Auktion: 477 / Klassiker des 20. Jahrhunderts II am 07.12.2018 in München Lot 481

 

481
Karl Hofer
Akt am Fenster, 1947.
Öl auf Hartfaserplatte
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 62.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Akt am Fenster. 1947.
Öl auf Hartfaserplatte.
Wohlert 2007, mit ganzseitiger Abb. Bd. 1, S. 188. Links unten monogrammiert und datiert. 97,5 x 61 cm (38,3 x 24 in).

PROVENIENZ: Nachlass Hofer (Nr. 223 (?) in der Liste von Kurt Martin, unter dem Titel "Frau mit blondem Haar").
Elisabeth Hofer, Witwe des Künstlers (1957, Wirnitzer-Liste Nr. 171).
Baukunst, Köln.
Witwe Lisbeth Hofer Erben.
Privatbesitz Oberbayern.
Privatbesitz Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: 9. Augsburger Kunstausstellung: Künstler der Ostzone, Schaetzler-Palais, Augsburg August/September 1947, Nr. 124 (Mädchen im Raum).
Kollektivausstellung K. Hofer zu Ehren des Siebzigjährigen. 11. Ausstellung Studio Hessische Sezession, Landesmuseum Kassel in Verbindung mit den Staatlichen Kunstsammlungen, Kassel 19.9.-21.10.1948, Nr. 35 (Frau im Raum).
Carl Hofer, Ausstellung des Kunstvereins Minden, Minden 14.5.-11.6.1950, Nr. 33.
Sonderausstellung Carl Hofer, Märkisches Museum Witten, Museum Bochum, Museum Folkwang Essen, Städtisches Museum Duisburg, Kunstverein Braunschweig, November 1950 - Mai 1951, Nr. 35.
Retrospektiv-Ausstellung Karl Hofer: Ölbilder, Aquarelle, Handzeichnungen, Druckgrafik, Baukunst Köln 20.1.-5.4.1975, Nr. 62.
Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstages von Karl Hofer, 11.10.1878-3.4.1955. Ölbilder der Jahre 1918-1955, Baukunst, Köln 15.9.-4.11.1978, Nr. 77.
Die Figur im Werk von Karl Hofer, Baukunst, Köln 17.9.-31.11.1982, Nr. 34.
Karl Hofer. Wiedergewonnene Verluste. Bilder aus den letzten Jahren, Galerie Andreas Baumgartl, München 27.4.-23.6.2001, mit Abb S. 15.

LITERATUR: Reinhard Müller-Mehlis, Qual und Aufschrei, in Handelsblatt (Düsseldorf), Nr. 91, 11./12. Mai 2001, S. 55.
"Und wenn die Hysteriker Krämpfe kriegen, das Zentralproblem der bildenen Kunst ist und bleibt der Mensch und das Menschliche.."
Karl Hofer, Berlin 1955, zit. nach: Wohlert, Bd. 3, Vorsatztext.

In den Figurenbildern von Karl Hofer wird man heftigen Aktionismus vergeblich suchen. Hofer sah seine Modelle in der ihm eigenen, formal sehr reduzierten Art. Er sucht in der formalen Geschlossenheit seiner Gestalten deren innere Gefühlswelten zu erahnen, indem er sie - wie den nach Ende des Zweiten Weltkrieges entstandenen "Akt am Fenster" - mit einer ausdrucksstarken Melancholie umgibt. So gesehen sind seine Figurenbilder Seelenlandschaften, die in kaum vergleichbarer Virtuosität eine malerische Intention zeigen, die für fast das gesamte malerische Schaffen Hofers charakteristisch ist. Schon früh entscheidet sich Hofer, seinen Gestalten eine realitätsferne Schemenhaftigkeit zu verleihen, die sie von einer sie umgebenden Außenwelt abgrenzt. Hofer ging es in der Vereinfachung der Formen nicht nur um die Reduzierung auf die optisch-prägnante Aussage. Er suchte in seinem vereinfachten Formengut den Ausdruck zu intensivieren, ihm besondere Stimmungswerte zuzuordnen. In der Dualität von Farbe und Form findet er die Antwort: "Doch mit der Farbe und den nur aus ihr entwickelten Formen, die notgedrungen rudimentär ornamental bleiben müssen, ist es nicht getan. Die Farbe ist gewissermaßen das weibliche, die Form das männliche Element, aus der Vereinigung in gegenseitiger Steigerung entsteht das gültige Kunstwerk. Je stärker das innere Gefühl ist, das zur Gestaltung drängt, je heißer die Empfindungen sind, die sichtbar werden wollen, desto unerbittlicher muß die Form sein in der sie Gestalt annehmen [.] Auf der Höhe aber steht das heilig Nüchterne, um einen Ausdruck Hölderlins zu gebrauchen." (Karl Hofer, "Wege der Kunst", in: Ausstellung zeitgenössischer Kunst, Karl Hofer Berlin, Galerie Henning, Halle/Saale 1949, S. 10). [JS]



481
Karl Hofer
Akt am Fenster, 1947.
Öl auf Hartfaserplatte
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 62.500

(inkl. Käuferaufgeld)