Auktion: 468 / Klassische Moderne I am 09.06.2018 in München Lot 745

 

745
Hermann Max Pechstein
Am Ostseestrand, 1954.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Am Ostseestrand. 1954.
Öl auf Leinwand.
Soika 1954/2. Rechts unten monogrammiert (ligiert) und datiert. Verso signiert, datiert und betitelt. 75 x 60 cm (29,5 x 23,6 in).

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Deutschland.

AUSSTELLUNG: Max Pechstein. Spendhaus, Reutlingen März 1955, ohne Katalog. Maschinenschriftliche Ausstellungsliste, Archiv Pechstein, Nr. 36.
30 Jahre BBK. Ausstellung des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins, Staatliche Kunsthalle, Berlin 14.5.–15.6.1980, Kat.-Nr. 272 mit Farbabb. 23.

"Ich zeichnete und malte die Dünen, das Meer, die Wellenlinien, die Wogenkämme, den schäumenden Gischt, die rudernden, gegen die Elemente ankämpfenden, über den Strand trottenden, Netze flickenden oder im Rettungsboot dahinjagenden Fischer und ihre Frauen und Mädchen beim Bad auf überflutetem Küstensand, die ruhenden Kähne mit ihren steilen Masten, Wolken und Sturm. Meine Kunst, die Arbeit als Fischerknecht und die damit verbundenen Freuden liessen sich nicht voneinander trennen."
Hermann Max Pechstein, zit. nach. Pechstein, Erinnerungen 1960, S. 37, in: Peter Thurmann. Max Pechstein - Ein Expressionist aus Leidenschaft. Retrospektive, S. 21, 2010

In Reminiszenz an die Ostseeaufenthalte vor und nach dem Ersten Weltkrieg malt Pechstein in den letzten Jahren seines Schaffens viele der damals erarbeiteten Motive aus der Erinnerung. Es ist ein Zusammenfassen der optischen Eindrücke, die Pechstein in sich trug. So kommt es zu den ungewöhnlichen Farben – fernab jener Natureindrücke, die er vorher gemalt hatte – denen Pechstein in diesen späten Gemälden eine besondere Stelle einräumt und die in ihrer expressiven Aussage an lange vorher Verwirklichtes erinnern. Das einsame Fischerboot war ein bevorzugtes Motiv, das Max Pechstein öfter gemalt hat. Hier in einer Version, die fast gänzlich auf einen naturnahen Bezug verzichtet und rein auf den Farben Gelb und Blau aufgebaut ist. Max Pechstein, der sich der Abstraktion in seinen Werken verweigerte, nimmt, zumindest was die Farbe anbelangt, die Auseinandersetzung auf und gestaltet so eine imaginäre Landschaft, die in ihrer Naturnähe nur noch scheinbar real zu verstehen ist. Begrenzte Farbflächen sind ein Zugeständnis an die Moderne der Nachkriegszeit, von der sich viele Künstler der älteren Generation überfordert fühlten. Die Unwirklichkeit der Szene mit ihren versatzstückhaften Bildelementen ist das Ergebnis einer Sehweise, wie sie viele Arbeiten der Spätzeit von Max Pechstein auszeichnet. [KD/SM]



745
Hermann Max Pechstein
Am Ostseestrand, 1954.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)