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Sigmar Polke
Ohne Titel (Würfel), 1985.
Mischtechnik. Dispersion auf Stoff, teils mit S...
Schätzung:
€ 500.000 Ergebnis:
€ 745.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel (Würfel). 1985.
Mischtechnik. Dispersion auf Stoff, teils mit Silberfäden.
Verso signiert sowie auf dem Keilrahmen nochmals signiert und datiert. 180 x 150 cm (70,8 x 59 in)[JS].
• Herausragendes Beispiel für Polkes vituose Antikunst.
• Aus der Werkgruppe des großformatigen Stoffbilder.
• Weitere Stoffbilder der 1980/90er Jahre befinden sich in bedeutenden internationalen Museen, wie u.a. im Museum of Modern Art, New York, im Museum of Contemporary Art, Chicago, und im Musée d'Art Moderne, Paris.
• Polkes vielschichtiges Gesamtwerk wurde 2014 mit einer großen Retrospektive im Museum of Modern Art, New York, der Tate Modern, London und dem Museum Ludwig, Köln, geehrt.
•Charakterisches, großformatiges Gemälde mit geschlossener Provenienz.
Wir danken Herrn Michael Trier für die freundliche wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Galerie Schmela, Berlin (direkt vom Künstler erworben).
Privatsammlung Deutschland (2004 vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Sigmar Polke: Transit, Schwerin, Staatliches Museum Schwerin, Oktober - Dezember 1996, S. 4, mit Abb. (im Atelier des Künstlers), und S. 110, mit Abb.
Sigmar Polke: Alchimist, Astrup Fearnley Museum of Modern Art, Oslo, und Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek, Januar - Juli 2001, S. 87, Nr. 33, mit Abb. S. 76 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Présence Panchounette, 1978
Mischtechnik. Dispersion auf Stoff, teils mit Silberfäden.
Verso signiert sowie auf dem Keilrahmen nochmals signiert und datiert. 180 x 150 cm (70,8 x 59 in)[JS].
• Herausragendes Beispiel für Polkes vituose Antikunst.
• Aus der Werkgruppe des großformatigen Stoffbilder.
• Weitere Stoffbilder der 1980/90er Jahre befinden sich in bedeutenden internationalen Museen, wie u.a. im Museum of Modern Art, New York, im Museum of Contemporary Art, Chicago, und im Musée d'Art Moderne, Paris.
• Polkes vielschichtiges Gesamtwerk wurde 2014 mit einer großen Retrospektive im Museum of Modern Art, New York, der Tate Modern, London und dem Museum Ludwig, Köln, geehrt.
•Charakterisches, großformatiges Gemälde mit geschlossener Provenienz.
Wir danken Herrn Michael Trier für die freundliche wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Galerie Schmela, Berlin (direkt vom Künstler erworben).
Privatsammlung Deutschland (2004 vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Sigmar Polke: Transit, Schwerin, Staatliches Museum Schwerin, Oktober - Dezember 1996, S. 4, mit Abb. (im Atelier des Künstlers), und S. 110, mit Abb.
Sigmar Polke: Alchimist, Astrup Fearnley Museum of Modern Art, Oslo, und Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek, Januar - Juli 2001, S. 87, Nr. 33, mit Abb. S. 76 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Présence Panchounette, 1978
Das hier gezeigte Bild, „o.T. (Würfel)“, lässt sich zunächst in die lose Gruppe der „Stoffbilder“ einreihen, die stilbildende Werkserie, die schon von Beginn an, die „Leinwand mit Information“ der „weißen“ Leinwand vorzieht. Eine „jungfräuliche“ Leinwand gibt es für Polke nicht, genauso wenig wie den von vielen Interpreten stets andächtig beschworenen „horror vacui“, also die angebliche Angst des Künstlers vor dem leeren Bild. Für Polke ist die Kontextualität des Geschehens „auf“ dem Bild immer schon die Bedingung seiner Existenz. Ohne Vorlage keine Paraphrase, ohne „Trigger“ keine Modifikation. Die 180 x 150 cm große Leinwand – für Polke ein eher überschaubares, „mittleres“ Format – wird im Zuge der Ausstellung „Transit“ 1996 in Schwerin, zwölf Jahre nach ihrer Entstehung, zum ersten Mal ausgestellt. Sie zeigt sich dort als Teil einer Gruppe von vertikal vernähten Stoffbildern, die sich durch die gezielt ausgesuchten „Informationen aus zweiter Hand“ – meist mit Rapporten bedruckte Stoffe – vielfältig in Polkes Ideenkosmos einschreiben lassen.
Gleich drei Aspekte verhandelt das nebenstehende Bild motivisch – mindestens. Erstens werden die beiden unterschiedlich breiten Stoffbahnen zusammengenäht und dadurch als „Hintergrund“ für eine dritte Ebene verbunden. Hier wird Farbe zunächst geschüttet – nicht gerührt – danach wo Bedarf besteht, locker mit breitem Pinsel „vermalt“. Der Farbton Weiß bringt mehr Verschleierung als Motiv, aber auch das nicht allein und ausschließlich. Deutlich sind „formulierte“ Zonen zu erkennen, etwa ein Dreieck am linken Rand – das „passiert“ nicht einfach so –oder die dicke Kreisform unten rechts, die absichtlich zum großen weißen Punkt wird. „Die sich erinnernde Insel einer Form.“
Noch spielentscheidender ist die motivische Auswahl der unterschiedlichen Stoffe und ihr
Zusammenwirken. Links, der Rapport eines Würfelwurfs auf schwarzem Grund. Beim Würfeln sind es die Augen, die den Wert eines Wurfs festlegen, also die Anzahl der Punkte auf der oben liegenden Seite. Eine grüne Eins, eine gelbe Zwei, eine rote Drei, die Vier ist violett und die Fünf ist blau – von wegen „alea jacta est“. Und um das Ganze völlig ins Absurde zu drehen, kommt die höchste Zahl, der Hauptgewinn, gar nicht vor. Einen „Sechser“ gibt es nur in Seitenansicht. Das zählt nicht.
Mit „Un coup de dès“ hatte Stéphane Mallarmé den Surrealisten schon zu Beginn der Zwanzigerjahre eine Steilvorlage für die Verfahren des Zufalls geliefert. Als „Peinture automatique“ wurde es ihr schlagkräftigstes Programm. Das Stichwort lautet „Dadaistische Ironie“. Jean Arp wirft es in den Ring, um zu beglaubigen, was sich Francis Picabia so eigentlich als Prinzip der künstlerischen Arbeit vorstellte. Es musste eine halbwegs ernst zu nehmende Begrifflichkeit gefunden werden, um zu beschreiben, was passiert wenn aus einem Tuschefleck plötzlich die „Heilige Jungfrau“ wird. Hier liegt die Traditionslinie, an die Polke spielerisch anknüpft, um sie in den 1980er Jahren zu einem neuen Höhepunkt zu führen.
Die rechte Stoffbahn zielt in verführerischem Silber direkt ins Herz von Polkes Punktelogik. Zu sehen sind rote, grüne und blaue Kreise, Kreisballungen und Segmente, nicht unähnlich den Schaubildern, die in „Times of Corona“ als Visualisierung von Infektionsszenarien verwendet werden. Was nicht zu sehen ist, ist Teil des Unterhaltungswerts für Künstler und Betrachter. Auch hier handelt es sich um einen geregelten Rapport, der auf einer zufälligen, aber mit Sicherheit „gestalteten“ Einheit beruht. Ohne sie tatsächlich abzubilden, wird das ganze Bild damit zur maximalen Anspielung auf die berühmten Benday-dots, jene Punkte, die für die Reproduktion von Vorlagen im Offsetdruck eine herausragende Rolle spielen, und für Roy Lichtenstein, Richard Hamilton, Alain Jacquet und Andy Warhol gleichermaßen Ausgangslage ihrer Weiterentwicklungen und Paraphrasen waren. POP ART war für Polke immer auch Beute und versprach stets mehr als nur einprägsame Propaganda. Der Künstler macht sich einen Spaß daraus, und nimmt uns mit auf eine Tour de force des Durchblickens und „Hintereinandersehens“.
Das Stoffbild „o.T. (Würfel)“ verflüssigt mit riskanter Zuversicht jede Idee von Hierarchie. Es ist die geglückte Exekutiv-Version, auf die Polke mit „Die 3 Lügen der Malerei“, heute in der Sammlung Brandhorst in München weiter aufbaut. Er spitzt damit seine paradoxe Methode zu, nie zu einem abschließenden Ende zu kommen – nie.
Zur Zeitenwende, im Jahr 2000 entwirft er einen Stempel mit einem typischen „Polke-Fleck“, jedoch nicht ohne der eigenartigen Quallenform mit einem Augenzwinkern eine „Legende“ für das Lesen des „Bildes“ beizugeben. Die Inschrift lautet: „Das kann doch kein Motiv sein.“ Unser Widerspruch, unsere Begeisterung an unserem Widerspruch ist da längst Teil von Polkes „Ergebnis“. „Ich liebe Punkte“, sagt er noch, das glaubt ihm jeder. [AH]
Gleich drei Aspekte verhandelt das nebenstehende Bild motivisch – mindestens. Erstens werden die beiden unterschiedlich breiten Stoffbahnen zusammengenäht und dadurch als „Hintergrund“ für eine dritte Ebene verbunden. Hier wird Farbe zunächst geschüttet – nicht gerührt – danach wo Bedarf besteht, locker mit breitem Pinsel „vermalt“. Der Farbton Weiß bringt mehr Verschleierung als Motiv, aber auch das nicht allein und ausschließlich. Deutlich sind „formulierte“ Zonen zu erkennen, etwa ein Dreieck am linken Rand – das „passiert“ nicht einfach so –oder die dicke Kreisform unten rechts, die absichtlich zum großen weißen Punkt wird. „Die sich erinnernde Insel einer Form.“
Noch spielentscheidender ist die motivische Auswahl der unterschiedlichen Stoffe und ihr
Zusammenwirken. Links, der Rapport eines Würfelwurfs auf schwarzem Grund. Beim Würfeln sind es die Augen, die den Wert eines Wurfs festlegen, also die Anzahl der Punkte auf der oben liegenden Seite. Eine grüne Eins, eine gelbe Zwei, eine rote Drei, die Vier ist violett und die Fünf ist blau – von wegen „alea jacta est“. Und um das Ganze völlig ins Absurde zu drehen, kommt die höchste Zahl, der Hauptgewinn, gar nicht vor. Einen „Sechser“ gibt es nur in Seitenansicht. Das zählt nicht.
Mit „Un coup de dès“ hatte Stéphane Mallarmé den Surrealisten schon zu Beginn der Zwanzigerjahre eine Steilvorlage für die Verfahren des Zufalls geliefert. Als „Peinture automatique“ wurde es ihr schlagkräftigstes Programm. Das Stichwort lautet „Dadaistische Ironie“. Jean Arp wirft es in den Ring, um zu beglaubigen, was sich Francis Picabia so eigentlich als Prinzip der künstlerischen Arbeit vorstellte. Es musste eine halbwegs ernst zu nehmende Begrifflichkeit gefunden werden, um zu beschreiben, was passiert wenn aus einem Tuschefleck plötzlich die „Heilige Jungfrau“ wird. Hier liegt die Traditionslinie, an die Polke spielerisch anknüpft, um sie in den 1980er Jahren zu einem neuen Höhepunkt zu führen.
Die rechte Stoffbahn zielt in verführerischem Silber direkt ins Herz von Polkes Punktelogik. Zu sehen sind rote, grüne und blaue Kreise, Kreisballungen und Segmente, nicht unähnlich den Schaubildern, die in „Times of Corona“ als Visualisierung von Infektionsszenarien verwendet werden. Was nicht zu sehen ist, ist Teil des Unterhaltungswerts für Künstler und Betrachter. Auch hier handelt es sich um einen geregelten Rapport, der auf einer zufälligen, aber mit Sicherheit „gestalteten“ Einheit beruht. Ohne sie tatsächlich abzubilden, wird das ganze Bild damit zur maximalen Anspielung auf die berühmten Benday-dots, jene Punkte, die für die Reproduktion von Vorlagen im Offsetdruck eine herausragende Rolle spielen, und für Roy Lichtenstein, Richard Hamilton, Alain Jacquet und Andy Warhol gleichermaßen Ausgangslage ihrer Weiterentwicklungen und Paraphrasen waren. POP ART war für Polke immer auch Beute und versprach stets mehr als nur einprägsame Propaganda. Der Künstler macht sich einen Spaß daraus, und nimmt uns mit auf eine Tour de force des Durchblickens und „Hintereinandersehens“.
Das Stoffbild „o.T. (Würfel)“ verflüssigt mit riskanter Zuversicht jede Idee von Hierarchie. Es ist die geglückte Exekutiv-Version, auf die Polke mit „Die 3 Lügen der Malerei“, heute in der Sammlung Brandhorst in München weiter aufbaut. Er spitzt damit seine paradoxe Methode zu, nie zu einem abschließenden Ende zu kommen – nie.
Zur Zeitenwende, im Jahr 2000 entwirft er einen Stempel mit einem typischen „Polke-Fleck“, jedoch nicht ohne der eigenartigen Quallenform mit einem Augenzwinkern eine „Legende“ für das Lesen des „Bildes“ beizugeben. Die Inschrift lautet: „Das kann doch kein Motiv sein.“ Unser Widerspruch, unsere Begeisterung an unserem Widerspruch ist da längst Teil von Polkes „Ergebnis“. „Ich liebe Punkte“, sagt er noch, das glaubt ihm jeder. [AH]
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Sigmar Polke
Ohne Titel (Würfel), 1985.
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