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692
Alexej von Jawlensky
Gelbe Häuser, 1909.
Öl
Schätzung:
€ 250.000 Ergebnis:
€ 287.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Gelbe Häuser. 1909.
Öl auf Malkarton.
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 264. Links unten signiert. Verso signiert, datiert und bezeichnet "N 19.". 53,5 x 49,5 cm (21 x 19,4 in).
Verso mit einem bisher unbekannten, unvollendeten und nicht freigelegten Porträt von Helene Nesnakomoff, der jungen Geliebten und späteren Frau des Künstlers, mit Turban. Jawlensky lebte mit seiner Lebensgefährtin und künstlerischen Weggefährtin Marianne von Werefkin und Helene in einer jahrzehntelangen Dreierbeziehung.
Wir danken Frau Angelica Jawlensky Bianconi, Alexej von Jawlensky-Archiv S.A., für die wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Wohl Karl Im Obersteg, Basel (ab Juli 1933 als Leihgabe).
Dr. Staebli, Davos (im September 1933 direkt vom Künstler erworben; laut Eintragung von Lisa Kümmel im Verkaufsbuch des Künstlers).
Galerie Aenne Abels, Köln.
Siegfried Adler, Köln/Montagnola (wohl Mitte der 1950er-Jahre vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Wiesbaden (von den Vorfahren des heutigen Eigentümers vor 1957 vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Moderne Kunst aus Wiesbadener Privatbesitz, Städtisches Museum, Wiesbaden 10.7.-25.8.1957, Kat.-Nr. 70.
Jawlensky. Form, Farbe, Fertigung, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf September 1957; Hamburger Kunstverein, Hamburg Oktober/November 1957; Kunsthalle Bremen, Dezember 1957 - Januar 1958, Nr. 17.
Alexej Jawlensky, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart Februar/März 1958; Städtische Kunsthalle, Mannheim 22.3.-20.4.1958, Kat.-Nr. 20.
Alexej von Jawlensky, Städtisches Museum, Wiesbaden März - Mai 1964, Kat.-Nr. 10.
Alexej von Jawlensky, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München Juli - September 1964, Kat.-Nr. 47.
Alexej von Jawlensky, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main September/Oktober 1967; Hamburger Kunstverein, Hamburg Oktober - Dezember 1967, Kat.-Nr. 78, mit Farbabb.
Jawlensky. Meine liebe Galka!, Museum Wiesbaden, 23.10.2004-13.3.2005, Abb. S. 39.
LITERATUR: Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köln 1959, Nr. 536, mit ganzseitiger Farbabb. S. 68.
Wolf Dieter Dube, The expressionists, London 1972, Nr. 87, mit Abb.
“Ich fing an etwas zu malen, um mit Farben auszudrücken, was mir die Natur soufflierte. In harter Arbeit und mit größter Spannung fand ich nach und nach die richtigen Farben und Formen, um auszudrücken, was mein geistiges Ich verlangte.”
Alexej von Jawlensky, Lebenserinnerungen 1937.
"Gesichter sind für mich nur Hinweise, um in ihnen anderes zu sehen: das Leben der Farbe, erfasst von einem Leidenschaftlichen, einem Verliebten"
Alexej von Jawlensky, zit. nach: C. Weiler, 1970, Nr. 1, o. S.
Öl auf Malkarton.
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 264. Links unten signiert. Verso signiert, datiert und bezeichnet "N 19.". 53,5 x 49,5 cm (21 x 19,4 in).
Verso mit einem bisher unbekannten, unvollendeten und nicht freigelegten Porträt von Helene Nesnakomoff, der jungen Geliebten und späteren Frau des Künstlers, mit Turban. Jawlensky lebte mit seiner Lebensgefährtin und künstlerischen Weggefährtin Marianne von Werefkin und Helene in einer jahrzehntelangen Dreierbeziehung.
Wir danken Frau Angelica Jawlensky Bianconi, Alexej von Jawlensky-Archiv S.A., für die wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Wohl Karl Im Obersteg, Basel (ab Juli 1933 als Leihgabe).
Dr. Staebli, Davos (im September 1933 direkt vom Künstler erworben; laut Eintragung von Lisa Kümmel im Verkaufsbuch des Künstlers).
Galerie Aenne Abels, Köln.
Siegfried Adler, Köln/Montagnola (wohl Mitte der 1950er-Jahre vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Wiesbaden (von den Vorfahren des heutigen Eigentümers vor 1957 vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Moderne Kunst aus Wiesbadener Privatbesitz, Städtisches Museum, Wiesbaden 10.7.-25.8.1957, Kat.-Nr. 70.
Jawlensky. Form, Farbe, Fertigung, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf September 1957; Hamburger Kunstverein, Hamburg Oktober/November 1957; Kunsthalle Bremen, Dezember 1957 - Januar 1958, Nr. 17.
Alexej Jawlensky, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart Februar/März 1958; Städtische Kunsthalle, Mannheim 22.3.-20.4.1958, Kat.-Nr. 20.
Alexej von Jawlensky, Städtisches Museum, Wiesbaden März - Mai 1964, Kat.-Nr. 10.
Alexej von Jawlensky, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München Juli - September 1964, Kat.-Nr. 47.
Alexej von Jawlensky, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main September/Oktober 1967; Hamburger Kunstverein, Hamburg Oktober - Dezember 1967, Kat.-Nr. 78, mit Farbabb.
Jawlensky. Meine liebe Galka!, Museum Wiesbaden, 23.10.2004-13.3.2005, Abb. S. 39.
LITERATUR: Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köln 1959, Nr. 536, mit ganzseitiger Farbabb. S. 68.
Wolf Dieter Dube, The expressionists, London 1972, Nr. 87, mit Abb.
“Ich fing an etwas zu malen, um mit Farben auszudrücken, was mir die Natur soufflierte. In harter Arbeit und mit größter Spannung fand ich nach und nach die richtigen Farben und Formen, um auszudrücken, was mein geistiges Ich verlangte.”
Alexej von Jawlensky, Lebenserinnerungen 1937.
"Gesichter sind für mich nur Hinweise, um in ihnen anderes zu sehen: das Leben der Farbe, erfasst von einem Leidenschaftlichen, einem Verliebten"
Alexej von Jawlensky, zit. nach: C. Weiler, 1970, Nr. 1, o. S.
Bereits kurz nachdem Alexej von Jawlensky sich 1896 zusammen mit Marianne von Werefkin in München niedergelassen hatte, lernt er seinen späteren künstlerischen Weggefährten Wassily Kandinsky kennen. Im Sommer 1908 arbeitet er mit Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München", zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. Im Dezember desselben Jahres findet in München die erste Ausstellung der Gruppe statt. Zwei Jahre später wird der "Blaue Reiter" als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. Dies ist der bedeutende kunsthistorische Kontext, in den unser Gemälde "Gelbe Häuser" einzuordnen ist, welches Jawlensky im Gründungsjahr der "Neuen Künstlervereinigung" und während seines zweiten Sommeraufenthaltes in Murnau mit seinen Künstlerfreunden Kandinsky, Münter und Werefkin geschaffen hat.
Gabriele Münter hatte im selben Jahr auf Anraten Kandinskys dort ihr berühmtes Haus gekauft und den beschaulichen Ort am Staffelsee zu ihrem neuen künstlerischen Mittelpunkt erklärt. Auch Jawlensky findet hier zwischen Staffelsee und Murnauer Moos 1909 zu einer neuen, gesteigerten Farbigkeit, für die das Gemälde "Gelbe Häuser" ein kraftvolles Beispiel liefert. Leuchtendes Morgen- oder Abendlicht lässt die helle Hauswand eines Murnauer Bauernhauses geradezu in surrealer Kulissenhaftigkeit erstrahlen und setzt diese in klaren Kontrast zum Blau des Himmels und der Straße. "Gelbe Häuser" dokumentiert eindrucksvoll Jawlenskys Loslösung von der Gegenstandsfarbe und seine vorrangige Konzentration auf die simultane Wirkung leuchtender Farbpartien. Nicht das Haus als solches, sondern die Farbigkeit der vorgefundenen Szenerie, den geradezu bis hin zu einer abstrakten Farbwirkung gesteigerten Kontrast aus gelben und blauen Farbwerten hat Jawlensky zum eigentlichen Protagonisten der vorliegenden Arbeit erklärt.
Andere malerische Zeugnisse von Jawlenskys zweitem Murnauaufenthalt, in denen der Künstler das Dorf und die umgebende Landschaft festgehalten hat, befinden sich heute unter anderem in der Sammlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, und des Sprengel Museums, Hannover.
Eine ganz besondere Neuentdeckung stellt allerdings das unvollendete Porträt von Helene Nesnakomoff mit Turban (1881-1965), der späteren Ehefrau Jawlenskys auf der Rückseite dar. Helene, die der Künstler bereits 1895 bei einem Besuch auf dem Gut von Marianne von Werefkins Vater kennenlernt,entstammt einer mit der Familie Werefkin bekannten Kaufmannsfamilie und wurde Marianne von Werefkin als Hausdame anvertraut. Als Jawlensky und Werefkin 1896 nach München übersiedeln, bezieht Helene Nesnakomoff mit den beiden Künstlern die Wohnung in der Giselastraße 23, in der sie gemeinsam bis 1914 leben. Helene wird bald zur jungen Geliebten des Künstlers und bringt am 18. Januar 1902 den gemeinsamen Sohn Andreas zur Welt, der den Sommer 1908 und 1909 - in dem das Gemälde "Gelbe Häuser" entstanden ist - ebenfalls mit seinen Eltern und Marianne von Werefkin in Murnau verbringt. Jawlenskys unvollendetes Porträt auf der heutigen Rückseite der "Gelben Häuser" überzeugt also nicht nur durch die geheimnisvolle Exzentrik der Darstellung, die an Jawlenskys 1909 entstandene, berühmte Porträts des Tänzers Alexander Sacharoff erinnert, sondern ist darüber hinaus ein künstlerisches Zeugnis dieser berühmten Ménage-à-trois, die spätestens Ende 1919, mit dem Vorhaben des Künstlers Helene zu heiraten, zu verstärkten Konflikten zwischen Jawlensky und Werefkin führt. Erst 1921, als Jawlensky mit seiner Familie wieder nach München zurückkehrt, kommt es aber zur definitiven Trennung von Marianne von Werefkin, die sicherlich aus dieser Enttäuschung heraus schrieb: "Die Liebe ist eine gefährliche Sache, besonders in den Händen Jawlenskys." Bereits im Folgejahr heiratet Jawlensky schließlich in Wiesbaden Helene, die dem Künstler auch während seiner schweren Krankheit bis zu seinem Tod im Jahr 1941 aufopferungsvoll zur Seite steht. Und so hat Jawlensky am Ende seiner 1937 diktierten Lebenserinnerungen festgehalten: "Ich bin meiner lieben Frau sehr dankbar, die mich in den langen Jahren meiner Krankheit mit Geduld pflegte." Ein bekanntes, ein Jahr später entstandenes Porträt von Helene mit buntem Turban befindet sich heute in der Sammlung des Salomon R. Guggenheim Museum, New York. [JS]
Gabriele Münter hatte im selben Jahr auf Anraten Kandinskys dort ihr berühmtes Haus gekauft und den beschaulichen Ort am Staffelsee zu ihrem neuen künstlerischen Mittelpunkt erklärt. Auch Jawlensky findet hier zwischen Staffelsee und Murnauer Moos 1909 zu einer neuen, gesteigerten Farbigkeit, für die das Gemälde "Gelbe Häuser" ein kraftvolles Beispiel liefert. Leuchtendes Morgen- oder Abendlicht lässt die helle Hauswand eines Murnauer Bauernhauses geradezu in surrealer Kulissenhaftigkeit erstrahlen und setzt diese in klaren Kontrast zum Blau des Himmels und der Straße. "Gelbe Häuser" dokumentiert eindrucksvoll Jawlenskys Loslösung von der Gegenstandsfarbe und seine vorrangige Konzentration auf die simultane Wirkung leuchtender Farbpartien. Nicht das Haus als solches, sondern die Farbigkeit der vorgefundenen Szenerie, den geradezu bis hin zu einer abstrakten Farbwirkung gesteigerten Kontrast aus gelben und blauen Farbwerten hat Jawlensky zum eigentlichen Protagonisten der vorliegenden Arbeit erklärt.
Andere malerische Zeugnisse von Jawlenskys zweitem Murnauaufenthalt, in denen der Künstler das Dorf und die umgebende Landschaft festgehalten hat, befinden sich heute unter anderem in der Sammlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, und des Sprengel Museums, Hannover.
Eine ganz besondere Neuentdeckung stellt allerdings das unvollendete Porträt von Helene Nesnakomoff mit Turban (1881-1965), der späteren Ehefrau Jawlenskys auf der Rückseite dar. Helene, die der Künstler bereits 1895 bei einem Besuch auf dem Gut von Marianne von Werefkins Vater kennenlernt,entstammt einer mit der Familie Werefkin bekannten Kaufmannsfamilie und wurde Marianne von Werefkin als Hausdame anvertraut. Als Jawlensky und Werefkin 1896 nach München übersiedeln, bezieht Helene Nesnakomoff mit den beiden Künstlern die Wohnung in der Giselastraße 23, in der sie gemeinsam bis 1914 leben. Helene wird bald zur jungen Geliebten des Künstlers und bringt am 18. Januar 1902 den gemeinsamen Sohn Andreas zur Welt, der den Sommer 1908 und 1909 - in dem das Gemälde "Gelbe Häuser" entstanden ist - ebenfalls mit seinen Eltern und Marianne von Werefkin in Murnau verbringt. Jawlenskys unvollendetes Porträt auf der heutigen Rückseite der "Gelben Häuser" überzeugt also nicht nur durch die geheimnisvolle Exzentrik der Darstellung, die an Jawlenskys 1909 entstandene, berühmte Porträts des Tänzers Alexander Sacharoff erinnert, sondern ist darüber hinaus ein künstlerisches Zeugnis dieser berühmten Ménage-à-trois, die spätestens Ende 1919, mit dem Vorhaben des Künstlers Helene zu heiraten, zu verstärkten Konflikten zwischen Jawlensky und Werefkin führt. Erst 1921, als Jawlensky mit seiner Familie wieder nach München zurückkehrt, kommt es aber zur definitiven Trennung von Marianne von Werefkin, die sicherlich aus dieser Enttäuschung heraus schrieb: "Die Liebe ist eine gefährliche Sache, besonders in den Händen Jawlenskys." Bereits im Folgejahr heiratet Jawlensky schließlich in Wiesbaden Helene, die dem Künstler auch während seiner schweren Krankheit bis zu seinem Tod im Jahr 1941 aufopferungsvoll zur Seite steht. Und so hat Jawlensky am Ende seiner 1937 diktierten Lebenserinnerungen festgehalten: "Ich bin meiner lieben Frau sehr dankbar, die mich in den langen Jahren meiner Krankheit mit Geduld pflegte." Ein bekanntes, ein Jahr später entstandenes Porträt von Helene mit buntem Turban befindet sich heute in der Sammlung des Salomon R. Guggenheim Museum, New York. [JS]
692
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