820
Asger Jorn
C'est dans l'air, 1965.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 212.500 (inkl. Käuferaufgeld)
C'est dans l'air. 1965.
Öl auf Leinwand.
Atkins 1611. Verso auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt. 95 x 127 cm (37,4 x 50 in).
Wir danken Herrn Lucas Haberkorn, Museum Jorn Silkeborg, für die freundliche Auskunft.
Mit einer Expertise von Guy Atkins, Asger Jorn Foundation, vom 19.11.1975.
PROVENIENZ: Privatsammlung Rheinland (wohl um 1975 im Kunsthandel erworben).
AUSSTELLUNG: Galerie Rive Gauche, Paris 1965.
Galleria D´Arte Sianesi, Mailand.
Galleria La Medusa, Rom.
„Die Kunst ist die Einladung zu einer Energieverschwendung ohne festes Ziel, ungeachtet dessen, was der Betrachter selbst beitragen kann. Das ist reine Verschwendungssucht. Der künstlerische Wert ist im Gegensatz zum Nutzwert, der zukunftsweisende Wert, wie er in einem Akt der Provokation die Aufwertung des Menschen selbst bewirkt.“
Asger Jorn, „Gedanken eines Künstlers“, München 1966
Öl auf Leinwand.
Atkins 1611. Verso auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt. 95 x 127 cm (37,4 x 50 in).
Wir danken Herrn Lucas Haberkorn, Museum Jorn Silkeborg, für die freundliche Auskunft.
Mit einer Expertise von Guy Atkins, Asger Jorn Foundation, vom 19.11.1975.
PROVENIENZ: Privatsammlung Rheinland (wohl um 1975 im Kunsthandel erworben).
AUSSTELLUNG: Galerie Rive Gauche, Paris 1965.
Galleria D´Arte Sianesi, Mailand.
Galleria La Medusa, Rom.
„Die Kunst ist die Einladung zu einer Energieverschwendung ohne festes Ziel, ungeachtet dessen, was der Betrachter selbst beitragen kann. Das ist reine Verschwendungssucht. Der künstlerische Wert ist im Gegensatz zum Nutzwert, der zukunftsweisende Wert, wie er in einem Akt der Provokation die Aufwertung des Menschen selbst bewirkt.“
Asger Jorn, „Gedanken eines Künstlers“, München 1966
Mitte der 60er Jahre lagen für die Künstlerinnen und Künstler in den Cafés der Metropolen und den Ateliers der umliegenden Quartiere Fragen, die das Gesellschaftliche oder Politische betrafen längst in der Luft. Die Position des Künstlers in der Gesellschaft war nicht länger nur als eine randständige zu diskutieren. Immer mehr und immer genauer äußerten sie sich, bezogen Stellung zu ihrem Tun und mischten sich in die „Tagespolitik“ ein. Die entscheidende Frage war, wie die Differenz zwischen Kunst und Leben zu überwinden sei, wie beides zusammen gebracht werden könnte. Für Jorn war das längst keine Frage mehr. Auch wenn er sich im Spalt zwischen Leben und Kunst wie wenige andere umherschweifend aufzuhalten schien, so war doch seine Entscheidung zugunsten einer „Modernisierung“ der Malerei alles andere als ein Bekenntnis zur illustrierenden Folklore einer Tradition.
Ende 1965 hatte Jorn in München sein monumentales Werk „Am Anfang war das Bild“, heute in der Canica Collection, Norwegen, vollendet. Malerei mit der Anspielung auf Ewigkeit und der Dimension einer Wand (200 x 300 cm). Im Salon de Mai 1966 in Paris sollte es seinen ersten großen Auftritt haben – ein europäisches Bild im „amerikanischen Format“. Nach Jorns maßgeblichen Engagements in der Internationale Situationniste zwischen 1957 und 1961, den als Infragestellungen von Malerei getarnten Bildrecherchen der „Modifications“ und „Luxury Paintings“ sowie der Gründung des „Institut für vergleichenden Vandalismus“, mit einem auf 30 Bände angelegten Buchprojekt zur Kunst des europäischen Nordens von der Steinzeit bis ins Mittelalter, hatte sich Jorn 1965 wieder vermehrt der Arbeit im Atelier zugewandt.
„C’est dans l’air“ ist ein exemplarisches Gemälde dieser Zeit. Die Sprache, in der die Titel verfasst sind, verraten oft, an welchem Ort, in welchem Land, die Bilder vollendet wurden. Und tatsächlich sind die oft poetischen Titel schwungvoll und doch gut lesbar in verdünnter Ölfarbe geschrieben auf den Rückseiten der Leinwände eingesickert. Ob „C’est dans l’air“ tatsächlich mit dem deutschen Idiom „es liegt etwas in der Luft“ zu übersetzen wäre, liegt bereits im Assoziationsspiel der Betrachter. Die Malerei, der luftige Farbauftrag, der Farbklang in seinen Rot- Gelb-, Grün- und Blautönen und mit einigen wenigen schwarzen Akzenten lässt aber keinen Zweifel darüber aufkommen, in welcher Gesellschaft sich dieses Bild in Jorns Gesamtwerk wiederfindet. Zwischen dem großartigen „Im Flügelschlag der Schwäne“ von 1963, heute im Stedelijk Museum Amsterdam, und dem späten Bild von 1970/71 „Die Gedanken sind frei“ lässt Jorn der Imagination des Betrachters freien Lauf. Das sich die Bildfigur in der Mitte – wenn wir sie als Nils Holgersson-artiges Wesen lesen wollen – vor allem über ihr „in der Luft sein“ definiert, ist genauso möglich wie die „the world from above“-Sicht, die die Menschen mit all ihrem Wollen und Streben doch reichlich lächerlich erscheinen lässt.
„C’est dans l’air“ ist ein Fest der Malerei, entwickelt „den puren Sog der Farbigkeit, ein rhapsodisches Jetzt, ohne Bewusstsein in Bezug auf das Vergangene und gleichgültig gegenüber dem was kommt.“ (Andreas Neufert) Jorn schreibt in „Gedanken eines Künstlers“
Ende 1965 hatte Jorn in München sein monumentales Werk „Am Anfang war das Bild“, heute in der Canica Collection, Norwegen, vollendet. Malerei mit der Anspielung auf Ewigkeit und der Dimension einer Wand (200 x 300 cm). Im Salon de Mai 1966 in Paris sollte es seinen ersten großen Auftritt haben – ein europäisches Bild im „amerikanischen Format“. Nach Jorns maßgeblichen Engagements in der Internationale Situationniste zwischen 1957 und 1961, den als Infragestellungen von Malerei getarnten Bildrecherchen der „Modifications“ und „Luxury Paintings“ sowie der Gründung des „Institut für vergleichenden Vandalismus“, mit einem auf 30 Bände angelegten Buchprojekt zur Kunst des europäischen Nordens von der Steinzeit bis ins Mittelalter, hatte sich Jorn 1965 wieder vermehrt der Arbeit im Atelier zugewandt.
„C’est dans l’air“ ist ein exemplarisches Gemälde dieser Zeit. Die Sprache, in der die Titel verfasst sind, verraten oft, an welchem Ort, in welchem Land, die Bilder vollendet wurden. Und tatsächlich sind die oft poetischen Titel schwungvoll und doch gut lesbar in verdünnter Ölfarbe geschrieben auf den Rückseiten der Leinwände eingesickert. Ob „C’est dans l’air“ tatsächlich mit dem deutschen Idiom „es liegt etwas in der Luft“ zu übersetzen wäre, liegt bereits im Assoziationsspiel der Betrachter. Die Malerei, der luftige Farbauftrag, der Farbklang in seinen Rot- Gelb-, Grün- und Blautönen und mit einigen wenigen schwarzen Akzenten lässt aber keinen Zweifel darüber aufkommen, in welcher Gesellschaft sich dieses Bild in Jorns Gesamtwerk wiederfindet. Zwischen dem großartigen „Im Flügelschlag der Schwäne“ von 1963, heute im Stedelijk Museum Amsterdam, und dem späten Bild von 1970/71 „Die Gedanken sind frei“ lässt Jorn der Imagination des Betrachters freien Lauf. Das sich die Bildfigur in der Mitte – wenn wir sie als Nils Holgersson-artiges Wesen lesen wollen – vor allem über ihr „in der Luft sein“ definiert, ist genauso möglich wie die „the world from above“-Sicht, die die Menschen mit all ihrem Wollen und Streben doch reichlich lächerlich erscheinen lässt.
„C’est dans l’air“ ist ein Fest der Malerei, entwickelt „den puren Sog der Farbigkeit, ein rhapsodisches Jetzt, ohne Bewusstsein in Bezug auf das Vergangene und gleichgültig gegenüber dem was kommt.“ (Andreas Neufert) Jorn schreibt in „Gedanken eines Künstlers“
820
Asger Jorn
C'est dans l'air, 1965.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 212.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Ihre Lieblingskünstler im Blick!
- Neue Angebote sofort per E-Mail erhalten
- Exklusive Informationen zu kommenden Auktionen und Veranstaltungen
- Kostenlos und unverbindlich