Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 389

 

389
Julian Opie
IKA 4.2011, 2011.
Inkjet auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 75.000

(inkl. Käuferaufgeld)
IKA 4.2011. 2011.
Inkjet auf Leinwand.
Auf der umgeschlagenen Leinwand signiert. Unikat. 192 x 119 cm (75,5 x 46,8 in).

• Großformatiges Anti-Porträt des britischen Meisters der Entindividualisierung.
• Julian Opie war u. a. 2000 in der legendären ersten Ausstellung der Reihe "New British Art" in der Tate Britain, London, vertreten.
• Opie wird u. a. von der Lisson Gallery, London/New York, und der Opera Gallery, London, vertreten.
• Arbeiten Opies befinden sich u. a. in den Sammlungen des Museum of Modern Art, New York, dem Victoria and Albert Museum, London, und dem Stedelijk Museum, Amsterdam
.

PROVENIENZ: Lisson Gallery, London/New York (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Privatsammlung Rheinland (vom Vorgenannten erworben).

"Looking at older art led to collecting it. Not just to contemplate but to learn from, I think learning from art is an essential part of making it. Reynolds said he’d give up everything to own a good Titian."
Julian Opie, zit. nach: Julian Opie, Ausst.-Kat. Lisson Gallery, London, 15.10.–15.11.2008, o. S.

Für seine stark stilisierten Werke nutzt Julian Opie, bedeutender Vertreter der New British Art, Fotografien als Grundlage, die er digital bearbeitet. Durch die Eliminierung aller überflüssigen Details vereinfacht er seine Motive auf das Wesentliche und entwickelt auf diese Weise die für ihn charakteristische, reduzierte und sehr präzise Formensprache. Opie bedient sich dabei verschiedenster Medien: Neben Serigrafien und Gemälden erstellt er auch animierte LCD- und LED-Arbeiten, die auf Flachbildschirmen oder Displays präsentiert werden. Wunderbar ist im vorliegenden Gemälde Opies radikale Auseinandersetzung mit der kunstgeschichtlichen Tradition der Porträtmalerei zu erkennen. Indem Opie uns die Dargestellte in der klassischen Pose eines Brustbildes gegenüberstellt und lediglich Schmuck und Kleidung in wiedererkennbarer Detailgenauigkeit wiedergibt, während er die individuellen Züge der dargestellten Person konsequent ausklammert und das Gesicht als leere Kreisform wiedergibt, thematisiert der Künstler elementare Fragestellungen: Was macht uns und unsere, gerade in der zeitgenössischen kapitalistischen Gesellschaft, vielbeschworene Individualität letztlich aus? Was ist besonders, was austauschbar? Opie ist mit dem vorliegenden Gemälde ein meisterhaftes Paradoxon gelungen, ein Porträt, das von der Dargestellten nur eine zeichenhaft entindividualisierte Hülle zeigt und sich damit dem zentralen Charakteristikum des traditionsreichen malerischen Genres radikal verweigert. In besonderer Weise irritierend ist darüber hinaus der fehlende Hals, der eine Art Durchblick durch den transparenten Menschen auf das eigentlich dahinter verborgene Sofa freigibt und durch diesen Verfremdungseffekt spielerisch thematisiert, dass wir hier keinen Menschen, sondern eben nur eine leere und damit austauschbare Hülle vor uns haben. Opie hat mit seinen berühmten Comic-artigen und oftmals gesichtslosen Darstellungen Tendenzen weiterentwickelt, die bereits in der Kunst der amerikanischen Pop-Art, vor allem in den augenlosen Wesselmann-Akten angelegt waren, und damit zu seiner ganz eigenen, charakteristischen künstlerischen Handschrift gefunden. Opie war u. a. im Jahr 2000 auf der legendären ersten Ausstellung der dreiteiligen Ausstellungs-Folge "New British Art" in der Tate Britain, London, vertreten.
1995 wird Opie zum Ehrenmitglied der "British School at Rome" ernannt. Im Jahr 2001 wird er mit dem "Best illustration award" der Music Week CADS für die Gestaltung eines Albumcovers der britischen Band Blur ausgezeichnet. Julian Opie ist mit seinen Arbeiten weltweit in zahlreichen renommierten Museen vertreten, darunter die Tate Gallery, London, das Museum of Modern Art, New York, und das Stedelijk Museum, Amsterdam. [JS]



389
Julian Opie
IKA 4.2011, 2011.
Inkjet auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 75.000

(inkl. Käuferaufgeld)