Entstehung als Motiv für das Plakat (ital. manifesto) der Ausstellung Cy Twomblys in der Galleria La Tartaruga in Rom verwendet. Der Leiter der Galerie ist damals Plinio De Martiis, der im Titel ebenfalls erwähnt wird. Er ist auch der erste Besitzer dieses Werkes. Die Galleria La Tartaruga eröffnet im Februar 1954 nahe der Piazza del Popolo und wird in Twomblys frühen Jahren seine wichtigste Galerie. Mit dem Galeristen-Ehepaar Plinio De Martiis und Maria Antonietta Pirandello avanciert die Galleria La Tartaruga zu einer der wichtigsten italienischen Galerien im 20. Jahrhundert unter der Prämisse, die formalen und moralischen Werte der Kunst neu zu definieren. Die Galerie wird auch die erste in Rom sein, die Ausstellungen mit zeitgenössischen amerikanischen Künstlern bespielt, unter ihnen Franz Kline, Robert Rauschenberg, Mark Rothko und Cy Twombly. Mit Arbeiten von Twombly werden es zwischen 1958 und 1970 sechs Einzelausstellungen und 12 Gruppenausstellungen werden. Plinio De Martiis wird ein wichtiger Förderer des Künstlers. Diese enge Verbindung zeigt sich auch in der Widmung dieses Blattes. Indem Plinio De Martiis die Arbeit als Bild für das Plakat der Twombly-Ausstellung von 1968 wählt, wird auch deutlich, wie sehr diese Zeichnung exemplarisch für diese Schaffenszeit ist.
Die Rückseite des Blattes gibt uns noch mehr Hinweise über seine Geschichte. Es finden sich dort weitere kleine Zeichnungen. Grafische Elemente, die sich auch auf Zeichnungen und Bildern der Jahre 1959/60 wiederfinden. Auf dem Kopf stehend ist in der Ecke vermerkt "Study for How to take my Wing in your Hand", es ist noch die Datierung "Dec 10/ 59" zu entziffern; und vielleicht eine Widmung an Mallarmé, auf dessen Gedicht "Un autre éventail" von 19884 Twomblys Vermerk direkt Bezig nimmt (eine Zeile des Gedichts lautet in englischer Übersetzung, die Twombly zugänglich gewesen sein mag: "To keep my wing in your hand"). Stéphane Mallarmé (1842–1898) gilt als Wegbereiter der modernen Lyrik und seine Gedichte sind Hauptwerke des Symbolismus. Seine Poesie hat großen Einfluss auf Twombly, der in seinen Werken immer wieder erfinderisch Gebrauch macht von literarischen Zitaten und Anspielungen. Überhaupt steht die Bedeutung der Poesie als Inspirationsquelle für seine Kunst außer Frage. Ein höchst spannendes Blatt also, das uns viel über Cy Twombly und sein künstlerisches Schaffen erzählt und noch viel Raum für Entdeckungen lässt. [SM]
Cy Twomblys Werk "Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)" vereint die Paradigmen von Text und Bild mit faszinierender Wirkung und ruft aus einer Welle spiralförmiger Linien visuelle Poesie hervor. Zwischen der Subjektivität der Geste und den wiederholten Bewegungen einer mechanischen Übung oszillierend, scheinen Twomblys zarte Bleistiftlinien von konzentrierter und kreativer Energie zu vibrieren. Ähnlich wie eine Handschrift ist das Motiv formelhaft, aber nicht mechanisch.
Die kräftigen grauen Linien, die sich rhythmisch und gleichmäßig über die Oberfläche ziehen, bleiben getrennt, wie Sätze, die über eine Seite geschrieben wurden. Die Linien bauen sich in einem Crescendo links oben beginnend auf. Zuerst dicht der Schreibrichtung folgend entwickeln sie sich nach rechts unten in lockerere, raumgreifende Spiralen. Es ist eine augenscheinliche Geste des Schreibens, ein grafischer Code, der aber die Möglichkeit des Lesens negiert. Die Werke, die zwischen 1966 und 1971 entstehen und seine berühmtesten werden, zeichnen sich durch eine deutliche Abkehr von der Farbe und eine Rückeroberung der reinen Linie aus. Sie sind in der Regel in einer reduzierten Farbpalette von Weiß und Schiefergrau gehalten und werden nach ihrer Ähnlichkeit mit den Tafeln im Klassenzimmer "Blackboard Paintings" genannt. Die Zeichnung "Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)", die ebenfalls während dieser fünfjährigen Schaffenszeit der "Blackboard Paintings" entsteht, weist dieselben rätselhaften, aktivierten Schleifen auf, die die Gemälde der Serie charakterisieren, verlagert aber die "Schreib"-Oberfläche von einer Tafel auf eine Notizbuchseite. Nachdem er 1966 mit dieser Werkserie begonnen hatte, erreichte Twombly ab 1969 seine künstlerische Hochzeit. Gemälde aus diesen Jahren befinden sich in bedeutenden Institutionen wie der National Gallery of Art, Washington, D.C., dem Musuem of Modern Art, New York und dem Kunstmuseum Basel. Twomblys "Kritzeleien" zeichnen sich durch eine intensive Unmittelbarkeit aus. Der helle Bildgrund des Papiers ist ein bewusster Teil der Komposition, dennoch bleibt die Linie das bestimmende Element. Das willkürlich wirkende Liniengeflecht ist stets unter der Kontrolle des Künstlers, wobei er nicht nur die Größe oder die Anzahl der Spiralformen, sondern auch den Druck und die Sensibilität hinter der Ausführung jedes Strichs meditativ berücksichtigt. In diesem Sinne verbindet "Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)" auf elegante Weise die unterschwellige Mystik des surrealistischen Automatismus mit der Überzeugung des abstrakten Expressionismus von der individuellen Persönlichkeit und der gestischen Intentionalität jedes Zeichens.
Cy Twombly – ein Künstler zwischen den Welten
Verschiedenste Inspirationsquellen aus Kunst- und Kulturgeschichte, Natur und Wissenschaft liegen seinem vielfältigen Gesamtwerk zugrunde. Für die Entwicklung seiner wegweisenden Spiralbilder macht sich Twombly ein strenges, formelhaftes Verfahren aus dem 19. Jahrhundert zu eigen, das sich eng an die Palmer-Methode des Handschriftunterrichts an amerikanischen Grundschulen anlehnt, die auch Twombly beigebracht wurde. Palmer lehnte das Prinzip ab, dass der Schreiber die Form seiner Schrift mit geistiger Kontrolle bewusst steuert. Bei seiner Methode werden die Bewegungen des Schreibgeräts nicht durch Fingerbewegungen gelenkt, sondern von den Armmuskeln, aus der Schulter heraus, ausgeführt. Dabei werden die richtigen Muskelbewegungen in hartem Drill so lange trainiert, bis sie völlig automatisch ablaufen, wie beim Training eines Athleten. Es war eine tägliche Übung, die oft von einem Lehrer begleitet wurde, der die Zeit stoppte. Das Motiv ähnelt also diesen Übungen, überträgt aber geschickt diese grundlegende körperliche Bewegung in eine malerische. Eine weitere Inspirationsquelle ist die reiche italienische Kunstgeschichte. 1957 siedelt Cy Twombly nach Rom über und schwelgt in dem mannigfaltigen Repertoir der italienischen Kunst, die einen großen Einfluss auf sein Werk haben wird. Er ist sein Leben lang fasziniert von Leonardo da Vincis anatomischen und wissenschaftlichen Zeichnungen, die sowohl grafisch als auch abstrakt sind. Er schöpft aus beiden Welten, dem "jungen" Amerika, seinem Geburtsland, und seiner Wahlheimat, dem "alten" Europa und dabei insbesondere Italien. Er ist stetig auf der Suche nach den Ursprüngen der europäischen Kunst und Kultur, die in seinen Werken anklingen und die mythische Qualität seiner Kunst ausmachen. Sein langjähriger Assistent Nicola Del Roscio formuliert es so: "Cy Twombly benefitted from the fact that he lived on both shores of the Atlantic and, in particular, on the Mediterranean. That made him not only an American or European artist but bestowed upon him one of the rarest gifts: the possibility to continuously renew his art in a creative way up until the end of his life." (zit. nach: Nicola Del Roscio, Cy Twombly. Drawings, Catalogue Raisonné, V. 4, S. 10).
Exemplarische Zeichnung aus der wichtigen Schaffenszeit 1966–1971
Die Zeichnung "Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)" wird ein Jahr nach der Entstehung als Motiv für das Plakat (ital. manifesto) der Ausstellung Cy Twomblys in der Galleria La Tartaruga in Rom verwendet. Der Leiter der Galerie ist damals Plinio De Martiis, der im Titel ebenfalls erwähnt wird. Er ist auch der erste Besitzer dieses Werkes. Die Galleria La Tartaruga eröffnet im Februar 1954 nahe der Piazza del Popolo und wird in Twomblys frühen Jahren seine wichtigste Galerie. Mit dem Galeristen-Ehepaar Plinio De Martiis und Maria Antonietta Pirandello avanciert die Galleria La Tartaruga zu einer der wichtigsten italienischen Galerien im 20. Jahrhundert unter der Prämisse, die formalen und moralischen Werte der Kunst neu zu definieren. Die Galerie wird auch die erste in Rom sein, die Ausstellungen mit zeitgenössischen amerikanischen Künstlern bespielt, unter ihnen Franz Kline, Robert Rauschenberg, Mark Rothko und Cy Twombly. Mit Arbeiten von Twombly werden es zwischen 1958 und 1970 sechs Einzelausstellungen und 12 Gruppenausstellungen werden. Plinio De Martiis wird ein wichtiger Förderer des Künstlers. Diese enge Verbindung zeigt sich auch in der Widmung dieses Blattes. Indem Plinio De Martiis die Arbeit als Bild für das Plakat der Twombly-Ausstellung von 1968 wählt, wird auch deutlich, wie sehr diese Zeichnung exemplarisch für diese Schaffenszeit ist.
Die Rückseite des Blattes gibt uns noch mehr Hinweise über seine Geschichte. Es finden sich dort weitere kleine Zeichnungen. Grafische Elemente, die sich auch auf Zeichnungen und Bildern der Jahre 1959/60 wiederfinden. Auf dem Kopf stehend ist in der Ecke vermerkt "Study for How to take my Wing in your Hand", es ist noch die Datierung "Dec 10/ 59" zu entziffern; und vielleicht eine Widmung an Mallarmé, auf dessen Gedicht "Un autre éventail" von 19884 Twomblys Vermerk direkt Bezig nimmt (eine Zeile des Gedichts lautet in englischer Übersetzung, die Twombly zugänglich gewesen sein mag: "To keep my wing in your hand"). Stéphane Mallarmé (1842–1898) gilt als Wegbereiter der modernen Lyrik und seine Gedichte sind Hauptwerke des Symbolismus. Seine Poesie hat großen Einfluss auf Twombly, der in seinen Werken immer wieder erfinderisch Gebrauch macht von literarischen Zitaten und Anspielungen. Überhaupt steht die Bedeutung der Poesie als Inspirationsquelle für seine Kunst außer Frage. Ein höchst spannendes Blatt also, das uns viel über Cy Twombly und sein künstlerisches Schaffen erzählt und noch viel Raum für Entdeckungen lässt. [SM]
237
Cy Twombly
Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio), 1967.
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