Auktion: 508 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 12.12.2020 in München Lot 320

 

320
Louis Gurlitt
Die Akropolis im Abendlicht, Um 1866.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Die Akropolis im Abendlicht. Um 1866.
Öl auf Leinwand.
Verso auf dem Keilrahmen mit verschiedenen Etiketten sowie handschriftlichen Nummerierungen. Mit dem Stempel "Bundesdenkmalamt Wien" sowie dem Prägestempel "Hall". 54 x 87 cm (21,2 x 34,2 in).

Wir danken Herrn Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Fischer, Luzern, Auktion 23.11.2011, Los 1181 (mit Abb.).
Privatsammlung Norddeutschland (bei vorgenannter Auktion erworben).

Die Reisen Louis Gurlitts, der am Anfang seiner Karriere eher den nördlichen Landschaften Dänemarks auch aufgrund seines Studiums an der Kopenhagener Akademie zugewandt ist, lassen sich dank seiner Tagebuchaufzeichnungen und Briefe auf faszinierend lebendige Art nachvollziehen. Mitte August 1858 hält er sich in Athen auf, wo er mit dem Künstlerkollegen Ernst Willers zahlreiche Studien vor allem der umliegenden Landschaft anfertigt. Die Stadt Athen findet er eher „unmalerisch“, wohingegen ihn die Akropolis „magisch in ihre Kreise bannt“. Immer wieder kehrt er zum Zeichnen dorthin zurück oder besucht den Ort mit anderen deutschen Reisenden in einer Vollmondnacht, die ihn völlig verzaubert zurücklässt. Die unablässige Beschäftigung mit dem Motiv und das Bestreben, den historischen Ort geistig und zeichnerisch zu durchdringen, führt ihn wiederholte Male dorthin: „Heute habe ich von 6 bis 11 1/2 Uhr auf der Akropolis zugebracht. Der Eindruck ist ein überwältigender und übertrifft alles, was ich bis jetzt von Architektur gesehen habe. Ich versuchte mich daran, den Parthenon zu zeichnen, fühlte aber bald meine Unzulänglichkeit dem Gegenstand gegenüber: so viel ich wischte, konnte ich doch die Schönheit der Verhältnisse nicht treffen: ich werde einen zweiten Versuch machen, wenn ich mehr ruhig und gesammelt bin.“ (Ludwig Gurlitt, Louis Gurlitt. Ein Künstlerleben des XIX. Jahrhunderts, dargestellt von seinem Sohne, Berlin 1912, S. 333). Die ihm am interessantesten erscheinende Ansicht entdeckt er schließlich am 12. August beim Zeichnen auf der Pnyx: „Heute nachmittag entschloß ich mich nach langem Herumwandern auf den verschiedenen klassischen Hügeln, die Athen umgeben, mich auf der Pnyx, der Rednertribüne, von wo, wie die Meinung geht, Demosthenes zu den athenischen Bürgern redete, niederzulassen, um die Akropolis zu zeichnen. Ich brachte wenig zustande, weil die Sonne hinter einer großen Wolkenmasse sich verbarg; aber ich will morgen hingehen, um einen Teil des Gegenstandes zu malen. Ich sehe die ganze Akropolis, den Areopag, die Rednerbühne mit den Stufen, in der Ferne das Hymettos-Gebirge, den Pentelicon etc., alles klassische Gegenstände, auf dem Bilde.“ (ebd., S. 334). Schon damals liefert ihm dieser Blick „Stoff zu zwei Bildern, die ich einst mit großem Interesse ausführen werde“ (Ölstudien, Zeichnungen und Gemälde u. a. im Kupferstichkabinett Berlin, Kunsthalle zu Kiel sowie im Ribe Kunstmuseum Dänemark; vgl. hierzu Louis Gurlitt. Porträts europäischer Landschaften in Gemälden und Zeichnungen, hrsg. von Ulrich Schulte-Wülwer und Bärbel Hedinger, Ausst.-Kat. Altonaer Museum Hamburg u. a., München 1997, S. 104-106). Unsere Ansicht zeigt im sanften Licht des Sonnenuntergangs, von überflüssigen Details und Staffage bis auf die ruhig grasenden Schafe bereinigt, die in die ewige Landschaft eingebettete Akropolis als Abbild und Essenz der „Idee Hellas“. [KT]



320
Louis Gurlitt
Die Akropolis im Abendlicht, Um 1866.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)