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354
Sean Scully
Fire, 1984.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000 Ergebnis:
€ 925.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Fire. 1984.
Öl auf Leinwand.
Price 1984.07. Verso auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt. Auf dem Keilrahmen mit den Maßangaben sowie einem Richtungspfeil bezeichnet. 61 x 61 cm (24 x 24 in).
• In den frühen 1980er Jahren findet Scully zu seiner ganz eigenen, unverwechselbaren Bildsprache.
• Gemälde aus demselben Entstehungsjahr befinden sich u. a. im Metropolitan Museum, New York, und in der Londoner Tate Gallery.
• Seit fast 20 Jahren Teil einer süddeutschen Privatsammlung.
• Mit ihrer harmonischen, besonders ausgewogenen Gliederung und Farbigkeit ist die Arbeit in Bezug auf Scullys späteres Œuvre richtungsweisend.
• Durch die matt-glänzende Materialität der Oberfläche, den malerischen Pinselduktus, die warmtonige Farbigkeit und die Lebendigkeit der Farbflächen entsteht ein Gemälde von sinnlicher, nahezu skulpturaler Wirkung.
• Die herausragende Qualität dieses Gemäldes überzeugt bereits vor Scullys internationalem Durchbruch: 1984 ist "Fire" das einzige Kunstwerk, das sich bei der Ausstellung in der Galerie S65 verkauft.
PROVENIENZ: Juda Rowan Gallery, London (Oktober 1984).
Galerij S65 / August Hoviele, Aalst/Belgien.
Galerie Walter Storms, München.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Sean Scully. Schilderijen - Tekeningen, Galerij S65, Aalst/Belgien, 26.10.-2.12.1984.
LITERATUR: Maria Price, Sean Scully. Catalogue raisonné of the paintings, Vol. 2 (1980-1989), Stuttgart 2018, Kat.-Nr. 1984.07, S. 113 (mit Abb.).
"In meinen Gemälden geht alles um Streifen, ein sehr altes und neutrales Bild. Es wurde so häufig verwendet, dass es keine Bedeutung mehr besitzt, und das gefällt mir. Wie ich sie anordne und wie ich sie male, bestimmt alle Emotion in dem Gemälde. Ein Streifen ist eine Note, viele sind ein Akkord, alle werden von Hand gespielt. Durch Arbeit und Aufmerksamkeit versuche ich, der Bildoberfläche ein ausgereiftes und nachschwingendes Gefühl zu geben. Die Emotion sollte durch ein Bild vermittelt werden, das denselben Rhythmus besitzt wie Gehämmer und ständiges Getrommel, einen Rhythmus, der, von Hand, mit jedem Werk anders gemalt wird."
Sean Scully, September 1981, in: Kelly Grovier/Kirsten C. Voigt (Hrsg.), Inner. Gesammelte Schriften und ausgewählte Interviews von Sean Scully, Berlin 2018, S. 12.
Öl auf Leinwand.
Price 1984.07. Verso auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt. Auf dem Keilrahmen mit den Maßangaben sowie einem Richtungspfeil bezeichnet. 61 x 61 cm (24 x 24 in).
• In den frühen 1980er Jahren findet Scully zu seiner ganz eigenen, unverwechselbaren Bildsprache.
• Gemälde aus demselben Entstehungsjahr befinden sich u. a. im Metropolitan Museum, New York, und in der Londoner Tate Gallery.
• Seit fast 20 Jahren Teil einer süddeutschen Privatsammlung.
• Mit ihrer harmonischen, besonders ausgewogenen Gliederung und Farbigkeit ist die Arbeit in Bezug auf Scullys späteres Œuvre richtungsweisend.
• Durch die matt-glänzende Materialität der Oberfläche, den malerischen Pinselduktus, die warmtonige Farbigkeit und die Lebendigkeit der Farbflächen entsteht ein Gemälde von sinnlicher, nahezu skulpturaler Wirkung.
• Die herausragende Qualität dieses Gemäldes überzeugt bereits vor Scullys internationalem Durchbruch: 1984 ist "Fire" das einzige Kunstwerk, das sich bei der Ausstellung in der Galerie S65 verkauft.
PROVENIENZ: Juda Rowan Gallery, London (Oktober 1984).
Galerij S65 / August Hoviele, Aalst/Belgien.
Galerie Walter Storms, München.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Sean Scully. Schilderijen - Tekeningen, Galerij S65, Aalst/Belgien, 26.10.-2.12.1984.
LITERATUR: Maria Price, Sean Scully. Catalogue raisonné of the paintings, Vol. 2 (1980-1989), Stuttgart 2018, Kat.-Nr. 1984.07, S. 113 (mit Abb.).
"In meinen Gemälden geht alles um Streifen, ein sehr altes und neutrales Bild. Es wurde so häufig verwendet, dass es keine Bedeutung mehr besitzt, und das gefällt mir. Wie ich sie anordne und wie ich sie male, bestimmt alle Emotion in dem Gemälde. Ein Streifen ist eine Note, viele sind ein Akkord, alle werden von Hand gespielt. Durch Arbeit und Aufmerksamkeit versuche ich, der Bildoberfläche ein ausgereiftes und nachschwingendes Gefühl zu geben. Die Emotion sollte durch ein Bild vermittelt werden, das denselben Rhythmus besitzt wie Gehämmer und ständiges Getrommel, einen Rhythmus, der, von Hand, mit jedem Werk anders gemalt wird."
Sean Scully, September 1981, in: Kelly Grovier/Kirsten C. Voigt (Hrsg.), Inner. Gesammelte Schriften und ausgewählte Interviews von Sean Scully, Berlin 2018, S. 12.
Kontinente übergreifender Erfolg
Mit seinen abstrakten, auf den ersten Blick streng geometrischen und doch sehr sinnlichen Werken aus unterschiedlich breiten, in verschiedene Richtungen verlaufenden Streifen und geometrischen Farbfeldern gehört Sean Scully heute zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation. Seine Arbeiten umfassen sowohl Gemälde, Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen als auch Druckgrafiken, Fotografien und Skulpturen und befinden sich in den renommiertesten internationalen Sammlungen, darunter das Museum of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art und das Solomon R. Guggenheim Museum in New York, die National Gallery of Art, Washington, D.C., die Londoner Tate Gallery, die Albertina in Wien und das Guangdong Museum of Art, Guangzhou.
In seiner mittlerweile fast 50 Jahre umfassenden künstlerischen Karriere kann Scully bereits auf zahlreiche bedeutende Ausstellungen und Auszeichnungen zurückblicken. Im Entstehungsjahr der hier angebotenen Arbeit wird eines seiner Werke in der aufsehenerregenden Ausstellung "An International Survey of Recent Painting and Sculpture" des Museum of Modern Art, New York, gezeigt. Kurz darauf folgen dann erste Einzelausstellungen in europäischen Museen, u. a. in der Londoner Whitechapel Art Gallery in London sowie in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München (1989). Insbesondere die Erfolge der letzten Jahre zeigen, dass sich Scullys Schaffen bereits einen festen Platz in der europäischen Kunstgeschichte des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts erobert hat und die Entwicklungen der zeitgenössischen Abstraktion auch weiterhin nachhaltig beeinflusst. 2013 wird er Mitglied der Royal Academy of Arts, 2014/15 wird Scully als erster westlicher Künstler überhaupt mit einer umfassenden, retrospektiven Überblicksschau in China geehrt, die sowohl in Schanghai als auch in Peking gezeigt wird. Allein 2019 finden weltweit acht Einzelausstellungen seiner Arbeiten statt, u. a. in der National Gallery of Art, London, und in der Albertina in Wien.
Stripes and Stripes
Seit den Anfängen seiner Malerei bestehen Scullys Werke aus verschiedenfarbigen, vertikal und horizontal verlaufenden, unterschiedlich breiten und langen Streifenkompositionen sowie rechteckigen Farbflächen, mit denen Scully die wiederum in Rechtecke aufgeteilte Bildfläche füllt. Als Schlüsselmoment bezeichnet der Künstler die starken visuellen Eindrücke auf einer Reise nach Marokko im Jahr 1969. "Then I saw the striped fabrics that the Moroccans dye and make them into galabeyas - their robes. I saw those stripes everywhere in Morocco and when I got back to work I was making grids from stripes of color." (Sean Scully, zit. nach: www.seanscullystudio.com) Das in den Maghreb-Staaten verbreitete Kleidungsstück, die traditionell gestreiften Djellabas oder Galabiyas und auch die dort vorherrschenden intensiven, satten Farben entzünden in Scully eine große Faszination, die seine Kunst bis heute prägt und die der Künstler schließlich in eine ganz eigene, unverwechselbare Bildsprache überführt. Obwohl seine Malerei einer steten Entwicklung und Veränderung unterworfen ist, hat sich seine grundlegende Kunstauffassung in über 40 Schaffensjahren nicht verändert. In nahezu obsessiver Beschäftigung mit geometrischen Gliederungen und Anordnungen rechteckiger Formen sammelt der Künstler auch in seinem alltäglichen Umfeld noch immer neue Anregungen und inspirierende visuelle Eindrücke, die er in seinen Werken verarbeiten kann: die orthogonalen Straßenzüge Manhattans, die Anordnung menschengemachter Verkleidungen von Fassaden und Metallplatten auf Bürgersteigen oder die jahrtausendealten, aus horizontal und vertikal geschichteten Steinen mühsam erbauten Mauern auf den Aran Islands in Scullys Heimatland, die der Künstler ab 2005 in seinen fotografischen Arbeiten "Aran" verewigt.
Die Perfektion der Unvollkommenheit
Während die früheren Arbeiten noch in einem gewissen Minimalismus, einer Regelmäßigkeit und Gleichmäßigkeit mit streng voneinander abgegrenzten Farbstreifen und Farbflächen verhaftet sind, findet Scully nach einer sich nachhaltig auswirkenden, einflussreichen Reise nach Mexiko zu einer emotionaleren Form der abstrakten Malerei, in der nun Licht, Materialität der Farben und Haptik der Oberflächenbeschaffenheit eine größere Rolle spielen. Scullys Geometrie und Formensprache wird nun weicher, die Zwischenräume der Farbbalken und -streifen unvollkommener. In dieser Entwicklung seines Schaffens zeigen sich zugleich auch die vielfältigen kunsthistorischen Einflüsse, die in Scullys Kunst eine Rolle spielen: Von der akkuraten Geradlinigkeit eines Piet Mondrian bis hin zu den vibrierenden Farbfeldern des abstrakten Expressionismus von Mark Rothko und anderen nimmt Scully, vielleicht insbesondere nach seiner Emigration in die USA in den späten 1970er Jahren, vielerlei Anregungen auf, die sich jedoch in seiner ganz persönlichen Bildsprache auf der Leinwand entladen.
Scully beginnt seine Arbeiten mit einer Gliederung, einer genauen Aufteilung der zu bemalenden Fläche, denn das wesentliche Prinzip seiner Werke liegt in der Ordnung und Anordnung der Farbfelder. Der Künstler wählt aus einem schier unendlichen Reichtum kompositorischer Möglichkeiten und unterteilt die rechteckige Form der Bildfläche zunächst in mehrere kleinere rechteckige Elemente oder Streifen. Die einzelnen abgegrenzten Flächen werden anschließend mit breitem Pinsel mit mehreren Farbschichten gefüllt. Die Rigidität der anfänglich streng orthogonalen oder auch parallelen Gliederung der einzelnen Flächen wird durch das darauffolgende sorgfältige, konzentrierte Übereinanderschichten der Farben zunichte macht, denn schmale Fragmente der überlagerten Farbschichten bleiben in den Zwischenräumen der rechteckigen Flächen sichtbar und erzeugen durch diese Unvollkommenheit der nur noch unscharf voneinander abgegrenzten Flächen eine seltsam vibrierende Lebendigkeit. So verleihen die erwähnte Vielzahl an kräftigen, satten Farbschichten im Zusammenspiel mit der besonderen Materialität der teilweise subtil glänzenden Farboberfläche und dem besonders malerischen, nahezu pastosen Pinselduktus, der in breiten, klar hervortretenden Spuren die manuelle Arbeit, das Handwerk des Künstlers sichtbar macht, auch unserem Gemälde eine opulente, fast intime Sinnlichkeit und eine gleichzeitig nahezu skulpturale körperliche Präsenz.
Assoziation in der Abstraktion
Die hier angebotene Arbeit mit ihrer warmtonigen Farbigkeit verfügt über ein noch größeres Maß an sinnlicher Lebendigkeit, weckt sie doch mit dem rauchig-rußigen Grauschwarz, den flammend roten Orangetönen und einem emporflackernden gelben Farbfeld Assoziationen an ein ihrem Titel entsprechendes loderndes Feuer, das nur durch das satte, kühle Dunkelgrün eines feuchten Waldbodens im Zaum gehalten wird. Obwohl sich Scully einer völlig abstrakten Malerei ohne figurative Anklänge verschrieben hat, enthalten die Arbeiten aufgrund ihrer Farbtonalitäten und der waagerecht oder senkrecht verlaufenden, ausdrucksstarken Streifenformationen eine Fülle von Assoziationsmöglichkeiten, welche auch durch erstaunlich deskriptive Bildtitel verstärkt werden. "Africa" (1990), "Light in August" (1991), "Reef" (1995), "Land Sea Sky" (2000), "Wall Bloom" (2016) und auch das hier angebotene Werk "Fire" (1984) erinnern an die Elemente, an Horizontlinien, weite Felder, Küstenlandschaften oder sogar Gebäude und verweisen so auf einen den Bildern innewohnenden Funken einer vom Künstler erlebten Wirklichkeit, aus der sie erwachsen sind. Sie erläutern Scullys kreativen Prozess, in dem äußere Einflüsse - Inspirationen aus Natur, Alltag und persönlichen Erfahrungen - in einer bestimmten Form und in unterschiedlichen Farbmodulationen zum Audruck gebracht werden. Auf diese Weise und durch den großen Assoziationsreichtum der Werke erhöht der Maler noch einmal die emotionale Qualität seiner Arbeiten.
Ein Meisterwerk der sinnlich-abstrakten Malerei
Der harmonische, besonders ausgewogene Aufbau und das Format der hier angebotenen Arbeit nimmt bereits die späteren Werke vorweg, in denen Scully um 2000 die feingliedrigen Streifenkompositionen der 1980er und 1990er Jahre zugunsten einer Aufteilung der Bildfläche in nahezu gleichmäßig geformte Rechtecke schließlich aufgibt. Mit der sinnlichen Opulenz der hier verwendeten kräftigen, warmen Farben, der vibrierenden Spannung und Lebendigkeit der vielschichtigen Zwischenräume der nebeneinander und übereinander angeordneten Farbfelder und der changierenden, zum Teil matt glänzenden Oberflächenbeschaffenheit fungiert "Fire" somit nicht nur als herausragendes Beispiel für die so bedeutenden frühen Schaffensjahre, sondern vereint den innersten Kern, die essenziellsten Charakteristiken von Scullys gesamtem, fast 50 Jahre überspannenden, faszinierenden Œuvre. [CH]
Mit seinen abstrakten, auf den ersten Blick streng geometrischen und doch sehr sinnlichen Werken aus unterschiedlich breiten, in verschiedene Richtungen verlaufenden Streifen und geometrischen Farbfeldern gehört Sean Scully heute zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation. Seine Arbeiten umfassen sowohl Gemälde, Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen als auch Druckgrafiken, Fotografien und Skulpturen und befinden sich in den renommiertesten internationalen Sammlungen, darunter das Museum of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art und das Solomon R. Guggenheim Museum in New York, die National Gallery of Art, Washington, D.C., die Londoner Tate Gallery, die Albertina in Wien und das Guangdong Museum of Art, Guangzhou.
In seiner mittlerweile fast 50 Jahre umfassenden künstlerischen Karriere kann Scully bereits auf zahlreiche bedeutende Ausstellungen und Auszeichnungen zurückblicken. Im Entstehungsjahr der hier angebotenen Arbeit wird eines seiner Werke in der aufsehenerregenden Ausstellung "An International Survey of Recent Painting and Sculpture" des Museum of Modern Art, New York, gezeigt. Kurz darauf folgen dann erste Einzelausstellungen in europäischen Museen, u. a. in der Londoner Whitechapel Art Gallery in London sowie in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München (1989). Insbesondere die Erfolge der letzten Jahre zeigen, dass sich Scullys Schaffen bereits einen festen Platz in der europäischen Kunstgeschichte des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts erobert hat und die Entwicklungen der zeitgenössischen Abstraktion auch weiterhin nachhaltig beeinflusst. 2013 wird er Mitglied der Royal Academy of Arts, 2014/15 wird Scully als erster westlicher Künstler überhaupt mit einer umfassenden, retrospektiven Überblicksschau in China geehrt, die sowohl in Schanghai als auch in Peking gezeigt wird. Allein 2019 finden weltweit acht Einzelausstellungen seiner Arbeiten statt, u. a. in der National Gallery of Art, London, und in der Albertina in Wien.
Stripes and Stripes
Seit den Anfängen seiner Malerei bestehen Scullys Werke aus verschiedenfarbigen, vertikal und horizontal verlaufenden, unterschiedlich breiten und langen Streifenkompositionen sowie rechteckigen Farbflächen, mit denen Scully die wiederum in Rechtecke aufgeteilte Bildfläche füllt. Als Schlüsselmoment bezeichnet der Künstler die starken visuellen Eindrücke auf einer Reise nach Marokko im Jahr 1969. "Then I saw the striped fabrics that the Moroccans dye and make them into galabeyas - their robes. I saw those stripes everywhere in Morocco and when I got back to work I was making grids from stripes of color." (Sean Scully, zit. nach: www.seanscullystudio.com) Das in den Maghreb-Staaten verbreitete Kleidungsstück, die traditionell gestreiften Djellabas oder Galabiyas und auch die dort vorherrschenden intensiven, satten Farben entzünden in Scully eine große Faszination, die seine Kunst bis heute prägt und die der Künstler schließlich in eine ganz eigene, unverwechselbare Bildsprache überführt. Obwohl seine Malerei einer steten Entwicklung und Veränderung unterworfen ist, hat sich seine grundlegende Kunstauffassung in über 40 Schaffensjahren nicht verändert. In nahezu obsessiver Beschäftigung mit geometrischen Gliederungen und Anordnungen rechteckiger Formen sammelt der Künstler auch in seinem alltäglichen Umfeld noch immer neue Anregungen und inspirierende visuelle Eindrücke, die er in seinen Werken verarbeiten kann: die orthogonalen Straßenzüge Manhattans, die Anordnung menschengemachter Verkleidungen von Fassaden und Metallplatten auf Bürgersteigen oder die jahrtausendealten, aus horizontal und vertikal geschichteten Steinen mühsam erbauten Mauern auf den Aran Islands in Scullys Heimatland, die der Künstler ab 2005 in seinen fotografischen Arbeiten "Aran" verewigt.
Die Perfektion der Unvollkommenheit
Während die früheren Arbeiten noch in einem gewissen Minimalismus, einer Regelmäßigkeit und Gleichmäßigkeit mit streng voneinander abgegrenzten Farbstreifen und Farbflächen verhaftet sind, findet Scully nach einer sich nachhaltig auswirkenden, einflussreichen Reise nach Mexiko zu einer emotionaleren Form der abstrakten Malerei, in der nun Licht, Materialität der Farben und Haptik der Oberflächenbeschaffenheit eine größere Rolle spielen. Scullys Geometrie und Formensprache wird nun weicher, die Zwischenräume der Farbbalken und -streifen unvollkommener. In dieser Entwicklung seines Schaffens zeigen sich zugleich auch die vielfältigen kunsthistorischen Einflüsse, die in Scullys Kunst eine Rolle spielen: Von der akkuraten Geradlinigkeit eines Piet Mondrian bis hin zu den vibrierenden Farbfeldern des abstrakten Expressionismus von Mark Rothko und anderen nimmt Scully, vielleicht insbesondere nach seiner Emigration in die USA in den späten 1970er Jahren, vielerlei Anregungen auf, die sich jedoch in seiner ganz persönlichen Bildsprache auf der Leinwand entladen.
Scully beginnt seine Arbeiten mit einer Gliederung, einer genauen Aufteilung der zu bemalenden Fläche, denn das wesentliche Prinzip seiner Werke liegt in der Ordnung und Anordnung der Farbfelder. Der Künstler wählt aus einem schier unendlichen Reichtum kompositorischer Möglichkeiten und unterteilt die rechteckige Form der Bildfläche zunächst in mehrere kleinere rechteckige Elemente oder Streifen. Die einzelnen abgegrenzten Flächen werden anschließend mit breitem Pinsel mit mehreren Farbschichten gefüllt. Die Rigidität der anfänglich streng orthogonalen oder auch parallelen Gliederung der einzelnen Flächen wird durch das darauffolgende sorgfältige, konzentrierte Übereinanderschichten der Farben zunichte macht, denn schmale Fragmente der überlagerten Farbschichten bleiben in den Zwischenräumen der rechteckigen Flächen sichtbar und erzeugen durch diese Unvollkommenheit der nur noch unscharf voneinander abgegrenzten Flächen eine seltsam vibrierende Lebendigkeit. So verleihen die erwähnte Vielzahl an kräftigen, satten Farbschichten im Zusammenspiel mit der besonderen Materialität der teilweise subtil glänzenden Farboberfläche und dem besonders malerischen, nahezu pastosen Pinselduktus, der in breiten, klar hervortretenden Spuren die manuelle Arbeit, das Handwerk des Künstlers sichtbar macht, auch unserem Gemälde eine opulente, fast intime Sinnlichkeit und eine gleichzeitig nahezu skulpturale körperliche Präsenz.
Assoziation in der Abstraktion
Die hier angebotene Arbeit mit ihrer warmtonigen Farbigkeit verfügt über ein noch größeres Maß an sinnlicher Lebendigkeit, weckt sie doch mit dem rauchig-rußigen Grauschwarz, den flammend roten Orangetönen und einem emporflackernden gelben Farbfeld Assoziationen an ein ihrem Titel entsprechendes loderndes Feuer, das nur durch das satte, kühle Dunkelgrün eines feuchten Waldbodens im Zaum gehalten wird. Obwohl sich Scully einer völlig abstrakten Malerei ohne figurative Anklänge verschrieben hat, enthalten die Arbeiten aufgrund ihrer Farbtonalitäten und der waagerecht oder senkrecht verlaufenden, ausdrucksstarken Streifenformationen eine Fülle von Assoziationsmöglichkeiten, welche auch durch erstaunlich deskriptive Bildtitel verstärkt werden. "Africa" (1990), "Light in August" (1991), "Reef" (1995), "Land Sea Sky" (2000), "Wall Bloom" (2016) und auch das hier angebotene Werk "Fire" (1984) erinnern an die Elemente, an Horizontlinien, weite Felder, Küstenlandschaften oder sogar Gebäude und verweisen so auf einen den Bildern innewohnenden Funken einer vom Künstler erlebten Wirklichkeit, aus der sie erwachsen sind. Sie erläutern Scullys kreativen Prozess, in dem äußere Einflüsse - Inspirationen aus Natur, Alltag und persönlichen Erfahrungen - in einer bestimmten Form und in unterschiedlichen Farbmodulationen zum Audruck gebracht werden. Auf diese Weise und durch den großen Assoziationsreichtum der Werke erhöht der Maler noch einmal die emotionale Qualität seiner Arbeiten.
Ein Meisterwerk der sinnlich-abstrakten Malerei
Der harmonische, besonders ausgewogene Aufbau und das Format der hier angebotenen Arbeit nimmt bereits die späteren Werke vorweg, in denen Scully um 2000 die feingliedrigen Streifenkompositionen der 1980er und 1990er Jahre zugunsten einer Aufteilung der Bildfläche in nahezu gleichmäßig geformte Rechtecke schließlich aufgibt. Mit der sinnlichen Opulenz der hier verwendeten kräftigen, warmen Farben, der vibrierenden Spannung und Lebendigkeit der vielschichtigen Zwischenräume der nebeneinander und übereinander angeordneten Farbfelder und der changierenden, zum Teil matt glänzenden Oberflächenbeschaffenheit fungiert "Fire" somit nicht nur als herausragendes Beispiel für die so bedeutenden frühen Schaffensjahre, sondern vereint den innersten Kern, die essenziellsten Charakteristiken von Scullys gesamtem, fast 50 Jahre überspannenden, faszinierenden Œuvre. [CH]
354
Sean Scully
Fire, 1984.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000 Ergebnis:
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