Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 876

 

876
Günther Uecker
Nagelbaum, 1958.
. Geschweißte Nägel auf Steinsockel montiert
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 287.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Nagelbaum. 1958.
Geschweißte Nägel auf Steinsockel montiert.
Honisch 84. Unikat. Ca. 36 x 47 x 5 cm (14,1 x 18,5 x 1,9 in).

Eine der frühesten Nagelskulpturen - von allergrößter Seltenheit.

Dieses Werk ist im Uecker Archiv registriert unter der Nummer GU.58.031 und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker Werkverzeichnis.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (direkt vom Künstler).

AUSSTELLUNG: Mack - Piene - Uecker, Kestner Gesellschaft Hannover, 1965, Kat.-Nr. 231 (dort 1957 datiert).
Zero - Internationale Künstler-Avantgarde der 50er/60er Jahre, Museum Kunstpalast, Düsseldorf 8.4.-9.7.2006 (Ausst.-Kat. S. 322 mit Abb.).



Günther Uecker wird am 13. März 1930 in Wendorf, Mecklenburg, geboren. Seine künstlerische Ausbildung beginnt Uecker 1949 mit dem Studium der Malerei in Wismar. Seine nächste Station ist die Kunstschule in Berlin-Weißensee, dann geht er 1955 nach Düsseldorf. Dort studiert Uecker bei Otto Pankok an der Kunstakademie, wo er ab 1974 als Lehrer tätig ist. Gegen Ende der 1950er Jahre entstehen dort auch die ersten Nagelbilder.
In diesem Jahr jährt sich die Entstehung der Künstlergruppe "ZERO" zum 60. Mal. "ZERO“ sollte einen Neuanfang der Kunst im Nachkriegsdeutschland markieren und plädiert für eine Gegenbewegung zum deutschen Informel. Im selben Jahr der Gründung dieser für die Avantgarde so wichtigen "ZERO"-Bewegung entsteht auch unser Nagelbaum. 1958 tritt Günther Uecker der Künstlergruppe als Gast bei und wird ab 1961 aktiver "ZERO"-Künstler. Losgelöst vom haltenden Untergrund ist der Nagel hier alleiniges Bildmittel in diesem Werk. Die aneinandergeschweißten Nägel bilden einen Korpus aus reiner Struktur. Durch das dichte Netz von Nägeln wird die Skulptur rhythmisiert und haptisch erfahrbar gemacht. Die vermeintlich chaotische Form schließt sich zu einem Baum aus wildem Geäst zusammen. Das Licht kann durch die Skulptur hindurchfluten, dadurch beginnt sie, sich optisch zu bewegen, gleich dem Wind, der durch die Baumkronen streicht. Man ist gebannt von den unendlichen Seherfahrungen, die diese fein konstruierte Skulptur bietet. Das Werk vollendet sich letztlich in der Betrachtung.
Mit Mack und Piene richtet Uecker 1962 im Amsterdamer Stedelijk Museum und im Palais des Beaux-Arts in Paris einen "Salon de lumière" ein. Weitere Lichtsalons folgen in Krefeld und Frankfurt. Ab Anfang der 1960er Jahre, insbesondere aber ab 1966, nach der Auflösung von "ZERO" und einer letzten gemeinsamen Ausstellung, setzt Günther Uecker Nägel als sein Hauptgestaltungsmittel ein - ein Material, das bis heute im Zentrum seines Schaffens steht. Er beginnt mit der Übernagelung von Möbeln, Musikinstrumenten und Haushaltsgegenständen, kombiniert dann Nägel mit dem Lichtthema und entwickelt so Serien von Lichtnägeln und kinetischen Nägeln. Später bleiben Licht und Strom ein großes Thema, es werden aber auch natürliche Materialien wie Sand und Wasser in Raumkonzepte eingebunden und in einem Zusammenspiel der verschiedenen Elemente zu einem Ereignis von Licht, Raum, Bewegung und Zeit vereint. Günther Ueckers Gesamtwerk umfasst disziplinübergreifend Malerei, Objektkunst, Installationen, aber auch Bühnenbilder und Filme. Er interessiert sich für die osteuropäische Avantgarde der zwanziger und dreißiger Jahre, reist viel, auch mit seinen Studenten, und orientiert sich an asiatischen Kulturen und deren Gedankengut. Sein Werk ist in diversen deutschen Museen und Sammlungen vertreten. Einen Höhepunkt in Ueckers künstlerischem Schaffen bildet der 1998 bis 2000 von ihm gestaltete Andachtsraum im Berliner Reichstagsgebäude. Günther Uecker lebt und arbeitet in Düsseldorf. [SM]



876
Günther Uecker
Nagelbaum, 1958.
. Geschweißte Nägel auf Steinsockel montiert
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 287.500

(inkl. Käuferaufgeld)