Rahmenbild
265
Lovis Corinth
Tiroler Bauernstube, 1913.
Öl auf Leinwand. Fest auf Malpappe kaschiert
Schätzung:
€ 40.000 Ergebnis:
€ 50.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Tiroler Bauernstube. 1913.
Öl auf Leinwand. Fest auf Malpappe kaschiert.
Berend-Corinth 484 (hier datiert 1911). Rechts oben signiert. 63 x 80 cm (24,8 x 31,4 in).
• Entstanden in einem biografisch und kunsthistorisch wichtigen Jahr.
• Besonders persönliche, intime Darstellung der Familie des Künstlers.
• Kraftvolle, ausdruckstarke Farbigkeit und lebendiger Duktus.
Wir danken Frau Dr. Annette Baumann, Hannover, Frau Dr. Angelika Enderlein, Berlin, Frau Dr. Regina Stein, Berlin, Frau Dr. Katja Terlau, Köln und dem Forschungsprojekt "RSRG" für die freundliche wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Leo Nachtlicht, Berlin (mind. 1926 - 1932).
Max Perl, Berlin: Sammlung Dipl.-Ing. Leo Nachtlicht und Beiträge aus anderem Besitz, Auktion am 6. Februar 1932, Los 507 (unverkauft).
Robert Graetz, Berlin (wohl 1932 aus dem Eigentum von Leo Nachtlicht erworben).
Dr. Conrad Doebbeke, Berlin/Hannover (spätestens 1954).
Elsa und Tomy Doebbeke, Hannover (1954 durch Erbschaft vom Vorgenannten - 1958).
Lempertz, Köln, Kunst des XX. Jahrhunderts (Auktion 451), 28. Oktober 1958, Los 52 (mit Abb., aus dem Besitz der Vorgenannten).
Privatsammlung, Köln (1958 beim Vorgenannten erworben).
Seither in Familienbesitz.
2020 gütliche Einigung mit den Erben nach Robert Graetz.
Das Angebot erfolgt in freundlichem Einvernehmen und mit ausdrücklicher Zustimmung der Erben nach Robert Graetz.
AUSSTELLUNG: Lovis Corinth, Ausstellung von Gemälden und Aquarellen zu seinem Gedächtnis, Nationalgalerie Berlin, 1926, Kat.-Nr. 210.
"In St. Ulrich, Grödner Tal, gemalt. Ich machte Corinth den Spaß, einige Musikanten aus dem Dorf in unsere Stube zu bitten. Wir tranken mit ihnen Tiroler Wein, und in dieser vergnügten Stimmung entstand das Bild."
Zit. nach: Charlotte Berend-Corinth, Lovis Corinth. Die Gemälde, München 1992, S. 128
Öl auf Leinwand. Fest auf Malpappe kaschiert.
Berend-Corinth 484 (hier datiert 1911). Rechts oben signiert. 63 x 80 cm (24,8 x 31,4 in).
• Entstanden in einem biografisch und kunsthistorisch wichtigen Jahr.
• Besonders persönliche, intime Darstellung der Familie des Künstlers.
• Kraftvolle, ausdruckstarke Farbigkeit und lebendiger Duktus.
Wir danken Frau Dr. Annette Baumann, Hannover, Frau Dr. Angelika Enderlein, Berlin, Frau Dr. Regina Stein, Berlin, Frau Dr. Katja Terlau, Köln und dem Forschungsprojekt "RSRG" für die freundliche wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Leo Nachtlicht, Berlin (mind. 1926 - 1932).
Max Perl, Berlin: Sammlung Dipl.-Ing. Leo Nachtlicht und Beiträge aus anderem Besitz, Auktion am 6. Februar 1932, Los 507 (unverkauft).
Robert Graetz, Berlin (wohl 1932 aus dem Eigentum von Leo Nachtlicht erworben).
Dr. Conrad Doebbeke, Berlin/Hannover (spätestens 1954).
Elsa und Tomy Doebbeke, Hannover (1954 durch Erbschaft vom Vorgenannten - 1958).
Lempertz, Köln, Kunst des XX. Jahrhunderts (Auktion 451), 28. Oktober 1958, Los 52 (mit Abb., aus dem Besitz der Vorgenannten).
Privatsammlung, Köln (1958 beim Vorgenannten erworben).
Seither in Familienbesitz.
2020 gütliche Einigung mit den Erben nach Robert Graetz.
Das Angebot erfolgt in freundlichem Einvernehmen und mit ausdrücklicher Zustimmung der Erben nach Robert Graetz.
AUSSTELLUNG: Lovis Corinth, Ausstellung von Gemälden und Aquarellen zu seinem Gedächtnis, Nationalgalerie Berlin, 1926, Kat.-Nr. 210.
"In St. Ulrich, Grödner Tal, gemalt. Ich machte Corinth den Spaß, einige Musikanten aus dem Dorf in unsere Stube zu bitten. Wir tranken mit ihnen Tiroler Wein, und in dieser vergnügten Stimmung entstand das Bild."
Zit. nach: Charlotte Berend-Corinth, Lovis Corinth. Die Gemälde, München 1992, S. 128
In lebhaftem, breitem Pinselstrich zeigt Corinth hier das gemütliche Innere einer einfachen, von buntem Licht erfüllten Bauernstube, im Laufe der folgenden Jahrzehnte unter den Titeln „Innenraum aus Tirol“ (1926), „Inneres einer Tiroler Bauernstube“ (1932) und „Tiroler Bauernzimmer“ (1958) bekannt. Den zwei Musikanten sitzt Charlotte, die Frau des Künstlers, in farbenfroher Tiroler Tracht an ihrer Stickarbeit gegenüber, neben ihr die kleine Tochter Wilhelmine. Am Ende des Tisches darf man vielleicht sogar den Künstler selbst vermuten. Das fröhliche, gelöste Beisammensein – die Rotweinkaraffe ist schon halb geleert – findet im Jahr 1913 statt, als sich Lovis Corinth, nach seinem Schlaganfall zwei Jahre zuvor endlich auf dem Weg der Genesung, bei einer Tirolreise in den Bergen erholt. Obwohl das Jahr mit der großen, von Paul Cassirer ausgerichteten und von Max Liebermann eröffneten Retrospektive des 54-Jährigen versöhnlich und erfolgreich begonnen hatte, eskaliert im Juni der Streit innerhalb der Berliner Secession um Paul Cassirer und Max Liebermann, der für ihre Spaltung sorgen sollte. Corinth begibt sich kurz darauf mit seiner Frau bis in den späten August nach Tirol in die Villa Mondschein in St. Ulrich, nicht ohne sich dort kontinuierlich nach dem Verlauf der Berliner Querelen zu erkundigen. „Trotz Wein und froher Tafelrunde / vermiss‘ ich doch aus ihrem Munde / Kunde vom Bunde“, dichtet Charlotte an den Berliner Malerkollegen Hermann Struck, mit dem vor allem Corinth diesbezüglich eifrig korrespondiert. Ungebrochen ist jedoch der malerische Schaffensdrang zu dieser Zeit. Obwohl die Malutensilien verspätet ankommen und es nicht aufhören will zu regnen, entstehen in diesem Sommer doch einige bedeutende Gemälde, darunter auch das „Selbstportrait mit Tiroler Hut“ (Museum Folkwang, Essen) sowie Porträts von Charlotte und Wilhelmine in ihren Tiroler Trachtenkleidern. Corinth scheint den Abstand zu Berlin für eine Rückbesinnung auf sich selbst, seine Familie und seine malerischen Fähigkeiten zu nutzen und beginnt ebenso mit dem Verfassen seiner Autobiografie.
Spätestens in den 1920er Jahren erwarb der bekannte Architekt und Kunstsammler Leo Nachtlicht dieses ganz persönliche Gemälde. Jedoch geriet er, wie viele seiner Zeitgenossen, im Zuge der Weltwirtschaftskrise in finanzielle Not. 1932 kam es zur Versteigerung seiner Sammlung. Die hochpreisige „Bauernstube“, das unumstrittene Hauptwerk der Auktion, erhielt in dieser schwierigen Zeit keinen Zuschlag. Ein Freund Nachtlichts war allerdings noch liquide: der erfolgreiche Textilfabrikant und passionierte Kunstsammler Robert Graetz. Mit Kennerblick für Qualität erwarb er nicht nur das heute im Berliner Stadtmuseum ausgestellte Corinth-Gemälde „Porträt Alfred Kerr“ von Nachtlicht, sondern, wohl im gleichen Zuge, auch die „Bauernstube“ für seine fast 200 zeitgenössische Kunstwerke umfassende, weithin bekannte Sammlung. In seinem großzügig geschnittenen Wohnhaus präsentierte Graetz seine Kollektion, museal arrangiert, sogar einer ausgewählten Öffentlichkeit.
Aufgrund seiner jüdischen Religion geriet Robert Graetz nach 1933 unter zunehmenden Druck. Zwangsmaßnahmen nötigten ihn zu Verkäufen und trieben ihn in den wirtschaftlichen Ruin. 1942 wurde Robert Graetz ins Warschauer Ghetto deportiert und kehrte nicht mehr zurück.
Seit Kurzem widmet sich das Projekt „Rekonstruktion der Sammlung Robert Graetz und Forschung zum Verbleib der vermissten Werke“ (RSRG) den Einzelschicksalen der verlorenen Kunstwerke. In enger Zusammenarbeit mit RSRG kann die bedeutende „Bauernstube“ von Lovis Corinth heute auf Grundlage einer Einigung mit den Erben nach Robert Graetz angeboten werden. [KT/AT]
Spätestens in den 1920er Jahren erwarb der bekannte Architekt und Kunstsammler Leo Nachtlicht dieses ganz persönliche Gemälde. Jedoch geriet er, wie viele seiner Zeitgenossen, im Zuge der Weltwirtschaftskrise in finanzielle Not. 1932 kam es zur Versteigerung seiner Sammlung. Die hochpreisige „Bauernstube“, das unumstrittene Hauptwerk der Auktion, erhielt in dieser schwierigen Zeit keinen Zuschlag. Ein Freund Nachtlichts war allerdings noch liquide: der erfolgreiche Textilfabrikant und passionierte Kunstsammler Robert Graetz. Mit Kennerblick für Qualität erwarb er nicht nur das heute im Berliner Stadtmuseum ausgestellte Corinth-Gemälde „Porträt Alfred Kerr“ von Nachtlicht, sondern, wohl im gleichen Zuge, auch die „Bauernstube“ für seine fast 200 zeitgenössische Kunstwerke umfassende, weithin bekannte Sammlung. In seinem großzügig geschnittenen Wohnhaus präsentierte Graetz seine Kollektion, museal arrangiert, sogar einer ausgewählten Öffentlichkeit.
Aufgrund seiner jüdischen Religion geriet Robert Graetz nach 1933 unter zunehmenden Druck. Zwangsmaßnahmen nötigten ihn zu Verkäufen und trieben ihn in den wirtschaftlichen Ruin. 1942 wurde Robert Graetz ins Warschauer Ghetto deportiert und kehrte nicht mehr zurück.
Seit Kurzem widmet sich das Projekt „Rekonstruktion der Sammlung Robert Graetz und Forschung zum Verbleib der vermissten Werke“ (RSRG) den Einzelschicksalen der verlorenen Kunstwerke. In enger Zusammenarbeit mit RSRG kann die bedeutende „Bauernstube“ von Lovis Corinth heute auf Grundlage einer Einigung mit den Erben nach Robert Graetz angeboten werden. [KT/AT]
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Lovis Corinth
Tiroler Bauernstube, 1913.
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