Auktion: 523 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.12.2021 in München Lot 304

 

304
Wilhelm von Kobell
Blick über den Staffelsee, Um 1798.
Aquarell und Feder
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inklusive Aufgeld)
Blick über den Staffelsee. Um 1798.
Aquarell und Feder.
Links unten nach seiner Erhebung in den Adelsstand 1817 signiert. Verso ebenfalls signiert sowie bezeichnet "R. Ty.". Auf Bütten. 18,7 x 23,7 cm (7,3 x 9,3 in), blattgroß.

Wir danken Frau Dr. Claudia Valter, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, für die freundliche wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg (seit mindestens vier Generationen in Familienbesitz).

Besonders das Aquarell wird im Verlauf des 18. Jahrhunderts zu einer Technik, in der Intimität und individuelle Einfühlung in die Landschaft zum charakteristischen Stilmittel werden. In den leichter transportierbaren Malutensilien bietet das Aquarell die Möglichkeit, empfundene Eindrücke direkt einzufangen und der Atmosphäre, dem Licht sowie den Wetterstimmungen unmittelbar Rechnung zu tragen. Die Transparenz der sommerlichen Landschaft, an deren Horizont in dunstigem Blau die Berge erscheinen, und die Momenthaftigkeit der durch die Wolken dringenden Sonnenstrahlen fängt Kobell in dem Blatt allein in der meisterhaften Beherrschung der Aquarellfarbe ein. Nutzt er in früheren Blättern noch deutlich das Gerüst der Federzeichnung, tritt diese hier hinter der klaren und eigenständigen Wirkung der Farbe in den Hintergrund und dient lediglich vor allem im Vordergrund zur Akzentuierung. Von der sanften Anhöhe gleitet der Blick auf die ruhig daliegende Oberfläche des Sees, in dem sich das helle Blau des Himmels spiegelt. Kobell nutzt zur Erzeugung der Luft- und Lichtwirkung geschickt den weißen Untergrund des Papiers, der die durchscheinende, lichterfüllte Klarheit der Atmosphäre unterstützt. Ganz zurückgenommen neben dem stimmungsvollen Eindruck der Landschaft gestaltet sich auch die Staffage, in der links ein Hirte mit seinen Schafen gegeben ist, ein ruhendes Paar und zwei den Gemüsegarten bestellende Frauen, die der Szene einen friedvollen Charakter verleihen. Wilhelm von Kobell wächst in Mannheim auf, wo er von seinem Vater Ferdinand Kobell neben der Mannheimer Zeichenakademie unterrichtet wird. Für seine Genre- und Landschaftsszenen orientiert er sich zunächst an niederländischen Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts, ehe er durch seine Naturstudien zu einer individuellen und wirklichkeitsnahen Darstellungsweise gelangt. Er beginnt mit der Entdeckung der oberbayerischen Landschaft, nachdem er 1793 auf Wunsch des Kurfürsten Carl Theodor aus Mannheim nach München kommt. In den Sommermonaten, die er auf Schloss Emming am Ammersee, dem Landsitz seines Schwiegervaters, verbringt, erkundet er die malerische sanfte Landschaft zwischen Ammersee, Starnberger See und Tegernsee. Es entstehen dort Aquarelle in feiner Tonalität, die ihn zu einem der wichtigsten Künstler bei der Herausbildung der sogenannten Münchner Schule werden lassen. Er verdankt seine Stellung in der Kunstgeschichte vor allem seiner präzisen Zeichenkunst und seiner technischen Meisterhaftigkeit im Aquarell, die besonders in den oberbayerischen Landschaften seiner Reifezeit um 1800 zutage tritt. [KT]



304
Wilhelm von Kobell
Blick über den Staffelsee, Um 1798.
Aquarell und Feder
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inklusive Aufgeld)