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474
Ernst Ludwig Kirchner
Bauernwagen mit Pferd, 1922/23.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 587.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Bauernwagen mit Pferd. 1922/23.
Öl auf Leinwand.
Gordon 724. Links unten signiert. Verso mit dem Nachlassstempel (Lugt 1570b) und der handschriftlichen Nummerierung "Da/Bl 8". 50,2 x 60,1 cm (19,7 x 23,6 in).
Im Original-Kirchner-Rahmen.
• Im Original-Kirchner-Rahmen.
• 1950/51 Teil einer großen Wanderausstellung mit Bildern des Kirchner-Nachlasses.
• Außergewöhnlicher, nah an das Motiv herantretender Bildausschnitt.
• Wirkungsvolles Zusammenspiel von kräftigen, satten Farben und pastelligen Blautönen.
• Im Entstehungsjahr siedeln E. L. Kirchner und seine Lebensgefährtin endgültig in die Schweiz über.
Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.
PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946).
Kirchner Erbengemeinschaft, Biberach (1954).
Sammlung Walter Köhler, München (seit 1954, Erbe nach Walter Kirchner, Bruder des Künstlers (gest. 1954).
Seither in süddeutschem Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: Ernst Ludwig Kirchner. Werke aus dem Nachlass zum ersten Male in Deutschland aus Anlass seines 70. Geburtstags, Kunstverein Hamburg/Kestner-Gesellschaft, Hannover/Kunsthalle Bremen/Museum Wuppertal-Elberfeld, September 1950 bis Januar 1951, Kat.-Nr. 20.
"Der gute van de Velde schrieb mir heute, ich sollte doch wieder ins moderne Leben zurück. Das ist für mich ausgeschlossen. Ich bedaure es auch nicht. Ich habe hier ein reiches Feld für meine Tätigkeit, dass ich es gesund kaum bewältigen könnte [..]. Die Welt in ihren Reizen ist überall gleich, nur die äusseren Formen sind andere. Und hier lernt man tiefer sehen und weiter eindringen als in dem sogenannten "modernen" Leben, das meist trotz seiner reichen äusseren Form so sehr viel oberflächlicher ist."
E. L. Kirchner in einem Brief an Helene Spengler, 3.7.1919.
Öl auf Leinwand.
Gordon 724. Links unten signiert. Verso mit dem Nachlassstempel (Lugt 1570b) und der handschriftlichen Nummerierung "Da/Bl 8". 50,2 x 60,1 cm (19,7 x 23,6 in).
Im Original-Kirchner-Rahmen.
• Im Original-Kirchner-Rahmen.
• 1950/51 Teil einer großen Wanderausstellung mit Bildern des Kirchner-Nachlasses.
• Außergewöhnlicher, nah an das Motiv herantretender Bildausschnitt.
• Wirkungsvolles Zusammenspiel von kräftigen, satten Farben und pastelligen Blautönen.
• Im Entstehungsjahr siedeln E. L. Kirchner und seine Lebensgefährtin endgültig in die Schweiz über.
Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.
PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946).
Kirchner Erbengemeinschaft, Biberach (1954).
Sammlung Walter Köhler, München (seit 1954, Erbe nach Walter Kirchner, Bruder des Künstlers (gest. 1954).
Seither in süddeutschem Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: Ernst Ludwig Kirchner. Werke aus dem Nachlass zum ersten Male in Deutschland aus Anlass seines 70. Geburtstags, Kunstverein Hamburg/Kestner-Gesellschaft, Hannover/Kunsthalle Bremen/Museum Wuppertal-Elberfeld, September 1950 bis Januar 1951, Kat.-Nr. 20.
"Der gute van de Velde schrieb mir heute, ich sollte doch wieder ins moderne Leben zurück. Das ist für mich ausgeschlossen. Ich bedaure es auch nicht. Ich habe hier ein reiches Feld für meine Tätigkeit, dass ich es gesund kaum bewältigen könnte [..]. Die Welt in ihren Reizen ist überall gleich, nur die äusseren Formen sind andere. Und hier lernt man tiefer sehen und weiter eindringen als in dem sogenannten "modernen" Leben, das meist trotz seiner reichen äusseren Form so sehr viel oberflächlicher ist."
E. L. Kirchner in einem Brief an Helene Spengler, 3.7.1919.
Dörfliche Idylle: Kirchner in der Schweiz
Nach einigen längeren Aufenthalten in Davos siedelt E. L. Kirchner mit seiner Lebensgefährtin Erna Schilling 1923 endgültig in die Schweiz über. In Davos bezieht er nun das "Wildbodenhaus" oberhalb und nördlich des Sertigtals, unterhalb von Clavadel. Hier baut sich das Paar ein einfaches, rustikales Leben mit nur wenigen Annehmlichkeiten auf. Die Alpenlandschaft, das besondere, wenngleich arbeitsreiche Leben der dort ansässigen Bauernfamilien und die dörflich-bukolische Idylle sind Kirchner in diesen Jahren bedeutende Inspirationsquellen. Mit beeindruckender Schaffenskraft arbeitet er an druckgrafischen Arbeiten, Zeichnungen, Aquarellen, Gemälden und sogar Holzskulpturen und Möbeln für sein Zuhause im "Wildbodenhaus". In der Entstehungszeit des hier angebotenen Gemäldes schafft Kirchner neben stimmungsvollen, verschneiten Winterlandschaften auch Darstellungen Pfeife rauchender Bauern, im Bergbach badender Akte und einer Schlittenfahrt (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg), in der Kirchner das Konzept des von Pferden gezogenen Wagens bereits aus einer anderen Perspektive auslotet.
"Die Welt in ihren Reizen ist überall gleich, nur die äusseren Formen sind andere."
Einige Male malt Kirchner in diesen Davoser Jahren von Pferden gezogene Wagen und Schlitten, eingebettet in die ihn umgebende Natur. Der ehemalige Stadtmensch, der das geschäftige Treiben in Dresden und in der Berliner Großstadt mit ihren elektrischen Straßenbahnen, durch die asphaltierten Straßen brausenden Automobilen und den urban-modern gekleideten Einwohnern gewohnt war, entwickelt für das ländliche, ganz anders getaktete Leben in Davos eine inspirierte Faszination. In einem Brief erklärt er 1919 überzeugt: "Der gute van de Velde schrieb mir heute, ich sollte doch wieder ins moderne Leben zurück. Das ist für mich ausgeschlossen. Ich bedaure es auch nicht. Ich habe hier ein reiches Feld für meine Tätigkeit, dass ich es gesund kaum bewältigen könnte, geschweige denn heute. Die Welt in ihren Reizen ist überall gleich, nur die äusseren Formen sind andere. Und hier lernt man tiefer sehen und weiter eindringen als in dem sogenannten "modernen" Leben, das meist trotz seiner reichen äusseren Form so sehr viel oberflächlicher ist." (Brief an Helene Spengler, 3.7.1919).
Ausschnitt, Perspektive, Bewegung und die Farben des Winters
Den Alltag der Bauern, den Alpaufzug der Tiere, die bergige Landschaft mit ihrer alpinen Flora und eben auch das traditionelle Fortbewegungsmittel des Pferdewagens hält Kirchner in druckgrafischen Arbeiten, Zeichnungen und Gemälden fest. So besitzt u. a. das Frankfurter Städel ein winterliches Davoser Bergpanorama mit kleinem Pferdeschlitten, das wenige Jahre nach der hier angebotenen Arbeit entsteht. 1924 schafft Kirchner zudem eine farbkräftige Landschaft, in der er den sich durch die Davoser Wälder schlingenden Sertigweg mit ganz ähnlichem Pferdewagen porträtiert. Doch während Kirchner dort eine klassische, fast romantische Landschaftsidylle komponiert, tritt der Künstler in unserer Arbeit nahe an das Geschehen heran, stellt das trabende Tier, den gerade die Kurve entlangfahrenden Wagen und den darauf sitzenden Bauern mit dem für Kirchners Davoser Bilder so typischen hohen Trachtenhut in den Mittelpunkt. Nur Wagen, Weg und Kutscher werden aus erhöhter Perspektive, fast in Aufsicht gezeigt, was das Bewegungsmoment der Darstellung in Verbindung mit dem kurvigen, aus dem Bildfeld herausführenden Weg und der dynamischen Pose des Pferdes noch zusätzlich verstärkt. Farblich arbeitet Kirchner mit hellen, kräftigen und kalten Farben, die zum Teil fast ins Weiß übergehen und womöglich eine Anspielung auf den gerade erst vergangenen Winter implizieren. Dem Künstler gelingt hier eine besonders lebendige Komposition, in der er sich in Farbe, Form und Perspektive vom eigentlichen Motiv entfernt und statt einer eher naturalistischen Darstellung bereits ein größeres Maß an Abstraktion vorzieht. Kirchner verteilt die Farben mehrheitlich in größeren Flächen auf der Leinwand, lässt wenig Raum für kleinteilige Details, beschränkt die Darstellung auf das die gesamte Bildfläche ausfüllende Motiv des Pferdewagens und entfremdet dieses noch zusätzlich mithilfe von dessen dunklen, langen und flächigen Schatten.
Eine ganz eigene Form der Abstraktion
"Kunst ist doch stete Verwandlung und das alt werden in gewohntem Schema ist Handwerk, nicht Kunst", erklärt E. L. Kirchner und beschreibt mit diesem Satz seine so bemerkenswerte künstlerische Entwicklung in den 1920er Jahren (1927, zit. nach: Ausst.-Kat. Farben sind die Freude des Lebens - Ernst Ludwig Kirchner. Das innere Bild, Davos 2000, S. 128). Während andere Werke dieser Zeit die hier so nachvollziehbare, innovative Weiterentwicklung seines Schaffens oftmals nicht in gleichem Maße enthalten, führt das vorliegende Werk diese stilistischen Veränderungen beispielhaft und eindrucksvoll vor Augen. Wo die früheren Arbeiten noch die typisch-nervöse Linienführung beinhalten, findet Kirchner hier zu einer betont flächigen Malweise und zu einer ganz eigenen Form der Abstraktion. [CH]
Nach einigen längeren Aufenthalten in Davos siedelt E. L. Kirchner mit seiner Lebensgefährtin Erna Schilling 1923 endgültig in die Schweiz über. In Davos bezieht er nun das "Wildbodenhaus" oberhalb und nördlich des Sertigtals, unterhalb von Clavadel. Hier baut sich das Paar ein einfaches, rustikales Leben mit nur wenigen Annehmlichkeiten auf. Die Alpenlandschaft, das besondere, wenngleich arbeitsreiche Leben der dort ansässigen Bauernfamilien und die dörflich-bukolische Idylle sind Kirchner in diesen Jahren bedeutende Inspirationsquellen. Mit beeindruckender Schaffenskraft arbeitet er an druckgrafischen Arbeiten, Zeichnungen, Aquarellen, Gemälden und sogar Holzskulpturen und Möbeln für sein Zuhause im "Wildbodenhaus". In der Entstehungszeit des hier angebotenen Gemäldes schafft Kirchner neben stimmungsvollen, verschneiten Winterlandschaften auch Darstellungen Pfeife rauchender Bauern, im Bergbach badender Akte und einer Schlittenfahrt (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg), in der Kirchner das Konzept des von Pferden gezogenen Wagens bereits aus einer anderen Perspektive auslotet.
"Die Welt in ihren Reizen ist überall gleich, nur die äusseren Formen sind andere."
Einige Male malt Kirchner in diesen Davoser Jahren von Pferden gezogene Wagen und Schlitten, eingebettet in die ihn umgebende Natur. Der ehemalige Stadtmensch, der das geschäftige Treiben in Dresden und in der Berliner Großstadt mit ihren elektrischen Straßenbahnen, durch die asphaltierten Straßen brausenden Automobilen und den urban-modern gekleideten Einwohnern gewohnt war, entwickelt für das ländliche, ganz anders getaktete Leben in Davos eine inspirierte Faszination. In einem Brief erklärt er 1919 überzeugt: "Der gute van de Velde schrieb mir heute, ich sollte doch wieder ins moderne Leben zurück. Das ist für mich ausgeschlossen. Ich bedaure es auch nicht. Ich habe hier ein reiches Feld für meine Tätigkeit, dass ich es gesund kaum bewältigen könnte, geschweige denn heute. Die Welt in ihren Reizen ist überall gleich, nur die äusseren Formen sind andere. Und hier lernt man tiefer sehen und weiter eindringen als in dem sogenannten "modernen" Leben, das meist trotz seiner reichen äusseren Form so sehr viel oberflächlicher ist." (Brief an Helene Spengler, 3.7.1919).
Ausschnitt, Perspektive, Bewegung und die Farben des Winters
Den Alltag der Bauern, den Alpaufzug der Tiere, die bergige Landschaft mit ihrer alpinen Flora und eben auch das traditionelle Fortbewegungsmittel des Pferdewagens hält Kirchner in druckgrafischen Arbeiten, Zeichnungen und Gemälden fest. So besitzt u. a. das Frankfurter Städel ein winterliches Davoser Bergpanorama mit kleinem Pferdeschlitten, das wenige Jahre nach der hier angebotenen Arbeit entsteht. 1924 schafft Kirchner zudem eine farbkräftige Landschaft, in der er den sich durch die Davoser Wälder schlingenden Sertigweg mit ganz ähnlichem Pferdewagen porträtiert. Doch während Kirchner dort eine klassische, fast romantische Landschaftsidylle komponiert, tritt der Künstler in unserer Arbeit nahe an das Geschehen heran, stellt das trabende Tier, den gerade die Kurve entlangfahrenden Wagen und den darauf sitzenden Bauern mit dem für Kirchners Davoser Bilder so typischen hohen Trachtenhut in den Mittelpunkt. Nur Wagen, Weg und Kutscher werden aus erhöhter Perspektive, fast in Aufsicht gezeigt, was das Bewegungsmoment der Darstellung in Verbindung mit dem kurvigen, aus dem Bildfeld herausführenden Weg und der dynamischen Pose des Pferdes noch zusätzlich verstärkt. Farblich arbeitet Kirchner mit hellen, kräftigen und kalten Farben, die zum Teil fast ins Weiß übergehen und womöglich eine Anspielung auf den gerade erst vergangenen Winter implizieren. Dem Künstler gelingt hier eine besonders lebendige Komposition, in der er sich in Farbe, Form und Perspektive vom eigentlichen Motiv entfernt und statt einer eher naturalistischen Darstellung bereits ein größeres Maß an Abstraktion vorzieht. Kirchner verteilt die Farben mehrheitlich in größeren Flächen auf der Leinwand, lässt wenig Raum für kleinteilige Details, beschränkt die Darstellung auf das die gesamte Bildfläche ausfüllende Motiv des Pferdewagens und entfremdet dieses noch zusätzlich mithilfe von dessen dunklen, langen und flächigen Schatten.
Eine ganz eigene Form der Abstraktion
"Kunst ist doch stete Verwandlung und das alt werden in gewohntem Schema ist Handwerk, nicht Kunst", erklärt E. L. Kirchner und beschreibt mit diesem Satz seine so bemerkenswerte künstlerische Entwicklung in den 1920er Jahren (1927, zit. nach: Ausst.-Kat. Farben sind die Freude des Lebens - Ernst Ludwig Kirchner. Das innere Bild, Davos 2000, S. 128). Während andere Werke dieser Zeit die hier so nachvollziehbare, innovative Weiterentwicklung seines Schaffens oftmals nicht in gleichem Maße enthalten, führt das vorliegende Werk diese stilistischen Veränderungen beispielhaft und eindrucksvoll vor Augen. Wo die früheren Arbeiten noch die typisch-nervöse Linienführung beinhalten, findet Kirchner hier zu einer betont flächigen Malweise und zu einer ganz eigenen Form der Abstraktion. [CH]
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Ernst Ludwig Kirchner
Bauernwagen mit Pferd, 1922/23.
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