Auktion: 490 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 22.11.2019 in München Lot 39

 

39
Josef von Brandt
Dahinjagende Fuhrwerke (Heimkehr vom Markt), Ca. 1905.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Dahinjagende Fuhrwerke (Heimkehr vom Markt). Ca. 1905.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert und bezeichnet "z Warszawy". 51 x 65 cm (20 x 25,5 in).

PROVENIENZ: Galerie Heinemann, München (seit Januar 1906).
Franz Hermann, Graz (1911 beimVorgenannten erworben).
Privatsammlung Hessen.

LITERATUR: Katalog Galerie Heinemann, München Dezember 1906, S.17, Kat.-Nr. 44.
Münchner Maler im 19. Jahrhundert, hrsg. von Horst Ludwig, München 1981, S. 129 (s/w-Abb.).
Józef Brandt 1841-1915, Werkkatalog, hrsg. vom Nationalmuseum Warschau, Warschau 2018, 3 Bde., erschienen anlässlich der gleichnamigen Ausstellung, Warschau 22.6.-30.9.2018, hier: Bd. 2: Malerei, wiss. bearbeitet von Ewa Micke-Broniarek, S. 330, Kat.-Nr. I.294 (m. Farbabb.).



Josef von Brandt wird 1841 im ostpolnischen Szczebrzeszyn bei Lublin geboren. Der Vater ist Arzt, seine Mutter Amateurmalerin. 1858 geht Brandt nach Paris und beginnt zunächst ein Ingenieurstudium, wendet sich aber bald auf Anregung des polnischen Malers Juliusz Kossak der Malerei zu. Er nimmt Unterricht bei Léon Cogniet, Henryk Rodakowski und Kossak. 1860 kehrt Brandt mit Kossak zurück in die Heimat, gemeinsam bereisen sie das östliche Polen und die Ukraine. Auf Anraten seines Onkels, dem Schlachtenmaler Stanislaw Lessel und des befreundeten Malers Józef Simmler zieht Brandt 1863 nach München und wird dort Schüler von Karl von Piloty an der Kunstakademie. Die meiste Zeit studiert und arbeitet er jedoch in den privaten Ateliers der Maler Franz Adam und Theodor Horschelt. Die Sommermonate verbringt Brandt in Oronsko in Polen, ab 1866 unterhält er dort ein eigenes Atelier. In München bildet sich um Josef Brandt ab etwa 1875 ein Künstlerkreis junger, vor allem polnischer Maler, die sogenannte Brandt-Schule. Dazu zählen unter anderem Alfred von Wierusz-Kowalski und Franz Roubaud. Mit seinen Darstellungen von historischen Kosaken- und Tatarenkriegern, Pferdemärkten und Jagdszenen ist Brandt über Jahrzehnte hinweg überaus erfolgreich. Ab Ende der 1870er Jahre sind seine Gemälde regelmäßig auf den Ausstellungen im Pariser Salon und dem Glaspalast in München vertreten.
Neben den berühmten, auf den internationalen Ausstellungen gezeigten Monumentalwerken finden sich zahlreiche kleinere Gemälde in Brandts Œuvre, die das polnische und russische Land- und Kleinstadtleben erzählerisch darstellen. Die Motive dazu findet der Künstler auf seinen alljährlichen Reisen nach Polen, Russland, in die Ukraine, Ungarn und die europäische Türkei. Nicht selten entstehen die Werke direkt in seinem polnischen Sommerhaus in Oronsko.
"Trotz großzügiger Bildanlage und schwungvoller Striche [..] erscheinen [..] getreulichst geschilderte Einzelheiten, die dem Betrachter die Authentizität des Szenariums nahelegen wollen. Überhaupt sind die Bilder Brandts Erzählbilder, die gelesen werden wollen. Die Bilder der [18]80er Jahre unterliegen bei aller Buntheit einzelner hervorblitzender Tupfen, Flecken und Flächen einer Gesamttonalität, bei welcher teils ein grauer, teils ein bräunlicher Basiston den Gesamteindruck bestimmen und die oft dramatische Handlung binden." (Hans-Peter Bühler, Jäger, Kosaken und polnische Reiter, Hildesheim u.a. 1993, S. 108f.).
Ab den 1870er Jahren werden Brandts Gemälde international gehandelt und sind bis nach Nordamerika sehr gefragt. Lange Jahre wird er von der Münchner Galerie Wimmer vertreten, ab dem Jahr 1900 übernimmt die bekannte Galerie Heinemann in München seine Vertretung. 1915 stirbt Josef von Brandt während seines Sommeraufenthalts in Radom. [CB].



39
Josef von Brandt
Dahinjagende Fuhrwerke (Heimkehr vom Markt), Ca. 1905.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inkl. Käuferaufgeld)