Auktion: 522 / Klassische Moderne Teil II am 11.12.2021 in München Lot 432

 

432
Moriz Melzer
Fröhlicher Sommer (Sommerspiele), Um 1911.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 47.500

(inklusive Aufgeld)
Fröhlicher Sommer (Sommerspiele). Um 1911.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. 106 x 161 cm (41,7 x 63,3 in).

• Wichtiges Hauptwerk aus Melzers allerbester Schaffenszeit.
• Erstmals auf dem Auktionsmarkt angeboten.
• Seit über 20 Jahren Teil derselben Privatsammlung.
• Geschlossene Provenienz.
• Zum Entstehungszeitpunkt stellt Moriz Melzer u. a. mehrfach mit der Berliner Neuen Secession und auf der Sonderbundausstellung in Köln aus.
• Die Werke des Künstlers sind u. a. Teil der Sammlungen der Albertina in Wien, der Nationalgalerie und der Berlinischen Galerie, Berlin, des Museums Neues Weimar und des Kunstmuseums Luzern
.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Galerie Berinson, Berlin (direkt aus dem Nachlass erworben).
Privatsammlung Berlin (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Galerie Commeter, Hamburg 1914, Nr. 303 (verso auf dem Keilrahmen mit dem handschriftlich bezeichneten Galerieetikett).
Württembergischer Kunstverein (verso mit dem Etikett).
Moriz Melzer. Streben nach reiner Kunst (1907-1927), Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg, 16.12.2007-2.3.2008, Kat.-Nr. 13 (mit ganzseitiger Farbabb., S. 63).
Zeitenwende. Von der Berliner Secession zur Novembergruppe, Bröhan-Museum, Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus, Berlin, 19.11.2015-3.4.2016, Kat.-Nr. 79 (mit Farbabb.).

"Was ich anstrebe / Eine reine Kunst / Das komponierte Bild."
Moriz Melzer, 1914, zit. nach: Ausst.-Kat. Moriz Melzer. Streben nach reiner Kunst.

Moriz Melzer studiert ab 1903 an der Großherzoglich Sächsischen Kunstschule in Weimar, u. a. bei Ludwig von Hoffmann. Aus Ermangelung an "internationaler Atmosphäre" (Melzer) zieht es den Künstler 1908 in die Großstadt Berlin.
Anregungen und Inspiration bietet ihm damals insbesondere die Kunst seiner Vorfahren der französischen Moderne, wie die Gemälde seiner neoimpressionistischen und neoklassizistischen Vorbilder Georges Seurat, Paul Signac oder Maurice Denis, die er bereits auf einzelnen Ausstellungen in Weimar kennenlernen kann.
In Berlin beteiligt sich Melzer zunächst an Ausstellungen der Berliner Secession. Als einige seiner Arbeiten 1910 für die 20. Ausstellung der Berliner Secession (unter ihrem Präsidenten Max Liebermann) abgelehnt werden, organisiert Melzer gemeinsam mit Max Pechstein, Arthur Segal, Georg Tappert und anderen abgewiesenen Künstlern nach den Vorbildern des "Salon des Refusés" oder des "Salon des Indépendants" in Paris den Zusammenschluss zur Berliner "Neuen Secession", an der sich fortan u. a. Erich Heckel, E. L. Kirchner, Max Pechstein (als Präsident), Otto Mueller und Karl Schmidt-Rottluff beteiligen. Melzer befindet sich nun auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere. 1912 ist er mit seinen Arbeiten neben Künstlern wie Georges Braque, Pablo Picasso und Maurice de Vlaminck auf der international ausgerichteten Sonderbundausstellung in Köln vertreten, 1913 erhält er den renommierten Villa Romana Preis.

Bereits um 1909/10 entwickelt Melzer eine ganz individuelle, ausgefeilte Technik der Ölfarbenmonotypie, mit der es ihm gelingt, einige seiner Ölbilder in feinen, zarten Farben zu vervielfältigen. Auch von dem hier angebotenen Werk schafft Melzer einzelne Farbmonotypien, von denen sich zwei Arbeiten heute im Kunstmuseum Luzern und im Museum der bildenden Künste in Leipzig befinden.
Bis 1919 verschreibt sich Melzer dem expressiven Naturalismus, schafft figurative, zum Teil auch religiöse Kompositionen von eindrucksvoller Farbigkeit und imposanter Körperlichkeit. Das Motiv der Badenden, möglicherweise auch von den Arbeiten von Paul Cézanne oder George Seurat inspiriert, spielt in Melzers Œuvre eine übergeordnete Rolle. In dem hier angebotenen Werk nutzt der Maler ganz bewusst die visuelle Kraft des Komplementärkontrasts und stellt den warmen, kräftigen Orangetönen einen kühlen, fast unnatürlichen Grünton entgegen. In ihrer kräftigen, satten Farbigkeit, der Dynamik des Farbauftrags und der Ausgewogenheit der reizvollen Figurenkomposition erinnert die Darstellung an die Malerei der deutschen Expressionisten, beispielsweise an E. L. Kirchners "Badende Moritzburg" (1906-26, Tate Gallery, London), kann sich aber mit dem progressiven, erstaunlich zeitlosen Pinselduktus und der Freiheit der Form zugleich sogar gegen die Kunst des 21. Jahrhunderts, etwa gegen die Akte von K. H. Hödicke behaupten. [CH]



432
Moriz Melzer
Fröhlicher Sommer (Sommerspiele), Um 1911.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 47.500

(inklusive Aufgeld)