205
Gabriele Münter
Berglandschaft mit Haus, 1910.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 250.000 Ergebnis:
€ 412.500 (inklusive Aufgeld)
Berglandschaft mit Haus. 1910.
Öl auf Malpappe.
Links unten signiert und datiert. 31 x 44 cm (12,2 x 17,3 in).
[AR/EH].
• Der ersehnte Schritt zur künstlerischen Synthese ist vollbracht: die Landschaft konzentriert in ausdrucksstarken Formen von leuchtendem Blau und intensiv glühenden Farben.
• Aus der wichtigsten Schaffensphase der Künstlerin im Jahr 1910.
• Die von Münter geliebte Murnauer Mooslandschaft im Licht der blauen Stunde.
• 1909 bis 1914 verbringt Münter mit Kandinsky inspirierende und glückliche Jahre in ihrem "Russenhaus" in Murnau.
Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung vom 27. Oktober 2015. Das Gemälde wird in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.
PROVENIENZ: Sammlung Dr. Kurt Otte (1902-1983), Hamburg (Kunstsammler und Gründer des Kubin-Archives, das 1971 an die Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, überging).
Privatsammlung Norddeutschland (vom Vorgenannten durch Erbschaft erhalten, bis 2014).
Privatsammlung Süddeutschland (seit 2014).
Privatsammlung Süddeutschland (seit 2017).
Gabriele Münter, zit. nach: Annegret Hoberg (Hrsg.), Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in Murnau und Kochel, 1902-1914. Briefe und Erinnerungen, München 1994, S. 54 u. 74
Öl auf Malpappe.
Links unten signiert und datiert. 31 x 44 cm (12,2 x 17,3 in).
[AR/EH].
• Der ersehnte Schritt zur künstlerischen Synthese ist vollbracht: die Landschaft konzentriert in ausdrucksstarken Formen von leuchtendem Blau und intensiv glühenden Farben.
• Aus der wichtigsten Schaffensphase der Künstlerin im Jahr 1910.
• Die von Münter geliebte Murnauer Mooslandschaft im Licht der blauen Stunde.
• 1909 bis 1914 verbringt Münter mit Kandinsky inspirierende und glückliche Jahre in ihrem "Russenhaus" in Murnau.
Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung vom 27. Oktober 2015. Das Gemälde wird in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.
PROVENIENZ: Sammlung Dr. Kurt Otte (1902-1983), Hamburg (Kunstsammler und Gründer des Kubin-Archives, das 1971 an die Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, überging).
Privatsammlung Norddeutschland (vom Vorgenannten durch Erbschaft erhalten, bis 2014).
Privatsammlung Süddeutschland (seit 2014).
Privatsammlung Süddeutschland (seit 2017).
Gabriele Münter, zit. nach: Annegret Hoberg (Hrsg.), Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in Murnau und Kochel, 1902-1914. Briefe und Erinnerungen, München 1994, S. 54 u. 74
Hinwendung zu einer synthetischen, expressiven Farbmalerei
In Murnau ereignete sich im Herbst 1908 etwas Erstaunliches, als Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin sich, nach langen Aufenthalten vor allem in Italien und Frankreich, in diesem oberbayerischen Ort treffen und malen: ein künstlerischer Umbruch, eine radikale Abkehr vom impressionistischen und spätimpressionistischen Malstil und eine Hinwendung zu einer synthetischen, expressiven Farbmalerei. „Murnau hatten wir auf einem Ausflug gesehen und an Jawlensky und Werefkin empfohlen – die uns im Herbst auch hinriefen. Wir wohnten im Griesbräu und es gefiel uns sehr. Ich habe da nach einer kurzen Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht – vom Naturabmalen – mehr oder weniger impressionistisch – zum Fühlen eines Inhalts – zum Abstrahieren – zum geben eines Extraktes“, schrieb Gabriele Münter rückblickend 1911 (zit. nach: Helmut Friedel, Annegret Hoberg, Der Blaue Reiter, München 2000, S. 24).
Der Markt Murnau und seine Umgebung
Mit dem Ziel einer dekorativen Gesamtwirkung hatte Murnau unter der Leitung des Münchner Architekten Emanuel von Seidl in den Jahren 1906 bis 1910 jene Handwerkshäuser erhalten, die noch heute das Straßenbild der Marktgemeinde prägen. Südlich von Murnau erstreckt sich eine weite Moorfläche, das Murnauer Moos mit den Flüssen Loisach und Ramsach, zwischen dem Höhenzug mit der Ortschaft und den südwestlich und südöstlich aufsteigenden Voralpen: Herzogstand, Heimgarten und Hohe Kisten, Ettal-Ammergauer Berge und Wettersteingebirge, Alpspitze und Zugspitze in der Ferne.
Die fortschreitende Beschränkung auf wenige, für diese Landschaft charakteristische Details ist das den Bildern der Wahl-Murnauer gemeinsame Merkmal. Jawlenskys „Schwebende Wolke“, Kandinskys „Kochel – Gerade Straße“ oder Münters "Wind und Wolken" etwa zeigen auf unterschiedliche Weise, mit welch radikalen Möglichkeiten diese Künstler das Gesehene individuell umgeformt haben und bei einer nahezu zentralperspektivischen Raumauffassung zu aufregenden Farbkompositionen (und einem vergleichbaren Malstil) gelangten: Häuser, Bäume und Berge erscheinen als homogen gestrichene Flächen, von farbigen Konturen gefasst; Farben, in kühnen Nuancen zwischen Rot und Blau neu gemischt bei Kandinsky, etwas gedämpfter und mit Violett, Grün und Gelb pointiert bei Jawlensky; Farbe, die nunmehr den Eindruck einer Landschaft interpretiert, ordnet und zum Erlebnis macht. Diese Landschaften sind noch heute auf dem Weg nach Kochel oder, in der entgegengesetzten Richtung, auf dem Weg nach Seeleiten/Berggeist in Richtung Kohlgrub zu erleben, als eine bäuerliche Kulturlandschaft. Ganz im Sinne Kandinskys, der zusammenfassend im Gründungszirkular der „Neuen Künstlervereinigung München“ im Januar 1909 forderte, nach künstlerischen Formen zu suchen, „die von allem Nebensächlichen befreit sein müssen, um nur das Notwendige stark zum Ausdruck zu bringen –, kurz – das Streben nach künstlerischer Synthese." (a. a. O., S. 26).
„Streben nach künstlerischer Synthese“ im bayerischen Oberland
„Es war eine schöne, interessante, freudige Arbeitszeit mit viel Gesprächen über Kunst mit den begeisterten Giselisten [so genannt nach ihrer Wohnung in der Giselastraße]“, steht 1911 in Erinnerung an den Murnauer Sommer in Münters Tagebuch (zit. nach: Annegret Hoberg (Hrsg.), Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in Murnau und Kochel, 1902-1914. Briefe und Erinnerungen, München 1994, S. 46). „lch zeigte Jawlensky besonders gern meine Arbeiten einerseits lobte er gern .. viel .. andererseits erklärte er mir auch manches gab mir von seinem Erlebten und Erworbenen und sprach von Synthès. Er ist ein netter Kollege. Wir alle vier strebten sehr und jeder einzelne entwickelte sich. Es gab Tage, wo ich fünf Studien malte (die Pappen 33 x 41) und wenige, wo ich gar nicht malte. Wir waren alle fleißig.“ (a. a. O.)
Vom ersten Moment an ist Gabriele Münter fasziniert von der landschaftlichen Schönheit des "blauen Landes", wie die Gegend um Murnau auch genannt wird. Am 29. Oktober 1910 schreibt sie an den in Moskau weilenden Kandinsky, „.. heute war es einzig. So eine Luft .. Der Himmel war so blau - u. weiße dünne Windwolken. Die Berge im Schatten so - dunkelblau.“ (a. a. O., S. 54 u. 74ff.)
Das sogenannte Russenhaus. Atelier für das neue Bild
Bereits im Juni 1909 erwirbt Gabriele Münter ein Wohnhaus in Murnau, es liegt am Hang gegenüber dem Murnauer Schloss und der stattlichen Barockkirche St. Nikolaus. Eine Eisenbahntrasse von München nach Garmisch-Partenkirchen trennt den Ort. Münter und Kandinsky genießen das zunächst einfache Leben im „Russenhaus“, richten sich ein. Nur wenige Meter auf die Anhöhe hinauf geben den Blick frei über das weitreichende Murnauer Moos und die mächtig aufsteigende Berglandschaft, wie in diesem Gemälde gezeigt. Ein festes Liniengerüst umspannt leuchtende, glatte und großzügige Flächen in dünner, nahezu unvermischter Farbe: Blau, Rot, Violett, Grün. Mit dem Farbklang vermittelt Gabriele Münter ihren Blick auf diese herrliche Berglandschaft, den in die Tiefe gehenden Eindruck einer frappierenden Unmittelbarkeit. [MvL]
In Murnau ereignete sich im Herbst 1908 etwas Erstaunliches, als Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin sich, nach langen Aufenthalten vor allem in Italien und Frankreich, in diesem oberbayerischen Ort treffen und malen: ein künstlerischer Umbruch, eine radikale Abkehr vom impressionistischen und spätimpressionistischen Malstil und eine Hinwendung zu einer synthetischen, expressiven Farbmalerei. „Murnau hatten wir auf einem Ausflug gesehen und an Jawlensky und Werefkin empfohlen – die uns im Herbst auch hinriefen. Wir wohnten im Griesbräu und es gefiel uns sehr. Ich habe da nach einer kurzen Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht – vom Naturabmalen – mehr oder weniger impressionistisch – zum Fühlen eines Inhalts – zum Abstrahieren – zum geben eines Extraktes“, schrieb Gabriele Münter rückblickend 1911 (zit. nach: Helmut Friedel, Annegret Hoberg, Der Blaue Reiter, München 2000, S. 24).
Der Markt Murnau und seine Umgebung
Mit dem Ziel einer dekorativen Gesamtwirkung hatte Murnau unter der Leitung des Münchner Architekten Emanuel von Seidl in den Jahren 1906 bis 1910 jene Handwerkshäuser erhalten, die noch heute das Straßenbild der Marktgemeinde prägen. Südlich von Murnau erstreckt sich eine weite Moorfläche, das Murnauer Moos mit den Flüssen Loisach und Ramsach, zwischen dem Höhenzug mit der Ortschaft und den südwestlich und südöstlich aufsteigenden Voralpen: Herzogstand, Heimgarten und Hohe Kisten, Ettal-Ammergauer Berge und Wettersteingebirge, Alpspitze und Zugspitze in der Ferne.
Die fortschreitende Beschränkung auf wenige, für diese Landschaft charakteristische Details ist das den Bildern der Wahl-Murnauer gemeinsame Merkmal. Jawlenskys „Schwebende Wolke“, Kandinskys „Kochel – Gerade Straße“ oder Münters "Wind und Wolken" etwa zeigen auf unterschiedliche Weise, mit welch radikalen Möglichkeiten diese Künstler das Gesehene individuell umgeformt haben und bei einer nahezu zentralperspektivischen Raumauffassung zu aufregenden Farbkompositionen (und einem vergleichbaren Malstil) gelangten: Häuser, Bäume und Berge erscheinen als homogen gestrichene Flächen, von farbigen Konturen gefasst; Farben, in kühnen Nuancen zwischen Rot und Blau neu gemischt bei Kandinsky, etwas gedämpfter und mit Violett, Grün und Gelb pointiert bei Jawlensky; Farbe, die nunmehr den Eindruck einer Landschaft interpretiert, ordnet und zum Erlebnis macht. Diese Landschaften sind noch heute auf dem Weg nach Kochel oder, in der entgegengesetzten Richtung, auf dem Weg nach Seeleiten/Berggeist in Richtung Kohlgrub zu erleben, als eine bäuerliche Kulturlandschaft. Ganz im Sinne Kandinskys, der zusammenfassend im Gründungszirkular der „Neuen Künstlervereinigung München“ im Januar 1909 forderte, nach künstlerischen Formen zu suchen, „die von allem Nebensächlichen befreit sein müssen, um nur das Notwendige stark zum Ausdruck zu bringen –, kurz – das Streben nach künstlerischer Synthese." (a. a. O., S. 26).
„Streben nach künstlerischer Synthese“ im bayerischen Oberland
„Es war eine schöne, interessante, freudige Arbeitszeit mit viel Gesprächen über Kunst mit den begeisterten Giselisten [so genannt nach ihrer Wohnung in der Giselastraße]“, steht 1911 in Erinnerung an den Murnauer Sommer in Münters Tagebuch (zit. nach: Annegret Hoberg (Hrsg.), Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in Murnau und Kochel, 1902-1914. Briefe und Erinnerungen, München 1994, S. 46). „lch zeigte Jawlensky besonders gern meine Arbeiten einerseits lobte er gern .. viel .. andererseits erklärte er mir auch manches gab mir von seinem Erlebten und Erworbenen und sprach von Synthès. Er ist ein netter Kollege. Wir alle vier strebten sehr und jeder einzelne entwickelte sich. Es gab Tage, wo ich fünf Studien malte (die Pappen 33 x 41) und wenige, wo ich gar nicht malte. Wir waren alle fleißig.“ (a. a. O.)
Vom ersten Moment an ist Gabriele Münter fasziniert von der landschaftlichen Schönheit des "blauen Landes", wie die Gegend um Murnau auch genannt wird. Am 29. Oktober 1910 schreibt sie an den in Moskau weilenden Kandinsky, „.. heute war es einzig. So eine Luft .. Der Himmel war so blau - u. weiße dünne Windwolken. Die Berge im Schatten so - dunkelblau.“ (a. a. O., S. 54 u. 74ff.)
Das sogenannte Russenhaus. Atelier für das neue Bild
Bereits im Juni 1909 erwirbt Gabriele Münter ein Wohnhaus in Murnau, es liegt am Hang gegenüber dem Murnauer Schloss und der stattlichen Barockkirche St. Nikolaus. Eine Eisenbahntrasse von München nach Garmisch-Partenkirchen trennt den Ort. Münter und Kandinsky genießen das zunächst einfache Leben im „Russenhaus“, richten sich ein. Nur wenige Meter auf die Anhöhe hinauf geben den Blick frei über das weitreichende Murnauer Moos und die mächtig aufsteigende Berglandschaft, wie in diesem Gemälde gezeigt. Ein festes Liniengerüst umspannt leuchtende, glatte und großzügige Flächen in dünner, nahezu unvermischter Farbe: Blau, Rot, Violett, Grün. Mit dem Farbklang vermittelt Gabriele Münter ihren Blick auf diese herrliche Berglandschaft, den in die Tiefe gehenden Eindruck einer frappierenden Unmittelbarkeit. [MvL]
205
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