Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 874

 

874
Max Liebermann
Zwei Reiter in der Allee bei Sakrow, Wohl 1924.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 300.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Zwei Reiter in der Allee bei Sakrow. Wohl 1924.
Öl auf Leinwand.
Vgl. Eberle 1924/ 41. Rechts unten signiert. 63,5 x 75 cm (25 x 29,5 in).
Auf dem Keilrahmen mit dem Stempel von Leopold Hess Berlin, Kunstmaterialien.

Mit einem Gutachten von Prof. Matthias Eberle, Berlin, vom 16. Oktober 2018.

PROVENIENZ: laut Überlieferung Fred Sanford (geb. Fritz Saalfeld), wohl gekauft in Berlin vor 1936.
Elisabeth Sanford (geb. Kaufman, verh. Fleischer), vom Vorgenannten durch Erbschaft.
Eve Peterfreund (1928-2017), vom Vorgenannten durch Erbschaft.

"Darin beruht die Poesie der wahren Malerei: mit den ihren eigenen Ausdrucksmitteln, d.h. mit der Zeichnung und Farbe, das Gefühl von Licht und Luft uns vorzuzaubern." - Zit. nach: Max Liebermann, Die Phantasie in der Malerei. Reden und Schriften, hrsg. von Günter Busch, Frankfurt am Main 1987, S. 91.



Im Alter reist Liebermann nun weniger und zieht sich in privatere Gefilde zurück. Ab jetzt findet er seine Motive in der Nähe seiner Wohnorte, entweder im Tiergarten vor seinem Haus am Pariser Platz oder in der Umgebung seines Sommerhauses in Wannsee. Auch in seinem Spätwerk bleibt die Natur unerschöpfliches Repertoire künstlerischer Formgebung. Noch 1920 ruft er - entgegen den allgemeinen Tendenzen seiner Zeit - zu einem neuen Naturalismus auf, zu einer Kunst, die "etwas von dem Wesen der Tage, die wir durchleben und die uns deshalb mehr angehen als alle anderen Tage" erfasst (zit. nach: Bernd Küster, Max Liebermann. Ein Maler-Leben, Hamburg 1988, S. 200). Bereits in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatte er mit Motiven aus Laren in Holland und in Tiergartenszenen die Lichtreflexe zwischen den Bäumen für seine Malerei entdeckt und dieses Motiv in der Folge immer wieder aufgegriffen. Das durch das Laub der Bäume fleckenhaft einfallende Licht war ein reizvolles koloristisches Element in den Werken der Spätimpressionisten. Max Liebermann hat es, neben Max Slevogt, zu einem bevorzugten Stilmittel seiner städtischen Parklandschaften gemacht. Das große koloristische Können Liebermanns kommt gerade in diesen schlichten Motiven voll zum Tragen, da er sich ganz auf das Farbenspiel des schräg einfallenden Lichtes konzentriert, um es in die Komposition einzubinden. In seinem Spätwerk überwiegen Porträts und Gartendarstellungen, doch kann er sich der Faszination der Allee nicht entziehen. Sie ist und bleibt ein immer wieder aufgegriffenes Motiv in den Landschaftsdarstellungen von Max Liebermann. Unser Gemälde zeigt die Allee bei Sakrow in der Nähe von Potsdam. Die Reiter in der Allee sind hier das kleinste erzählerische Element, die Bildaussage konzentriert sich auf die Wiedergabe der Atmosphäre dieses Sommertages. Die Allee als vom Menschen geordnete Natur bietet dem Künstler spannungsvoll in Szene zu setzende Perspektiven und Fluchten. Das dichte Blätterdach erfasst er summarisch mit gestischen Pinselstrichen und studiert dabei die Licht- und Schattenwirkung. Die unterschiedlichen Lichtszenarien, das Wechselspiel von Licht und Schatten und das durchbrechende flimmernde Sonnenlicht sind Hauptakteure dieser Komposition, in der Max Liebermann sein Naturerlebnis poetisch auf die Leinwand bannt. [SM]



874
Max Liebermann
Zwei Reiter in der Allee bei Sakrow, Wohl 1924.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 300.000

(inkl. Käuferaufgeld)