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204
Alexej von Jawlensky
Stillleben, Um 1917.
Öl auf leinwandstrukturiertem Papier
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 150.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Stillleben. Um 1917.
Öl auf leinwandstrukturiertem Papier.
36 x 27,2 cm (14,1 x 10,7 in), blattgroß.
Für Jawlensky ungewöhnliche abstrakte Komposition von gesteigerter, lichter und starkfarbiger Expressivität.
Dieses stark abstrahierte Stillleben mit im Pinselduktus angedeuteten Blüten ist zweifelsfrei singulär im Werk des Künstlers.
Eine Art von Ikone mit anziehendem Zentrum, die Jawlensky hilft, seinen lebenslangen Weg der geistigen Klärung weiterzugehen.
Seit Jahrzehnten in Familienbesitz.
Mit einer Echtheitsbestätigung des Alexej von Jawlensky-Archivs S.A., Locarno vom 9.11.2020, dem das Werk im Original zur Begutachtung vorgelegen wurde. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis Alexej von Jawlenskys aufgenommen.
PROVENIENZ: Galka Scheyer (in Kommission).
Sammlung Baden-Württemberg.
Privatsammlung Bayern (geerbt vom Vorgenannten).
"In harter Arbeit und mit größter Spannung fand ich nach und nach die richtigen Farben und Formen, um auszudrücken, was mein geistiges Ich verlangte.“
Alexej von Jawlensky um 1916.
Öl auf leinwandstrukturiertem Papier.
36 x 27,2 cm (14,1 x 10,7 in), blattgroß.
Für Jawlensky ungewöhnliche abstrakte Komposition von gesteigerter, lichter und starkfarbiger Expressivität.
Dieses stark abstrahierte Stillleben mit im Pinselduktus angedeuteten Blüten ist zweifelsfrei singulär im Werk des Künstlers.
Eine Art von Ikone mit anziehendem Zentrum, die Jawlensky hilft, seinen lebenslangen Weg der geistigen Klärung weiterzugehen.
Seit Jahrzehnten in Familienbesitz.
Mit einer Echtheitsbestätigung des Alexej von Jawlensky-Archivs S.A., Locarno vom 9.11.2020, dem das Werk im Original zur Begutachtung vorgelegen wurde. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis Alexej von Jawlenskys aufgenommen.
PROVENIENZ: Galka Scheyer (in Kommission).
Sammlung Baden-Württemberg.
Privatsammlung Bayern (geerbt vom Vorgenannten).
"In harter Arbeit und mit größter Spannung fand ich nach und nach die richtigen Farben und Formen, um auszudrücken, was mein geistiges Ich verlangte.“
Alexej von Jawlensky um 1916.
Dieses stark abstrahierte Stillleben mit im Pinselduktus angedeuteten Blüten ist zweifelsfrei singulär im Werk des Künstlers. Wunderbar ist die leuchtende, warme Farbpalette: Gelbtöne und klares Rot im Wettstreit der Dominanz, feines Türkis im Kontrast zu nüchternem Grün, schwarze, grüne und rote Bögen ordnen die Farbflächen, geben ihnen dynamischen Halt im Kräftespiel der Farbformen.
Versucht man dieses Stillleben im Werk von Jawlensky einzuordnen, so drängen sich Assoziationen mit Landschaften und Ansichten auf, die Jawlensky in einer kurzen Phase im Frühjahr 1914 in Bordighera malt. Schon dort deutet sich ein Malstil von gesteigerter, lichter und starkfarbiger Expressivität in spielerisch ausgelassen inszenierten Motiven an, wie es auch in unserem Stillleben zu finden ist. Vielleicht mag sich Jawlensky an die "Improvisation 10" aus dem Jahr 1910 seines Freundes Wassily Kandinsky erinnert haben. In dieser kreisen bewegte Farbfelder und Landschaftsverläufe perspektivisch geordnet mit schwarzen Konturen und Bögen um eine fiktive Architektur. Durchaus vergleichbar geht Jawlensky in unserem Gemälde vor, wenn er zunächst Farben wie Inseln mit expressiven Pinselhieben über den Malkarton verteilt und die ungewöhnliche abstrakte Komposition mit den strukturierenden Bögen über ein Zentrum ordnet.
In Bordighera, darüber gibt es keinen Zweifel, beschreitet Jawlensky neue Pfade, die er ein paar Monate später in seinem durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erzwungenen Exil in St. Prex am Genfer See mit der Serie der "Variationen" vorerst nicht weiter verfolgt: Hier malt er den immer gleichen Blick aus seinem Atelierfenster in den Garten und auf den in der Ferne liegenden Genfer See. Immer abstrakter werdend, lösen sich diese sogenannten Variationen von der Naturgegebenheit. Farbe und Form dominieren und gewinnen an Intensität, wirken wie die Verklärung eines Motivs, werden zu einer bildhaften Idee. Eine solche "Variation" beginnt Jawlensky auf der Rückseite unseres "Stilllebens" und offenbart damit sein Vorgehen im Bildaufbau: anhand dieser unvollendeten Komposition lässt sich nachvollziehen, dass von Beginn ein Gleichgewicht nicht nur in dem inzwischen stark abstrahierten Naturereignis des Gesehenen, sondern auch in den ausgewählten Farben gesetzt ist. Die Bildfläche wird von Anfang an ausgewogen gestaltet.
Umzug von St. Prex nach Zürich
Mit dem Umzug Jawlenskys mit der Familie und Marianne von Werefkin im Oktober 1917 weg von dem kleinen, einsamen Ort St. Prex am Genfer See nach Zürich ändert sich Jawlenskys Stimmung, und damit seine Motive und seine Palette. In den kommenden sechs Monaten über den Jahreswechsel beschäftigt sich Jawlensky mit der Werkserie der "Mystischen Köpfe" und entwickelt, ausgehend von einem Porträt, das er von Emmy "Galka" Scheyer 1917 in Zürich anfertigt, eine neue Variante seines Kopf-Motivs. Trotz vieler individueller Details ihres charakteristischen, eher jugendlichen Aussehens stilisiert Jawlensky das Gesicht doch deutlich mit pointierten Farbfeldern und markanten Linien. Für ihn scheint es wichtig, die Ausstrahlung des Gesichts und den inneren Klang der Persönlichkeit herauszustellen.
Wahlverwandtschaften
Die Entwicklung zu dem hier vorzustellenden "Stillleben" ist rasant und verblüffend zugleich. Das Werk "Mystischer Kopf, Licht – Erleuchtung des Heiligen, 1917 N.15" fungiert wie eine stabilisierende Säule für den Übergang von dem Porträt "Galka" zu der nahezu abstrakten Komposition mit zirkulierenden Blüten in unserem Gemälde. Kräftige Pinselhiebe zur Unterstützung der Physiognomie Galkas finden sich wieder als Zentrum in unserer Komposition, werden zusammengehalten mit Konturstrichen, wie wir sie auch im zeitnah entstehenden Gemälde "Mystischer Kopf, Licht" nachempfinden können. Dieser "Mystische Kopf, Licht" ist das einzige bekannte Gemälde, das sich schon auf den ersten Blick als unserem "Stillleben" verwandt zeigt. Einen mystischen Kopf, ein Heilandgesicht können wir in dem Stillleben nicht ausmachen, wohl aber eine Art von Ikone mit einem anziehenden Zentrum, die Jawlensky im Inneren bewegt und die zugleich hilft, seinen lebenslangen Weg der geistigen Klärung weiterzugehen. Und dies gibt diesem "Stillleben" die Seele und die Idee, sich aus dem für den Künstler bisher künstlerisch Tagtäglichen zu emanzipieren. Ob das so ist? Wir können es nicht mit Sicherheit sagen; in diesem Fall können wir weder auf einen vom Künstler gegebenen Titel zurückgreifen, noch liegt eine verbindliche Datierung vor. Die Signatur allerdings ist ein klares Zeichen für die untrügliche Wertschätzung des Künstlers für den starken Ausdruck dieser Komposition.
Provenienz
Die Provenienz dieses "Stilllebens" mit Blüten ist soweit geklärt, als dass Galka Scheyer nach 1918 die Arbeit an sich nimmt, um sich um einen Käufer zu bemühen. Sie lernt Alexej von Jawlensky bereits 1916 in Lausanne anlässlich einer Ausstellung kennen und gibt ihre eigenen künstlerischen Ambitionen auf, um sich intensiv der Vermarktung der Werke Jawlenskys anzunehmen. Der Klebezettel "Stilleben / Gr I_6" auf der Rückseite ist ein Hinweis auf ihr Ordnungssystem der ihr anvertrauten Arbeiten des Künstlers. Zudem wissen wir, dass das "Stillleben" im Eigentum von "Fräulein Irene" war und durch Erbschaft bis heute im Familienbesitz ist. "Fräulein Irene" ist Anfang der 1920er Jahre an der Akademie in Dresden eingeschrieben und gehört zum Freundeskreis von Franz Kafka. Ihr Vater ist Lungenfacharzt und betreibt ein Sanatorium in Matliary in der Hohen Tatra; Kafka ist dort Patient. In Dresden schließt "Fräulein Irene", wie Kafka sie in Briefen benennt, unter anderem Bekanntschaft mit der Rezitatorin Midia Pines. Jawlensky wiederum kennt Midia Pines; deren Schwester Lisa Pines ist eine Mitarbeiterin der Galerie Neue Kunst Fides in Dresden. Jawlensky wird dort gehandelt. Bis heute bleibt Jawlenskys "Stillleben" mit Blüten im Eigentum der Familie. Allerdings entzieht sich unserer Kenntnis der präzise Zeitpunkt der Erwerbung. [MvL]
Versucht man dieses Stillleben im Werk von Jawlensky einzuordnen, so drängen sich Assoziationen mit Landschaften und Ansichten auf, die Jawlensky in einer kurzen Phase im Frühjahr 1914 in Bordighera malt. Schon dort deutet sich ein Malstil von gesteigerter, lichter und starkfarbiger Expressivität in spielerisch ausgelassen inszenierten Motiven an, wie es auch in unserem Stillleben zu finden ist. Vielleicht mag sich Jawlensky an die "Improvisation 10" aus dem Jahr 1910 seines Freundes Wassily Kandinsky erinnert haben. In dieser kreisen bewegte Farbfelder und Landschaftsverläufe perspektivisch geordnet mit schwarzen Konturen und Bögen um eine fiktive Architektur. Durchaus vergleichbar geht Jawlensky in unserem Gemälde vor, wenn er zunächst Farben wie Inseln mit expressiven Pinselhieben über den Malkarton verteilt und die ungewöhnliche abstrakte Komposition mit den strukturierenden Bögen über ein Zentrum ordnet.
In Bordighera, darüber gibt es keinen Zweifel, beschreitet Jawlensky neue Pfade, die er ein paar Monate später in seinem durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erzwungenen Exil in St. Prex am Genfer See mit der Serie der "Variationen" vorerst nicht weiter verfolgt: Hier malt er den immer gleichen Blick aus seinem Atelierfenster in den Garten und auf den in der Ferne liegenden Genfer See. Immer abstrakter werdend, lösen sich diese sogenannten Variationen von der Naturgegebenheit. Farbe und Form dominieren und gewinnen an Intensität, wirken wie die Verklärung eines Motivs, werden zu einer bildhaften Idee. Eine solche "Variation" beginnt Jawlensky auf der Rückseite unseres "Stilllebens" und offenbart damit sein Vorgehen im Bildaufbau: anhand dieser unvollendeten Komposition lässt sich nachvollziehen, dass von Beginn ein Gleichgewicht nicht nur in dem inzwischen stark abstrahierten Naturereignis des Gesehenen, sondern auch in den ausgewählten Farben gesetzt ist. Die Bildfläche wird von Anfang an ausgewogen gestaltet.
Umzug von St. Prex nach Zürich
Mit dem Umzug Jawlenskys mit der Familie und Marianne von Werefkin im Oktober 1917 weg von dem kleinen, einsamen Ort St. Prex am Genfer See nach Zürich ändert sich Jawlenskys Stimmung, und damit seine Motive und seine Palette. In den kommenden sechs Monaten über den Jahreswechsel beschäftigt sich Jawlensky mit der Werkserie der "Mystischen Köpfe" und entwickelt, ausgehend von einem Porträt, das er von Emmy "Galka" Scheyer 1917 in Zürich anfertigt, eine neue Variante seines Kopf-Motivs. Trotz vieler individueller Details ihres charakteristischen, eher jugendlichen Aussehens stilisiert Jawlensky das Gesicht doch deutlich mit pointierten Farbfeldern und markanten Linien. Für ihn scheint es wichtig, die Ausstrahlung des Gesichts und den inneren Klang der Persönlichkeit herauszustellen.
Wahlverwandtschaften
Die Entwicklung zu dem hier vorzustellenden "Stillleben" ist rasant und verblüffend zugleich. Das Werk "Mystischer Kopf, Licht – Erleuchtung des Heiligen, 1917 N.15" fungiert wie eine stabilisierende Säule für den Übergang von dem Porträt "Galka" zu der nahezu abstrakten Komposition mit zirkulierenden Blüten in unserem Gemälde. Kräftige Pinselhiebe zur Unterstützung der Physiognomie Galkas finden sich wieder als Zentrum in unserer Komposition, werden zusammengehalten mit Konturstrichen, wie wir sie auch im zeitnah entstehenden Gemälde "Mystischer Kopf, Licht" nachempfinden können. Dieser "Mystische Kopf, Licht" ist das einzige bekannte Gemälde, das sich schon auf den ersten Blick als unserem "Stillleben" verwandt zeigt. Einen mystischen Kopf, ein Heilandgesicht können wir in dem Stillleben nicht ausmachen, wohl aber eine Art von Ikone mit einem anziehenden Zentrum, die Jawlensky im Inneren bewegt und die zugleich hilft, seinen lebenslangen Weg der geistigen Klärung weiterzugehen. Und dies gibt diesem "Stillleben" die Seele und die Idee, sich aus dem für den Künstler bisher künstlerisch Tagtäglichen zu emanzipieren. Ob das so ist? Wir können es nicht mit Sicherheit sagen; in diesem Fall können wir weder auf einen vom Künstler gegebenen Titel zurückgreifen, noch liegt eine verbindliche Datierung vor. Die Signatur allerdings ist ein klares Zeichen für die untrügliche Wertschätzung des Künstlers für den starken Ausdruck dieser Komposition.
Provenienz
Die Provenienz dieses "Stilllebens" mit Blüten ist soweit geklärt, als dass Galka Scheyer nach 1918 die Arbeit an sich nimmt, um sich um einen Käufer zu bemühen. Sie lernt Alexej von Jawlensky bereits 1916 in Lausanne anlässlich einer Ausstellung kennen und gibt ihre eigenen künstlerischen Ambitionen auf, um sich intensiv der Vermarktung der Werke Jawlenskys anzunehmen. Der Klebezettel "Stilleben / Gr I_6" auf der Rückseite ist ein Hinweis auf ihr Ordnungssystem der ihr anvertrauten Arbeiten des Künstlers. Zudem wissen wir, dass das "Stillleben" im Eigentum von "Fräulein Irene" war und durch Erbschaft bis heute im Familienbesitz ist. "Fräulein Irene" ist Anfang der 1920er Jahre an der Akademie in Dresden eingeschrieben und gehört zum Freundeskreis von Franz Kafka. Ihr Vater ist Lungenfacharzt und betreibt ein Sanatorium in Matliary in der Hohen Tatra; Kafka ist dort Patient. In Dresden schließt "Fräulein Irene", wie Kafka sie in Briefen benennt, unter anderem Bekanntschaft mit der Rezitatorin Midia Pines. Jawlensky wiederum kennt Midia Pines; deren Schwester Lisa Pines ist eine Mitarbeiterin der Galerie Neue Kunst Fides in Dresden. Jawlensky wird dort gehandelt. Bis heute bleibt Jawlenskys "Stillleben" mit Blüten im Eigentum der Familie. Allerdings entzieht sich unserer Kenntnis der präzise Zeitpunkt der Erwerbung. [MvL]
204
Alexej von Jawlensky
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