Auktion: 513 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst II am 11.12.2020 in München Lot 9

 

9
Norbert Bisky
Torera, 2006.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 97.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Torera. 2006.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt. 200 x 149 cm (78,7 x 58,6 in).

• Bisky gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler der figurativen Malerei
• Eine der ausgesprochen seltenen weiblichen Figurendarstellungen inmitten der ansonsten fast ausschließlich maskulinen Bildwelten Norbert Biskys
• Bisky wird von der renommierten König Galerie, Berlin/London/Tokio, vertreten.
• Werke von Norbert Bisky befinden sich in bedeutenden internationalen Museen moderner und zeitgenössischer Kunst, u. a. im Museum of Modern Art, New York und im Museum Ludwig, Köln
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Berlin.
Privatsammlung Schleswig-Holstein.

AUSSTELLUNG: Norbert Bisky. Ich war’s nicht, Haus am Waldsee, Berlin, 2007/08, ganzs. Abb. S. 61.

"Irgendwann merkte ich, dass ich 400 junge Männer gemalt habe und erst eine Frau, also musste ich üben."
Norbert Bisky, 2007, zit. nach: www.spiegel.de/fotostrecke/norbert-bisky-der-maler-die-maenner-und-eine-frau-fotostrecke-26016.html

Norbert Bisky zählt zu den prominentesten Vertretern eines neuen, postmodernen Realismus. Die charakteristischen Figurenbilder des 1970 in Leipzig geborenen Malers mit ihren kraftstrotzenden, schönen Jünglingen zeigen deutliche Referenzen an die Malerei des sozialistischen Realismus, wie sie in der DDR und deren sowjetischen Nachbarländern verbreitet war. Hell-leuchtend, geradezu knallig sind vor allem die Farben seines Frühwerks, die wie in gleißendes Licht getaucht oder - wie der Künstler selbst sagt - wie "mit Lenor gewaschen" erscheinen. Auch in Biskys späteren Gemälden bleiben dunkle Farbtöne eine absolute Seltenheit. In "Torera" aber nutzt Bisky den starken Kontrast aus dunklem Fond und den davor geradezu leuchtend erstrahlenden, monumentalen Figuren des Vordergrundes. Deren einzigartige Strahlkraft zeigt, wie wichtig dem Künstler die ungetrübte Leuchtkraft der Farben ist. In ein schönes, hell leuchtendes Gewand gekleidet, thematisieren Biskys meist ausschließlich männlich bevölkerte Bildwelten die Vielzahl menschlicher Abgründe. Aufgewachsen in der nur vordergründig schönen Welt des DDR-Sozialismus, ist es das wechselvolle Spiel zwischen "Gut" und "Böse", Macht und Ohnmacht, Autorität und Aufbegehren, das Bisky zu immer wieder neuen Bildfindungen inspiriert. In "Torera" vertauscht der Künstler die traditionellen Rollen und eignet sich auf diese Weise die Motivik des spanischen Stierkampfes künstlerisch an. In der Realität ist es meist ein Mann, der dem Stier in der Arena am Ende eines tänzerischen Schauspiels seinen Degen zum Todesstoß zwischen die Schulterblätter setzt. Hier inszeniert Bisky eine junge blonde Frau in Superman-ähnlicher Haltung, die den Degen mit ungerührtem Blick aus dem Körper des schmerzvoll vor ihr zu Boden sinkenden Jünglings zieht. In "Torera" beweist Bisky meisterhaft, dass er sich ungern festlegen lässt, weder auf helle Hintergründe noch auf rein maskuline Bildwelten, und dass der Kampf zwischen "Gut" und "Böse", Macht und Ohnmacht ausgesprochen wechselvoll und facettenreich ist. [JS]



9
Norbert Bisky
Torera, 2006.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 97.500

(inkl. Käuferaufgeld)