Auktion: 484 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 24.05.2019 in München Lot 56

 

56
Hans Thoma
Amor erspäht die Liebenden, 1886.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 30.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Amor erspäht die Liebenden. 1886.
Öl auf Malpappe.
Links unten monogrammiert und datiert. Verso mit handschriftlichen Bezeichnungen und Nummerierungen sowie verschiedenen modernen Etiketten. 50 x 69,5 cm (19,6 x 27,3 in).

PROVENIENZ: Sammlung Generalarzt Johann Veit Solbrig (1843-1915), München.
Fischer, Auktionen, Luzern, Auktion am 16. Juni 1995, Los 2090.
Privatsammlung (vom Vorgenannten erworben).
Sotheby’s London, Auktion 27.6.2007, Los 37.
Privatsammlung Hessen (beim Vorgenannten erworben).

LITERATUR: Henry Thode, Thoma. Des Meisters Gemälde in 874 Abbildungen (Klassiker der Kunst Bd. 15), Stuttgart u. Leipzig 1909, Abb. S. 243 ("Amor als Landschaftsmaler").

Der bei Henry Thode genannte Titel des Werks, "Amor als Landschaftsmaler", trifft nur auf den ersten Blick zu. Dem eigentlichen Thema wird der aufmerksame Betrachter erst auf den zweiten Blick gewahr: Der kleine Amor blickt von einer Anhöhe auf ein bewaldetes Flusstal hinab. In der Ferne sind ein kleines Städtchen sowie ein einsames Gehöft zu erkennen. Der Zeigegestus des geflügelten Liebesgottes verrät, dass er sich ein Ziel in den Menschensiedlungen ausgespäht hat, das er sogleich mit seinem noch auf dem Boden liegenden Bogen und dem bereits gezückten Pfeil anvisieren wird. Sein Ziel ist ein Liebespaar, das sich auf eine im Wald versteckte Bank zurückgezogen hat. Unklar bleibt, ob sich dieses Paar nur wenige Meter links unterhalb seines Beobachterpostens befindet - sein Zeigegestus würde in diesem Fall auf den Herkunftsort des Paares aus der am Horizont liegenden Siedlung verweisen - oder, ob Thoma uns hier gleichsam in einer Vision oder bildhaft projizierten Gedankenblase das weit entfernt liegende Ziel des Amorpfeils nah vor Augen rückt. Spannungsvoll kombiniert der Künstler hier die heimische Landschaft mit mythologischem Bildpersonal. Dabei ist Amor eine gerne gewählte Gestalt, die auch in den Ehebildnissen und Selbstporträts Hans Thomas immer wieder auftaucht. Er steht hier symbolisch für die Macht der Liebe - auch die zur Malerei -, die alles, sogar den Tod, überdauert und damit überwindet. [FS]



56
Hans Thoma
Amor erspäht die Liebenden, 1886.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 30.000

(inkl. Käuferaufgeld)