Rahmenbild
372
Erich Heckel
Zwei ruhende Frauen, 1909.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 200.000 Ergebnis:
€ 450.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Zwei ruhende Frauen. 1909.
Farbholzschnitt.
Dube H 176/ II. Signiert und datiert. Eines von bisher bekannten 10 Exemplaren, davon 5 ohne die roten Lippen der rechten Frau. Auf Bütten. 32,5 x 37 cm (12,7 x 14,5 in). Papier: 45,3 x 56,5 cm (17,8 x 22,1 in).
[SM].
• Äußerst selten.
• Prachtvolle Arbeit, in der die Ursprünglichkeit der Farbholzschnitte der "Brücke"-Zeit voll zum Ausdruck kommt.
• Monotypieartig abgezogener Holzschnitt bei dem die Struktur des Holzes fein mitzeichnet.
• Cover des Auktionskataloges Klipstein & Kornfeld von 1958.
• 3 der 10 Exemplare befinden sich in Museumsbesitz: Kupferstichkabinett Berlin, Nationalmuseum Nürnberg und Staatsgalerie Stuttgart.
Wir danken Frau Renate Ebner und Herrn Andreas Gabelmann, den Autoren des im Oktober 2021 erscheinenden Werkverzeichnises der Druckgrafik Erich Heckel für die wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Privatsammlung.
LITERATUR: Kornfeld & Klipstein, Bern, 90. Auktion, 16./17.5.1958, Los 349.
Farbholzschnitt.
Dube H 176/ II. Signiert und datiert. Eines von bisher bekannten 10 Exemplaren, davon 5 ohne die roten Lippen der rechten Frau. Auf Bütten. 32,5 x 37 cm (12,7 x 14,5 in). Papier: 45,3 x 56,5 cm (17,8 x 22,1 in).
[SM].
• Äußerst selten.
• Prachtvolle Arbeit, in der die Ursprünglichkeit der Farbholzschnitte der "Brücke"-Zeit voll zum Ausdruck kommt.
• Monotypieartig abgezogener Holzschnitt bei dem die Struktur des Holzes fein mitzeichnet.
• Cover des Auktionskataloges Klipstein & Kornfeld von 1958.
• 3 der 10 Exemplare befinden sich in Museumsbesitz: Kupferstichkabinett Berlin, Nationalmuseum Nürnberg und Staatsgalerie Stuttgart.
Wir danken Frau Renate Ebner und Herrn Andreas Gabelmann, den Autoren des im Oktober 2021 erscheinenden Werkverzeichnises der Druckgrafik Erich Heckel für die wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Privatsammlung.
LITERATUR: Kornfeld & Klipstein, Bern, 90. Auktion, 16./17.5.1958, Los 349.
Im 19. Jahrhundert hatte sich der Holzschnitt zur ausgefeilten Reproduktionsmethode entwickelt, mit der man die feinsten Schattierungen wiedergeben konnte. Der expressionistische Holzschnitt setzte demgegenüber vergleichsweise dilettantisch an. Die Hölzer wurden nicht mehr danach gewählt, wie geeignet sie waren, alle Feinheiten ohne Störung herauszuarbeiten. Der Widerstand des Materials wurde geradezu gesucht, sein Charakter, seine Maserung sollten sichtbar bleiben. An die Stelle der zarten Linien wurden kräftige Flächen gesetzt, statt geschmeidiger Formen bestimmten schroffe Schnitte das Bild. In dieser Art ist der Holzschnitt nicht nur charakteristisch für den Expressionismus geworden, sondern er hat auch wesentlich zu seiner Entwicklung beigetragen, denn er zwang dazu, den Raum in Fläche zu übersetzen. Erich Heckel hatte an dieser Entwicklung einen entscheidenden Anteil.
Der Hamburger Sammler und Grafikkenner Gustav Schiefler erinnerte sich an Heckels ersten Besuch 1907: „Er kam von Dangast, wo er den Sommer über mit Schmidt-Rottluff gearbeitet hatte. Seine Holzschnitte waren derb, aber Form und Verhältnisse gaben ihnen ein stark bewegtes inneres Leben. Die Aufmerksamkeit, die er der Auswahl des Materials zwischen den verschiedenen Holzarten zuwandte, bewies die Sorgfalt, mit der er den Ausdrucksmöglichkeiten nachging. […] Ich wählte mir damals den Porträtkopf eines alten verwitterten Dangaster Schusters, den er in einen Stock aus uraltem, dem Moor entrissenen Eichenholz geschnitten hatte, und die Figur eines nackten tanzenden Mädchens“ (Gustav Schiefler, Meine Graphiksammlung, Hamburg 1974, S. 54). Die beiden Blätter zeigen deutlich Heckels Ausdrucksspanne, die dem verwendeten Material in Beziehung stand. Leider lassen sich diese Zusammenhänge nicht mehr überprüfen, da fast alle Holzstöcke Heckels im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Laut dem Werkverzeichnis von Annemarie und Wolf-Dieter Dube sind aus der Zeit vor 1944 nur zwei erhalten. Einen dritten Stock hatte frühzeitig das Magdeburger Museum erworben. Er ist verschollen.
Gelegentlich hat Heckel seine Holzschnitte koloriert. Farbholzschnitte sind verhältnismäßig selten, aber nicht nur deshalb von herausragender Bedeutung. In den Jahren 1909 und 1910 hat Heckel jeweils vier Farbholzschnitte geschaffen, von denen manche zu den großartigsten Schöpfungen expressionistischer Grafik gehören. „Zwei ruhende Frauen“ ist mit fünf Farben der aufwendigste Druck unter ihnen. Er ist von zwei Platten abgezogen: einer Schwarzplatte und einer zersägten und in den Teilen einzeln rot, blau, ocker und grün eingefärbten Farbplatte. Bei den anderen Farbschnitten mit zersägten Platten ist auch das Schwarz mit den ausgesägten Teilen gedruckt, so dass die Farben nicht übereinanderliegen. Nur bei „Zwei ruhende Frauen“ wurden zunächst die Farbflächen gedruckt und anschließend mit einem zweiten Druckstock die Konturen und schwarzen Flächen darüber gesetzt. Das erkennt man bei dem vorliegenden Abzug sehr gut an den Stellen, wo in den schwarzen Flächen die Maserung des Holzes hellere Streifen hinterlassen hat, so dass die darunterliegenden Farben durchscheinen.
Die räumliche Situation ist nicht leicht zu erfassen. Der Titel des Holzschnitts suggeriert zunächst, dass die beiden Frauen liegen. Dem widerspricht jedoch die Haltung der rechten in ockergelber Bluse und grünem Rock. Dann fallen die schrägen schwarzen Linien im roten Hintergrund auf, die ein Bett oder eine Couch andeuten. Darauf liegt die anscheinend ältere im blauen Kleid mit gelbem Schal. Das Kleid und auch die Beine scheinen über den Rand der Couch herabzuhängen. Die jüngere Frau sitzt neben der Liege in einem Lehnstuhl, den linken Unterarm auf dessen Seitenlehne gelegt. Den rechten Arm hat sie auf der Liege unter ihre Partnerin geschoben und den Kopf zur Seite auf die Schulter gelegt, so dass die beiden Frauen in eine innige Beziehung zueinander treten, was auch durch den Ausdruck ihrer Gesichter bestätigt wird. Aber Heckel hat diese räumlichen Zusammenhänge durch die rote Hintergrundfläche, die auf gegenständliche Deutungen keine Rücksicht nimmt, bewusst verschleiert. Dem in sich stimmigen Bildgefüge bleibt damit eine latente Spannung erhalten, die zum besonderen Reiz des Blattes beiträgt.
Der wird allerdings auch dadurch bestimmt, dass es sich um einen Handabzug und nicht um einen Pressendruck handelt, bei dem die gesamte Fläche mit gleichmäßigem Druck auf das Papier übertragen wird. Druckunterschiede entstehen dabei nur bei einer größeren Auflage durch Abnutzung des Holzstocks. Der Handabzug ist demgegenüber von verschiedenen Zufällen abhängig, wodurch die Flächen nicht gleichmäßig abgezogen werden, sondern in ihrer Intensität variieren, ja sogar aufreißen können. So entstehen Blätter, die sich von Abzug zu Abzug unterscheiden. Sie bewahren stärker als Pressendrucke die Handschrift des Künstlers in sich und stehen damit den Unikaten näher.
Andreas Hüneke
Der Hamburger Sammler und Grafikkenner Gustav Schiefler erinnerte sich an Heckels ersten Besuch 1907: „Er kam von Dangast, wo er den Sommer über mit Schmidt-Rottluff gearbeitet hatte. Seine Holzschnitte waren derb, aber Form und Verhältnisse gaben ihnen ein stark bewegtes inneres Leben. Die Aufmerksamkeit, die er der Auswahl des Materials zwischen den verschiedenen Holzarten zuwandte, bewies die Sorgfalt, mit der er den Ausdrucksmöglichkeiten nachging. […] Ich wählte mir damals den Porträtkopf eines alten verwitterten Dangaster Schusters, den er in einen Stock aus uraltem, dem Moor entrissenen Eichenholz geschnitten hatte, und die Figur eines nackten tanzenden Mädchens“ (Gustav Schiefler, Meine Graphiksammlung, Hamburg 1974, S. 54). Die beiden Blätter zeigen deutlich Heckels Ausdrucksspanne, die dem verwendeten Material in Beziehung stand. Leider lassen sich diese Zusammenhänge nicht mehr überprüfen, da fast alle Holzstöcke Heckels im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Laut dem Werkverzeichnis von Annemarie und Wolf-Dieter Dube sind aus der Zeit vor 1944 nur zwei erhalten. Einen dritten Stock hatte frühzeitig das Magdeburger Museum erworben. Er ist verschollen.
Gelegentlich hat Heckel seine Holzschnitte koloriert. Farbholzschnitte sind verhältnismäßig selten, aber nicht nur deshalb von herausragender Bedeutung. In den Jahren 1909 und 1910 hat Heckel jeweils vier Farbholzschnitte geschaffen, von denen manche zu den großartigsten Schöpfungen expressionistischer Grafik gehören. „Zwei ruhende Frauen“ ist mit fünf Farben der aufwendigste Druck unter ihnen. Er ist von zwei Platten abgezogen: einer Schwarzplatte und einer zersägten und in den Teilen einzeln rot, blau, ocker und grün eingefärbten Farbplatte. Bei den anderen Farbschnitten mit zersägten Platten ist auch das Schwarz mit den ausgesägten Teilen gedruckt, so dass die Farben nicht übereinanderliegen. Nur bei „Zwei ruhende Frauen“ wurden zunächst die Farbflächen gedruckt und anschließend mit einem zweiten Druckstock die Konturen und schwarzen Flächen darüber gesetzt. Das erkennt man bei dem vorliegenden Abzug sehr gut an den Stellen, wo in den schwarzen Flächen die Maserung des Holzes hellere Streifen hinterlassen hat, so dass die darunterliegenden Farben durchscheinen.
Die räumliche Situation ist nicht leicht zu erfassen. Der Titel des Holzschnitts suggeriert zunächst, dass die beiden Frauen liegen. Dem widerspricht jedoch die Haltung der rechten in ockergelber Bluse und grünem Rock. Dann fallen die schrägen schwarzen Linien im roten Hintergrund auf, die ein Bett oder eine Couch andeuten. Darauf liegt die anscheinend ältere im blauen Kleid mit gelbem Schal. Das Kleid und auch die Beine scheinen über den Rand der Couch herabzuhängen. Die jüngere Frau sitzt neben der Liege in einem Lehnstuhl, den linken Unterarm auf dessen Seitenlehne gelegt. Den rechten Arm hat sie auf der Liege unter ihre Partnerin geschoben und den Kopf zur Seite auf die Schulter gelegt, so dass die beiden Frauen in eine innige Beziehung zueinander treten, was auch durch den Ausdruck ihrer Gesichter bestätigt wird. Aber Heckel hat diese räumlichen Zusammenhänge durch die rote Hintergrundfläche, die auf gegenständliche Deutungen keine Rücksicht nimmt, bewusst verschleiert. Dem in sich stimmigen Bildgefüge bleibt damit eine latente Spannung erhalten, die zum besonderen Reiz des Blattes beiträgt.
Der wird allerdings auch dadurch bestimmt, dass es sich um einen Handabzug und nicht um einen Pressendruck handelt, bei dem die gesamte Fläche mit gleichmäßigem Druck auf das Papier übertragen wird. Druckunterschiede entstehen dabei nur bei einer größeren Auflage durch Abnutzung des Holzstocks. Der Handabzug ist demgegenüber von verschiedenen Zufällen abhängig, wodurch die Flächen nicht gleichmäßig abgezogen werden, sondern in ihrer Intensität variieren, ja sogar aufreißen können. So entstehen Blätter, die sich von Abzug zu Abzug unterscheiden. Sie bewahren stärker als Pressendrucke die Handschrift des Künstlers in sich und stehen damit den Unikaten näher.
Andreas Hüneke
372
Erich Heckel
Zwei ruhende Frauen, 1909.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 200.000 Ergebnis:
€ 450.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Ihre Lieblingskünstler im Blick!
- Neue Angebote sofort per E-Mail erhalten
- Exklusive Informationen zu kommenden Auktionen und Veranstaltungen
- Kostenlos und unverbindlich