Auktion: 477 / Klassiker des 20. Jahrhunderts II am 07.12.2018 in München Lot 442

 

442
Emil Nolde
Abendliche Marschlandschaft mit Heudiemen, Um 1935/1940.
Aquarell
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Abendliche Marschlandschaft mit Heudiemen. Um 1935/1940.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 34,2 x 47,3 cm (13,4 x 18,6 in) , blattgroß.

Mit einer Fotoexpertise von Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 21. Februar 2009.

PROVENIENZ: Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde (bis 1966).
Galerie Großhennig, Düsseldorf.
Kunsthandlung Alfred Lochte & Co., Hamburg (um 1979-1975).
Privatsammlung Hamburg.
Privatsammlung Süddeutschland.

"Mich sehnte nach hoher, freier Luft, nach herber, starker Schönheit, so wie die Westküste mit ihrer weiten Himmelsspannung und den Wolken über Marschland und Wasser besonders in den rauen Jahreszeiten sie so verschwenderisch gibt."
Emil Nolde, zit. nach: Manfred Reuther, Landschaften, Gärten und Meere - Noldes Schaffen aus der Farbe, S. 125ff, in: A. Husslein-Arco/S. Koja, Emil Nolde. In Glut und Farbe, 2014.

Die unendliche Weite der Marschlandschaft und das kraftvolle Farbspiel der wechselvollen Formationen aus Landschaft und Himmel haben Nolde Zeit seines Lebens beeindruckt und machen heute den besonderen Reiz seiner Aquarelle aus. Gerade in der Technik des Aquarells, in der Nolde zu einer singulären Meisterschaft gelangt ist, lässt sich dieses entgrenzte Landschaftserlebnis durch die verschwimmenden Konturen der Nass-in-Nass-Technik in besonderer Weise künstlerisch umsetzen. Und so sind es gerade diese sanften Übergänge in Kombination mit dem expressiven Kolorit, die die vorliegende Komposition auszeichnen. Im nuancierten Grün der Felder, dem Lila-Blau der Heudiemen und dem glühenden Gelb der untergehenden Sonne hat Nolde diesen flüchtigen Landschaftseindruck auf Papier gebannt und hat sich in der außergewöhnlich exzentrischen Farbgebung des Blattes damit nicht nur von der Gegenstandsfarbe, sondern auch von der Erscheinungsfarbe des Dargestellten emanzipiert. Nolde ist deutlich über das Gesehene hinausgegangen. Die wechselhaften Lichtstimmungen seiner nordfriesischen Heimat haben Nolde zu stets neuen Farbexperimenten inspiriert. Gerade in seinen Landschaftsaquarellen ist Nolde damit zu einer eindrucksvollen Symbiose aus gesehener Naturnähe und gewollter Abstraktion gelangt. [JS]



442
Emil Nolde
Abendliche Marschlandschaft mit Heudiemen, Um 1935/1940.
Aquarell
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inkl. Käuferaufgeld)