Auktion: 495 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2019 in München Lot 317

 

317
Dirk Skreber
It Rocks Us So Hard Ho Ho Ho 3, 2002.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inkl. Käuferaufgeld)
It Rocks Us So Hard Ho Ho Ho 3. 2002.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der umgeschlagenen Leinwand signiert und datiert. 170 x 290 cm (66,9 x 114,1 in).

LITERATUR: Dirk Skreber. Blutgeschwindigkeit, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle, Baden Baden, 9.2.-13.4.2008, S. 43.



In seinen hyperrealistischen Arbeiten transformiert der deutsche Künstler Dirk Skreber popkulturelle, aus den Massenmedien bekannte Bilder des kollektiven Bildgedächtnisses durch seine persönliche Sichtweise und Interpretation. Zu seinen Themen gehören Comic-Helden und Cowboys der 1960er und 1970er Jahre in den Serien "Superhero-Series" (seit 2002) und "Na(h)tanz" (2004-2006), politisch konnotierte Motive wie die Bombenleger der "Air Force One, Assistant-Series" (2004-2005), Naturkatastrophen wie von Überschwemmungen zerstörte Häuser (2001-2003), bis hin zu Autounfällen. Zum Thema des Autounfalls entsteht ab 2002 die 25-teilige Bilderserie "It Rocks Us So Hard Ho Ho Ho", zu der auch unser Werk mit einem auf eine Leitplanke gespießten Auto und einem in seine Einzelteile zerlegten Motorrad gehört. Der ganzen Serie gemein ist die Situierung der Unfallszenarien aus aufgespießten und um Pfähle gewickelten Autos, Motorrädern und Lastern in verlassene, mit nur wenigen Gebäuden bevölkerte und in ihrer grauen Tonalität nahezu surrealistisch und luftleer anmutende Räume. Anders als frühere Bilder Skrebers mit entrückten Vorstadtidyllen, modellhaften Architekturen und führerlosen Lokomotiven ist hier das Katastrophale nicht mehr angedeutet, sondern wir sind unausweichlich damit konfrontiert: "Offenbar abgeklärte Bilder von Naturkatastrophen und Autounfällen entwickeln eine ästhetische Anziehungskraft des unterschwellig Makabren, die sich seitens des Betrachters aus unbehaglichen Erinnerungen, Überwältigungsphantasien oder einem Gefühl indirekter Bedrohung speist. Skrebers Werke dringen in einen Zwischenraum vor, in dem die Zeit stillzustehen und die Katastrophe unmittelbar bevorzustehen scheint oder in ihren fatalen Auswirkungen auf die Menschen noch gar nicht absehbar ist – ein Zwischenraum, der sich für den Betrachter als Denkraum öffnet." (zit. nach: Ausst.-Kat. Dirk Skreber. Blutgeschwindigkeit, Staatliche Kunsthalle, Baden Baden, 2008, S. 6). Dem Thema des Unfalls widmen sich in ausschnitthafter Form auch die malerischen Serien der "Killer Wheels" und der "Art Arfons Facing Unforeseen Problems" (seit 2007). Zudem begegnet man im Werk Skrebers Autowracks auch in skulpturaler und gefilmter Form, so beispielsweise in einer Einzelausstellung im Milwaukee Art Museum 2013. Ausgangspunkt und Ergebnis sind hier auf spannungsvolle Weise vereint: Das tatsächliche Wrack und das dokumentarische Video als Grundlage der Malerei werden aus dieser rückübersetzt in Skulptur und Video. Dabei ist das Thema des Autounfalls bekannt von Postwar-Künstlern wie Andy Warhol und seinen seriell gereihten Fotografien von Unfallszenen aus den Nachrichten, von Arnold Odermatts surrealistisch anmutenden Fotografien verdrehter Autowracks bis hin zu John Chamberlains abstrakten Skulpturen aus gepressten Stoßstangen. Seit seinem Abschluss an der Kunstakademie Karlsruhe ist Skreber in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten. Im Jahr 2000 wird sein Werk mit dem Preis der Freunde der Nationalgalerie für junge Kunst, Berlin, gewürdigt. Zudem begleitet eine Vielzahl an Katalogpublikationen das Schaffen Skrebers, unter denen in Bezug auf unser Werk der anlässlich der Ausstellung "Dirk Skreber. It Rocks Us So Hard Ho Ho Ho" im Aspen Art Museum in Colorado und dem Joslyn Art Museum in Omaha (2004/2005) hervorzuheben ist. Zuletzt sind die Arbeiten Skrebers in Einzelausstellungen in der Dirimart Gallery in Istanbul (2015) sowie in diesem Jahr in der Galerie Capitain Petzel in Berlin zu sehen. Dirk Skreber lebt und arbeitet in New York.



317
Dirk Skreber
It Rocks Us So Hard Ho Ho Ho 3, 2002.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inkl. Käuferaufgeld)