Der 1955 geborene katalanische Künstler Jaume Plensa gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Bildhauern und prägt mit seinen meist großformatigen Skulpturen weltweit den öffentlichen Raum. Sein in Barcelona begonnenes Kunststudium setzt er an der Henry Moore Foundation in England und im Atelier Alexander Calder fort. Seine erste Einzelausstellung wird 1980 in der Fundació Joan Miró in seinem Geburtsort Barcelona gezeigt. Seit 1990 widmet er sich verstärkt Außenraumprojekten, in denen es ihm immer wieder gelingt, Spektakuläres mit Poetischem zu verbinden. Durch seine Präsenz im öffentlichen Raum ist er einem breiteren Publikum bekannt, das Plensas Kunstwerke frei von musealen Zwängen erleben kann und zu deren interaktivem Bestandteil wird. Das Motiv des Porträtkopfes steht im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Die Porträts junger Mädchen, die er in verschiedenen Materialien ausarbeitet, gehören unterschiedlichen Ethnien an und sind aus seinem persönlichen Umfeld. Jedes Werk dieser 2009 begonnenen Serie zeigt ein Mädchen im Alter zwischen acht und fünfzehn Jahren und verkörpert den Übergang vom Mädchen zur Frau. Ihre Kopfformen werden mittels Computer gescannt, bearbeitet und verfremdet. Die Gesichtsform wird seitlich gestaucht und somit extrem gestreckt. Die langgezogenen Gesichtszüge verlieren das individuell Porträthafte und werden abstrahiert. Plensa schafft ikonengleiche Bildnisse von zeitloser Würde. Seine Köpfe besitzen eine monumentale Anmut, eine Erhabenheit, die an antike Statuen und Monumente längst vergangener Zivilisationen erinnert. Die Augen seiner Gesichter sind geschlossen, dies ist allen Porträtköpfen Plensas gemein. Dadurch erlangen sie eine gewisse Spiritualität, eine in sich gekehrte Haltung voller Stille und kontemplativer Ruhe. In ihrer Zurückgezogenheit sind die Werke ungemein präsent und überzeugen durch ihre meditative Kraft. Dieser vehemente Verzicht, mit dem Außen in Kontakt zu treten, kann für den Betrachter verunsichernd sein. Aber genau das will Plensa bewirken: im Betrachter ein Gefühl der Unruhe hervorrufen und ihn zum Nachdenken bewegen. "Awilda's Frozen Dream" ist ein eindrucksvolles Beispiel aus Jaume Plensas ikonischer Serie menschlicher Köpfe. Die monumentale 5 Meter hohe Version findet man auf dem Campus der Juristischen Fakultät der Universität Salzburg. Was Jaume Plensa sonst mit der Monumentalität seiner Werke erreicht, schafft er in "Awilda's Frozen Dream" mit dem Spiel von Materialität und Erscheinung. Durch den Einsatz von Glas wirkt die Skulptur leicht und transluzid, wie aus Nebel geformt, ist aber haptisch schwer und massiv. Trotz aller Reminiszenz an traditionelle Formen wirken seine Köpfe surreal wie Hologramme einer fernen Zukunft. [SM]