34
Carl Ludwig Jessen
Nach der Sturmflut, 1879.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000 Ergebnis:
€ 40.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Nach der Sturmflut. 1879.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso mit alten Etiketten und Metallschildern. 143,5 x 115,5 cm (56,4 x 45,4 in).
PROVENIENZ: Sammlung Emile Nölting (1812-1899), Hamburg (verso zwei Mal mit dem Metallschild der Firma "Emile Nölting & Co, Hamburg" sowie zwei Mal mit dem Sammleretikett, hierauf nummeriert "10").
Privatsammlung Hamburg.
Privatsammlung Süddeutschland (ca. 1975 vom Vorgenannten als Geschenk innerhalb der Familie erhalten).
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso mit alten Etiketten und Metallschildern. 143,5 x 115,5 cm (56,4 x 45,4 in).
PROVENIENZ: Sammlung Emile Nölting (1812-1899), Hamburg (verso zwei Mal mit dem Metallschild der Firma "Emile Nölting & Co, Hamburg" sowie zwei Mal mit dem Sammleretikett, hierauf nummeriert "10").
Privatsammlung Hamburg.
Privatsammlung Süddeutschland (ca. 1975 vom Vorgenannten als Geschenk innerhalb der Familie erhalten).
Der sogenannte “Friesenmaler” Carl Ludwig Jessen macht sich vor allem als Maler von Genrestücken aus der nordfriesischen Bauernkultur einen Namen. Nach einem Studium an der Kopenhagener Kunstakademie (1856-1865), einer Studienreise nach Paris und Italien (1867-1868) sowie mehreren Jahren in Hamburg (1871-1875) zieht es den Künstler wieder in das heimatliche Deezbüll. Hier findet er noch das “alte Friesland” vor, das er in seinen Bildern als Gegenwelt zu der durch Industrialisierung geprägten zeitgenössischen Gesellschaft inszeniert. Bei dem hier vorliegenden Gemälde handelt es sich um eines seiner selteneren Historiengemälde, in dem er ein Stück nordfriesischer Volksgeschichte thematisiert: die große Sturmflut von 1825. Bereits 1634 hatte eine Sturmflut weite Teile der großen Nordseeinsel Strand gefordert. Die Sturmflut von 1825, deren Nachwehen Jessen in seinem monumentalen Werk thematisiert, sollte diese noch übertreffen. Jessen deutet das Ausmaß der Zerstörung subtil durch die Kirchenruine links, die umherliegenden Trümmer, Truhen und Grabsteine sowie nicht zuletzt durch die aufgewühlte See im Hintergrund an. Eindrücklicher jedoch sind die resignierten und trauernden Figuren, die - vor dem Nichts stehend - in ihrer tadellosen Erscheinung ungebrochen kraftvoll wirken. Zentraler Bildgegenstand ist ein goldener Abendmahlskelch, der von einem jungen Pastor triumphierend emporgehoben wird. Bei diesem handelt es sich um den sogenannten “Sturmflutkelch” aus dem 15. Jahrhundert, der eine Stiftung an die Kirche zu Morsum auf Nordstrand durch einen wohlhabenden Einwohner gewesen ist und wundersamerweise nicht nur die Jahrhunderte, sondern auch die beiden großen Sturmfluten überstanden hat. Im Gemälde wird er zum Sinnbild des Überdauerns und des ungebrochenen Lebenswillens der Inselgemeinde. Der Kelch befindet sich noch heute im Nationalmuseum von Kopenhagen.
Carl Ludwig Jessen zeichnet uns hier ein realistisches Geschichtsbild, das seine Vorlage in dem 1836 publizierten Werk “Die Hallig” von Johann Christian Biernatzky findet. Auf kompositorischer Ebene zeigen sich einige Parallelen zur “Hussitenpredigt” von Carl Friedrich Lessing aus dem Jahr 1836, in dessen Zentrum eine ganz ähnliche, pathosgeladene Predigerfigur mit Kelch steht. Dem Thema “Nach der Sturmflut” widmet sich Jessen mehrmals, auch in verschiedenen Formaten. So entsteht 1877 eine zu unserem Motiv ähnliche Fassung, die mit ihrem Breitformat jedoch weniger die Weite des Horizonts mit in die Komposition einbezieht. Eine weitere Bearbeitung des Themas befindet sich im Nordfriesischen Museum im Ludwig-Nissen-Haus in Husum (vgl. Uwe Hauptenthal, Dokumentierte Wirklichkeit. Der norddeutsche Maler Carl Ludwig Jessen, in: Weltkunst 71 [4] (2001), S. 588-590, hier S. 590). Diese Fassung von 1908 zeigt keinen Kelch und rückt damit weniger ein konkretes historisches Ereignis in den Blickpunkt als die Sturmflut als einen Bestandteil der nordfriesischen Lebensrealität. [FS]
Carl Ludwig Jessen zeichnet uns hier ein realistisches Geschichtsbild, das seine Vorlage in dem 1836 publizierten Werk “Die Hallig” von Johann Christian Biernatzky findet. Auf kompositorischer Ebene zeigen sich einige Parallelen zur “Hussitenpredigt” von Carl Friedrich Lessing aus dem Jahr 1836, in dessen Zentrum eine ganz ähnliche, pathosgeladene Predigerfigur mit Kelch steht. Dem Thema “Nach der Sturmflut” widmet sich Jessen mehrmals, auch in verschiedenen Formaten. So entsteht 1877 eine zu unserem Motiv ähnliche Fassung, die mit ihrem Breitformat jedoch weniger die Weite des Horizonts mit in die Komposition einbezieht. Eine weitere Bearbeitung des Themas befindet sich im Nordfriesischen Museum im Ludwig-Nissen-Haus in Husum (vgl. Uwe Hauptenthal, Dokumentierte Wirklichkeit. Der norddeutsche Maler Carl Ludwig Jessen, in: Weltkunst 71 [4] (2001), S. 588-590, hier S. 590). Diese Fassung von 1908 zeigt keinen Kelch und rückt damit weniger ein konkretes historisches Ereignis in den Blickpunkt als die Sturmflut als einen Bestandteil der nordfriesischen Lebensrealität. [FS]
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Carl Ludwig Jessen
Nach der Sturmflut, 1879.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000 Ergebnis:
€ 40.000 (inkl. Käuferaufgeld)
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