Der gebürtige Berliner Arthur Kampf nimmt 1879 sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie auf. Als Meisterschüler des Historienmalers Peter Janssen lernt er hier durch die lebendige Individualisierung der Figuren und einen bestechenden Blick fürs Detail Bilder von hoher naturalistischer Eindrücklichkeit zu schaffen. Neben der Historienmalerei, die Kampf den meisten Ruhm einträgt und ihn während beider Weltkriege zu einer Schlüsselfigur der deutschen Kunstlandschaft werden lässt, widmet sich dieser auch der Porträtkunst. Reale Persönlichkeiten und Typen erachtet Kampf gleichermaßen als bildwürdig: Bei unserem Gemälde ist es eine junge Frau von nordeuropäischer Blässe, die durch das locker über das blonde Haar gelegte Tuch und den ornamentbestickten, goldgelben Mantel eine exotische Aura erhält. Die unbekannte Dame erscheint in ihrer, vielleicht an eine orientalische Kurtisane erinnernden Aufmachung, das bekannte Mädchen von Nebenan und vage Traumgestalt zugleich zu sein. Dabei erwecken der malerische Duktus, der Glanz der Augen und der Haut einen besonderen Eindruck der Unmittelbarkeit und Berührbarkeit der Dargestellten. Spürbar sind hier die bis 1898 erfolgten Studienreisen Kampfs nach Belgien, Frankreich, Holland, Italien und Spanien, vor allem der dort kopierten Werke von Velaszquez. Mit diesem Meister des spanischen Barock teilt Kampf die Fähigkeit mit wenigen, oft nur angedeuteten Pinselstrichen eine hohe körperliche Präsenz zu schaffen, die den zweidimensionalen Bildraum mit nahezu greifbarer Lebendigkeit füllt. [FS].