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Heinrich Hoerle
Fabrikarbeiterin, 1926.
Mischtechnik. Öl, Kohle und Farbstift auf Papie...
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 187.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Fabrikarbeiterin. 1926.
Mischtechnik. Öl, Kohle und Farbstift auf Papier, auf Leinwand kaschiert.
Backes Öl/Nr. 24 (mit Verbleib "verschollen" gelistet). Rechts oben monogrammiert "h". Auf der Original-Holzunterlageplatte handschriftlich datiert "1926", betitelt und bezeichnet sowie mit dem Adressstempel des Künstlers. 40 x 36 cm (15,7 x 14,1 in).
• Hoerle stellt uns die von einem schweren Leben gezeichnete Physiognomie in einer Schärfe und Sachlichkeit gegenüber, die an das zeitgleiche Schaffen von Otto Dix erinnert, sich aber durch seine formale Stilisierung davon abhebt.
• Aus der Zeit der "Kölner Progressiven", die seit 1924 in Kollektivausstellungen u. a. in Amsterdam, Paris und Chicago vertreten sind.
• Aktuell ist Hoerles Werk in der großen Überblicksschau "Vision und Schrecken der Moderne. Industrie und künstlerischer Aufbruch" (2020/2021) im Von der Heydt-Museum, Wuppertal, vertreten.
• 1936 stirbt Hoerle mit 40 Jahren an Tuberkulose und hinterlässt ein kleines, aber qualitativ hochkarätiges Gesamtwerk.
• Im Zuge der nationalsozialistischen Aktion "Entartete Kunst" werden 21 Werke von Heinrich Hoerle aus deutschen Museen beschlagnahmt und teilweise vernichtet.
PROVENIENZ: Privatsammlung Europa (seit 2010, Van Ham 2.12.2010).
AUSSTELLUNG: Richmod Galerie, Köln, 1926, o. P., Kat.-Abb. (hier datiert 1926).
LITERATUR: Das elegante Köln. Halbmonatsschrift für Mode, Kunst, Kultur, Jg. 1928, H. 1, S. 4 (mit SW-Abb.).
Hans Schmitt-Rost, Heinrich Hoerle, Monographie zur Rheinisch-Westfälischen Kunst der Gegenwart, Bd. 29, Recklinghausen 1965, S. 41 (mit SW-Abb.).
Van Ham, Köln, Moderne und zeitgenössische Kunst, Auktion 2.12.2010, Los 75 (mit Abb.).
"Es muss in den frühen zwanziger Jahren gewesen sein, dass ich zum ersten Mal ein Bild von Heinrich Hoerle sah. Es faszinierte mich gleich. Ähnliches hatte man nie gesehen [..] Das Bild war sehr streng gebaut, zeigte wie Röhren aufragende Fabrikkamine, die auch Kanonen hätten sein können, dazu ein frontales Gesicht. Die Farbfelder schienen mit Zirkel und Lineal konstruiert. [..] Keine Sentimentalität, keine 'peinture', kein aus dem Farbauftrag herrührender Effekt. Das Bild hatte in seinen Mitteln etwas Nacktes, was für das ganze reife Werk von Hoerle typisch blieb."
Hans Schmitt-Rost, Kölnische Rundschau und Bonner Rundschau, 29.8.1970.
Mischtechnik. Öl, Kohle und Farbstift auf Papier, auf Leinwand kaschiert.
Backes Öl/Nr. 24 (mit Verbleib "verschollen" gelistet). Rechts oben monogrammiert "h". Auf der Original-Holzunterlageplatte handschriftlich datiert "1926", betitelt und bezeichnet sowie mit dem Adressstempel des Künstlers. 40 x 36 cm (15,7 x 14,1 in).
• Hoerle stellt uns die von einem schweren Leben gezeichnete Physiognomie in einer Schärfe und Sachlichkeit gegenüber, die an das zeitgleiche Schaffen von Otto Dix erinnert, sich aber durch seine formale Stilisierung davon abhebt.
• Aus der Zeit der "Kölner Progressiven", die seit 1924 in Kollektivausstellungen u. a. in Amsterdam, Paris und Chicago vertreten sind.
• Aktuell ist Hoerles Werk in der großen Überblicksschau "Vision und Schrecken der Moderne. Industrie und künstlerischer Aufbruch" (2020/2021) im Von der Heydt-Museum, Wuppertal, vertreten.
• 1936 stirbt Hoerle mit 40 Jahren an Tuberkulose und hinterlässt ein kleines, aber qualitativ hochkarätiges Gesamtwerk.
• Im Zuge der nationalsozialistischen Aktion "Entartete Kunst" werden 21 Werke von Heinrich Hoerle aus deutschen Museen beschlagnahmt und teilweise vernichtet.
PROVENIENZ: Privatsammlung Europa (seit 2010, Van Ham 2.12.2010).
AUSSTELLUNG: Richmod Galerie, Köln, 1926, o. P., Kat.-Abb. (hier datiert 1926).
LITERATUR: Das elegante Köln. Halbmonatsschrift für Mode, Kunst, Kultur, Jg. 1928, H. 1, S. 4 (mit SW-Abb.).
Hans Schmitt-Rost, Heinrich Hoerle, Monographie zur Rheinisch-Westfälischen Kunst der Gegenwart, Bd. 29, Recklinghausen 1965, S. 41 (mit SW-Abb.).
Van Ham, Köln, Moderne und zeitgenössische Kunst, Auktion 2.12.2010, Los 75 (mit Abb.).
"Es muss in den frühen zwanziger Jahren gewesen sein, dass ich zum ersten Mal ein Bild von Heinrich Hoerle sah. Es faszinierte mich gleich. Ähnliches hatte man nie gesehen [..] Das Bild war sehr streng gebaut, zeigte wie Röhren aufragende Fabrikkamine, die auch Kanonen hätten sein können, dazu ein frontales Gesicht. Die Farbfelder schienen mit Zirkel und Lineal konstruiert. [..] Keine Sentimentalität, keine 'peinture', kein aus dem Farbauftrag herrührender Effekt. Das Bild hatte in seinen Mitteln etwas Nacktes, was für das ganze reife Werk von Hoerle typisch blieb."
Hans Schmitt-Rost, Kölnische Rundschau und Bonner Rundschau, 29.8.1970.
Die Malerei Heinrich Hoerles - Zur Wiederentdeckung eines kleinen, hochkarätigen Œuvres
Gerade einmal 96 Ölgemälde, von denen 28 als verschollen gelistet sind, verzeichnet das Werkverzeichnis des Kölner Malers Heinrich Hoerle. Auch das erst 2010 wiederentdeckte Gemälde "Fabrikarbeiterin", das aufgrund seiner formalen Klarheit und sozialkritischen Schonungslosigkeit zu den Höhepunkten in Hoerles Schaffen zählt, galt im Erscheinungsjahr des Werkverzeichnisses noch als verschollen. Nach mehr als dreißig Jahren hat das herausragende, aber leider ab den 1970er Jahren in Vergessenheit geratene Werk Hoerles, der neben dem Fotografen August Sander und dem Maler Franz Wilhelm Seiwert zu den Protagonisten der Gruppe "Kölner Progressive Künstler" zählt, erst 2008 in der Ausstellung des Museums Ludwig "Köln progressiv 1920-33. Seiwert - Hoerle - Arntz" wieder die ihm gebührende museale Würdigung gefunden. Vor der nationalsozialistischen Aktion "Entartete Kunst", der einige Gemälde Hoerles zum Opfer fallen, sind seine durch ihre reduzierte Klarheit verstörenden und zugleich begeisternden Werke bereits in den Sammlungen zahlreicher deutscher Museen und auf internationalen Ausstellungen vertreten. Heute befindet sich ein Großteil der Arbeiten in öffentlicher Hand in den Sammlungen des Museums Ludwig, Köln, und des Von der Heydt-Museums, Wuppertal.
Vom Dadaismus zur Neuen Sachlichkeit - Die "Fabrikarbeiterin" als sozialkritisches Meisterwerk
Nach dem Ersten Weltkrieg ist Hoerle zunächst Teil der Kölner Dada-Gruppe um Max Ernst und Johannes Bargeld, löst sich aber bald wieder von Ernsts internationalen Dada-Bestrebungen, da er eine stärker national ausgerichtete, politischere Kunst anstrebt. Hoerle verbindet ab 1919 eine Freundschaft mit dem Künstlerkollegen Anton Räderscheidt, der mit Heinrich Hoerle und Hans Arp zunächst die Gruppe "Stupid" und 1932 schließlich die "Gruppe 32" mit Hoerle, Seiwert und Heinrich Maria Davringhausen gründet. Formal verschmilzt Hoerles klare, reduzierte Bildsprache Elemente der Neuen Sachlichkeit, des Konstruktivismus und des französischen Kubismus, inhaltlich jedoch wird sie getragen von sozialkritischen Tendenzen, die an das zeitgleiche Schaffen von Otto Dix erinnern. "Fabrikarbeiterin" ist ein frühes und qualitativ herausragendes Meisterwerk dieser künstlerischen Bestrebungen, die unter anderem auch in Hoerles "Krüppelmappe" und seinen Gemälden von den schwer gezeichneten Schreckensgestalten des Ersten Weltkrieges in schonungsloser Direktheit Ausdruck finden.
Entindividualisierung durch Krieg und Industrialisierung - Hoerle, Dix und Grosz
Hoerles "Fabrikarbeiterin" zeigt mit den von einem schweren Leben gezeichneten Gesichtszügen deutliche Parallelen etwa zu Dix’ berühmtem "Bildnis der Eltern", das er in zwei Versionen geschaffen hat (Kunstmuseum Basel / Sprengel Museum, Hannover) und zu seinem Gemälde "Frau mit Kind" in den Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden, wobei Hoerle sich aufgrund seiner stärkeren Stilisierung und strengen formalen Reduktion deutlich stärker vom realistischen Vorbild emanzipiert. Dahingehend zeigt Hoerles "Fabrikarbeiterin" deutliche Parallelen zu dem zeitgleichen Schaffen des Berliners George Groszs, der in seinem Gemälde "Grauer Tag" (1921, Nationalgalerie Berlin) die beziehungslosen Typisierungen eines gesichtslosen Arbeiters, eines Kriegskrüppels und eines Magistratsbeamten der Kriegsgeschädigtenfürsorge vor rauchenden Fabrikschloten inszeniert. Wie auch für Dix und Grosz sind für den Rheinländer Hoerle die 1920er Jahre keine "Goldenen Zwanziger". Hoerles Malerei präsentiert uns vielmehr das Bild einer verlorenen Generation von Kriegskrüppeln und Fabrikarbeitern, die uns durch ihre entindividualisierte Arbeit schwer gezeichnet oder als zu Maschinenmännern verwandelte Automaten gegenübertreten. [JS]
Gerade einmal 96 Ölgemälde, von denen 28 als verschollen gelistet sind, verzeichnet das Werkverzeichnis des Kölner Malers Heinrich Hoerle. Auch das erst 2010 wiederentdeckte Gemälde "Fabrikarbeiterin", das aufgrund seiner formalen Klarheit und sozialkritischen Schonungslosigkeit zu den Höhepunkten in Hoerles Schaffen zählt, galt im Erscheinungsjahr des Werkverzeichnisses noch als verschollen. Nach mehr als dreißig Jahren hat das herausragende, aber leider ab den 1970er Jahren in Vergessenheit geratene Werk Hoerles, der neben dem Fotografen August Sander und dem Maler Franz Wilhelm Seiwert zu den Protagonisten der Gruppe "Kölner Progressive Künstler" zählt, erst 2008 in der Ausstellung des Museums Ludwig "Köln progressiv 1920-33. Seiwert - Hoerle - Arntz" wieder die ihm gebührende museale Würdigung gefunden. Vor der nationalsozialistischen Aktion "Entartete Kunst", der einige Gemälde Hoerles zum Opfer fallen, sind seine durch ihre reduzierte Klarheit verstörenden und zugleich begeisternden Werke bereits in den Sammlungen zahlreicher deutscher Museen und auf internationalen Ausstellungen vertreten. Heute befindet sich ein Großteil der Arbeiten in öffentlicher Hand in den Sammlungen des Museums Ludwig, Köln, und des Von der Heydt-Museums, Wuppertal.
Vom Dadaismus zur Neuen Sachlichkeit - Die "Fabrikarbeiterin" als sozialkritisches Meisterwerk
Nach dem Ersten Weltkrieg ist Hoerle zunächst Teil der Kölner Dada-Gruppe um Max Ernst und Johannes Bargeld, löst sich aber bald wieder von Ernsts internationalen Dada-Bestrebungen, da er eine stärker national ausgerichtete, politischere Kunst anstrebt. Hoerle verbindet ab 1919 eine Freundschaft mit dem Künstlerkollegen Anton Räderscheidt, der mit Heinrich Hoerle und Hans Arp zunächst die Gruppe "Stupid" und 1932 schließlich die "Gruppe 32" mit Hoerle, Seiwert und Heinrich Maria Davringhausen gründet. Formal verschmilzt Hoerles klare, reduzierte Bildsprache Elemente der Neuen Sachlichkeit, des Konstruktivismus und des französischen Kubismus, inhaltlich jedoch wird sie getragen von sozialkritischen Tendenzen, die an das zeitgleiche Schaffen von Otto Dix erinnern. "Fabrikarbeiterin" ist ein frühes und qualitativ herausragendes Meisterwerk dieser künstlerischen Bestrebungen, die unter anderem auch in Hoerles "Krüppelmappe" und seinen Gemälden von den schwer gezeichneten Schreckensgestalten des Ersten Weltkrieges in schonungsloser Direktheit Ausdruck finden.
Entindividualisierung durch Krieg und Industrialisierung - Hoerle, Dix und Grosz
Hoerles "Fabrikarbeiterin" zeigt mit den von einem schweren Leben gezeichneten Gesichtszügen deutliche Parallelen etwa zu Dix’ berühmtem "Bildnis der Eltern", das er in zwei Versionen geschaffen hat (Kunstmuseum Basel / Sprengel Museum, Hannover) und zu seinem Gemälde "Frau mit Kind" in den Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden, wobei Hoerle sich aufgrund seiner stärkeren Stilisierung und strengen formalen Reduktion deutlich stärker vom realistischen Vorbild emanzipiert. Dahingehend zeigt Hoerles "Fabrikarbeiterin" deutliche Parallelen zu dem zeitgleichen Schaffen des Berliners George Groszs, der in seinem Gemälde "Grauer Tag" (1921, Nationalgalerie Berlin) die beziehungslosen Typisierungen eines gesichtslosen Arbeiters, eines Kriegskrüppels und eines Magistratsbeamten der Kriegsgeschädigtenfürsorge vor rauchenden Fabrikschloten inszeniert. Wie auch für Dix und Grosz sind für den Rheinländer Hoerle die 1920er Jahre keine "Goldenen Zwanziger". Hoerles Malerei präsentiert uns vielmehr das Bild einer verlorenen Generation von Kriegskrüppeln und Fabrikarbeitern, die uns durch ihre entindividualisierte Arbeit schwer gezeichnet oder als zu Maschinenmännern verwandelte Automaten gegenübertreten. [JS]
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Fabrikarbeiterin, 1926.
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