Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 808

 

808
Richard Artschwager
Laocoon (Snakefite), 1995.
Mischtechnik. Acryl und Celotex auf Holz
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 106.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Laocoon (Snakefite). 1995.
Mischtechnik. Acryl und Celotex auf Holz.
143 x 208 cm (56,2 x 81,8 in), inklusive Künstlerrahmen. [SM].

PROVENIENZ: Mary Boone Gallery, New York (verso mit dem Galerieetikett).
Privatsammlung USA.

Richard Artschwager wird am 23. Dezember 1923 in Washington D.C. geboren. Seine Kindheit verbringt er in New Mexico. Ab 1941 studiert er Chemie und Mathematik an der Cornell University in Ithaca, New York. 1948 kann er sein naturwissenschaftliches Studium abschließen und besucht im Anschluss dann für zwei Jahre die Amédée Ozenfant Studio School of Fine Arts in New York. In den darauffolgenden Jahren arbeitet Artschwager kurzzeitig als Bankangestellter, betreibt eine kleine Werkstatt und entwirft Möbel. Erst ab 1960 arbeitet er ausschließlich als freischaffender Künstler.
Das Thema der Oberfläche ist in Artschwagers Arbeiten omnipräsent – in den Skulpturen wie auch der Malerei. Für seine Bilder verwendet er Celotex, Hartfaserplatten, die zur Isolierung im Bau verwendet werden. Die raue Oberfläche verleiht den zweidimensionalen Werken eine objekthafte Qualität. Gleichzeitig leistet die grobe Struktur dem Malfluss Widerstand, was der Bildfläche eine Art Rasterung verleiht und an gering aufgelöste Zeitungsfotos oder Fernsehbilder erinnert. Die in Schwarz und Weiß gehaltene Szene verbildlicht den Todeskampf Laokoons und seiner Söhne, die mit Schlangen kämpfen als Strafe für die Warnung vor den Trojanern im Trojanischen Krieg. Die Marmorgruppe wurde 1506 in Rom aufgefunden und erregte damals höchstes Aufsehen. In den folgenden Jahrhunderten war das Kunstwerk Gegenstand zahlreicher Auseinandersetzungen. Bereits 1981 nimmt Artschwager Bezug auf die Figurengruppe in seiner Skulptur „Book III (Laocoon)“. Mit unserer durch ihre Genauigkeit dem amerikanischen Hyper-Realismus nahestehenden Arbeit schafft Artschwager eine Malerei, die den Betrachter reizt, das Bild nicht nur sehend zu erfahren, sondern wie eine Skulptur zu ertasten.
1959 werden Artschwagers Werke in der Art Directions Gallery in New York erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. 1965 findet seine erste Einzelausstellung in der Leo Castelli Gallery in New York statt, bald gefolgt von zahlreichen weiteren, auch internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen, darunter im Solomon R. Guggenheim Museum und im Museum of Modern Art in New York, in der Nationalgalerie in Berlin und in der Londoner Tate Gallery sowie in weiteren namhaften Häusern in Paris, Bordeaux, Basel und Hamburg. 1980 ist Artschwager auf der Biennale in Venedig vertreten, zwischen 1968 und 1992 sind seine Arbeiten zudem auf der Documenta 4, der Documenta 5 und der Documenta 7, 8 und 9 zu sehen. Das Whitney Museum of American Art in New York kuratiert 1988/89 die erste umfassende Retrospektive. Erst ein Jahr vor seinem Tod wird er zum Vollmitglied der National Academy of Design in New York gewählt. Im selben Jahr findet in der Gagosian Gallery in Rom seine letzte Einzelausstellung zu Lebzeiten statt. Am 9. Februar 2013 stirbt Richard Artschwager in Albany/New York. [CE]



808
Richard Artschwager
Laocoon (Snakefite), 1995.
Mischtechnik. Acryl und Celotex auf Holz
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 106.250

(inkl. Käuferaufgeld)