Auktion: 509 / Wertvolle Bücher am 30.11.2020 in Hamburg button next Lot 55

 

55
Thomas Mann
Eigh. Brief. 4 Seiten, 29.III. 1947.
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 2.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Chaos in Deutschland

Thomas Mann
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. Pacific Palisades, 29. März 1947.

• Bedeutender und langer Brief aus der Nachkriegszeit
• Über Deutschlands Schuld und Elend


".. viel böse Gesinnung, viel Dünkel, Hass und falsches Selbstmitleid"

An eine Frau Gertrud Schroeder in Berlin, die sich mit einem Klagebrief an Thomas Mann gewandt hatte.
".. Ich bin erschüttert von diesen Klagen und Fragen, diesen Dokumenten des Jammers - immer wieder. Dass ich mitfrage und -grüble, mit-leide sozusagen, ist kläglicher Weise alles, was ich als 'Trost' zu bieten habe. Was Deutschland jetzt aussteht, war vorauszusehen, es war unvermeidlich, hätte sogar noch schlimmer kommen können, und materiell ist den Siegern kaum Schuld daran zu geben. Sie müssen bedenken, (was die Deutschen selten bedenken), dass das Land genau in dem Zustand ist, in dem seine Führer es haben wollten, wenn sie schon den Krieg nicht gewinnen konnten. Absichtlich und planmäßig haben sie es dahin kommen lassen. Deutschland sollte ein Chaos, ein Krankheits- und Unruhe-Herd für Europa und die Welt sein, ein möglichst inkurabler Fall, und das ist es nun dank diesen Monstre Verbrechern, deren gleichen die Sonne noch nicht gesehen hat. Verschärft wird die Lage, und der Beginn der Heilung verzögert, durch die Gegensätze in der Welt, Spannungen, die mit einer schweren und umfassenden Uebergangs- und Anpassungskrise zusammenhängen, in der die Menschheit sich befindet, und die zu neuen Explosionen und Katastrophen führen kann. Auf die Konflikte und Verständigungsschwierigkeiten zwischen den grossen Mächten rechnet das deutsche Volk zum Teil und verspricht sich verblendeter Weise sein Heil davon - wie ja überhaupt viel böse Gesinnung, viel Dünkel, Hass und falsches Selbstmitleid, als sei es ganz unerhört, dass das erlauchte Volk der Deutschen leiden muss, - wo es doch von allen Völkern Europas als letztes zu leiden begonnen hat - sich heute schon wieder hervortun. Wie wäre es sonst möglich, dass ein konservativ nationaler Mann und Schriftsteller wie E. Wiechert in die Schweiz flüchten musste vor den Verfolgungen, die er sich zugezogen, nur weil er einmal mild und schonend etwas von kollektiver deutscher Schuld hat verlauten lassen? Dergleichen macht im Ausland einen verheerenden Eindruck, und obgleich es gewiss unter dem Druck und mit Hilfe des Leidens geschieht, ist es Wasser auf die Mühlen der radikalen Deutschenfresser, die dafür agitieren, dass man dies gefährliche und unverbesserliche Land dauernd niederhalten und in Ketten legen müsse .."

- KOLLATION: 4 S. 21,5 : 13,5 cm. Mit gedrucktem Briefkopf und eigenhändigem Umschlag. - ZUSTAND: Erste Seite im unteren Viertel etwas wasserfleckig.

Significant and long autograph letter to Gertrud Schroeder from the post-war period, about Germany's guilt and misery. 4 pages. 21,5 : 13,5 cm. With autograph envelope. - First page somewhat stained in the lower quarter.




55
Thomas Mann
Eigh. Brief. 4 Seiten, 29.III. 1947.
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
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(inkl. Käuferaufgeld)

 


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