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164
Marcel Duchamp
Bilboquet, 1910.
Bilboquet, Holz (zweiteilig)
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 450.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Bilboquet. 1910.
Bilboquet, Holz (zweiteilig).
Auf der Kugel signiert, datiert und mit einer persönlichen Widmung versehen. Unikat. Durchmesser der Kugel: 13 cm (5,1 in). Höhe des Holzgriffes: 23 cm (9 in).
[EH].
Mit einem Zertifikat der Association Marcel Duchamp (Duplikat 03/2015) in Kopie vorhanden.
PROVENIENZ: Sammlung Max Bergmann (Geschenk des Künstlers 1910).
Seitdem in Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: Marcel Duchamp, Palazzo Grassi, Venedig, 1.4.-31.7.1993.
Duchamp, Man Ray, Picabia, Tate Modern, London, 21.2.-26.5.2008, und Museum Nacional d’Art de Catalunya, Barcelona, 18.6.-12.10.2008.
Toys of the Avant-garde, Museo Picasso, Málaga, 4.10.2010-30.1.2011.
Marcel Duchamp in München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, 31.3.-15.7.2012.
LITERATUR: Jennifer Gough-Cooper/Jacques Caumont, Effemeridi su e intorno a Marcel Duchamp e Rrose Sélavy, 1887-1968, Milano 1993, s.u. 18 Aprile 1910.
Francis M. Naumann, Marcel Duchamp: The Art of Making Art in the Age of Mechanical Reproduction, New York 1999, S. 40ff.
Rudolf Herz, Marcel Duchamp - Le Mystère de Munich, Architekturmuseum der TU, München 2012, S. 58.
Matthias Mühling, Bilboquet, 1910, in: Ausst.-Kat. München 2012, S. 110ff.
Francis M. Naumann, The Recurrent, Haunting Ghost: Essays on the Art, Life and Legacy of Marcel Duchamp, New York 2012, S. 59.
Bilboquet, Holz (zweiteilig).
Auf der Kugel signiert, datiert und mit einer persönlichen Widmung versehen. Unikat. Durchmesser der Kugel: 13 cm (5,1 in). Höhe des Holzgriffes: 23 cm (9 in).
[EH].
Mit einem Zertifikat der Association Marcel Duchamp (Duplikat 03/2015) in Kopie vorhanden.
PROVENIENZ: Sammlung Max Bergmann (Geschenk des Künstlers 1910).
Seitdem in Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: Marcel Duchamp, Palazzo Grassi, Venedig, 1.4.-31.7.1993.
Duchamp, Man Ray, Picabia, Tate Modern, London, 21.2.-26.5.2008, und Museum Nacional d’Art de Catalunya, Barcelona, 18.6.-12.10.2008.
Toys of the Avant-garde, Museo Picasso, Málaga, 4.10.2010-30.1.2011.
Marcel Duchamp in München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, 31.3.-15.7.2012.
LITERATUR: Jennifer Gough-Cooper/Jacques Caumont, Effemeridi su e intorno a Marcel Duchamp e Rrose Sélavy, 1887-1968, Milano 1993, s.u. 18 Aprile 1910.
Francis M. Naumann, Marcel Duchamp: The Art of Making Art in the Age of Mechanical Reproduction, New York 1999, S. 40ff.
Rudolf Herz, Marcel Duchamp - Le Mystère de Munich, Architekturmuseum der TU, München 2012, S. 58.
Matthias Mühling, Bilboquet, 1910, in: Ausst.-Kat. München 2012, S. 110ff.
Francis M. Naumann, The Recurrent, Haunting Ghost: Essays on the Art, Life and Legacy of Marcel Duchamp, New York 2012, S. 59.
Erst durch Robert Lebels bahnbrechende Monographie "Sur Marcel Duchamp", die 1959 im Trianon Verlag, Paris, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler erschien, war ein Werk langsam zu fassen, das vom beherzten Zugriff und sprichwörtlicher Geste genauso bestimmt war wie durch die ganz eigene Stilisierung des Künstlers, der zwischen Zumutung und Verweigerung alle nur erdenklichen Methoden künstlerischen Gestaltens in Konfrontation brachte. Hatte Duchamp selbst noch mit Thesen wie "The real artist of today has to go underground" seine Position als "Artists‘ Artist" genährt, so wurde sein sichtbares Werk – von ihm selbst in den 1920er Jahren für beendet erklärt – für mehrere Künstlergenerationen zum Referenzmodell. Duchamps Schaffen ist deshalb für die nachfolgende und aktuelle Kunst so grundlegend, weil es alle konzeptuellen Möglichkeiten, was Kunst jenseits von "Öl auf Leinwand" sein kann, mit leichter Hand aufzeigt.
Zu seinen Lebzeiten war kaum absehbar, dass Duchamp unangefochten eine der zentralen und exemplarischen Figuren der Moderne werden sollte. Eine Handvoll Freunde und Sammler, Kritiker und Künstlerkollegen waren bis weit in die 60er Jahre die einzigen Betrachter, die sich von Wesen und Werk Duchamps überhaupt ein Bild machen konnten und wollten. Und doch war es gerade Duchamp gewesen, der mit dem Diktum, dass "50% eines Kunstwerks erst vom Betrachter gemacht werden", die Grundlage formuliert hatte, auf der die gesamte Rezeption der zeitgenössischen Kunst heute aufbaut. Werke von Duchamp dürfen in keiner großen Präsentation zur Kunst des 20. Jahrhunderts fehlen – Originale, vielleicht sogar aus eigenem Bestand, zeigen zu können, ist allerdings nur für die bedeutendsten Museen möglich. Einzelstücke in Auktionen sind sehr selten, ein "früher" Duchamp von 1910 ist deshalb geradezu eine Sensation: "Bilboquet / Souvenir de Paris / A mon ami M. Bergmann / Duchamp printemps 1910".
Zwei Fragmente mit dem Versprechen zur Perfektion. Das Objekt selbst sieht merkwürdig aus. Es besteht aus 2 Teilen, heute, denn einst – als "Bilboquet" als Spielzeug benutzt und für Kinder und "junge Männer" beworben wurde – waren die beiden Holzteile mit einem ca. 90 cm langen Hanfseil verbunden. Augenscheinlich lässt sich das eine in das andere "stecken". Das ist das Ziel des Spiels, eine Herausforderung an die Geschicklichkeit, das Loch über den Zapfen zu bugsieren, dabei die Flugbahn der Kugel vorausahnen, unter Berücksichtigung ihrer Beschränktheit durch das Seil. Nicht ganz einfach und nur mit einiger Übung so spielbar, dass die Zuschauer nicht lauter über die eigenartigen Verrenkungen der Akteure lachen als der geglückten Verbindung der gedrechselten Holzteile zu applaudieren. Dieser "Fang" wird stets von einem deutlich vernehmbaren Klicken begleitet, ein Geräusch der besonderen Art.
Es ist ein Spiel, dessen geglückte Momente denen des Scheiterns im Verhältnis von mindestens 1 : 20 deutlich gegenüberstehen – dies eine mathematische Annäherung die erfahrene Spieler als realistisch einschätzen…. Es geht bei dem Spiel mit dem Bilboquet um Verhältnisse. Als "Kunstwerk" sehen wir buchstäblich das Spiel der Bedeutungen. "La bille", die Kugel (Murmel) und "le boquet" wäre frei mit "kleiner Bock" zu übersetzen, während "Bil le Bocquet" die Spitze eines Speers bezeichnet. Zunächst per Dedikation ausgewiesen als "Souvenir", handelt es sich um ein Andenken, dass Duchamp seinem Freund Max Bergmann, einem jungen deutschen Maler macht, als dieser sich nach einer abenteuerlichen Zeit in Paris wieder auf die Heimreise macht. Ein Geschenk mit Tiefgang – mit Hintergedanken und durchaus einem Augenzwinkern auf die "intimen Banalitäten" will man annehmen. Gehört doch heute jede Äußerung, die Marcel Duchamp in seinem langen Leben zunächst als Künstler, später als "Anti-Artist" gemacht hat, zu einem enormen Fundus an Dokumenten und Memorabilia, die zur Auslegung und zum Verständnis seiner Werke, Kommentare, Erläuterungen und Provokationen beitragen. Rätsel und Verführungen versprechen nicht nur für einen "Kometenschweif den Duchamp hinter sich herzieht, (…) einer bunten und anregenden Ansammlung von Nachkommen, Kuratoren, Künstlern, Forschern, Sammlern und Galeristen" (Rudolf Herz, S. 49), sondern auch für alle, die sich mit der Kunst des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen wollen.
Die vielerlei Anspielungen und Reflexionsmöglichkeiten, die um das Auftauchen von "Bilboquet" im Universum Marcel Duchamp kreisen, hat Rudolf Herz in seiner Monographie "Marcel Duchamp. Le Mystère de Munich", eindrucksvoll herausgearbeitet.
Ob wir uns bei Duchamps „Bilboquet“ einem Ready-made, gar einer "Ready Maid" (Thomas Zaunschirm) gegenübersehen – einem Objekt, das durch seinen Anspielungsreichtum wie ein perfektes Missing Link wirkt, das sich mühelos in Duchamps "Werk-Kanon" einbinden lässt – oder ob es sich sogar um ein Ready-made "avant la lettre" handeln könnte, bleibt weiterhin ein spannendes Spiel der Rezeption. Der bedeutende New Yorker Duchamp Forscher Francis Naumann bezeichnete es als "Pre-Ready-made", weil es sich um einen vorgefertigten Gegenstand handelt, den Duchamp "signiert". Anders als bei den von Duchamp selbst ab 1916 als Ready-mades bezeichneten Objekten, zu denen so bedeutende ikonische Werke wie "Roue Bicyclette" (Das Fahrrad-Rad), die von der Decke hängende Schneeschaufel, bekannt als "In Advance of a Broken Arm" oder das legendäre Pissoir auf einem weißen Sockel zählen, das als "Fountain" Kunstgeschichte geschrieben hat, liegt diese Frage noch im Auge des Betrachters.
Am 18. April 1910 nach einem Besuch in Neuilly schreibt Max Bergmann in sein Tagebuch, "Duchamp gab mir als Andenken sein Bilboquet", also genau jenes Spielzeug mit dem der junge Marcel unter dem Gelächter seiner Brüder das Glücken und das Scheitern probiert hatte. Mehr "Duchamp" ist kaum vorstellbar. [AH]
Zu seinen Lebzeiten war kaum absehbar, dass Duchamp unangefochten eine der zentralen und exemplarischen Figuren der Moderne werden sollte. Eine Handvoll Freunde und Sammler, Kritiker und Künstlerkollegen waren bis weit in die 60er Jahre die einzigen Betrachter, die sich von Wesen und Werk Duchamps überhaupt ein Bild machen konnten und wollten. Und doch war es gerade Duchamp gewesen, der mit dem Diktum, dass "50% eines Kunstwerks erst vom Betrachter gemacht werden", die Grundlage formuliert hatte, auf der die gesamte Rezeption der zeitgenössischen Kunst heute aufbaut. Werke von Duchamp dürfen in keiner großen Präsentation zur Kunst des 20. Jahrhunderts fehlen – Originale, vielleicht sogar aus eigenem Bestand, zeigen zu können, ist allerdings nur für die bedeutendsten Museen möglich. Einzelstücke in Auktionen sind sehr selten, ein "früher" Duchamp von 1910 ist deshalb geradezu eine Sensation: "Bilboquet / Souvenir de Paris / A mon ami M. Bergmann / Duchamp printemps 1910".
Zwei Fragmente mit dem Versprechen zur Perfektion. Das Objekt selbst sieht merkwürdig aus. Es besteht aus 2 Teilen, heute, denn einst – als "Bilboquet" als Spielzeug benutzt und für Kinder und "junge Männer" beworben wurde – waren die beiden Holzteile mit einem ca. 90 cm langen Hanfseil verbunden. Augenscheinlich lässt sich das eine in das andere "stecken". Das ist das Ziel des Spiels, eine Herausforderung an die Geschicklichkeit, das Loch über den Zapfen zu bugsieren, dabei die Flugbahn der Kugel vorausahnen, unter Berücksichtigung ihrer Beschränktheit durch das Seil. Nicht ganz einfach und nur mit einiger Übung so spielbar, dass die Zuschauer nicht lauter über die eigenartigen Verrenkungen der Akteure lachen als der geglückten Verbindung der gedrechselten Holzteile zu applaudieren. Dieser "Fang" wird stets von einem deutlich vernehmbaren Klicken begleitet, ein Geräusch der besonderen Art.
Es ist ein Spiel, dessen geglückte Momente denen des Scheiterns im Verhältnis von mindestens 1 : 20 deutlich gegenüberstehen – dies eine mathematische Annäherung die erfahrene Spieler als realistisch einschätzen…. Es geht bei dem Spiel mit dem Bilboquet um Verhältnisse. Als "Kunstwerk" sehen wir buchstäblich das Spiel der Bedeutungen. "La bille", die Kugel (Murmel) und "le boquet" wäre frei mit "kleiner Bock" zu übersetzen, während "Bil le Bocquet" die Spitze eines Speers bezeichnet. Zunächst per Dedikation ausgewiesen als "Souvenir", handelt es sich um ein Andenken, dass Duchamp seinem Freund Max Bergmann, einem jungen deutschen Maler macht, als dieser sich nach einer abenteuerlichen Zeit in Paris wieder auf die Heimreise macht. Ein Geschenk mit Tiefgang – mit Hintergedanken und durchaus einem Augenzwinkern auf die "intimen Banalitäten" will man annehmen. Gehört doch heute jede Äußerung, die Marcel Duchamp in seinem langen Leben zunächst als Künstler, später als "Anti-Artist" gemacht hat, zu einem enormen Fundus an Dokumenten und Memorabilia, die zur Auslegung und zum Verständnis seiner Werke, Kommentare, Erläuterungen und Provokationen beitragen. Rätsel und Verführungen versprechen nicht nur für einen "Kometenschweif den Duchamp hinter sich herzieht, (…) einer bunten und anregenden Ansammlung von Nachkommen, Kuratoren, Künstlern, Forschern, Sammlern und Galeristen" (Rudolf Herz, S. 49), sondern auch für alle, die sich mit der Kunst des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen wollen.
Die vielerlei Anspielungen und Reflexionsmöglichkeiten, die um das Auftauchen von "Bilboquet" im Universum Marcel Duchamp kreisen, hat Rudolf Herz in seiner Monographie "Marcel Duchamp. Le Mystère de Munich", eindrucksvoll herausgearbeitet.
Ob wir uns bei Duchamps „Bilboquet“ einem Ready-made, gar einer "Ready Maid" (Thomas Zaunschirm) gegenübersehen – einem Objekt, das durch seinen Anspielungsreichtum wie ein perfektes Missing Link wirkt, das sich mühelos in Duchamps "Werk-Kanon" einbinden lässt – oder ob es sich sogar um ein Ready-made "avant la lettre" handeln könnte, bleibt weiterhin ein spannendes Spiel der Rezeption. Der bedeutende New Yorker Duchamp Forscher Francis Naumann bezeichnete es als "Pre-Ready-made", weil es sich um einen vorgefertigten Gegenstand handelt, den Duchamp "signiert". Anders als bei den von Duchamp selbst ab 1916 als Ready-mades bezeichneten Objekten, zu denen so bedeutende ikonische Werke wie "Roue Bicyclette" (Das Fahrrad-Rad), die von der Decke hängende Schneeschaufel, bekannt als "In Advance of a Broken Arm" oder das legendäre Pissoir auf einem weißen Sockel zählen, das als "Fountain" Kunstgeschichte geschrieben hat, liegt diese Frage noch im Auge des Betrachters.
Am 18. April 1910 nach einem Besuch in Neuilly schreibt Max Bergmann in sein Tagebuch, "Duchamp gab mir als Andenken sein Bilboquet", also genau jenes Spielzeug mit dem der junge Marcel unter dem Gelächter seiner Brüder das Glücken und das Scheitern probiert hatte. Mehr "Duchamp" ist kaum vorstellbar. [AH]
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