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343
Karl Hofer
Blumenmädchen (Flower Girl), 1935.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000 Ergebnis:
€ 175.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Blumenmädchen (Flower Girl). 1935.
Öl auf Leinwand.
Wohlert 1116. Links unten monogrammiert und datiert. Verso auf Keilrahmen wohl von fremder Hand mit dem Künstlernamen und der Betitelung bezeichnet. Dort wohl ebenfalls von fremder Hand bezeichnet "Herr Professor Hofer". 101,3 x 81 cm (39,8 x 31,8 in).
• Hofer überträgt das tradierte mythologische Sujet der "Flora", der römischen Göttin der Blüte und der Personifikation des Frühlings, in seine ganz eigene, zeitgenössische Bildsprache.
• Mit beeindruckender, früher Ausstellungshistorie und umfangreicher Zahl an Publikationen.
• 65 Jahre Teil der Sammlung des Toledo Museum of Art, Toledo/Ohio.
• Einnehmende Visualisierung der angestrebten Stimmungshaltung: einer besonders ausdrucksstarken Melancholie.
PROVENIENZ: Galerie Nierendorf, Berlin/Nierendorf Galleries, New York (1937/38).
The Toledo Museum of Art, Toledo/Ohio, USA (1938-2003, Inv.-Nr. 38.43, 1938 wohl mit Stiftungsgeldern der verstorbenen Museumsgründer Edward Drummond Libbey (1854-1925) und seiner Frau Florence Scott Libbey (1863-1938) vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Deutschland (2003 vom Vorgenannten, Sotheby's, New York, 7.5.2003, Los 362).
Vom heutigen Eigentümer vom Vorgenannten erworben.
AUSSTELLUNG: Karl Hofer, Galerie Nierendorf, Berlin, Januar 1937, Kat.-Nr. 16.
International Exhibition of Paintings, Carnegie Institute, Pittsburgh/Pennsylvania, 14.10.-5.12.1937, Kat.-Nr. 353 (mit Abb., Tafel 25).
Masters of the 20th Century, The Westerman Gallery, New York, 29.3.-30.4.1938.
Contemporary Movements in European Painting. Surrealism, Abstract Art, Futurism, Expressionism, Cubism, Dadaism, Fauves, The Toledo Museum of Art, Toledo/Ohio, 6.11.-11.12.1938, Kat.-Nr. 46.
Contemporary German Art, Institute of Modern Art, Boston/Massachusetts, 2.11.-9.12.1939, Kat.-Nr. 19, S. 17, H. 1, S. 18.
Paintings, Drawings and Prints by Karl Hofer, Carnegie Institute, Pittsburgh/Pennsylvania, 4.1.-28.1.1940, Kat.-Nr. 12 (mit Abb., auf Keilrahmen mit handschriftlich bezeichneten Ausstellungsetikett).
Karl Hofer. Paintings, Drawings, Prints, The George Walter Vincent Smith Art Museum, Springfield/Massachusetts, 4.2.-25.2.1941, Vol. 1, Kat.-Nr. 9.
Five Expressionists. Hofer, Munch, Hartley, Kokoschka, Schmidt-Rottluff, Dudley Peter Allen Memorial Art Museum, Oberlin/Ohio, April 1946, Nr. 12, S. 20.
10th Anniversary Retrospective Exhibition, Institute of Modern Art, Boston/Massachusetts, November bis Dezember 1946.
Two Cities Collect, The Art Gallery of Toronto, Januar 1948, Toledo Museum of Art, April 1948, Kat.-Nr. 16 (mit Abb.).
The Archaic Smile, Birmingham Museum of Art/Birmingham Art Association/City Hall, Birmingham/Alabama, Januar 1956, Kat.-Nr. 52.
LITERATUR: H. Pattenhausen, Karl-Hofer-Ausstellung. Galerie Nierendorf, in: Deutsche Allgemeine Zeitung (Ausg. Groß-Berlin), Nr. 22, 14.1.1937, S. [2].
G. Haupt, Karl-Hofer-Ausstellung, in: Berliner Morgenpost, Nr. 13, 15.1.1937, S. [2].
Museum News, Toledo/Ohio, Nr. 85, März 1939, S. 20f. (mit Abb.).
New Museum Acquisitions, Toledo, in: The Art News, 37.1939, 3. Juni, S. 16 (mit Abb.).
Blake-More Godwin, Catalogue of European Paintings, Museum of Art, Toledo/Ohio 1939, S. 58f. (mit Abb.).
J. O'Connor (Jr.), Presenting Karl Hofer, in: Carnegie Magazine, 13.1940, S. 247.
Isabel Stevenson Monro, Index to Reproductions of European Paintings. A guide to pictures in more than three hundred books, New York 1956, S. 281.
The Toledo Museum of Art (Hrsg.), European Paintings, Toledo/Ohio 1976.
Öl auf Leinwand.
Wohlert 1116. Links unten monogrammiert und datiert. Verso auf Keilrahmen wohl von fremder Hand mit dem Künstlernamen und der Betitelung bezeichnet. Dort wohl ebenfalls von fremder Hand bezeichnet "Herr Professor Hofer". 101,3 x 81 cm (39,8 x 31,8 in).
• Hofer überträgt das tradierte mythologische Sujet der "Flora", der römischen Göttin der Blüte und der Personifikation des Frühlings, in seine ganz eigene, zeitgenössische Bildsprache.
• Mit beeindruckender, früher Ausstellungshistorie und umfangreicher Zahl an Publikationen.
• 65 Jahre Teil der Sammlung des Toledo Museum of Art, Toledo/Ohio.
• Einnehmende Visualisierung der angestrebten Stimmungshaltung: einer besonders ausdrucksstarken Melancholie.
PROVENIENZ: Galerie Nierendorf, Berlin/Nierendorf Galleries, New York (1937/38).
The Toledo Museum of Art, Toledo/Ohio, USA (1938-2003, Inv.-Nr. 38.43, 1938 wohl mit Stiftungsgeldern der verstorbenen Museumsgründer Edward Drummond Libbey (1854-1925) und seiner Frau Florence Scott Libbey (1863-1938) vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Deutschland (2003 vom Vorgenannten, Sotheby's, New York, 7.5.2003, Los 362).
Vom heutigen Eigentümer vom Vorgenannten erworben.
AUSSTELLUNG: Karl Hofer, Galerie Nierendorf, Berlin, Januar 1937, Kat.-Nr. 16.
International Exhibition of Paintings, Carnegie Institute, Pittsburgh/Pennsylvania, 14.10.-5.12.1937, Kat.-Nr. 353 (mit Abb., Tafel 25).
Masters of the 20th Century, The Westerman Gallery, New York, 29.3.-30.4.1938.
Contemporary Movements in European Painting. Surrealism, Abstract Art, Futurism, Expressionism, Cubism, Dadaism, Fauves, The Toledo Museum of Art, Toledo/Ohio, 6.11.-11.12.1938, Kat.-Nr. 46.
Contemporary German Art, Institute of Modern Art, Boston/Massachusetts, 2.11.-9.12.1939, Kat.-Nr. 19, S. 17, H. 1, S. 18.
Paintings, Drawings and Prints by Karl Hofer, Carnegie Institute, Pittsburgh/Pennsylvania, 4.1.-28.1.1940, Kat.-Nr. 12 (mit Abb., auf Keilrahmen mit handschriftlich bezeichneten Ausstellungsetikett).
Karl Hofer. Paintings, Drawings, Prints, The George Walter Vincent Smith Art Museum, Springfield/Massachusetts, 4.2.-25.2.1941, Vol. 1, Kat.-Nr. 9.
Five Expressionists. Hofer, Munch, Hartley, Kokoschka, Schmidt-Rottluff, Dudley Peter Allen Memorial Art Museum, Oberlin/Ohio, April 1946, Nr. 12, S. 20.
10th Anniversary Retrospective Exhibition, Institute of Modern Art, Boston/Massachusetts, November bis Dezember 1946.
Two Cities Collect, The Art Gallery of Toronto, Januar 1948, Toledo Museum of Art, April 1948, Kat.-Nr. 16 (mit Abb.).
The Archaic Smile, Birmingham Museum of Art/Birmingham Art Association/City Hall, Birmingham/Alabama, Januar 1956, Kat.-Nr. 52.
LITERATUR: H. Pattenhausen, Karl-Hofer-Ausstellung. Galerie Nierendorf, in: Deutsche Allgemeine Zeitung (Ausg. Groß-Berlin), Nr. 22, 14.1.1937, S. [2].
G. Haupt, Karl-Hofer-Ausstellung, in: Berliner Morgenpost, Nr. 13, 15.1.1937, S. [2].
Museum News, Toledo/Ohio, Nr. 85, März 1939, S. 20f. (mit Abb.).
New Museum Acquisitions, Toledo, in: The Art News, 37.1939, 3. Juni, S. 16 (mit Abb.).
Blake-More Godwin, Catalogue of European Paintings, Museum of Art, Toledo/Ohio 1939, S. 58f. (mit Abb.).
J. O'Connor (Jr.), Presenting Karl Hofer, in: Carnegie Magazine, 13.1940, S. 247.
Isabel Stevenson Monro, Index to Reproductions of European Paintings. A guide to pictures in more than three hundred books, New York 1956, S. 281.
The Toledo Museum of Art (Hrsg.), European Paintings, Toledo/Ohio 1976.
1918 bereist Karl Hofer erstmals das Tessin, das ihm in den kommenden Jahren immer wieder als Zufluchtsort und Inspirationsquelle dient und das er ab Mitte der 1920er Jahre dann mit dem Erwerb eines Sommerhäuschens am Luganer See zu seiner zweiten Heimat macht. In seinen Gemälden beschäftigt sich der Künstler in den darauffolgenden Jahren oftmals mit der Tessiner Landschaft, lokalen Sehenswürdigkeiten, den dort ansässigen Menschen und ihrem Leben, wie bspw. in "Kleine Tessiner Tischgesellschaft" (um 1935/1940). Die hier angebotene Arbeit zeugt von seinem Interesse für die lokale Tessiner Tracht. Ähnlich wie in den deutlich späteren Darstellungen "Mädchen mit Blütenkranz" (1938), "Die Tessinerin" (1940) und "Mädchen mit Blütenkranz" (1942) setzt Hofer die in Blau und Rot gehaltene Tessiner Tracht mit Schürze und typischem Schultertuch in Szene.
Doch statt ein traditionelles Porträt einer jungen Tessinerin zu malen, wagt Hofer hier einen Rückbezug auf ein tradiertes Thema der europäischen Kunstgeschichte. Mit der charakteristischen formalen Reduzierung auf einzelne wesentliche Elemente und der Hofers Bildern intrinsischen Melancholie gelingt es dem Künstler, das mythologische Sujet der "Flora", der römischen Göttin der Blüte und der Personifikation des Frühlings, in seine ganz eigene, zeitgenössische Bildsprache zu übersetzen. Ihr vom Betrachter abgewandter Blick, der aus Blumen und Blättern geflochtene Haarkranz und die bunten Frühlingsblumen in ihrem Schoß wecken Erinnerungen an berühmte Darstellungen der "Flora", etwa Botticellis "Primavera" oder die "Flora"-Darstellungen der englischen Päraffaeliten. Hofer geht es jedoch um eine künstlerische Verallgemeinerung, um eine Allgemeingültigkeit der Form, um die Darstellung einer allgemeingültigen Definition des Schönheitsbegriffs und um die malerische Visualisierung einer Stimmungshaltung: der ihm selbst so vertrauten Melancholie dieser Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg.
"Die große Leistung Karl Hofers liegt zweifelsohne im Figurenbild", schreibt Dr. Frank Schmidt, damaliger Direktor der Hamburger Kunsthalle, 2012 im Katalog zur Ausstellung "Karl Hofer. Von Lebensspuk und stiller Schönheit" (S. 92). Hofers Fähigkeiten zeigen sich auch in der hier vorliegenden Arbeit, mit der er ein Figurenbildnis schafft, das wie so häufig in seinem Œuvre mit einem sparsamen Einsatz von Gegenständen und Staffage, dem typischen Verzicht auf einen bestimmbaren, erzählerischen Umraum und der Dargestellten auskommt, und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - eine Bildwirkung von würdevoller, seltsam zeitloser Zurückhaltung und zugleich starker Anziehungskraft vermittelt. Geschickt verortet Hofer seine weibliche Protagonistin in einem leeren, sie neblig-umwabernden Flächenraum, so als habe er ihre Aura vergegenwärtigen wollen. Durch die reduzierte, gar minimalistische Darstellung rückt die Figur selbst in den Mittelpunkt, nur sie ist hier von Bedeutung. Die für Hofers Figurenbilder so typische Melancholie, die den Dargestellten innewohnt, strahlt auch unser "Blumenmädchen" aus. Zwar schaut sie mit großen, fast traurigen Augen ins Leere, doch mit ihrer Rechten umfasst sie einen mit gerade gepflückten Frühlingsblumen gefüllten kleinen Korb, was der sonst so zurückhaltenden, ruhigen Darstellung letztendlich doch noch eine fröhliche, lebenslustige erzählerische Ebene verleiht. [CH]
Doch statt ein traditionelles Porträt einer jungen Tessinerin zu malen, wagt Hofer hier einen Rückbezug auf ein tradiertes Thema der europäischen Kunstgeschichte. Mit der charakteristischen formalen Reduzierung auf einzelne wesentliche Elemente und der Hofers Bildern intrinsischen Melancholie gelingt es dem Künstler, das mythologische Sujet der "Flora", der römischen Göttin der Blüte und der Personifikation des Frühlings, in seine ganz eigene, zeitgenössische Bildsprache zu übersetzen. Ihr vom Betrachter abgewandter Blick, der aus Blumen und Blättern geflochtene Haarkranz und die bunten Frühlingsblumen in ihrem Schoß wecken Erinnerungen an berühmte Darstellungen der "Flora", etwa Botticellis "Primavera" oder die "Flora"-Darstellungen der englischen Päraffaeliten. Hofer geht es jedoch um eine künstlerische Verallgemeinerung, um eine Allgemeingültigkeit der Form, um die Darstellung einer allgemeingültigen Definition des Schönheitsbegriffs und um die malerische Visualisierung einer Stimmungshaltung: der ihm selbst so vertrauten Melancholie dieser Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg.
"Die große Leistung Karl Hofers liegt zweifelsohne im Figurenbild", schreibt Dr. Frank Schmidt, damaliger Direktor der Hamburger Kunsthalle, 2012 im Katalog zur Ausstellung "Karl Hofer. Von Lebensspuk und stiller Schönheit" (S. 92). Hofers Fähigkeiten zeigen sich auch in der hier vorliegenden Arbeit, mit der er ein Figurenbildnis schafft, das wie so häufig in seinem Œuvre mit einem sparsamen Einsatz von Gegenständen und Staffage, dem typischen Verzicht auf einen bestimmbaren, erzählerischen Umraum und der Dargestellten auskommt, und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - eine Bildwirkung von würdevoller, seltsam zeitloser Zurückhaltung und zugleich starker Anziehungskraft vermittelt. Geschickt verortet Hofer seine weibliche Protagonistin in einem leeren, sie neblig-umwabernden Flächenraum, so als habe er ihre Aura vergegenwärtigen wollen. Durch die reduzierte, gar minimalistische Darstellung rückt die Figur selbst in den Mittelpunkt, nur sie ist hier von Bedeutung. Die für Hofers Figurenbilder so typische Melancholie, die den Dargestellten innewohnt, strahlt auch unser "Blumenmädchen" aus. Zwar schaut sie mit großen, fast traurigen Augen ins Leere, doch mit ihrer Rechten umfasst sie einen mit gerade gepflückten Frühlingsblumen gefüllten kleinen Korb, was der sonst so zurückhaltenden, ruhigen Darstellung letztendlich doch noch eine fröhliche, lebenslustige erzählerische Ebene verleiht. [CH]
343
Karl Hofer
Blumenmädchen (Flower Girl), 1935.
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