Auktion: 523 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.12.2021 in München Lot 302

 

302
Johann Georg von Dillis
zugeschrieben - Voralpenlandschaft, Um 1805.
Aquarell und Feder
Schätzung:
€ 1.000
Ergebnis:
€ 1.875

(inklusive Aufgeld)
zugeschrieben - Voralpenlandschaft. Um 1805.
Aquarell und Feder.
In der linken unteren Ecke monogrammiert "G. D.". Auf Bütten. Mit schwarzem Tuschrand eingefasst. 15,2 x 19,5 cm (5,9 x 7,6 in), blattgroß.

PROVENIENZ: Privatsammlung Bayern.

Johann Georg von Dillis trägt mit seinen Ölstudien, Aquarellen und Zeichnungen wesentlich zu einer Herauslösung der Landschaftsmalerei aus den akademischen Konventionen bei. Ohne idealisierenden Anspruch oder pathetischen Ausdruck nähert er sich mit eleganter Nachlässigkeit, die als Merkmal eines aristokratisch gefärbten Dilettantismus im besten Sinne des Wortes gelten darf, der Natur und bereitet so eine individuell einfühlende Sichtweise vor. Dieser Übergang zwischen idealisierender und arrangierender Komposition neben zeichnerisch-malerischer Freiheit tritt auch in dem vorliegenden Aquarell zutage. In Anlehnung an die klassizistischen Flusslandschaften des großen Meisters der französischen Landschaftsmalerei Claude Lorrain setzt Dillis hier die rahmenden Bäume in anmutiger Linienführung als Repoussoir ein, belebt wird die Szenerie durch pastoral in der Landschaft drapierte Staffagefiguren, im Hintergrund erhebt sich ein mittelalterlicher Festungsturm neben felsigen Bergflanken. Dabei schwankt der Eindruck zwischen idealer, nicht genau zu lokalisierender Kompositlandschaft und tatsächlichen Referenzen an reale Landstriche. Die Spontaneität und Lebhaftigkeit der Strichführung, in der Dillis sich bewusst künstlerische Freiheiten erlaubt, brechen mit der zeichnerischen Ernsthaftigkeit akademischer Konventionen und machen die Besonderheit von Dillis Blättern aus. Zu Beginn der Malerlaufbahn des ursprünglich als Theologe ausgebildeten und zum Priester geweihten Dillis übt die empfindsame und aufgeklärte Ästhetik englischer Kunst und Naturanschauung großen Einfluss aus. Sein Förderer Sir Benjamin Thompson, Graf Rumford, spielt dabei eine wesentliche Rolle, indem er Dillis ermuntert, in der Münchner Umgebung und im Voralpenland seine Landschaftseindrücke in Zeichnungen, Aquarellen und Ölstudien festzuhalten. Er gibt ab 1786 am kurfürstlichen Hof Max Josephs Zeichenunterricht und wird 1790 Inspektor der kurfürstlichen Bildergalerie im Hofgarten. In der Folgezeit avanciert er zum wichtigsten künstlerischen Berater des späteren Königs Max I. Joseph und des Kronprinzen Ludwig. In seiner individuellen künstlerischen Begegnung mit der Natur, in der sich eine neue Empfindsamkeit bemerkbar macht, gilt er als Wegbereiter einer romantischen Ästhetik, in der die Landschaft eine zentrale Stellung einzunehmen beginnt. [KT]



302
Johann Georg von Dillis
zugeschrieben - Voralpenlandschaft, Um 1805.
Aquarell und Feder
Schätzung:
€ 1.000
Ergebnis:
€ 1.875

(inklusive Aufgeld)