Auktion: 500 / Evening Sale am 17.07.2020 in München Lot 261

 

261
Tom Wesselmann
Cochecton Pool, Delaware River (from Lynda's), 1989.
Steelcut
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 237.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Cochecton Pool, Delaware River (from Lynda's). 1989.
Steelcut.
Verso mehrfach signiert, datiert und bezeichnet sowie mit ausführlichen Handling-Anweisungen. 162 x 232 cm (63,7 x 91,3 in).

• Landschaftsdarstellungen aus der Werkgruppe der Steel-Cuts sind von größter Seltenheit
• Großformatige Arbeit von beeindruckender räumlicher Präsenz
• Skizzenhaft eingefangene Landschaftsidee, in Stahl materialisiert
• Von besonderer Farbigkeit im typischen illustrativen Stil der Pop-Art
• Unikat
.

Das Werk ist in den Archiven des Tom Wesselmann Estate, New York, registriert.

PROVENIENZ: Privatsammlung Großbritannien.

"I anticipated how exciting it would be for me to get a drawing back in steel. I could hold it in my hands. I could pick it up by the lines, off the paper. It was so exciting. It was like suddenly I was a whole new artist."
Tom Wesselmann (zit. nach www.denverartmuseum.org)

Ab 1983 arbeitet Tom Wesselmann mit Metall und beginnt damit die produktivste Phase seines Schaffens. Die zugrunde liegende Idee der ganz neu entwickelten künstlerischen Technik der "steel drawings" ist es, die Spontanität einer Skizze mit ihrer teils noch unausgereiften Linienführung festzuhalten und mit der Beständigkeit von Metall zu verwirklichen. Die Motive der "steel drawings" sind dieselben, die ihn schon seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn beschäftigen - Akte, Stillleben und Landschaften. Ähnlich wie bei den modernen Meistern sind diese Wesselmanns produktivste Themen während seiner gesamten Karriere. Obwohl seine Themen gleich bleiben, experimentiert er unermüdlich mit ihnen, belebt ein festes Genre, indem er unorthodoxe Medien verwendet und sie auf eine zeitgemäße Art und Weise ausführt, die immer unverkennbar seine eigene ist. Bewusst bewegt sich der junge Künstler Tom Wesselmann in den konventionellsten Kunstkategorien, um sich dem Einfluss der amerikanischen abstrakt-expressionistischen Malerei eines Jackson Pollock oder Willem de Kooning zu entziehen. Als sich Wesselmann entgegen den zeitgenössischen Tendenzen 1959 dafür entscheidet, gegenständlich zu arbeiten, ist ihm bewusst, dass er hier ganz neue Formen des Schaffens finden will und muss. Dies gelingt ihm unter anderem mit der Entwicklung der "steel drawings". Die ersten Arbeiten entstehen aus handgeschnittenem Aluminium, das in verschiedenen Farben lackiert wird. Wesselmann erklärt: "With the aluminium doodles, the idea was to take a small doodle and blow it up large, as if it had just been made on the wall." (zit. nach https://denverartmuseum.org/article/staff-blogs/tom-wesselmann-finds-new-medium).
Mit dem Feinmechaniker Alfred Lippincott gelingt es Wesselmann nach monatelanger intensiver Arbeit eine Technik zu entwickeln, die Stahl in einer Präzision schneidet, wie er es für seine künstlerischen Visionen benötigt. Die zu Grunde liegenden Skizzen bestehen aus gängigen Motiven seines Schaffens, die elektronisch oder manuell auf die Metallplatte übertragen und mit dem Laserstrahl millimetergenau herausgeschnitten werden. Die Metallarbeiten verbinden auf motivischer und technischer Ebene traditionelle und moderne Elemente. Die neu entwickelte Technik macht es möglich, etwas Intimes, fast Privates und nicht unbedingt für die Öffentlichkeit Gedachtes wie eine Skizze in monumentale Vergrößerung zu bringen, ohne den spontanen Charakter der Zeichnung zu verlieren. Der Stahlschnitt erzeugt die Illusion, eine Zeichnung aus dem Papier herausheben und in den Händen halten zu können. Er vermittelt zeitgleich Fragilität und Stabilität. Das Motiv schwebt regelrecht im Raum, wobei die Wand als Grundlage der Komposition dient und hier eine überraschend überzeugende Illusion von Tiefe erzeugt. Aus einem Minimum an Linien und Formen von eigentlich flachen Elementen entsteht ein erstaunliches Seherlebnis, das der Darstellung der amerikanischen Landschaft eine neue Facette abgewinnt und eine unverkennbare, mit Wesselmann verbundene Bildsprache generiert. [SM]



261
Tom Wesselmann
Cochecton Pool, Delaware River (from Lynda's), 1989.
Steelcut
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 237.500

(inkl. Käuferaufgeld)