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224
Lovis Corinth
Rosen, Tulpen und Flieder, 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000 Ergebnis:
€ 212.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Rosen, Tulpen und Flieder. 1916.
Öl auf Leinwand.
Berend-Corinth 680. Links oben signiert und datiert. 101 x 81 cm (39,7 x 31,8 in). [SM].
• Das Blumenbouquet und das Arrangement geben Corinth die Möglichkeit, sich als vollendeter Kolorist zu beweisen.
• Außergewöhnlich großformatiges Blumenstillleben inmitten des Ersten Weltkrieges.
• Geschlossene Provenienz mit großen Namen.
• Das Gemälde fand schon 1929 besondere Erwähnung in der Besprechung der Versteigerung der Sammlung Bleichert: "Gut bezahlt wurde ein Blumenstück von Lovis Corinth".
PROVENIENZ: Galerie Oscar Hermes, München (bis 1917).
Sammlung Paul von Bleichert, Klinga/Sachsen (1917 über Hugo Helbing vom Vorgenannten erworben).
Ludwigsgalerie, München (1929 über Hugo Helbing vom Vorgenannten erworben).
Sammlung Max Böhm, Berlin (1929 oder 1930/31, wohl vom Vorgenannten erworben).
Theodor Johannsen, Wedel (1931 über Lepke vom Vorgenannten erworben, seitdem in Familienbesitz).
Privatsammlung (2019 durch Vermächtnis aus vorgenanntem Familienbesitz).
AUSSTELLUNG: Sammlung Max Böhm. Berlin, Preußische Akademie der Künste, Berlin, 1930, Kat.-Nr. 4.
LITERATUR: Hugo Helbing, München: Ölgemälde moderner Meister. Galerie Oscar Hermes, München, Auktion 27.2.1917, Los-Nr. 13 mit Abb. Tf. 10.
Hugo Helbing, München: Sammlung v. B. [von Bleichert]. Ölgemälde moderner Meister des 19. und 20. Jahrhunderts, Auktion 23.4.1929, Los.-Nr. 6 mit Abb. Tf. 3.
Zeitschrift für bildende Kunst, Band 63 (1929), S. 32.
Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Sammlung Max Böhm, Auktion 28.1.1931, Los-Nr. 5, m. Abb.
Charlotte Behrend-Corinth
Öl auf Leinwand.
Berend-Corinth 680. Links oben signiert und datiert. 101 x 81 cm (39,7 x 31,8 in). [SM].
• Das Blumenbouquet und das Arrangement geben Corinth die Möglichkeit, sich als vollendeter Kolorist zu beweisen.
• Außergewöhnlich großformatiges Blumenstillleben inmitten des Ersten Weltkrieges.
• Geschlossene Provenienz mit großen Namen.
• Das Gemälde fand schon 1929 besondere Erwähnung in der Besprechung der Versteigerung der Sammlung Bleichert: "Gut bezahlt wurde ein Blumenstück von Lovis Corinth".
PROVENIENZ: Galerie Oscar Hermes, München (bis 1917).
Sammlung Paul von Bleichert, Klinga/Sachsen (1917 über Hugo Helbing vom Vorgenannten erworben).
Ludwigsgalerie, München (1929 über Hugo Helbing vom Vorgenannten erworben).
Sammlung Max Böhm, Berlin (1929 oder 1930/31, wohl vom Vorgenannten erworben).
Theodor Johannsen, Wedel (1931 über Lepke vom Vorgenannten erworben, seitdem in Familienbesitz).
Privatsammlung (2019 durch Vermächtnis aus vorgenanntem Familienbesitz).
AUSSTELLUNG: Sammlung Max Böhm. Berlin, Preußische Akademie der Künste, Berlin, 1930, Kat.-Nr. 4.
LITERATUR: Hugo Helbing, München: Ölgemälde moderner Meister. Galerie Oscar Hermes, München, Auktion 27.2.1917, Los-Nr. 13 mit Abb. Tf. 10.
Hugo Helbing, München: Sammlung v. B. [von Bleichert]. Ölgemälde moderner Meister des 19. und 20. Jahrhunderts, Auktion 23.4.1929, Los.-Nr. 6 mit Abb. Tf. 3.
Zeitschrift für bildende Kunst, Band 63 (1929), S. 32.
Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Sammlung Max Böhm, Auktion 28.1.1931, Los-Nr. 5, m. Abb.
Charlotte Behrend-Corinth
„Rosen, Tulpen und Flieder“, so der Titel dieses Blumenstilllebens, das Corinth in frühen Sommertagen 1916 in seinem Berliner Atelier in der Klopstockstraße 48 malt. Es sind zwei Sträuße in unterschiedlichen Vasen, die sich der Künstler auf einem Tisch arrangiert, etwas in den Vordergrund geschoben – nahezu verdeckt und gleichzeitig integriert – eine kleine, grüne Glasvase mit weißen Tulpen und roten Rosen. Darüber ist die ausladende Pracht mit weißem und violettem Flieder, rosaroten, dicht gewachsenen Rosen und gelbrot geflammten Tulpen in einer Porzellanvase, festgehalten vor einem neutralen braunroten Hintergrund, überbordende Pinselwellen voller pastoser Farben. Die Leidenschaft für Blumenbilder ist spürbar, das Blumenbouquet und das Arrangement geben Corinth die Möglichkeit, sich als vollendeter Kolorist zu beweisen, ein Blütenmeer an Blumenarten zu inszenieren: Wicken, Chrysanthemen, Rosen, Kalla, Flieder, Sonnenblumen, Orchideen, Gladiolen, Lilien, Gloxinien, Anemonen, Weidenkätzchen usw.
Corinth entwickelt eine erstaunliche und inhaltliche wie formale Vielfalt in seinen unmittelbar festgehaltenen Arrangements, besonders die Blume in hohem Blütenstand. Keine Komposition gleicht der anderen, das dichte Gedrängel der einzelnen Blüten ist bisweilen gerahmt von zarten Schatten, um damit die Leuchtkraft zu steigern. Zugleich gerät die Erscheinung ins Fließen, die Vergänglichkeit beginnt aus der Tiefe heraus an der lebendigen Substanz der Blumen zu zerren und somit ihr Verwelken begreifbar zu machen, wie hier mit der Öffnung und Verwindung einzelner Tulpenblüten. Ihre Zerbrechlichkeit zwingt den Künstler von vornherein zum konzentrierten Arbeiten, Schritt zu halten mit dem Vorgang des Vergehens, der sich unter seinen Augen vollzieht, dabei die sichtbar erfahrene Wirklichkeit zum Thema zu machen in der Zwiesprache mit den Blumen, aus dem Bemühen, dabei unverwechselbar Eigenständiges des Gegenüber zum Ausdruck zu bringen, die charakteristischen Eigenschaften der Blumenpracht unverkennbar abzubilden. „Corinth war so überreich an Ausdruck und so überreich an Gestaltenkönnen wie die Natur selbst. Im Farbenspiel tobt eine Leidenschaft, und dennoch ist in jedem Fleckchen die Form beherrscht. Aber eine Form ohne Enge. Die Fremdheit seiner gewaltigen Natur in unserer verspielten und experimentierenden Epoche ist mir bewußt geworden [.. ] die Formation der aufgehäuften Farben. Dazwischen liegen halbleere Leinwandinseln, über die der Pinsel kaum färbend weghuschte [.. ] die Sprache eines genialen Menschen“, so Charlotte Behrendt-Corinth in tiefer Bewunderung nach dem Tod ihres Mannes am 18. November 1929 (zit. nach: Charlotte Behrend-Corinth, Mein Leben mit Lovis Corinth, München 1960, S. 143).
Nach seiner schweren Krankheit im Dezember 1911 gewinnt Corinth mit harter Selbstdisziplin seine Leistungskraft voll zurück. In den Jahren von 1912 bis 1925, dem Jahre seines Todes, malt er 475 Gemälde; darunter 120 Blumenbilder, 130 Porträts- beziehungsweise Selbstporträts und 61 Walchenseebilder. Die spürbare Ekstase in seinem fantasiereichen Tun steigert Corinth in den nun folgenden Jahren. Wissend um die prachtvolle Präsenz, arrangiert Corinth immer wieder nach eigener Vorstellung oder durch seine Frau Charlotte die Blumen in Vasen. Er erweitert das Motiv bisweilen mit anderen Objekten, wie hier einer zweiten Glasvase aus dem Corinthschen Haushalt. Oder es ergeben sich Geburtstagssträuße, vielleicht wie hier anlässlich ihres Geburtstages am 25. Mai, die sich spontan als bildwürdiges Motiv erweisen. Blumen begreift Corinth als ein seelenvolles, sich wandelndes Wesen. In ihnen erfährt der Künstler den Rhythmus des Alltages, des Jahres und lässt uns zu Bewunderern werden an seiner Empfindung. [MvL]
Corinth entwickelt eine erstaunliche und inhaltliche wie formale Vielfalt in seinen unmittelbar festgehaltenen Arrangements, besonders die Blume in hohem Blütenstand. Keine Komposition gleicht der anderen, das dichte Gedrängel der einzelnen Blüten ist bisweilen gerahmt von zarten Schatten, um damit die Leuchtkraft zu steigern. Zugleich gerät die Erscheinung ins Fließen, die Vergänglichkeit beginnt aus der Tiefe heraus an der lebendigen Substanz der Blumen zu zerren und somit ihr Verwelken begreifbar zu machen, wie hier mit der Öffnung und Verwindung einzelner Tulpenblüten. Ihre Zerbrechlichkeit zwingt den Künstler von vornherein zum konzentrierten Arbeiten, Schritt zu halten mit dem Vorgang des Vergehens, der sich unter seinen Augen vollzieht, dabei die sichtbar erfahrene Wirklichkeit zum Thema zu machen in der Zwiesprache mit den Blumen, aus dem Bemühen, dabei unverwechselbar Eigenständiges des Gegenüber zum Ausdruck zu bringen, die charakteristischen Eigenschaften der Blumenpracht unverkennbar abzubilden. „Corinth war so überreich an Ausdruck und so überreich an Gestaltenkönnen wie die Natur selbst. Im Farbenspiel tobt eine Leidenschaft, und dennoch ist in jedem Fleckchen die Form beherrscht. Aber eine Form ohne Enge. Die Fremdheit seiner gewaltigen Natur in unserer verspielten und experimentierenden Epoche ist mir bewußt geworden [.. ] die Formation der aufgehäuften Farben. Dazwischen liegen halbleere Leinwandinseln, über die der Pinsel kaum färbend weghuschte [.. ] die Sprache eines genialen Menschen“, so Charlotte Behrendt-Corinth in tiefer Bewunderung nach dem Tod ihres Mannes am 18. November 1929 (zit. nach: Charlotte Behrend-Corinth, Mein Leben mit Lovis Corinth, München 1960, S. 143).
Nach seiner schweren Krankheit im Dezember 1911 gewinnt Corinth mit harter Selbstdisziplin seine Leistungskraft voll zurück. In den Jahren von 1912 bis 1925, dem Jahre seines Todes, malt er 475 Gemälde; darunter 120 Blumenbilder, 130 Porträts- beziehungsweise Selbstporträts und 61 Walchenseebilder. Die spürbare Ekstase in seinem fantasiereichen Tun steigert Corinth in den nun folgenden Jahren. Wissend um die prachtvolle Präsenz, arrangiert Corinth immer wieder nach eigener Vorstellung oder durch seine Frau Charlotte die Blumen in Vasen. Er erweitert das Motiv bisweilen mit anderen Objekten, wie hier einer zweiten Glasvase aus dem Corinthschen Haushalt. Oder es ergeben sich Geburtstagssträuße, vielleicht wie hier anlässlich ihres Geburtstages am 25. Mai, die sich spontan als bildwürdiges Motiv erweisen. Blumen begreift Corinth als ein seelenvolles, sich wandelndes Wesen. In ihnen erfährt der Künstler den Rhythmus des Alltages, des Jahres und lässt uns zu Bewunderern werden an seiner Empfindung. [MvL]
224
Lovis Corinth
Rosen, Tulpen und Flieder, 1916.
Öl auf Leinwand
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