Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 300

 

300
Georg Kolbe
Junge Frau, 1926.
Bronze mit schwarz-brauner Patina
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 275.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Junge Frau. 1926.
Bronze mit schwarz-brauner Patina.
Auf dem Sockel mit dem Monogramm, dem Gießerstempel "H.Noack Berlin Friedenau" und der Bezeichnung "I" sowie mit dem Stempel "made in Germany". Einer von 8 Lebzeitgüssen + 2 posthume Güsse. Höhe: 128,5 cm (50,5 in).
Gegossen von der Kunstgießerei Hermann Noack, Berlin-Friedenau, vor 1940. Generell wurden nur Güsse für den Export in die USA nummeriert, und zwar mit "1" und "2", da für die ersten beiden Güsse niedrigere Einfuhrzölle erhoben wurden; die Nummerierung sagt jedoch in der Regel nichts über die zeitliche Reihenfolge der Güsse aus und ist aus Gründen der Steuerersparnis vereinzelt auch doppelt vergeben worden.
• Lebzeitguss.
• Neben dieser Bronze wurde kein weiteres Exemplar bisher auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Ein Bronzeguss der "Jungen Frau" steht seinerzeit auf der Terrasse von Kolbes Haus.
• Aus der namhaften Sammlung Henry Ford, dem Präsidenten der Ford Motor Company
.

Mit einer Expertise von Frau Dr. Ursel Berger, Berlin, vom 15.6.2021.

PROVENIENZ: Sammlung Mrs. Henry Ford II, Palm Beach/London.
Privatsammlung USA.

LITERATUR: Ursel Berger, Georg Kolbe - Leben und Werk, mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1990, vgl. S. 290 und 291.
"Kolbe ist von meinen Berliner Bekanntschaften die einheitlichste und stärkste Persönlichkeit. Sieht man ihn inmitten seiner Werke in seinem Atelier, so wird jedes Wort, jede Frage überflüssig. Man hat das Gefühl, dieser Mann ist mit seinem Werk so eins, daß nichts Unnötiges aus seiner Hand entstehen kann."
Günter von Scheven über Georg Kolbe 17.1.1932, zit. nach: Maria Frfr. von Tiesenhausen, Georg Kolbe. Briefe und Aufzeichnungen, Tübingen 1987, S. 129

Georg Kolbe ist einer der erfolgreichsten Bildhauer seiner Zeit. Zunächst studiert Kolbe Malerei in Dresden und München. Nach einem Studienaufenthalt in Paris, wo er mit dem plastischen Werk von Rodin in Berührung kommt, wechselt Kolbe zur Bildhauerei. Mittlerweile in Berlin ansässig, kann Georg Kolbe seinen künstlerischen Durchbruch erzielen, als seine in der Ausstellung der Berliner Secession viel beachtete Skulptur "Tänzerin" (1911/12) von Ludwig Justi für die Sammlung der Nationalgalerie angekauft wird. Der Erste Weltkrieg unterbricht seine künstlerische Entwicklung, er kehrt aber unversehrt im Januar 1919 nach Berlin zurück und kann an seine Erfolge vor dem Krieg anknüpfen. Paul Cassirer widmet Kolbe im Herbst 1921 eine Einzelausstellung. 1927 nimmt er an einer großen Ausstellung im Glaspalast in München teil. Die Skulptur "Junge Frau" entsteht auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Sie ist wohl nach demselben Modell wie die "Kniende" geformt. Ganz entspannt steht sie vor uns, elegant hat sie den Kopf leicht zur Seite geneigt, das sensible Gesicht mit den halb geschlossenen Augen von uns abgewendet. In ihrer Schönheit und Nacktheit ruht sie ganz in sich. Kolbe zielt nicht auf eine große Raumwirkung ab, sondern stellt eine in sich geschlossene Figur dar, die aber gerade durch die Ruhe, die sie ausstrahlt, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht. Ohne große Gesten, in einer vermeindlichen Einfachheit der Darstellung erzielt er bei aller Zurückgenommenheit und Zartheit einen eindringlichen Ausdruck des Gleichklangs von Körper und Seele. Ein Guss der "Jungen Frau" stand auf der hinteren Terrasse von Kolbes Haus in Berlin in der Sensburger Allee. Bei einem Bombenangriff in Berlin am 16.12.1943 schlug eine Bombe unmittelbar dort ein. Die Skulptur wurde durch die Luft geschleudert und nur der Kopf blieb erhalten. Kolbe ließ den Kopf restaurieren und sockeln, er blieb bis zu seinem Tod in seinem Besitz und zeigt die besondere Verbundenheit des Bildhauers zu dieser Figur. [SM]



300
Georg Kolbe
Junge Frau, 1926.
Bronze mit schwarz-brauner Patina
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 275.000

(inkl. Käuferaufgeld)