Auktion: 474 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 23.11.2018 in München Lot 121

 

121
Rudolf Sieck
Im Chiemseemoor, Um 1930.
Schätzung:
€ 1.000
Ergebnis:
€ 1.125

(inkl. Käuferaufgeld)
Im Chiemseemoor. Um 1930.
Wachstempera auf Holz.
Rechts unten signiert. Verso signiert, betitelt, örtlich bezeichnet "Prien am Chiemsee" sowie nummeriert "261" und technisch bezeichnet. Zudem verschiedene handschriftliche Nummerierungen. 62,6 x 76,7 cm (24,6 x 30,1 in).
[FS].

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Süddeutschland.



Ähnlich wie Joseph Wopfner und Karl Raupp wird Rudolf Sieck zu den sogenannten „Chiemsee-Malern“ gezählt, deren Werke traditionell in vielen Sammlungen und Privathäusern des Inntals, Chiemgaus und Umlands zu finden sind. Darüber hinaus zeichnet sich die Kunst Siecks jedoch durch eine jugendstilhafte Leichtigkeit und Finesse aus. Filigrane Bäume und bunte Blumenwiesen dominieren das Schaffen des Malers, der bereits in frühester Kindheit durch seine schriftstellerisch tätigen Eltern mit der Welt der Schönen Künste in Berührung kommt. Geboren im April 1877 in Rosenheim schlägt der junge Rudolf Sieck zunächst eine kaufmännische Laufbahn ein, die er jedoch, nach eigener Aussage, schlagartig beendet, nachdem er mehr zufällig als absichtlich im Jahr 1897 in Basel in eine Arnold-Böcklin-Ausstellung gerät. Nach seiner Kündigung siedelt Sieck nach München über, um sich an der Kunstgewerbeschule zu immatrikulieren und Maler zu werden. Sein Umzug in die Schellingstraße 101/II führt in mitten hinein in die Schwabinger Bohème der Jahrhundertwendezeit. Neben Karikaturen und einiger gebrauchsgraphischer Aufträge der Rosenheimer Kunstmühle kann Sieck sich als ernstzunehmender Künstler in München rasch etablieren. Bereits im Jahr 1902 finden seine Werke Eingang in die Münchner Jahres-Ausstellung im Glaspalast, die er auch in den Folgejahren stetig beliefert. Seine Mitgliedschaft in verschiedenen Künstlergemeinschaften wie der „Luitpoldgruppe“ oder dem „Künstlerbund Bayern“, allesamt aus dem Umkreis der Münchner „Secession“, bringen ihn in Kontakt mit Wassily Kandinsky und Alfred Kubin, mit denen zusammen er an der IX. „Phalanx“-Ausstellung im Januar 1904 teilnimmt. Die erste Einzelausstellung widmet ihm im selben Jahr die Münchner Kunsthandlung Krause. Trotz seines wirtschaftlichen Erfolgs achtet Sieck auf zeitlebens auf eine gewisse Distanz zu den Mechanismen des offiziellen Kunstbetriebs und pflegte stets seine Rolle als etwas verschrobener Naturbursch. Bekenntnisse zu weltanschaulichen oder politischen Absichten in seiner Kunst vermeidet er stets. Doch seine Kunst zwischen Realismus und Stilismus überzeugt auch ohne kämpferische Wirkungsabsichten und bringt ihm um 1905 die Mitarbeit bei den stilbildenden Zeitschriften „Simplicissimus“ und „Jugend“ ein. Es folgen Reisen an den Bodensee und nach Italien. Ein einträgliches Zubrot erwirtschaftet Sieck zudem durch seine über 40 Jahre hinweg andauernde Tätigkeit als Porzellanmaler für die Manufaktur Nymphenburg. 1913 siedelt er nach Pinswang im Chiemgau über und wird Mitglied der Künstlervereinigung „Die Welle“. Dennoch bleibt er zeitlebens der Münchner Kunstwelt eng verbunden, wie auch seine Mitgliedschaft in der Neuen Münchner Secession und die erneute Teilnahme an den Glaspalastausstellung ab 1920 belegen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten erhält Sieck zahlreiche Ehrungen und Würdigungen, wie die Hessische Staatsmedaille und das Bundesverdienstkreuz. 1957 stirbt Rudolf Sieck in München. Beigesetzt wird er bei Pinswang in der Nähe seines Wohnhauses.



121
Rudolf Sieck
Im Chiemseemoor, Um 1930.
Schätzung:
€ 1.000
Ergebnis:
€ 1.125

(inkl. Käuferaufgeld)